SUUNTO EON CORE

Flachbildschirm mit Vollausstattung

Suunto Eon Core

Farbe hat wieder Einzug gehalten im Tauchsport. Zumindest bei den hochwertigen Tauchcomputern sind seit einigen Jahren Farbdisplays die zentralen Datenübermittler. Und das macht Sinn, denn nach dem Grün / Rot Prinzip kann im Tauchgangverlauf auf einen Blick die Aufmerksamkeit geweckt werden, wenn bestimmte Parameter die Reaktion des Users erfordern. Aus Finnland kommt vom nordischen Experten für Tauchcomputer der SUUNTO EON CORE, der schlauchlose Luftintegration, Kompass und eine Menge individueller Gestaltungen der Anzeigen bietet. Ein Flachbildschirm mit Vollausstattung eben, für Luft, Nitrox und Trimix, OC und CC. Und der Preis ist heiß.

Ich könnte es mir leicht machen, sehr leicht und einfach sagen, der SUUNTO EON CORE kann alles, außer Kaffee kochen. Überspitzt würde das auch stimmen. Aber mit diesem Testergebnis wären Sie sicher nicht ganz zufrieden. Man darf aber als Fachjournalist, der schon sehr viele Tauchcomputer kennenlernte, deren Stärken und Schwächen auslotete, einfach auch mal zum Ausdruck bringen, dass ein Testprodukt nahe an der 100% Daumen hoch Schwelle angekommen ist.

Auch wenn Suunto ein paar (einst) umsatzstarke Dauerbrenner in der Userschleife hat, mit LC – Display, mit oder ohne Druckluftdatensender, war es Zeit geworden, etwas Neues für die Zukunft zu entwickeln und in dieser Zukunft ist das Unternehmen angekommen. Es wurde gründlich aufgeräumt bei umständlichen Bedienkonzepten, der SUUNTO EON CORE hat den Anschluss an die Moderne nicht nur gefunden, er hat sie neu definiert.

Warum?
Haben Sie wirklich Zeit weiterzulesen?
Dann zähle ich Ihnen gerne die wichtigsten Punkte auf.

Fangen wir beim Geld an, denn viele Produkte für den Normalverbraucher definieren sich zunächst über den Preis. Und der ist beim SUUNTO EON CORE wirklich heiß. Aktuell recherchiert gibt es das gute Stück ohne Druckluftdatensender für knapp unter € 600,- mit Sender für etwa € 850,-.
Da stöhnt der Wettbewerb, der in der Ausstattungsliga des SUUNTO EON CORE mitspielt, aber nicht zu 100% all das zu diesem Preis auch bieten kann.

Was der SUUNTO EON CORE nicht kann, da habe ich schon eine Kleinigkeit erwähnt. Und er kann nicht Apnoe. Die Betreuung von Freitauchern ist nicht integriert, stört aber auch nicht.

Was er kann habe ich auch schon ganz oben durchblicken lassen. Er berechnet Sporttauchgänge mit Luft und Nitrox, technische Tauchgänge mit Trimix und Nitrox- sowie Sauerstoff als Dekogas, begleitet Rebreathertaucher mit vorgegebenen Setpoints oder fungiert schlicht als Bottomtimer. Richtigerweise sieht Suunto den Computereinsatz bei Mischgas- und Kreiseltauchgängen als Backup. Wer OC mit Trimix und entsprechenden Dekogasen taucht, hat den Tauchgang mit allen Faktoren auf dem Trockenen genau berechnet und nach diesem Plan wird getaucht. Und Rebreathertaucher erhalten ihre den Tauchgang begleitenden Infos von einem direkt mit dem Gerät verbundenen Computer. Doch ein kompetentes Backup ist wirklich wichtig.
Nicht alle Funktionen sind von vorneherein im SUUNTO EON CORE erreichbar und werden erst über die Software DM5 Schritt für Schritt freigeschaltet via USB Kabelverbindung mit dem PC. Das macht Sinn, denn so werden die Menüs nicht unnötig mit Funktionen wie für Trimix oder CCR erweitert, wenn der User ausschließlich mit Luft oder Nitrox taucht.

Die DM5 Software zu installieren, ist der erste Schritt der mit einem neu erworbenen SUUNTO EON CORE zu tun ist. Mit der USB – Kabel Verbindung zum PC wird der Tauchcomputer geladen und parallel checkt DM5, ob ein Update der Firmware erforderlich ist. Wenn ja, wird es gleich heruntergeladen und im SUUNTO EON CORE aktualisiert. Dann werden Zeit und Datum automatisch synchronisiert und im nächsten Abschnitt nach persönlichem Geschmack die Anzeigen festgelegt. Hier kann jetzt auch der persönliche Faktor (Dekoanpassung von konservativ bis normal) gewählt, das Höhenlevel bestimmt und die PPO² Settings vorgenommen werden. Dann wäre der SUUNTO EON CORE schon tauchbereit. Aber weil es so easy ist, den Tauchcomputer auf diesem Weg zum persönlichen Instrument zu formen, könnte man gleich weitermachen, in allen dafür vorbereiteten Ebenen Anpassungen vorzunehmen oder die Trimix und / oder CCR Modi freischalten.
Das Logbuch wäre jetzt auch noch rasch vorzubereiten. Eine Tauchgangplanung ist ebenso mit der DM5 Software machbar und nicht allein am Tauchcomputer.
Die Vorlieben aller User bedient die Funktion der Bildschirmdrehung. Die drei Funktionstasten können damit links oder rechts am Gehäuse ausgerichtet sein, bei seitenrichtiger Anzeige.
Bleiben wir beim „es dreht sich was“. Der digitale Kompass hat es auch in sich. Neben der gewöhnlichen Kalibrierung und der Navigation zu gesetzten Zielpunkten ist er in Gebieten starker Abweichungen des Erdmagnetfelds genau justierbar und generiert hochwertig zuverlässige Anzeigen.

Die Rechenaufgaben werden nach dem SUUNTO FUSED RGBM Algorithmus erledigt. Tiefenstopps werden berücksichtigt, können aber auch abgeschaltet werden. Kommt es zu einem Dekoverstoß ist die Sättigungs / Entsättigungsberechnung für 48 Stunden gesperrt. Zur Verwendung im Gauge – Modus (Bottomtimer) bleibt der SUUNTO EON CORE einsatzfähig, allerdings verlängert sich dann die Sperre um je weitere 48 Stunden. Sicher ist sicher.

Natürlich wird die farbliche Gestaltung der Anzeigen zur rasch wahrnehmbaren Information eingesetzt. Bei Grün ist alles im genau grünen Bereich, die Farbe Gelb signalisiert Hinweise und bei Rot ist eine Alarmstufe ausgelöst, die je nach davon betroffenem Parameter Handlungsbedarf fordert. (Alle Alarme sind akustisch unterstützbar) Bei dem gut ausgeklügelten Farbschema vermisse ich aber die Berücksichtigung von Usern, die eine Farbsehschwäche haben. Betroffene, die eine Grünsehschwäche haben, wie Marc Zuckerberg, deshalb ist die führende Facebookgrafik blau, haben keine Wahlmöglichkeit für ein anderes Farbschema, was ein Wettbewerbsprodukt bereits bietet.

Technische Taucher können sich für den SUUNTO EON CORE ebenso begeistern. Lasse ich den Preis ohne Sender wirken, dann ist da schon zu spüren, wie das Wasser im Mund zusammenläuft. Schon angesprochen wurde die im Umfeld technischer Tauchgänge in allen Bereichen zu erfolgende Tauchgangplanung, Gasverbrauchsberechnung, der Dekoplan, ein Plan für die Modifizierung aufgrund aktueller Entwicklung während des Tauchgangs. Wer anspruchsvoll mit unterschiedlichen Mischgasen taucht, soll nach Faustformeln in der Lage sein, eine Deko by the fly im Kopf auszurechnen. Bei Dekogasverlusten ist das schon recht herausfordernd. Deshalb kann beim SUUNTO EON CORE in der Gaswechseltabelle auch auf andere hinterlegte und mitgeführte Gase zurückgegriffen werden, um eine sichere Entsättigungsberechnung im worst case angezeigt zu bekommen. Das betrifft advanced Nitrox Taucher und Trimix Taucher.
Diese Benefits können auf CCR Taucher durchgereicht werden. Für beide Usergruppen ist der SUUNTO EON CORE ein Backup, ein Kontrollinstrument, um im Zweifel eine zweite Meinung einzuholen. Auch wenn der Tauchcomputer es zuließe, von Anfang an bei OC Tauchgängen Regie zu führen, darauf griffe kein verantwortungsvoll und gut ausgebildeter User zurück.

Schaue ich auf viele Testjahre zurück, in denen teils abenteuerlich schlechte Lösungen für den Anschluss an die USB – Tankstellen von Tauchcomputern stolz präsentiert wurden, lehne ich mich grad entspannt zurück.
Sehr gut gefällt der Magnetstecker, mit dem das USB – Kabel mit dem SUUNTO EON CORE verbunden wird. Vier gefederte und vergoldete Kontaktstifte werden geradlinig vom Magnetmechanismus exakt und stabil am Gehäuse fixiert, das geht ohne irgendein Gefummel. Die Verbindung ist so stark, dass der Tauchcomputer auch lässig daran hängt, purzelt er etwa beim Laden in unruhiger See von der Unterlage in der Kabine des Safariboots. Chapeau nach Finnland.

Voll geladen zeigt das Display 19 Stunden Einsatzfreude an, wobei das ein Maximalwert ist, mit aktivem Display und laufender Tauchgangberechnung. In der Realität sind weit längere Einsatzzeiten ohne Nachladung gegeben, denn die Entsättigungsberechnung verzehrt weit weniger Energie. Auf einen andauernden Standby Modus, der ständig den Umgebungsdruck über Wasser kontrolliert, um automatisch das zu berechnende Höhenlevel anzupassen, hat man verzichtet. Das stört keineswegs, denn ein bisschen sollte vor dem Tauchgang auch über die Rahmenbedingungen nachgedacht werden. Außerdem spart es Strom.

Für Smartphones gibt es außerdem die APP SUUNTO Movescount, die über Bluetooth mit dem SUUNTO EON CORE den Kontakt herstellt. Mit ihr kann ein mobiles Logbuch geführt werden, Geräteeinstellungen sind möglich und, so man mag, in einer Community seine Tauchgänge teilen.

Schlauchlos glücklich macht der SUUNTO EON CORE mit einem SUUNTO TANK POD. Dann werden die Druckdaten aus dem Tank drahtlos an den Tauchcomputer übermittelt. Finimeter ade, ein Schlauch weniger am Equipment. Nice to have, bis zu 10 aktive Sender können am SUUNTO EON CORE verwaltet werden. Natürlich mit individuell zugewiesenen Gasen. In der Praxis schwer vorstellbar, dass dieses Angebot auch nur annähernd ausgeschöpft werden würde, aber welches elektronisches Gerät beschränkt sich heute auf das, was im Kern seiner Funktionalität gefordert wird? Tauchausbilder können von der Menge der aktiven Sender nicht profitieren, da die Reichweite der drahtlosen Datenübertragung auf kurzen Weg, also nah am User, ausgelegt ist und der aktive Tank in das Entsättigungsmodell, die möglicherweise erforderliche Deko, einbezogen wird.
Mit dem TANK POD werden zwei Ventileinsätze mitgeliefert. Es wird an diesem Sender unterschieden, ob er direkt an der 1. Stufe angeschraubt wird oder über eine optional erhältliche kurze und flexible Portverlängerung. Alle Sender des Marktes sind raumgreifend und die Abstände der Ports an den modernen 1. Stufen sind auf direkte Schlauchanschlüsse ausgelegt. Da kann es eng werden für den Transmitter, eine Portverlängerung löst das Problem ganz einfach.

Praxis

Jetzt habe ich schon so viel zum SUUNTO EON CORE gesagt. Na gut, dann kommen noch ein paar Worte aus der Praxis dazu. Allerdings ist dieser Tauchcomputer mit einer Reihe von „kreuzbraven“ (Haudegen hätte ich mich nicht zu schreiben getraut) Tauchbuddys nach nur bewusst zurückhaltender Einweisung mit mir unter Wasser gegangen.
Paarung von Sender und Tauchcomputer: Kein Problem.
Ablesbarkeit, Anzeigegröße, Grafik- und Zahlendesign: top.
Intuitive Bedienung (ok, da habe ich Ihnen wenig erzählt): top.
Armband: Zu lang, da wurde an einer kürzeren Version mit Armbandverlängerung gespart, alternativ gibt es ein Kit mit Bungeebändern (technische Taucher).

Fazit

Color, groß, scheeen.
Ich darf mich an dieser Stelle ein wenig outen. In meiner Ausbildungszeit zum Fotograf mitten in München vor 43 Jahren (sorry, ich hab was auf dem Buckel, nicht zu Ihrem Nachteil), kamen immer wieder türkische Kunden mit Anhang, fein herausgeputzt ins Portraitstudio, die sich für die Familie weit weg in Anatolien hübsch fotografieren lassen wollten. Sie waren der deutschen Sprache kaum mächtig und auf die Frage, was sie sich den vorstellen würden, was wir für sie tun könnten, kam die Antwort: Color, groß, scheeen.
Das habe ich gerne gemacht. Es war irgendwie der Ausgangspunkt für darauf folgende 30 Jahre Foto- und Filmproduktionen rund um unseren Planeten.
Nur nach Finnland habe ich es bis jetzt nicht geschafft. Der SUUNTO EON CORE holt mich jetzt ein mit Color, groß, scheeen.
Locker gesagt, es ist ein heißes Teil. Für jeden Taucher.

Alle Produktdetails 

Fakten

Hersteller: Suunto
Typ: EON CORE
Anzeige: Farbdisplay
Gehäuse: Kunststoff
Display: Mineralglas, Anzeige drehbar
Bedienung: 3 Drucktasten, intuitive Menüführung
Modi: Luft, Nitrox, Trimix, CCR, Bottomtimer
Kompass: ja
Höhenanpassung: manuell
Luftintegration: bis 10 Sender
Tauchzeit pro Ladung: bis 20 Stunden
Aufladung: USB – Kabel mit innovativem Magnetstecker
Software: PC / Mac DM5, Smartphone Suunto Movescount App
Algorithmus: Suunto Fused™ RGBM für maximale Tauchzeit
Einsatztiefe max: 80 Meter

Preis SUUNTO EON CORE: uvb. € 699,-
Preis Sender Tank Pod: uvb. € 299,-

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Michael Goldschmidt