Cressi hat sich wieder Gedanken zum Design einer Apnoemaske gemacht und mit der ATOM ein innovatives Produkt vorgestellt. Nachdem die CALIBRO mit dem FOG STOP System schon längere Zeit unsere Freitauchaktivitäten begleitet und die MINIMA lediglich neu aufgelegt wurde, stellt sich für uns die Frage, ob die ATOM zur neuen Nummer 1 in unserer Ausrüstung wird.
Gegen die CALIBRO im Test anzutreten ist keine leichte Sache, denn auf dieses Maskenmodell entfallen weit über 250 Trainings- und Tauchtage, die nie irgendwelche Ideen zur Optimierung des Produkts aufkommen ließen. Aber weil wir auf die ATOM schon lange gespannt waren, musste sie gerade ausgepackt gleich bei unserem Apnoetraining zeigen, welche neuen Features sie mitbringt.
Ganz klar, am auffallendsten sind die seitlichen Vertiefungen am Nasenerker, die erlauben mit den Fingern auch die Nasenflügel kleinerer Nasen zum Druckausgleich zu erreichen. Im direkten Vergleich mit der CALIBRO bietet die ATOM tatsächlich auch für „normalgroße Nasen“ einen verbesserten Zugriff. Außen vor bleiben aber dicke Finger und dicke Handschuhe. Alles hat eben seine Grenzen.
Ein konsequent reduziertes Innenvolumen war Entwicklungsziel bei der ATOM, deshalb gibt es hier kein FOG STOP System, wie es die CALIBRO zum erweiterten Schutz gegen das Beschlagen der Gläser hat. Ausprobiert: Konsequent wurde vor dem ersten Einsatz der ATOM darauf verzichtet, die üblichen Maßnahmen zu ergreifen, um die Innenseiten der Gläser von Produktionsrückständen (Silikondämpfe) zu reinigen, die bei neuen Masken das Beschlagen enorm beschleunigen. Das Ergebnis ist sehr zufriedenstellend, nach Vorbehandlung mit dem üblichen Antibeschlagmittel von Cressi sind die Gläser über einen langen Zeitraum völlig transparent.
Im direkten Vergleich erscheint auch das Kopfband verändert. Haptisch ist es nicht ganz so flexibel, am Hinterkopf ist ein kräftiger CRESSI Schriftzug aufgebracht. An dieser Stelle ist das Band etwas härter, erleichtert aber das rasche Aufsetzen der Maske. Die seitliche Öffnung im Kopfband ist auch verändert, weiter nach hinten verschoben. Viele Freitaucher nutzen diese Öffnung im Maskenband, um dort den Schnorchel durchzuführen und zu sichern. Das ist entsprechend bei der ATOM eher nicht mehr so gut möglich.
Um das Innenvolumen der ATOM deutlich zu reduzieren, optimiert für die Verwendung als hochwertige Apnoemaske, mussten konstruktiv verschiedene Lösungen gefunden werden. Hier steht der Verzicht auf einen starren Rahmen im Vordergrund. Damit der Maskenkörper stabil gehalten werden kann, wird insgesamt eine etwas härtere Silikonmischung verwendet, was haptisch rund um die Gläserrahmen feststellbar ist, besonders deutlich in Höhe der Nasenwurzel über dem Nasenerker. Hier ist im Silikon noch ein unsichtbares Kunststoffteil eingegossen. Auf den Tragekomfort hat das keinen Einfluss.
Das etwas härtere Silikon der ATOM verringert im direkten Vergleich die Anpassungsfähigkeit an unterschiedlichste Gesichtsformen, wie sie die CALIBRO bietet. Die Auflageflächen, gemessen an Höhe und Breite, sind identisch, deren weicheres Silikon bietet jedoch mehr Spielraum bei der Bedienung verschiedenster User.
Im praktischen Einsatz haben wir das selbst beobachtet, die Buddy ist mit der Passform rundum zufrieden. Ich selbst muss bewusst darauf achten, die ATOM wirklich korrekt auf dem Gesicht auszurichten, damit sie entlang der Auflagefläche unter der Nase immer dicht sitzt. Beim Trockentest fällt das nicht auf, da hält sie bombenfest, kommt Bewegung dazu und Veränderungen in der Gesichtsoberfläche, kann sich das bei größeren Gesichtern verändern.
Die strikte Reduktion des Innenvolumens bringt natürlich auch die Augen näher an die Maskengläser, weshalb der Blickwinkel bei der ATOM trotz kleinerer Gläser nahezu identisch ist zu den wesentlich größeren Scheiben der CALIBRO.
Druckausgleich
Ganz klar erleichtern Masken mit geringstem Innenvolumen das Tieftauchen, denn es muss dem zunehmenden Wasserdruck nur wenig wertvolle Luft entgegengesetzt werden, um Barotraumen im Gesicht und den Augen zu verhindern. Das leistet die ATOM auf jeden Fall. Dass die tieferen Eingriffe neben den Nasenflügeln einen entscheidenden Einfluss auf den generellen Druckausgleich haben, das muss differenziert betrachtet werden.
Wer bislang Schwierigkeiten hatte, beim Einsatz der verwendeten Maske, mit den Fingern die Nasenflügel ausreichend zu verschließen, um den klassischen Valsalva Druckausgleich durchzuführen, kommt mit der ATOM an dieser Stelle einen Schritt weiter. Nichts desto trotz muss generell an der persönlichen Druckausgleichstechnik gearbeitet und trainiert werden, denn soll es tiefer als 18, 20 Meter gehen, ist spätestens dann das Frenzel – Verfahren anzuwenden.
Keine Schwergewichte, eher Feinkost
Zu den Schwergewichten zählen beide Masken keinesfalls, die ATOM bringt 130 Gramm auf die Waage, die CALIBRO 150 Gramm. Beide sind Feinkost, rechne ich spaßeshalber ihren Preis um, wie im Supermarkt, kämen 100 g ATOM für € 53,00 in die Tüte, die 100 g CALIBRO werden € 39,00 an der Kasse eingescannt. Wenn es ein bisschen mehr sein darf, kostet nach unverbindlicher Preisempfehlung die ATOM € 69,99, die CALIBRO € 59,99.
Fazit
Die ATOM hat sich spontan in den Kreis der Produkte des Markts integriert, der sich schon lange ausschließlich der Ausstattung von engagierten Freitauchern widmet. Der vereinfachte Zugriff auf die Nasenflügel zum Druckausgleich ist ein Alleinstellungsmerkmal, das möglicherweise bei Taucherinnen besonders punktet. Design und Verarbeitung sind wie immer bei CRESSI hochwertig. Detailliert sind alle relevanten Punkte im Text ausgeführt. Ob die ATOM nun die neue Nummer 1 in unserem Freitauchequipment wird, beantworten wir so: Bis jetzt hatten wir keine Wahl, angepasst an Freitauchaktivitäten eine Maske im Equipmentpool auszuwählen. Das hat sich nun geändert.
Petra Ney & Michael Goldschmidt
UWW / CRESSI