Ja, ich gebe zu, ich habe schon vor einigen Jahren meine erste Tauchausbildung gemacht. Hartes aber auch gerechtes Brot, das man als Tauchschüler vorgesetzt bekam. Gut so. Und nie ging das Licht aus, denn der erfahrene Tauchlehrer auf der Mittelmeerbasis hatte immer ein Monstrum an Lampe mit dabei. Und damit zeigte er uns Eleven nicht nur im Graugrünblau versteckte kleine Sensationen, er lenkte uns auch von inneren Zweifeln ab, ob das, was man (m/f/d) jetzt hier unter Wasser macht, echt gut ist und Spaß macht. Dank der Erleuchtung blieb ich am Unterwasserball.
Dass kompetentes, Sporttaucher begleitendes Licht schon lange nicht mehr angesagt ist, weiß ich schon länger. Geiz ist geil setzte in der Szene schon vor 20 Jahren ein, als die Lichter ausgingen. Ich erschrak mich wirklich, als ich heute in der History unseres Magazins in den Bereich Lampen schaute, ich suchte etwas. Und das Ergebnis: Kein einziges von uns über Jahre vorgestelltes Unternehmen mit Sitz und Produktion in Deutschland gibt es noch. Zuletzt strich FWT Schulz von heute auf morgen die Segel. Und das war bei Gott kein überteuertes Label, ganz im Gegenteil, total bezahlbar, hochwertig und ausbaufähig. Das modulare System der Hamburger eröffnete Entwicklungsstufen, die das erste Licht von FWT bis hin zum Einsatz im technischen Tauchen fit hält. Jetzt ist da auch das Licht aus und wenn ich genau hinsehe, ist nur noch Heinrichs Weikamp, der renommierte deutsche Hersteller von Highend Tauchcomputern, als letzter im Rennen, dass kompetentes Licht made in Germany nicht ganz ausgeht.
Doch ich will hier nicht darüber jammern, dass die deutsche Szene der Unterwasserlichtschmieden den Ausknopf gedrückt hat, ich will mich darüber ärgern, dass die Ausbildungsorganisationen schon vor vielen Jahren den hohen Stellenwert einer kompetenten Lichtbegleitung von Sporttauchern völlig ausblendeten. Da wurden so genannte Tauchlehrer ins Rennen geschickt, die froh waren, ihre erste Stufe richtig am Flaschenventil angeschraubt zu haben. Und mit 80 bis 100 Tauchgängen machten sie den großen Zampano. Licht aus. Und dann kamen die Tauchlehrer, die einen bei ALDI gekauften Neoprenanzug am Leib hatten, die großen Vorbilder, die, denen es die Tauchschüler nachmachen sollten, diesen Meinungsbildnern aus der dritten Reihe.
Und hier stagniert das Thema LICHT für Sporttaucher. Wenn es einem an den Wurzeln des Tauchens nicht gezeigt wird, wie wichtig zur persönlichen Sicherheit und zum Taucherlebnis mit mehr als 100 Prozent zusätzlichem Output eine kompetente Taucherlampe beiträgt, dann verödet die Überschrift schon im Ansatz. Kurioserweise sehen die Taucheleven und deren Nachkommen die wunderbaren Farben und Situationen, die erst mit Licht unter Wasser sichtbar gemacht werden können, egal, ob in der Karibik oder im Baggersee zumindest gedruckt. In den Ausbildungsbüchern und in den Publikationen der Tauchsportpresse leuchten die intensivsten Farben, aber darüber nachzudenken, wie das selbst erlebt werden kann, Fehlanzeige, Denksperre, Verweigerung, hat uns keiner gesagt.
Ehrlich gesagt, die Lückenfüller, der nicht mehr erhältlichen kompetenten Produkte mit jetziger Herstellungsheimat in China, sind alles andere als lückenfüllend. Man bekommt Lämpchen und Lichtschwerte mit einem Gefährlichkeitsgrad, der Laserpointern nicht unähnlich ist. Mit Linsen wird auf wenige Grad der Austrittswinkel des Lichtstrahls gebündelt, am Ziel erststrahlt, besser erbrennt eine minimale Fläche, die alles andere als einen Überblick dessen bietet von dem, was vor einem auf Betrachtung schier schreit.
Und da ist die große Menge der „modernen“ Sporttaucher, die vehement darauf verweist, dass sie ja ein Licht in der Jackettasche hätten. Im Shop verkauft, aus dem Sortiment des im Schwerpunkt dort vertriebenen Labels. „Schau her wie hell, geil oder? Und kein Akku, musst dich um nix kümmern!“ Das Irrlicht der angebotenen Lampe zieht durch den Shop, punktuell gleißend hell, nur nicht zu lange auf einer Stelle verharren, sonst brennts da ein Loch hinein…
Wenn Ihnen nutzlose aber gut verkaufte Billig – Lichtschwerter gefallen, dann stecken Sie sich eins in die Jackettasche, wenigstens als Notsignal, um auf sich aufmerksam zu machen, ist mal nicht grad alles nach Plan verlaufen. Doch, auch hier gilt, Licht gibt’s nur nach Pflege, unbetreute Batteriefächer entwickeln ein unangenehmes Eigenleben. Außerdem, wenn das Highlight „mit handelsüblichen Batterien betrieben“ die Entscheidungsgewalt eintrübt, Sie sind immer gefordert Ihr Equipment in Schuss zu halten.
Sie haben hier eine Reihe von Bildbeispielen, die diese Story begleiten. Wollen Sie tatsächlich auf die wundervollen und ausdrucksstarken Farben, die Ihnen die Unterwasserwelt bietet, verzichten und aus purer Faulheit und Sparwahn das ausklammern, was Sie eigentlich mit dem Kopf unter der Oberfläche erleben wollen, suchen? Oder ist heute eine Taucherlampe, ein Licht im nassen Element ein Makel, Ausdruck eines Schwächlings?
Licht an, das kann die einzige Empfehlung sein. Aber richtiges Licht, keine Lichtschwerter aus der Jackettasche, die die Augen von Unterwasserlebewesen blenden, die sinnlos sind im UW-Einsatz.
Schauen Sie sich um, was heute im Umfeld von Lichtlösungen beim technischen Tauchen geboten wird. Ich denke, dass auf diesem Weg wieder vernünftiges Licht für Sporttaucher unter die Wasseroberfläche gebracht wird. Also keine Lichtschwerter mit einem auf minimale Fläche brennendem Punktlicht, sondern Licht, das eine Fläche vernünftig beleuchtet, mit einer langen Brenndauer, Lithium – Akkus mit hohem Wirkungsgrad und dank dieser Akkutechnik überraschend angenehmer Produktdimension.
Lux oder Lumen, vergessen Sie zunächst beides als alleinstehende Werte beim Versuch der Lampenhersteller ihr Produkt schön zu reden. Die Werte können mit lichtbündelnden Linsen vor der LED zu tief beeindruckenden Zahlen führen, die in der Realität keinem seriösen Vergleich standhalten. Je stärker das Licht gebündelt wird, umso höher sind die Zahlen. Und umso kleiner ist die beleuchtete Fläche. Fragen Sie nach dem Leuchtwinkel, der sollte zwischen 6° und 10° ausfallen, dann hat man ein starkes, gerichtetes Licht, das auch in sedimentreicher Umgebung das Wasser durchdringt. Für Videozwecke sind mindestens 60°, besser 100° Leuchtwinkel gefordert. Vergleicht man einen entsprechend ausgelegten Lampenkopf mit einem technisch identischem Kopf, dessen Licht nicht aufgefächert ist, fallen die Werte Lux oder Lumen gleich deutlich in den Keller. So zählen eigentlich nur die direkt an der LED gemessenen Lumen ohne nachgeordneten Schnickschnack, um Lampenköpfe mit Lampenköpfen zu vergleichen. Alles anders sind Leuchtäpfel versus Leuchtbirnen.
Und eigentlich müsste nach der überwiegenden Etablierung von LED Leuchtmitteln auch der Messstandard überarbeitet werden, der sich noch vom Kerzenlicht kommend auf rundum abstrahlendes Glühlicht bezieht. LEDs der heutigen Generationen sind flach und haben dementsprechend ein anderes Abstrahlverhalten. Aber die EU kümmert sich lieber um die Krümmungswinkel von Gurken und Bananen, anstatt sich diesem dringend zu reformierendem Thema anzunehmen.
Die Beispielbilder zeigen aber auch, wie wichtig kompetentes Licht für die Arbeit von UW-Fotografen ist. Ein wunderbar zentralisierter Lichtaustritt zeichnet Lichtspuren durchs Wasser, macht die Szenerie lebendig. Der Lichtstrahl trifft auf ein tief versunkenes Ruder eines Fischtrawlers und auch auf einen Skorpionfisch, der in den Netzen ohne Unterstützung der Handlampe nicht sichtbar geworden wäre.
Hier haben die östlichen EU Staaten nun die Nase vorn. Polen und Tschechien haben UW-Lampenschmieden auf den Weg gebracht, die aktuell einen kleinen Teil der vom deutschen Markt verschwundenen Labes ersetzen können. Technische Taucher erreichen sie bereits schon länger. Jetzt sollten sich auch Sporttaucher mal Gedanken machen. Es muss ja nicht wirklich immer China sein (auch wenn bei deren Produkten im Shop etwas von einem Italo-Label im Raum schwebt).
Immer mal wieder hier angekratzt, aber wirklich wichtig ist das Element der Tauchsicherheit. Wie mache ich unter Wasser und über Wasser auf mich aufmerksam? Lichtsignale sind schon seit Jahrhunderten rund ums nasse Element üblich. Tauchen, ist da alles trocken? Läuft immer alles nach Plan? Keine Strömung? Keine Unachtsamkeit? Ich hab ja eine Boje.
Das ist so wertvoll, wie: Ich hab ja eine Dauerwelle bei einer Castingshow. Rufen, winken, Signalhorn am Inflator, nett gedacht. Funktioniert selten. Licht funktioniert. Auf kurzem Weg. Und die Crew eines Boots oder die Tauchpartner am Ufer sind aufmerksam.
Diese Aufmerksamkeit muss wieder mobilisiert werden, Licht am Taucher darf kein Zufallsprodukt sein und das verwendete Licht muss auch Erlebnisse generieren. Ohne richtiges Licht – geht gar nicht. Dann lieber trocken bleiben. Weiter in der Geiz ist geil Gesellschaft rumhängen. Ohne ein Ziel.
Deutschland: https://heinrichsweikamp.com/zubehoer/tauchlampen.html
Polen: http://www.light-for-me.de/was/
Tschechien: http://www.finnsub.com/de/home/
Michael Goldschmidt