Im Eröffnungssommer sind entlang eines verkürzten Rundgangs im MEERESMUSEUM neue Ausstellungen und erste Aquarien in der Katharinenhalle zu sehen. Besucher zahlen zunächst nur die Hälfte des regulären Eintrittspreises.
Gemeinsam mit der Bundesratspräsidentin und Ministerpräsidentin für Mecklenburg-Vorpommern Manuela Schwesig und dem Oberbürgermeister der Hansestadt Stralsund Dr. Alexander Badrow begrüßten die Direktoren des Deutschen Meeresmuseums Prof. Dr. Burkard Baschek und Andreas Tanschus am 17. Juli die ersten Gäste im MEERESMUSEUM. Nach fast vierjähriger Modernisierung erwartet Besucher nun ein traditionsreiches und zugleich modernes Ausstellungshaus mit vielen Neuerungen und alten Bekannten.
Der letzte Umbau des Museums lag fast ein halbes Jahrhundert zurück. Seit November 2020 fanden deshalb umfassende Modernisierungsarbeiten statt. Ziel war es, die Ausstellungen und Aquarien zeitgemäß zu überarbeiten und den Ansprüchen an Barrierefreiheit im gesamten Rundgang, an Energieeffizienz und Modernität gerecht zu werden.
Nach der Modernisierung verfügt das MEERESMUSEUM über eine Nutzfläche von 7500 Quadratmetern. Ein neu gestalteter geräumigerer Eingangsbereich erstreckt sich vom früheren Forum über den überdachten Westhof mit Museumsshop bis hin zum Westportal der Kirchenhalle. Hier empfängt die imposante multimediale Inszenierung einer Jagd auf einen Sardinenschwarm die Gäste. Der nachfolgende Ausstellungsrundgang im MEERESMUSEUM widmet sich der Entwicklung des Lebens aus dem Meer und seiner Vielfalt, beleuchtet die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Meer und zeigt Strategien für nachhaltige Fischerei auf. Neue luftige Vitrinenbänder ziehen sich wie sanfte Wellen über zwei Etagen. Im Obergeschoss zeichnen detailgetreu nachempfundene Lebensräume mit präparierten und modellierten Tieren den Weg von der Antarktis bis zur Arktis nach. Eine gut 15 Meter lange Biodiversitätswand würdigt die oft unterschätzte Artenvielfalt der wirbellosen Meerestiere wie Kraken, Quallen und Krebse. Besonders beliebte Objekte, etwa die Lederschildkröte „Marlene“, der fünf Meter hohe originale Korallenriffpfeiler aus dem Roten Meer und das berühmte Finnwalskelett im Chor sind weiterhin zu sehen. Der Globus aus dem ehemaligen Eingangsbereich wird nun für eine digitale Bespielung mit meereskundlichen Themen genutzt.
Das freitragende Stabwerk der oberen Ausstellungsebenen im MEERESMUSEUM erhielt bis zu 14 Meter lange Öffnungen für die Installation von originalgroßen Modellen von Meerestieren. Der Figurenbauer Peter Ardelt aus Dresden fertigte beeindruckende Nachbildungen von Haien, Delfinen und einem Brydewal an. Das größte Modell ist mit zehn Metern Länge ein Walhai, der über anderen verschiedenen Hai-Arten unter dem Gewölbe schwebt.
„Mit unseren neuen Ausstellungen und Aquarien im MEERESMUSEUM möchten wir die Faszination der Unterwasserwelt auf moderne und auch vertraute Weise in den Fokus rücken“, sagt Museumsdirektor Prof. Burkard Baschek. „Hinter vielen Exponaten verbergen sich spannende Geschichten und die originalgetreu nachempfundenen Lebensräume veranschaulichen die facettenreichen Formen und Farben der Meere. Das MEERESMUSEUM bildet nun zusammen mit dem OZEANEUM ein sehr umfangreiches und sich ergänzendes Vermittlungsangebot über die Meere und Ozeane unseres Planeten.“
Auf dem Südhof des Museumsgeländes finden gegenwärtig noch Arbeiten am Neubau mit einem eindrucksvollen Großaquarium statt. Über dieses Gebäude ist es – voraussichtlich ab Oktober – möglich, den Aquarienrundgang barrierefrei zu besuchen. Das mit 700 000 Litern Wasser größte Becken des MEERESMUSEUMs wird ein „Karibisches Riff“ zeigen. Von dort wird man in den rundum erneuerten Aquarienkeller gelangen, der die Lebensräume von der Karibik über den Pazifik bis hin zum Indischen Ozean thematisiert.
„Mit Abschluss eines jahrelangen Projektablaufs müssen in den Becken am Ende exzellente Wasserbedingungen herrschen. Das Tierwohl hat für uns oberste Priorität. Deshalb besetzen wir die Aquarien erst schrittweise und wenn alle Wasserwerte stimmen. Ähnlich einem Garten braucht es aber auch danach noch viel Zeit, bis sich das künstliche Ökosystem eines Aquariums voll entfaltet“, betont Prof. Burkard Baschek und wirbt damit für Verständnis bei den Museumsgästen.
Im Herbst 2017 gewann das Stuttgarter Büro „Reichel Schlaier Architekten“ den europaweit ausgelobten Architektenwettbewerb zur Modernisierung des MEERESMUSEUMs. Sein Entwurf überzeugte durch den sensiblen Umgang mit der historischen Bausubstanz und mit selbstbewusster neuer Architektur – einem Balanceakt zwischen Denkmalpflege im Welterbe und den Anforderungen an ein modernes Museum mit seiner über Jahrzehnte gewachsenen Identität. „Wir sind sehr stolz auf das Erreichte, denn angefangen von der beengten Baustelle mitten im Welterbe über unerwartet bedeutsame archäologische Funde bis hin zu Lieferengpässen, Vergabeverzögerungen, Cyberangriff und Energiekrise hat uns dieses Projekt unheimlich viel abverlangt“, blickt Museumsdirektor Andreas Tanschus zurück. „Umso erfüllender ist es, das MEERESMUSEUM nun modern und zeitgemäß für die nächsten Jahrzehnte in die regionale und überregionale Kulturlandlandschaft zurückzugeben.“
Für die Modernisierung des MEERESMUSEUMs investierte die Stiftung Deutsches Meeresmuseum in erheblichem Umfang selbst. Es erhielt darüber hinaus Fördermittel in Höhe von 51,1 Millionen Euro, die sich das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und das Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit des Landes Mecklenburg‐Vorpommern teilten. Die Hansestadt Stralsund unterstützte das Projekt mit der Zustiftung eines Grundstücks für den Aquarien-Neubau im Wert von knapp 70 000 Euro. Die digitale Erschließung der neuen Ausstellungen im MEERESMUSEUM wurde von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien zusätzlich in Höhe von rund 455 000 Euro gefördert. Greenpeace e. V. hat den Ausstellungsbereich zum Thema Delfine und Meeresschutz wissenschaftlich mitgestaltet und -finanziert. Ein verlässlicher Wegbegleiter und zweiter Stifter des Museums ist zudem der Förderverein Deutsches Meeresmuseum e. V., dank dessen Unterstützung mehrere Tiermodelle für die Ausstellungen beauftragt werden konnten.
Weitere Informationen: www.deutsches-meeresmuseum.de
Almut Neumeister
Anke Neumeister