Sabine Kerkau: Afrikanische Abenteuer unter Wasser – zum Höhlentauchen nach Namibia

wie 2019 alles in Namibia anfing

Namibia, c: Sabine Kerkau

Namibia ist ein Land mit vielen Gesichtern und ein Traumziel für alle Natur- und Tierliebhaber. Der Etosha Nationalpark im Norden, die Wüste Namib, die im Westen direkt an den Atlantik grenzt, Swakopmund und Windhoek, Namibia hat unendlich viele Attraktionen zu bieten und hatte mein Interesse schon seit längerer Zeit geweckt.

Als Tauchdestination stand es allerdings nie auf meiner «to do Liste». Ich hatte auch noch nie etwas von Tauchmöglichkeiten in Namibia gehört, bis mein guter Freund Tom Baier mir erzählte, dass er eine Tauchexpedition zu einigen Seen im Norden von Namibia plante und mich fragte, ob ich dabei sein wollte. Damit begann ein spannendes Projekt.

Namibia, c: Sabine KerkauObwohl Namibia direkt am Atlantik liegt, gibt es nur eine sehr kleine Tauchszene im Land. Tauchgänge im Meer sind fast unmöglich. Die namibische Atlantikküste wird nicht ohne Grund Skeleton Coast genannt. Die Skelettküste ist ein 40 km breiter und 500 km langer Küstenabschnitt in Namibia. Sie ist ein lebensfeindliches, aber faszinierendes Gebiet. Hier trifft der kalte und unberechenbare Benguelastrom des Atlantischen Ozeans auf die Dünen- und Wüstenlandschaft der Namib im Nordwesten von Namibia. Es gibt kaum öffentliche Strassen, die an die Küste führen. Ein grosser Teil der Küste ist zudem im Besitz von Diamanten Abbauunternehmen und daher ist der Zutritt verboten. Um hier zu Tauchen braucht es viel Zeit, Geld und Mut.

Einheimische Taucher findet man vereinzelt an einigen Seen im Norden Namibias. Diese Seen waren auch das Ziel unserer ersten Namibia Expedition 2019.

Die Vorbereitungen waren alles andere als einfach. Tom konnte in Namibia keine Tauchbasis finden die Rebreather Support anbot und für unsere Zwecke geeignet war. Schlussendlich nahm er Kontakt mit Chris Steenkamp von Dantica Diving in Südafrika auf. Chris war für unsere Zwecke der geeignete Mann. Er kennt die Seen im Norden und hat die Kontakte, um alle nötigen Genehmigungen zu organisieren. Über ihn bekommen wir unsere Gase, den Kalk und die Flaschen, die wir aus Deutschland nicht mitbringen können.

Ende August 2019 ist es so weit, unser erstes Abenteuer in Namibia beginnt. Mit 6 Teilnehmern und 600kg Gepäck machen wir uns auf den Weg von Frankfurt nach Windhoek, Namibia.

In Windhoek treffen wir Chris. Er hat inzwischen auch in Windhoek eine Basis die er nutzt wenn er Expeditionsgruppen begleitet. Zurzeit begleitet er ein Team von National Geographic, das ebenfalls am Lake Otjikoto und Lake Guinas arbeitet. Vermutlich haben sie das gleiche Expeditionsziel wie wir. Sie arbeiten allerdings hauptsächlich mit einem ROV und tauchen nur bis 60 Meter.

In der Basis können wir unsere Ausrüstung vervollständigen und überprüfen. Es ist die letzte Möglichkeit sicher zu gehen, dass alles funktioniert und nichts vergessen wurde. Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg Richtung Norden. Die Stadt Tzumeb ist unser Ziel.  Fünf Stunden später sind wir da. Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hotel fahren wir weiter zum Lake Otjikoto. Tom, Stefan und Jörg wollen unbedingt heute noch einen ersten Erkundungstauchgang im See machen. Der See liegt auf staatlichem Gelände und wir dürfen nur mit einer Genehmigung tauchen. Die Genehmigung können wir problemlos am Eingang kaufen.

Dieser See in Namibia hat eine spannende Geschichte. Der Otjikotosee ist an seiner Oberfläche gerade einmal 100 Meter breit und ca. 150 Meter lang. Durch mehrere dicken Rohre wird 365 Tage/24 Stunden pro Jahr Wasser aus dem See gepumpt um die umliegenden Farmen, Ortschaften und zum Teil die 100.000 Einwohnerstadt Tsumeb mit Wasser zu versorgen. Interessanterweise bleibt der Wasserspiegel nahezu gleich.

Lake Otjikoto soll durch ein unterirdisches, noch nicht entdecktes, Kanalsystem mit dem Lake Guinas und dem Etosha Nationalpark verbunden sein. Ausserdem hat die deutsche Schutztruppe 1915 Waffen, Geschütze, Dokumente und vieles mehr im See versenkt, damit nichts davon in feindliche Hände gelangen sollte.

Die Geschütze und viele andere militärische Ausrüstungsgegenstände wurden inzwischen geborgen und können in einem Museum in Tsumeb besichtigt werden. Was, wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf, immer noch verschollen ist, ist ein großer Tresor, der 1915 ebenfalls im See versenkt worden sein soll. Natürlich enthielt er eine Unmenge Gold!

Interessant ist auch, dass es keine verlässlichen Angaben über die Tiefe des Sees gibt. Relativ sicher ist, dass er an einem Ende maximal 65 Meter tief ist Am anderen Ende gehen die Angaben von 76 bis über 100 Meter Tiefe. (Mehr Informationen findet man auch in Wikipedia – Otjkotosee)

Klar ist, dass es hier einiges zu tun gibt. Trotz der langen Anreise und der fortgeschrittenen Tageszeit, es ist schon nach 16 Uhr als wir am See ankommen, ist es verständlich, dass Tom, Stefan und Jörg es kaum erwarten können abzutauchen. Es soll nur ein kleiner Erkundungstauchgang werden. Immerhin wird es hier in Namibia gegen 18 Uhr stockdunkel.

Der Abstieg zum See hat es in sich. Über unebenes, steiles, steiniges Gelände muss die Ausrüstung zum Einstieg gebracht werden. Ich entscheide für mich,  diesen Tauchgang auszulassen. Tom, Stefan und Jörg sind sehr erfahrene Taucher, schnell ist die Ausrüstung vorbereitet und mit der Hilfe unseres Supportteams bestehend aus Julio und Artem, starten sie ihren ersten Tauchgang im Lake Otjikoto keine halbe Stunde später.

Trotzdem ist es dunkel als sie nach knapp zwei Stunden auftauchen. Sie berichten, dass die Sicht mit ca. zwei Metern nicht gut war. Dazu kam das fehlende Tageslicht. Es muss wohl recht gespenstisch gewesen sein. Was sie heute gefunden haben, waren Tierüberreste und ziemlich viel Müll. Davon lassen wir uns aber nicht entmutigen. Morgen ist ein neuer Tag.

Was wir am ersten Tag noch nicht wissen, ist, dass die Genehmigung nur bis 17 Uhr gilt. So ganz genau wird das hier aber nicht genommen, wir verlassen das Gelände erst gegen 20 Uhr, ohne dass das jemanden interessiert.

Der nächste Morgen in Namibia, wir sind wir sehr früh am See. Wir bereiten alles in Ruhe vor. Geplant ist ein langer Tauchgang den Tom, Stefan, Jörg und ich gemeinsam beginnen wollen.

Der See liegt noch im Schatten. Um besseres Licht zu haben, warten wir noch etwas bevor es losgeht. Die Sicht ist zu Beginn nicht gut, wird in der Tiefe aber in einigen Bereichen besser. Es wird nach dem Abtauchen sehr schnell dunkel. Wir entdecken auf diesem Tauchgang eine Kanone der deutschen Schutztruppe. Sie liegt verkehrt herum auf dem Grund. Ein Springbock – Geweih, ein Schildkrötenpanzer und ein Schädel, vermutlich von einem Affen, sind weitere Artefakte, die sich in den Lichtkegeln unserer Lampen zeigen. Dazwischen finden wir immer wieder Munition und alte Haushaltsgegenstände. Wie zu erwarten war ist von einem Tresor weit und breit nichts zu sehen. Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich auch nicht erwartet, dass wir in dieser Sache fündig werden.

Etwas enttäuscht sind wir, dass wir dem eigentlichen Ziel unserer Expedition, den Eingang zu einem Höhlensystem zu finden, nicht nähergekommen sind. Tom und Jörg haben, während Stefan und ich die Artefakte dokumentiert haben, noch einmal intensiv nach Löchern in der Felswand gesucht. Auch während den Dekostopps nutzen wir die Zeit und suchen die Steilwände nach Öffnungen ab. Doch auch in diesen zwei Stunden entdecken wir nichts. Doch wir sind nach wie vor sicher, dass es Gänge geben muss. Leider können Tom und Stefan aus zeitlichen Gründen heute keinen weiter Tauchgang mehr machen, da wir uns nicht schon wieder über die Regeln, das Gelände bis 17 Uhr zu verlassen, hinwegsetzen dürfen.

Wird fortgesetzt mit den Tauchgängen im Lake Guinas

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sabine Kerkau