Apnoe-Passion Praxis: Welcher Antrieb darfs sein – die Wahl der Flossen

Flossen allein genügt nicht, das Thema ist umfangreicher, als man anfangs denkt

Die Ausrüstung von Freitauchern unterscheidet sich von Gerätetauchern oder Schnorchlern am deutlichsten an den Flossen. Sie sind sichtbar länger, haben generell ein geschlossenes Fußteil und werden aus unterschiedlichen Materialien gefertigt. Welche Flossen sind die richtigen für mich, welche Unterschiede gibt es und sind die teuersten auch gleichzeitig die besten Antriebe, auf diese Fragen gibt Freedive Tauchlehrerin Petra Ney Antworten aus Ausbildersicht.

Bei manchen Freitaucher/innen haben sich über die Zeit mehr als nur ein Paar Flossen angesammelt, schaut man in ihren Ausrüstungsvorrat. Mit dem ersten Paar fing alles ganz harmlos an, angeschafft für die Ausbildung. Da wollte man zu eher günstigen Angeboten greifen, zu so genannten Einsteigermodellen, denn ob das Apnoetauchen so viel Spaß machen würde, wie erhofft, das sollte sich erst einmal herausstellen.

Grundsätzlich begrüße ich die Idee der Tauchsportindustrie, die Freitaucher kompetent ausstattet, günstige Einsteigermodelle anzubieten. Denn mit diesen Flossen im Apnoedesign hat man viel mehr Spaß von Anfang an und lernt schon bei der Ausbildung, die langen Flossenblätter richtig zu führen. Werden Bein und Fuß nicht korrekt gerade ausgerichtet, kommen sich die langen Blätter hier und da in die Quere, der flüssige und kraftsparende Bewegungsablauf, den das Apnoetauchen auszeichnet, kommt aus dem Ruder. Das kostet dann Kraft und verbraucht mehr Sauerstoff, Tiefen oder Strecken werden dem eigentlich konditionell möglichen Ziel entsprechend verfehlt.

Ein Wort generell zur Ausrüstung von Freitauchschülern. Ich rate von Anfang an, in geeignetes Equipment zu investieren. Vor Kaufentscheidungen berate ich ausführlich und kann auch Equipment direkt anbieten. Dazu ist Verleihequipment in gängigen Größen verfügbar. Wie ich immer wieder als Zaungast von Freitauchausbildungen miterlebte, sind Schüler mit Gerätetauch- oder Schnorchelflossen im Wasser. Oft dazu mit einem Gerätetauchanzug bekleidet. Das ist eher kontraproduktiv, zwar billig, aber so ausgerüstet kann der Funke zum Freitauchen hin nicht wirklich  überspringen.

Aber welche Flossen sollen es denn werden für den Anfang? Eine geschickte Lösung bieten Modelle, bei denen das Flossenblatt am Fußteil ausgetauscht werden kann. Ein gut passendes Fußteil ist schon die halbe Miete, bei der Effizienz des Apnoeantriebs. Deshalb sollte an erster Stelle die Passform des Fußteils, das wesentlich mehr als nur ein Gummischuh ist, ermittelt werden. Jeder Hersteller hat seine eigenen Formen und wie bei Schuhen auch, ist eine Größe 40 bei Hersteller A nicht identisch passend wie bei Hersteller B. Und Füße sind auch nicht austauschbar gleich. Da darf man gerade bei Flossen fürs Freitauchen keine Kompromisse eingehen.

Mittlerweile liefern Hersteller wie Cressi mit jedem Paar Flossen Einlegesohlen mit, die falls nötig, den Sitz und die Passform optimieren. Andere Labels bieten das als Extra an, was aber noch nicht so richtig bei den möglichen Kunden angekommen ist. Beim ganzen Thema fällt aber immer unter den Tisch, dass man nur in den seltensten Fällen barfuß taucht, sprich Neoprensocken kommen mit ins Spiel. Diese gibt es in unterschiedlichen Materialstärken, angefangen bei 1,5 mm. Also muss die Passform des Fußteils mit Neoprensocken beurteilt werden. Und das geht wirklich nicht online, da ist die Beratung und Anpassung beim Fachhändler das A und O. Abgesehen davon, es wird ja nicht nur in wohltemperierten Tauchcentern dem Apnoesport nachgegangen, da gibt es Seen und Flüsse, in die man eintauchen möchte. Und da ist das Wasser frischer bis kalt und ohne Socken ist der Spaß schnell zuende.

Höre ich da Rotes Meer oder andere tropische Ziele, die fürs Freediving sehr reizvoll sind? Und generell, wie bekomme ich mein Equipment an den Tauchspot, hier, am Mittelmeer oder mit dem Flugzeug erreicht? Diesem Thema widme ich einen eigenen Artikel.

Widmen wir uns jetzt den unterschiedlichen Flossenblättern. Sie werden aus Kunststoff gefertigt, Fiberglas oder Carbon.

Für den Anfang sind Flossenblätter aus Kunststoff die absolut richtige Wahl, aber nicht nur für den Anfang. Cressi hat hier meiner Meinung nach mit der GARA MODULAR IMPULSE die idealen Flossen Ende 2019 auf den Markt gebracht, die eigentlich alle User begeistern, beim sportlichen Einsatz wie auch beim Freitauchen im Meer. Da ist viel Anwender Know How umgesetzt worden, ein optimiertes Produkt zu entwickeln. Die Details zur IMPULSE sind im Testbericht nachzulesen. Grundsätzlich nehmen Flossen mit Kunststoffblatt viel weniger übel, als die Fiberglas- oder Carbon Blätter. Schaue ich nach  längerem Trainingseinsatz in verschiedenen Becken und Tauchcenter auf meine Salvimar und Cressi Flossen, dann haben sie Gebrauchsspuren. Zum Teil deutliche. Aber es sind nur Schönheitsfehler, die den Einsatz nicht beeinträchtigen. Da wären teurere Blätter wohl schon gescheitert und hätten sich mit Bruchschäden im Becken verabschiedet.

Preislich sind Flossen mit Kunststoffblatt allgemein die günstigsten. Aber darauf achten, dass das Flossenblatt am Fußteil ausgetauscht werden kann. Es gibt natürlich günstige Angebote, die den Austausch des Blattes nicht zulassen. Das ist dann rasch unterm Strich teuer gekauft.

Fiberglas und Carbon

sind materialbedingt und vom Aufwand bei der Herstellung deutlich teurer. Das sind Flossen für fortgeschrittene Freitaucher, die ehrgeizige Ziele im Becken beim Streckentauchen verfolgen oder beim Tieftauchen im Freiwasser. Was diese Flossen gar nicht gern haben, sind harte Kontakte, etwa bei der Wende beim Streckentauchen. Wer da nicht den bestmöglichen, ich sage besser, den perfekten Ablauf im Griff hat, der das Flossenblatt nicht stresst, sollte vor dem Upgrade in die Rolexklasse erst einmal abwarten. Ein Paar Carbonflossen unterm Arm machen sicher Eindruck, aber ohne umfangreiche Trainingserfahrung wird kein Kick zu höheren Leistungen bei Strecke und Tiefe zu erwarten sein. Da ist die Strecke das Maß aller Dinge, die Tiefe erschließt sich mit dem unterstützenden Freefall von selbst – macht der Druckausgleich mit – hier ist der Aufstieg eher die Frage der Flossenperformance. Ich habe natürlich auch Fiberglasflossen im Equipment, mein Buddy hat Carbonflossen extra, beide sehen kein Schwimmbecken nur zum Spaß. Also kurz gesagt, diese speziellen Flossen sind nicht wirklich alltagtauglich. Wer mit ihnen warm geworden ist, mit ihnen im gesamten Bewegungsablauf bestens kommuniziert, den bringen sie ein Stück weiter.

Fazit

Flossen für Freitaucher sind ein komplexes Thema. Beim Einkauf irgendwo hingreifen oder anklicken befriedigt nur den momentanen Kaufreiz. Was dann an die Füße kommt, da muss man durch. Und vielfach ist das Erfolgserlebnis auf den Moment vor dem ersten Einsatz reduziert. Deshalb mein Rat, sich bei der Freitauchschule vorab informieren, Testangebote nutzen, beim fachlich versierten Shop kaufen. Dann passt alles von Anfang an.

 

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Petra Ney