Praxis: Zerreißprobe im falschen Moment und keine passenden Ersatzteile zur Hand

Masken-, Computer- und Fersenband können in Sekunden wieder eins werden, aber nicht als Endlösung

Hand aufs Herz, haben Sie als Sporttaucher in Ihrer Equipment Tasche klassische Ersatzteile eingepackt, die zumindest angerissene Masken-, Computer- oder Fersenbänder rasch auszutauschen erlauben? Ich behaupte nein und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit würde ich eine Wette darauf auch gewinnen.

Es gibt keine Garantie, dass sogar ein erst vor kurzem angeschafftes Teil der Ausrüstung, das durch elastische Bänder mit Ihnen sicher verbunden sein soll, einen anderen Weg geht. Da sind die auf Dehnbarkeit ausgelegten Bänder unscheinbar die wichtigsten Player im Tauchspiel und zugleich die unbeachtetsten.

Wann schauen Sie mal – und das in regelmäßigen Abständen – intensiv auf die Bänder Ihrer Maske, der Flossen oder des Computers? Naja, wohl eher nie. Diese Schlüsselprodukte führen ein Schattendasein, bis der Problemfall eintritt.

Ich definiere einen Problemfall als Zustand vor dem Supergau. Vor der Totalkatastrophe wird tatsächlich und wohl eher zufällig entdeckt, dass ein Masken-, Computer- oder Fersenband eine kritische Macke bekommen hat, die die weitere Stabilität und Verwendungsfähigkeit enorm in Frage stellt.

Und ich denke, dass es da keinen verantwortungsvollen Sporttaucher gibt, der das Wissen um ein erkanntes technisches Problem ignoriert und das Risiko eingeht, trotzdem seine Unterwasseraktivität zu starten.

Eigentlich kein Problem, wären  passende Ersatzteile zur Hand. Aber alles hält ewig, auch und vor allem bei einer Tauchsportaurüstung. Sporttaucher haben im Gegensatz zu technischen Tauchern nicht das entsprechende Feingefühl in ihrer Ausbildung vermittelt bekommen, dass gängige Ersatzteile das A und O sind im Equipment. Und eben auch die Überprüfung der primär gefährdeten Bänder.

Spielen wir mal den Problemfall durch: Es wird erkannt, dass ein Masken-, Computer- oder Fersenband einen Riss zeigt. Noch kein Totalschaden, aber auf dem Weg dorthin. Ein Austauschteil ist nicht greifbar und ich gebe zu, dass ich ein Computerarmband auch noch nie im Fundus der Ersatzteile  hatte, jetzt aber schon.

Für einen in der eigenen Verantwortung stehenden Zeitraum und in Abhängigkeit der Größe des Defekts am Band kann nun ein Sekundenkleber wahre Wunder vollbringen. Bei einem Maskenband und einem Computerarmband habe ich diese Reparatur durchgeführt und anschließend eine Reihe von Taucheinsätzen folgen lassen. Nicht, weil ich darauf setzte, dass der Kleber alle Probleme für die Zukunft gelöst hätte, ich musste schlicht auf die Originalersatzteile warten.

Mit Erhalt der Ersatzteile wurden alle Komponenten ausgetauscht, Reset auf neu. Die intensive Untersuchung der geklebten Risse ergab interessante Ergebnisse. Beim Maskenband war der Zusammenhalt einseitig – der kleine Einriss wurde auch nur von einer Seite behandelt. Insgesamt machte die Klebestelle einen stabilen Eindruck.

Beim Computerarmband, dessen größerer Einriss von beiden Seiten mit dem Sekundenkleber fixiert worden war, ergab sich ein beeindruckender Zusammenhalt. Aber, weil der Kleber keine elastische Wirkung hat, konnte im angrenzenden Bereich des Armbands wegen Überlastung (mangelnde Gesamtelastizität) ein sich neu entwickelnder Anriss erkannt werden.

Bei einem Flossenband wäre ich sehr vorsichtig, wie beschrieben zu verfahren. Ich würde allenfalls einen kleinen Anriss mit Sekundenkleber fixieren, keinen bereits erkennbaren größeren Schaden. Auch Fußtaschen von Schnorchelflossen können entsprechend repariert werden. Allerdings ist es möglich, dass die Klebestelle eine raue Oberfläche bekommt und dann am Fuß reibt. Ein Paar neue Schnorchelflossen behebt das Problem.

Unterm Strich ist ein Sekundenkleber ein schneller Helfer, besser wäre ohne Wenn und Aber auch als Sporttaucher relevante Ersatzteile mitzuführen. Da ist selbständiges und verantwortungsbewusstes Handling gefragt. Und im Fall des Falles ist sofort passender Ersatz zur Hand.

Und wie wäre es, ein komplett gerissenes Band mit Sekundenkleber wieder verwendbar zu machen? Das wäre letztlich keine gute Idee, außer man hat seinen festen Wohnsitz in Nordkorea.

Egal, wo man sich in einem Ersatzteile – Notfall gerade befindet, die Reise dorthin war wahrscheinlich nicht billig, aber mit Blick auf die Tauchausrüstung eher schlecht vorbereitet und es wurde an der falschen Stelle gespart.

 

Noch ein paar Nachgedanken

International oder auch nur europäisch wurde und wird durchgesetzt, dass gemeinsame Normen das Leben der Verbraucher und die Produktionsstandards der Industrie vereinfachen. Dass etwa in Zukunft für alle Mobiltelefone der gleiche Stecker für das Ladekabel passen muss, ist nur ein Beispiel vieler bereits realisierter Normen. Das wäre doch auch etwas, das für die Tauchsportindustrie greifen könnte. Armbänder für Computer, Bänder für Masken und Flossen in identischen Breiten bzw. Befestigungspunkten am Computergehäuse. Das mal so als Idee für die nahe Zukunft.

 

Michael Goldschmidt
Studio UWW

 

Anmerkung: Der in der Illustration gezeigte Sekundenkleber steht als Beispiel für alle am Markt erhältlichen und thematisch geeigneten Produkte.