Mexiko zwischen Cenoten und Walhaien

Da schlägt das Herz jedes Tauchsportenthusiasten höher

Mexiko

Endlos weiße Strände, türkisblaues Meer. Versunkene Kulturen mit geheimnisvollen, vom Regenwald verschlungenen Ruinen. Das ist Mexiko. Ein Land voller Gegensätze. Einsame Kakteenwüsten und traumhafte Badelandschaften, zum Teil noch unerschlossene Tempelstädte bieten atemberaubende Eindrücke von Natur und Kultur. Und wer zum Tauchen nach Mexiko kommt, der hat die Qual der Wahl. Bunte karibische Rifflandschaften, Bullen- und Walhaie in exorbitanter Zahl oder Segelfische auf Sardinenjagd. Da schlägt das Herz eines jeden Tauchsportenthusiasten höher. Dennoch finden sich die wahren (Tauch-)Highlights dort, wo man sie am wenigsten erwarten würde, bekanntermaßen tief im Dschungel Mexikos. Dort, wo sich der tropische Regenwald wie ein grüner Teppich über die Ebenen des Landes legt und das Landschaftsbild von einer schier undurchdringlichen Flora geprägt ist. An jenem Ort findet sich der Einstieg in eine mystische, dunkle Unterwasserwelt.

Zweifelsohne steht Mexiko für Höhlentauchen der absoluten Extraklasse. Christian Brais Casqueiro Santiago von Pro Dive Mexiko ist ausgebildeter Full Cave Diver und begleitet uns in die verborgene Welt der Cenoten. Rund um Yucatán finden sich zahllose dieser mit Süßwasser gefüllten Höhlensysteme. Der Begriff Cenote stammt von den Maya Yucatáns. Man geht davon aus, dass über 3000 dieser Süßwassergrotten verteilt im Dschungel der Halbinsel liegen. Sie entstanden dort, wo Kalkgestein durch wechselnde Wasserstände ausgewaschen wurde. Brach die Decke ein, wurden Öffnungen geschaffen und es entstand eine Cenote. Zu Zeiten der Maya waren die Cenoten die einzige Möglichkeit, sich mit Wasser zu versorgen. Gleichzeitig galten diese Wasserlöcher als Eingang in die Unterwelt. Ein Ort an dem die Maya den Göttern Opfer darbrachten. „Nicht nur Gegenstände des täglichen Lebens, auch blutige Menschenopfer wurden als Gabe überreicht. Durch die Unterwelt, der sogenannten Xibalba, musste jeder Tote gehen, um dort auf seinen Ruf in den Himmel zu warten.“ erklärt Diveguide Chris. Forscher bezeichnen die Höhlensysteme auch als den großen Strom der Maya, der in Verbindung mit dem vermutlich größten zusammenhängenden Unterwasserhöhlensystem unserer Erde steht. Die beiden größten Systeme Ox Bel Ha und Sac Actun haben derzeit mehr als 140 zugängliche Cenoten.

Der Einstieg in die Unterwelt beginnt also mitten im dichten Dschungel Yucatáns. Ein ausführliches Briefing ist der Beginn eines atemberaubenden Tauchabenteuers. Chris erläutert alle Verhaltensregeln, auf die bei einem Tauchgang in den Cenoten geachtet werden muss. Die Gruppengröße ist aus Sicherheitsgründen auf vier Taucher pro Guide begrenzt. Klare Richtlinien, klare Reglements. Wir begleiten Chris von Pro Dive Mexiko in die Tiefen der Gran Cenote, eine der spektakulärsten Cenoten der Region. Das Wasser im glasklaren Eingangsbereich schimmert in unvorstellbaren Blau-, Grün- und Türkistönen. Mit ca. 25°C sorgt die Wassertemperatur für eine willkommene Abkühlung inmitten des heißen, mexikanischen Regenwaldes. Vom Eingang aus schwimmen wir vorbei an unzähligen Süßwasserschildkröten in eine Grotte, die im oberen Teil mit Luft gefüllt und somit auch leicht für Schnorchler zugänglich ist. Die spektakulären, lichtdurchfluteten Säle liegen jedoch komplett unter Wasser und sind somit Tauchern vorbehalten. Im Eingangsbereich faszinieren eindrucksvolle Lichtspiele. Sonnenstrahlen durchdringen das kristallklare Wasser. Die Sichtweiten liegen jenseits der 100 Meter. Entlang der durch das gesamte Höhlensystem gespannten Führungsleinen bewegen wir uns immer tiefer in die Dunkelheit. Gefahr und Faszination liegen jetzt eng beisammen. Die Tiefen der Cenoten sind sicherlich nicht der richtige Ort, sich selbst zu überschätzen. Deutliche Warnschilder mahnen deshalb vor zu weitem Eindringen in das anschließende Höhlensystem. Aus der Finsternis öffnen sich palastähnliche Säle, gespickt mit Stalagmiten und Stalaktiten, die golden im Schein unserer Lampen leuchten. Durch enge Öffnungen und gigantischen, von Kalkstein geprägten Szenerien, bahnen wir uns den Weg zurück ins Licht. Nach einer ausgiebigen Oberflächenpause geht es am Nachmittag in die weniger stark frequentierte Cenote Calavera. Ein beherzter Sprung aus 3 Metern Höhe in ein kreisrundes Wasserloch und das Abenteuer kann abermals beginnen. Vorherrschende Dunkelheit, enge Passagen und einzig und allein das Licht unserer Tauchlampen verleihen diesem Höhlensystem eine mystische und geheimnisvolle Note. Innerhalb der Cenote kommt es zur Ausbildung einer Sprungschicht, genannt Halokline. Diese entsteht durch Süßwasser, welches sich innerhalb der Höhlensysteme auf dem in Meeresnähe vorkommenden Salzwasser ablagert. Wird die Halokline durch den Taucher durchbrochen, vermischen sich Süß- und Salzwasser und es entsteht eine trübe, schummrige Suppe. Die Faszination Halokline ist allgegenwärtig. Jedoch gleicht keine Cenote der anderen. Jede Karsthöhle hat ihren eigenen Reiz. Manchmal finster und mystisch, dann wieder majestätisch und opulent. Die Höhlensysteme Mexikos scheinen zweifellos eine besondere Affinität auf Taucher auszuüben. Es sind die Lichtspiele, die mit Stalagmiten und Stalaktiten durchzogenen Säle und manchmal nur der Nervenkitzel, in die verborgene Welt der Mayas abzutauchen, der begeistert. Pro Dive Mexiko bietet Tagesexkursionen zu den sehenswertesten Cenoten, wie Dos Ojos, Chac Mool oder Tajma Ha an. Sicherlich auch für fortgeschrittene und langjährige Taucher eine außergewöhnliche Erfahrung, jenseits der alltäglichen Tauchgänge.

Zurück an der Riviera Maya, der Ostküste der Halbinsel Yucatán, zeigt sich die karibische Seite Mexikos. Bunt, schrill und voller Leben. Playa del Carmen hat sich dabei neben Cancún in den letzten Jahren zur Touristenhochburg und zum beliebtesten Badeort an der mexikanischen Karibikküste entwickelt. Weißer Sandstrand gesäumt von zahllosen Hotels, Straßencafés, Bars und jede Menge Shoppingmöglichkeiten lassen kaum Platz für Ruhesuchende. Dabei ist Playa del Carmen eher eine angenehme Mischung aus All Inclusive Unterkünften und kleineren, stilvollen Hotels. Kein Hideaway für Turteltäubchen, eher ein touristischer Ort mit vielen Unternehmungsmöglichkeiten. Hier hat Pro Dive Mexiko seinen Sitz und ist mit insgesamt zehn Tauchbasen auf Yucatán vertreten. Die Tauchbasen stehen unter deutscher Leitung. Markus Fleischmann, Gründer und Inhaber von Pro Dive Mexiko, offeriert dem tauchenden Klientel ein Zusammenspiel verschiedener Basen und somit einen deutlichen Mehrwert an Möglichkeiten, verschiedene Tauchplätze zu frequentieren. Tendenziell sind bis auf wenige Ausnahmen die Tauchgründe rund um Playa del Carmen Tauchanfängern und weniger erfahrenen Tauchern vorbehalten. Aber auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel. Wir betauchen gemeinsam mit unseren Guides Anna und Ilona das Wrack Mama Viña, ein 1995 künstlich versenkter Krabbenkutter. Aufgrund vorkommender, starker Strömung erfolgt der Abstieg im Freiwasser und wir driften direkt zum Objekt der Begierde. Im Strömungsschatten betrachten wir das Schiff aus der Nähe. Allzu viel Zeit bleibt nicht, da der Kutter in über 30 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund ruht. Bequem und ohne Schwierigkeiten lassen sich Decks und Innenräume inspizieren. Bunt bewachsen, von Fischschwärmen eingehüllt, offenbart uns das Wrack seine ganze Schönheit. Von Ende November bis Februar besteht hier für Großfischliebhaber sogar die Möglichkeit, mit Bullenhaien zu tauchen.

Nur wenige Kilometer von Playa del Carmen entfernt finden sich rund um die Insel Cozumel die schönsten Tauchplätze an der mexikanischen Karibikküste. Mit der Fähre geht es vom Hafen San Miguels in knapp 40 Minuten hinüber auf das idyllische Eiland. Früher war Cozumel ein Schlupfwinkel von Piraten. Heute ist die Insel unter Tauchern schon lange ein Begriff und zählt zu den schönsten Tauchdestinationen weltweit. Die vorgelagerten Korallenriffe hier sind ebenso farbenfroh wie vielfältig. Dabei zählt das vom französischen Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau in den 1960er Jahren entdeckte Palancar Riff sicherlich zu den schönsten Divespots rund um Cozumel. Kristallklares Wasser mit tollen Sichtweiten, eine typisch karibische Flora und Fauna mit dichtem Bewuchs und spektakulären Canyons. Das gesamte Palancar Riff setzt sich dabei aus mehreren Tauchplätzen zusammen. Wir betauchen Palancar Caves und Palancar Gardens. Ein ausführliches Briefing weist auf die vorherrschenden Strömungen hin. So lassen wir uns durch tiefe, bunt bewachsene Schluchten treiben. Auf der einen Seite leuchtende Farben, auf der anderen Seite der Blick über die Riffkante in die tiefblaue Weite des Ozeans. Schildkröten, Rochen und jede Menge Schwarmfische präsentieren sich den Tauchern. Die Felsvorsprünge sind dicht mit riesigen Korallen überzogen und strahlen im Glanz der Sonne. Wie durch ein Labyrinth bahnen wir uns den Weg durch die Felsformationen und kehren nach einem beeindruckenden Tauchgang zurück an die Oberfläche. Wie Palancar Caves, so weisen die meisten Tauchplätze starke Strömung und einen zerklüfteten Meeresboden auf. Immer wieder findet man Canyons und traumhaft bewachsene Überhänge. Ein Anschwimmen gegen die Strömung auf dem Riffdach erscheint allerdings zwecklos. Wir rasten in kleineren Aushöhlungen, die im Strömungsschatten liegen, um in aller Ruhe die Schönheit der hier befindlichen Unterwasserwelt genießen zu können.

Bekanntermaßen kommen in Mexiko auch Großfischfanatiker voll auf ihre Kosten. Je nachdem zu welcher Jahreszeit bietet sich dem Taucher quasi „Großfisch satt“. In den Wintermonaten Januar bis April besteht die Möglichkeit mit Segelfischen zu schnorcheln oder direkt vor Playa del Carmen mit Bullenhaien abzutauchen. Der Höhepunkt findet sich aber zweifellos zwischen Juni und Anfang September in der größten Walhaipopulation weltweit. Bis zu 200 der sanften Riesen wurden vor der Insel Contoy im Norden der Halbinsel Yucatáns schon auf einen Schlag gesichtet. Pro Dive Mexiko bietet, gemeinsam mit Ecocolors Tours, Tagesfahrten zu den Giganten der Meere an. Markus Fleischmann spricht diesbezüglich sogar von einem Ausflug mit Walhai Garantie. Jährlich, über die Sommermonate, treffen sich hier im Golf von Mexiko riesige Mengen Walhaie, um Plankton zu fressen. Mit knapp 500 PS geht es mit dem Speedboot hinaus auf das offene Meer. Strahlender Sonnenschein und der tiefblaue Ozean lassen die Erwartungen auf das bevorstehende Walhaifestival ins Unermessliche steigen. Wir wollen uns selbst ein Bild von einer solch opulenten, unvorstellbaren Zahl der friedlichen Riesen machen. Es dauert über eine Stunde, bis der Adrenalinspiegel erstmals emporsteigt. Synthia Meier von den Ecocolors Tours empfängt einen Funkspruch eines Spähers, die mit Sportflugzeugen Ausschau nach dem größten Hai unseres blauen Planeten halten. Kurz darauf heulen die Außenborder auf und es geht mit Vollgas Richtung Abenteuer. Schon aus der Ferne lässt sich eine exorbitante Zahl der Meeresgiganten an der Wasseroberfläche erkennen. Erwartungsgemäß sind solche Touren längst kein Geheimtipp mehr und entsprechend touristisch frequentiert. Strenge Regeln, die von den Guides genau kontrolliert werden, sorgen allerdings für einen klar strukturierten Ablauf. Pro Boot geht es in Zweierteams und Guide abwechselnd zum Schnorcheln zu den Walhaien auf das offene Meer hinaus. Die Tiere dürfen weder gefüttert noch berührt werden. Wer sich den Reglements widersetzt, wird zum Zuschauen verdammt. Kaum zu glauben, aber das ganze Boot ist umringt von Walhaien. Alleine an der Oberfläche zählen wir knapp 50 Exemplare. Also ab ins Wasser. Rundum freudenstrahlende Gesichter, glänzende Augen. Das Großfischfestival hat gehalten, was uns versprochen wurde. Und auch Markus Fleischmann lag mit seiner Walhai Garantie wieder einmal goldrichtig. Nur das Glück der letzten Gruppe, zu der Walhaisuppe auch noch über 50 Mantas zu sichten, blieb uns am heutigen Tag verwehrt.

Sicherlich gehört der Süden Mexikos nicht nur unter Wasser zu den schönsten Teilen des Landes. Liegen hier doch die eindrucksvollsten Ruinen der Maya Kultur. In und um Tulum, Uxmal oder auch Chichén Itzá zeugen steilstufige Pyramiden und reich ornamentierte Steinbauten vom faszinierenden Reich der Maya. Chichén Itzá gilt dabei als die am besten erhaltene und restaurierte Tempelanlage. Weniger stark touristisch frequentiert präsentiert sich Uxmal mit seinen Tempeln und Pyramiden, die dem Besucher weit über den mexikanischen Regenwald blicken lassen. Den Einfluss spanischer Eroberer spiegeln Städte wie Mérida oder Valladolid wider. Die weiße Stadt Mérida ist dabei nicht nur die Hauptstadt, sondern vielmehr Herz und Zentrum Yucatáns. Weiter östlich liegt Izamal, auch bekannt als die „Gelbe Stadt“. Ein Ort mit kolonialem Charme, der das typische Lebensgefühl eines kleinen Dorfes vermittelt. Alle Häuser, Geschäfte und Kirchen sind gelb gestrichen und gaben so der Stadt ihren Namen. Überall werden Besucher herzlich und mit offenen Armen empfangen. Die Mexikaner lachen gerne und viel, sind ein gastfreundliches und geselliges Volk. Und wer einmal in den kleinen, einheimischen Restaurants mit familiärer Atmosphäre gegessen hat, weiß die Geselligkeit der Mexikaner zu schätzen. Nach Enchiladas mit frischer Guacamole und scharfer mojo rojo sitzt man gerne noch bei einem Tequila zusammen. Und wie sagte schon unser Tauchguide Chris in geselliger Runde: „Voller Bauch, glückliches Herz.“ Die Mexikaner, eben ein gastfreundliches, lebenslustiges und glückliches Volk.

Tauchbasis

Mit 10 Tauchbasen entlang der mexikanischen Karibikküste und auf der Insel Cozumel bietet Pro Dive Mexiko täglich Tauchexkursionen zu den vorgelagerten Riffen der Riviera Maya und des Cozumel Marine Parks sowie in die Cenoten an. Ein Zusammenspiel verschiedener Basen und Wechsel zu einem der anderen Pro Dive Mexiko PADI 5 Star Scuba Centers ist problemlos möglich und bietet dem tauchenden Klientel so ein Plus an Möglichkeiten, verschiedene Divespots zu frequentieren. In der Wintersaison von Januar bis April werden Tauchgänge mit Bullenhaien und Tagestrips zu den Segelfischen angeboten. Von Juni bis Anfang September offeriert Pro Dive Schnorchelausflüge zu den weltweit größten Walhaiansammlungen im Golf von Mexiko. Pro Dive Mexiko steht unter deutscher Leitung von Markus Fleischmann und bildet nach PADI Standard aus.

Informationen

www.prodivemex.com
www.ecotravelmexico.com 
www.occidentalhotels.com

David & Melanie Benz