Und wieder ist Facebook der Auslöser eines langen Moments des Verharrens, des Ausblendens all der Dinge, die bis eben noch so wichtig waren. Wieder hat ein, diesmal in der publizierenden Tauchszene verankerter Name, die Seiten gewechselt. Heinz D. Ritter tauschte nun die Hochglanzwelt der Unterwasserfotografie gegen das Schattendasein der Erinnerung.
De mortuis nil nisi bene, sage über Tote nichts als Gutes. Dieser Spruch aus alter römischer Zeit wird niemandem gerecht, keinem Papst und keinem Heiligen. Und wer ist denn schon heilig? Der werfe den ersten Stein.
Heinz D. Ritter war in seinem Fachgebiet Grafik und Layout genial, doch Kraft seiner Statur und unterstützt von einer leicht schnarrend tiefen Stimme reklamierte er stets deutlich seinen Anspruch auf den absoluten Primus. Wer das akzeptierte, war sein Freund, mit Kritik kam er eher schwer zurecht.
Das musste ich auch erleben, erleiden in einer Zeit, als ich als freier Mitarbeiter in seinem Magazin UWF und danach in der daraus entstandenen unterwasser ausgeschieden war, um ein eigenes Tauchsportmagazin, exklusiv online, die UnterWasserWelt zu publizieren. Da war Heinz Ritter nicht amused, hatte ihm da jemand aus dem engsten Zirkel eine interessante Idee geklaut. Er ließ es spüren.
Eigentlich hatte es Heinz Ritter gar nicht so schwer, das kultige und weltweit erste Hochglanzmagazin für Unterwasserfotografie vor gut 33 Jahren im Markt zu installieren. Die Konkurrenz an Tauchsportmagazinen war übersichtlich, um nicht zu sagen eigentlich unsichtbar. Der tauchen in Hamburg stand ein Chefredakteur vor, der Heft und Inhalte mehr verwaltete denn inspirierte. Kleine Magazine aus der Schweiz und Österreich gab es auch am Bahnhofskiosk, erreichten aber in nicht nennenswerter Menge nur auf das Erscheinungsland bezogene Leser.
Ich darf nicht undankbar sein, denn die tauchen unter Jörg Keller veröffentlichte fleißig meine Beiträge, es gab Ausgaben, da stammten 30% der Inhalte aus meiner Feder. Zufällig kam mir eine Ausgabe der UWF (Magazin für Unterwasserfoto, -Film und -Video) in die Finger, die Begeisterung war sofort da, die Abo – Anforderungskarte spontan ausgefüllt, Briefmarke drauf und ab damit.
Und dass ich dann monatelang auf den Erhalt des ersten bestellten Exemplars der UWF warten musste, blieb so bis Ausgabe 23, der letzten UWF, für alle, in der Redaktion wie auch bei den Lesern das monatliche Brot. Heinz Ritter war guten Willens, einen vierteljährlichen Erscheinungstermin zu realisieren, doch es gab da immer wieder zu viele Stolpersteine für ihn, der als Layouter, Grafiker, Chefredakteur, Herausgeber und Überwacher aller zum Endprodukt HOCHGLANZ führenden Schritte eine One Man Show ablieferte.
Da half es auch nichts, dass er die Besten der Besten aus der fotografisch publizierenden Tauchsportszene in seiner Redaktion vereint, sie dort verpflichtete hatte, das war hochkarätig, pures Gold. Da finden sich Namen wie Herbert Frei, Helmut Debelius, Helmut & Barbara Corneli, Raimund Hübner, Udo Kefrig, Michael Moxter, Michael Goldschmidt, Norbert Probst, Claus-Peter Stoll, Horst Wiendl, Christoph Gerigk. Ich hatte auf seine Anfrage, Verantwortung in der Redaktion zu übernehmen, nicht lange gezögert.
Und dann kam die Messe boot in Düsseldorf, Heinz Ritter hatte für UWF stets einen beeindruckenden Stand konzipiert, größer und schöner als der der tauchen, die, bis sich UWF für sie als Problem herausstellte, nicht mehr an der Messe teilgenommen hatte. Am Stand von UWF waren alle Autoren anwesend, meist begleitet von ihren Partnern, die UWF Familie betreute jeden Standbesucher mit intensiven Gesprächen. Es war eine total heile und fröhliche Welt. Eine Welt, wie sie Heinz Ritter gefiel, ohne sichtbare Dissonanzen.
Eine UWF hätte es vermutlich bis heute am Markt geben können, doch äußere wie innere Umständen zwangen Heinz Ritter sein Hochglanzkind aufzugeben und einen potenten Partner zu suchen, der auf das aufbauen wollte, was er geschaffen hatte. Dabei kamen in erster Linie die Kontakte zu Unternehmen und Szenegrößen ins Spiel, der inhaltliche Hochglanz auf die Unterwasserfotografie und verwandte Themen ausgerichtet, musste mit der neuen unterwasser auf der Strecke bleiben.
Sein Ziel war, die tauchen in Hamburg zu überflügeln und die Nummer eins zu werden, unter den deutschsprachigen Print – Tauchsportmedien. Mit zunächst 6 Ausgaben im Jahr, bald schon im monatlichen Wechsel. Das Magazin FOCUS war sein Vorbild und er hätte optisch neben dem Erfinder und Chefredakteur des FOCUS, Helmut Markwort, fast eine brüderliche Ähnlichkeit erkennen lassen können.
Nach knapp einem Jahr verließ ich die neue Redaktion, darauf fokussiert, ein Buchprojekt abzuschließen und der Idee eines eigenen Magazins auf dem Rücken von digitaler Technik Format zu geben. Während Heinz Ritter zu 120% analog und auf Papier gedruckt die unterwasser als Herausgeber betreute, schlich sich die UnterWasserWelt mild belächelt in eine zu diesem Zeitpunkt noch längst nicht flächendeckend brauchbare Onlinewelt. Das war 1999.
Die unterwasser, als sein zweites publizistisches Kind, konnte Heinz Ritter zeitlich nicht unbegrenzt behüten. Der Olympiaverlag als neuer Eigentümer des Magazins hatte ihn dazu verpflichtet, Kraft seiner Kontakte, Werbeaufträge zu generieren. Wer Heinz Ritter kannte, dem war klar, dass er dafür nicht der richtige Kandidat war, dazu fehlte ihm das Fingerspitzengefühl. Fränkisch poltern war eher seins.
Der spätere Verkauf der unterwasser an einen anderen Verlag beendete auch die Mitarbeit von Heinz Ritter, der im privaten Online Projekt, dem Magazin HEINZ, das Hochglanz UW-Fotografie im Internet zur Verfügung stellte, eine neue Herausforderung fand.
In verrückten Zeiten wie diesen passieren dann Dinge, die Heinz Ritter sicher nicht moralisch unverletzt ließen. Der Jahr Verlag in Hamburg verkaufte die TAUCHEN an ein Verlagskonsortium, das letztlich auch die unterwasser veröffentlicht. Aus zwei mach eins, die unterwasser verlor und es gibt nun wieder einmal nur noch die TAUCHEN.
Tja Heinz, du hattest wirklich viele verdammt gute und schöne Jahre rund um die Tauchsportszene. Du hast so einiges verändert. Jetzt ist es Zeit, mit dir Frieden zu machen, du weißt schon, was ich meine. UnterWasserWelt musstest du einfach akzeptieren. Leicht fiel es dir nie.
An dich denken Ulli, Alexa & Michael
Ach ja, das D steht für Dieter