Apnoe-Passion Praxis: Tieftauchtraining mit Oberflächenboje

Vielleicht das ausrüstungstechnisch umfangreichste Thema beim Freitauchen, nicht nur für Ausbilder

In Deutschland gibt es nur ein Tauchzentrum mit 20 Meter Wassertiefe, ein weiteres bietet 10 Meter. So ist das Tieftauchausbildung und das Training überwiegend nur in Seen möglich und dafür kommt eine Oberflächenboje zum Einsatz. Je nach Durchmesser der runden Boje können sich 4 – 6 Taucher an den Handschlaufen festhalten, zum Ausruhen oder zur Vorbereitung eines Abstiegs.

Verschiedene Hersteller mit Fokus auf die Freitauchszene haben eine Oberflächenboje im Programm. Die Preise variieren zwischen etwa € 75,- bis € 150,-. Sie werden in leuchtendem Rot oder Gelb angeboten, um den Tauchspot deutlich zu markieren. Bootsfahrer, Windsurfer und SUP Benutzer sollen frühzeitig darauf aufmerksam gemacht werden, Abstand zu halten. Zu manchen Bojen wird zusätzlich eine internationale Taucherflagge angeboten, was die Abstandswarnung bei bewegtem Wasser optimiert.

Das Volumen einer Oberflächenboje für 4 Taucher, dem Klassiker fürs Freitauchen, unterscheidet sich bei den verschiedenen Herstellern kaum. Eine ringförmige Blase mit Ventil zum Befüllen und einem Schnellablass kleidet das Innere der Boje aus. In der Mitte ist ausreichend Platz für das Grundseil mit Grundgewicht, Grundplatte, eine wasserdichte Box für Autoschlüssel und Smartphone. Und es stört nicht, wenn zu längeren Tauchsessions ein paar Getränke mit verstaut werden können.

Unterschiede gibt es bei der Ausstattung der Oberflächenboje, von der Erreichbarkeit der Ventile, dem Angebot von D-Ringen am Außenring zwischen den Halteschlaufen und anderen Kleinigkeiten. Vor dem ersten Einsatz muss auf jeden Fall noch zuhause das Befüllen der Blase getestet werden. Man kann sie mit dem Mund aufblasen, das ist bei dem Volumen durchaus mühsam. Gerätetaucher sind im Vorteil, mit dem Inflator ihres Jackets kann die Pressluftflasche zum Aufblasen genutzt werden. Das Flaschenventil aber nur wenig öffnen, damit nicht zu rasch der komplette Füllzustand erreicht wird. Eigentlich kann die Oberflächenboje dauerhaft einsatzbereit gefüllt bleiben, dem spricht nichts dagegen.

Der Auftrieb einer Boje reicht aus, einen Taucher zu tragen. Das kann hilfreich sein, muss aus irgendeinem Grund auf diese Weise ein Buddy zurück ans Ufer gebracht werden. Nur selten sind Ufer nah schon die gewünschten Tauchtiefen zu finden und der Rückweg kann dann weit werden. Wer einen Scooter besitzt, kann das Schleppen der Oberflächenboje zum Tauchspot schneller und entspannter abhandeln. Ein Tipp dazu, eine weitere kleine Boje mitnehmen, die mit einem Seil von etwa 7 Meter Länge an der Trainingsboje angehängt wird, an der wartet dann der Scooter auf die Rückfahrt und hängt nicht den Tauchern unmittelbar im Weg.

Die Sache mit der Tiefe

Ein wichtiges Hilfsmittel den geeigneten Ort zur Installation der Oberflächenboje sicher zu identifizieren, ist ein mobiles Echolot wie das HONDEX PS-7, über das ich hier berichte.

Die Sache mit den Knoten

Als Tauchlehrerin lernte ich einige Knoten, ein durchaus wichtiges Thema. So gibt es auch einen besonderen Knoten, mit dem das Grundseil am D-Ring unter der Oberflächenboje so verknüpft wird, dass eine Längenänderung relativ unkompliziert möglich ist. Es geht aber einfacher mit einem  mechanischen Hilfsmittel, dem Pulling System von OCTOPUS Feeddiving https://www.octopusfreediving.com/collections/xl-pulling-systems/products/blue-xl-pulling-system .

Dazu wird ein kurzes Band mit zwei Karabinern unter der Oberflächenboje eingehängt, daran das Pulling System befestigt, durch das das Grundseil läuft. So gleitet das Seil stufenlos in die Tiefe, auf Zug automatisch gebremst. Beim Einholen arretiert das Seil immer dann, wenn der Zugweg des Tauchers ausgeschöpft ist und die Hände neu ansetzen müssen. Eleganter geht’s wirklich nicht.

Die Sache mit dem Seil

Erst mit dem Seil in die Tiefe, an dem geradlinig abgetaucht wird, macht eine Oberflächenboje Sinn. Kaufen Sie das nicht im Baumarkt, hier verweise ich auf etablierte auf das Freitauchen spezialisierte (Online)Shops. Der Durchmesser eines Grundseils liegt zwischen 10 und 12 mm, die Farbe Weiß oder Gelb ist Standard. Das Material des Seils darf nicht zu elastisch sein, denn das würde individuell angebrachte Tiefenmarkierungen verfälschen.

Tiefenmarkierungen helfen optisch zu kontrollieren ohne Blick auf den Tauchcomputer, dass der auf Effizienz ausgelegte Tauchgang nicht aus dem entspannten Rhythmus kommt. Sie sind eine Sache für den Kopf für jene, denen das gut tut und im Training weiterhilft. Werden Tiefenmarkierungen am Seil vorbereitet, dann sollte es dabei nass sein und auf Zug gehalten. Ob zur Markierung farbige Klebebänder, wasserfeste Marker oder beschriftbare Klebebänder in weiß oder silber verwendet werden, das überlasse ich zunächst Ihnen.

Werden Farbcodes verwendet, so gibt es dafür keine einheitliche Norm. Das heißt, jeder ist frei sich da was auszudenken. Und dann muss man sich selbst verinnerlichen und den Buddy oder Schüler die Tiefenreihenfolge der Farbringe abfragegerecht einprägen lassen. Aber das ist nur für das eigene Seil gültig, anderes Seil, andere Regeln. Also am besten, nur eine Farbe und Ringe, die je 5 Meter um einen weiteren ergänzt werden. Fünf Ringe stehen für 25 Meter.

Die Sache mit dem Lanyard

Um von der Oberflächenboje am Seil in die Tiefe zu verschwinden, muss eine sichere Verbindung zur Nabelschnur Grundseil hergestellt werden. In der Fotoserie deutlich gemacht, bin ich nach 12 Sekunden kaum noch erkennbar, hin zu einer Zieltiefe von 13 Metern. Das Lanyard bewirkt, dass ich mich in einem Radius von einem Meter vom Grundseil entfernt befinde und falls es einen Zwischenfall gibt, der Sicherungstaucher mich zielgerichtet findet und an die Oberfläche bringt.

Es wird oft unterschätzt, wie schnell ein Apnoetaucher in der Tiefe den Sicherungstauchern aus den Augen verloren geht. Im See viel schneller als im Meer, aber auch dort sind visuelle Grenzen gesetzt. Tieftauchen ohne Lanyard ist schlicht ein No Go.

Und was ist nun ein Lanyard fürs Freitauchen? Es besteht aus 4 Komponenten. Meist ein Armband mit Klettflächen, daran ein kleinen Karabiner mit Notentriegelung, um das mit ihm verbundene ummantelte Stahlseil (meist 1 Meter Länge) im Notfall schnell abzutrennen und einem großen Karabiner, der zum Grundseil die Verbindung herstellt. Alternativ gibt es auch Gürtel, an denen anstatt am Handgelenk ein Lanyard befestigt werden kann.

Und ganz klar, der Sicherungstaucher begleitet ab etwa der halben Tauchtiefe den Aufstieg zur Oberfläche und kontrolliert dort noch die Kondition des Tauchers, auch wenn er ein deutliches OK gegeben hat.

Noch ein Tipp bei eingeschränkter Sicht. Wenn der Sicherungstaucher schon längst den Sichtkontakt verloren hat, weiß er nicht, wann der Aufstieg eingeleitet wurde. Deshalb soll der Taucher in der Tiefe am Grundseil einmal kräftig ziehen, geht es wieder nach oben, der Sicherungstaucher hat eine Hand am Seil und kann das Entgegentauchen beginnen.

Die Sache mit der Grundplatte

Die Grundplatte markiert die Maximaltiefe am Ende des Grundseils unter der Oberflächenboje. Sie ist eine runde Scheibe, meist aus weißem Kunststoff. Es gibt aber auch „abgehobene“ Platten aus Metall in unterschiedlichsten Farben eloxiert. Unterschiedlich gestaltete Grundplatten bieten vorbereitete Möglichkeiten zur Befestigung einer Actioncam und/oder von Kunststoffkärtchen, die bei Wettbewerben zum Beweis der erreichten Tiefe mit nach oben gebracht werden müssen.

Eigentlich soll im Normalfall die Grundplatte verhindern, dass tiefer getaucht wird, als im Team zum Ziel gesetzt wurde. Das Lanyard stoppt dann den Abstieg. Aber es kann sich dann doch noch eine brenzlige Situation entwickeln, wenn sich das Lanyard unter der Grundplatte verwickelt, denn da hängt ja noch das Grundblei.

Deshalb ist mein Grundseil mit einem Stopper ausgerüstet, der einen Meter über der Grundplatte, also entsprechend der Länge des Lanyards, das weitere Abtauchen verhindert. Hier habe ich einen Tennisball aufgefädelt. Den gibt’s so nicht in den Shops.

Die Sache mit dem Grundgewicht

Ohne Grundgewicht ist der Einsatz einer Oberflächenboje nicht möglich. Am Ende des Seils, das senkrecht in die Tiefe führt, hängen Bleigewichte an einem speziell dafür angefertigtem Gurt. Meist reichen 8 kg für das Abtauchen mit dem Kopf voran und mit eigener Flossenkraft. Will man sich ohne Flossen am Seil in die Tiefe ziehen, dann sind 10 bis 12 kg ein Richtwert.

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Petra Ney