Glosse: Keine Gendersprache in UnterWasserWelt

Sternchen, Doppelpunkt, Unterstrich sind sprachlich nicht unterstützte Entwicklungen, die gesellschaftlich aus dem Ruder gelaufen sind

Gendersprache

Gendersprache und die entsprechende Anwendung in geschriebenen Texten haben wir in unserem Magazin UnterWasserWelt von Anfang an abgelehnt. Der Versuch der künstlichen Sprachbeeinflussung jenseits des geltenden Regelwerks ist nicht akzeptabel und mittlerweile trennen sich viele Medien Schritt für Schritt wieder von diesem geschriebenen oder gesprochenen Sprachverhalten, dem sie sich zunächst völlig unhinterfragt geopfert hatten.

Ist es wirklich wichtig, dass sich ein Onlinemagazin, dessen Kernthemen unter Wasser oder zumindest im und am Wasser gefunden werden, der Sprache widmet? Als Chefredakteur vertrete ich die Meinung, dass die Sprache in den von uns veröffentlichten Texten für jeden Leser vorbildlich sein muss und hier keine Fehler weitergegeben werden, die sich irgendwann als sprachlich „richtig“ aber dennoch falsch einnisten.

Schaue ich erst einmal nur auf den wohl häufigsten Wortgebrauch, den unsere Beiträge mit sich bringen, dann ist da 1995 sprachlich ganz ordentlich was danebengegangen, weil Abschreiben allein, das in unendlicher Menge geschehen, noch lange nicht die Richtigkeit der Schreibweise begründet.

Heinz Ritter, Gott hab ihn selig,  erfand für ein 1995 erstmals erschienenes gedrucktes Tauchsportmagazin den Kunstnamen „unterwasser“. Eine Wortschöpfung, die als Titel eines Magazins gelungen war. Was er nicht ahnen konnte, nach und nach schlich sich diese Schreibweise quer durch alle davon berührten Gruppen als richtige sprachliche Anwendung in die Gehirne nichts Hinterfragender ein. Was da groß als Überschrift für ein Magazin abgedruckt wird, das muss einfach stimmen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Schüler deswegen in ihren Deutscharbeiten einen Fehler angekreidet bekamen.

Richtig im Sprachgebrauch ist unter Wasser, wie über Wasser. Daran hat sich nichts geändert, auch wenn 18 Jahre ein Kunstname unreflektiert schriftlich nachgeplappert wurde. Es ist bestürzend, von welchen Absendern hier Mails und Texte in der Redaktion anlanden, in denen hartnäckig unterwasser falsch geschrieben wird. Es wird noch eine längere Zeit dauern, bis sich das reduziert, aber der DUDEN wird hier gewiss keine Korrektur vornehmen.

Das also mal zur Einleitung des Themas Gendersprache. Wann genau Gender – Sternchen, Unterstrich (Gender – Gap), Doppelpunkt oder weitere verkürzte Formen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen im Wortinneren auftauchten, das kann ich nicht an einem bestimmten Datum festmachen, mein Verdacht fällt auf 2020.

Der Rechtschreibrat hat im Jahr 2021 deutlich klargestellt, dass diese Kennzeichnungen ausdrücklich nicht erlaubt sind und als Fehler bei schulischen Arbeiten gewertet werden müssen.

Also liebe Taucher:innen das ist Fakt und hat es in unseren Beiträgen in UnterWasserWelt nie gegeben. Ich muss einräumen, dass bei der einen oder anderen Pressemeldung, die von wissenschaftlichen Instituten hier eintreffen, auch mal ein : oder _ mit innen beim Redigieren übersehen wurde, für diese Fehler entschuldige ich mich hier aufrichtig.

Bereits 2020 war zum Thema Gendersprache die Fachkonferenz Deutsch zu einem einstimmigen Beschluss gekommen, dass „: oder _ mit innen“ als Fehler zu werten sei.

Doch damit ist noch nicht Schluss, denn die Gendersprache hat sich noch über eine weitere festgeschriebene Sprachregel hinwegsetzen wollen. „Die Tauchenden fanden nahe am Anker verlorene Bleistücke…..“ In einem lesbar richtig geschriebenen Text wären es „die Taucher“ gewesen. Ganz böse für die Gendersprache, dass diese Hintertür nicht nur klemmt, sondern auch verschlossen bleibt.

Formulierungen wie „die Tauchenden“ sind unzulässig, das sprachlich verankerte ohnehin bereits  geschlechtsneutrale Partizip Präsens Aktiv zur gesteigerten Geschlechtsneutralisierung zu missbrauchen. Im Fließtext kann „die Tauchenden“ (usw) verwendet werden, aber nicht bei der generellen Ansprache.

Gut, die Grundlagen der Sprachbildung sind vielen nicht mehr geläufig, auch wenn sie ein Gymnasium besuchten. Bis heute war das auch nicht sonderlich relevant. Da versuchten sich auch nicht aktivistische Randgruppen in den Vordergrund zu spielen und ohne Wissen und Hintergrund die Sprache zu verbiegen.

Nachdem es jetzt in Deutschland möglich ist, jährlich sein Geschlecht zu ändern, ist es ohnehin nur noch verwirrend. Da kommt der Status quo auf weise Weise zum Zug, sprachlich bleiben die festgelegten Grundlagen weiterhin bindend und niemand kommt zu kurz.

Unserer Redaktion kann jeder Absender schreiben wie er will, Hauptsache, der Inhalt ist relevant. Mit :, _, – oder was auch immer muss er sich das Leben nicht schwerer machen, als es ohnehin schon ist. Es wirkt eher lächerlich. Lieber zurück zu den Wurzeln. Wer wie ein bedauernswerter Sprachbehinderter schreiben und sprechen möchte, das riecht fast nach „kultureller Aneignung“.

Gendersprache
Leserumfrage im FOCUS 12.4.2023

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Michael Goldschmidt