Vom Sitz unserer Redaktion ein paar Kilometer östlich von München sind es zum Mihuric Diving Center in Selce / Kroatien gerade mal 520 Kilometer. Das Hausriff beginnt einen Steinwurf von der Basis, außerhalb der Hochsaison legen dort auch die Schiffe für die Halb- oder Ganztagesausfahrten ab. Wir besuchten Maggy und Hinko Car, die Eigentümer der Basis, im Oktober und verlängerten so ganz elegant den Sommer für eine Woche.
Einwöchige Tauchaktivitäten werden fast schon traditionell mit einem Flug in tropische Regionen verbunden, die haarkleine Abwägung, was alles ins Gepäck muss oder darf steht dann an erster Stelle der Reisevorbereitungen. Wie entspannend ist es da, equipmentseitig wieder aus dem Vollen schöpfen zu können und so geht es mit Stageflaschen, Scooter und komplettem Foto- und Videosystem auf die Autobahn Richtung Südosten.
Außer einem längeren Stück Landstraße, das sich in Slowenien gut 60 Kilometer durchs Land mäandert und kaum Möglichkeiten bietet langsamere LKW oder Busse zu überholen, fahren wir über gut ausgebaute Autobahnen und durch mautpflichtige Tunnels (Tauerntunnel, Karawankentunnel). Vignettenpflicht besteht in Österreich und Slowenien, um die Schnellstraßen zu benutzen. In Kroatien zahlt man an Mautstationen ein vergleichsweise niedriges entgelt auf modernen Schnellstraßen.
Nach gut 6 Stunden Fahrt ist Rijeka und das Mittelmeer in Sicht. Nur 40 Kilometer sind es von hier noch bis Selce, das am Festland knapp mittig gegenüber der Insel Krk liegt. Die Region wird auch Crikvenica Riviera genannt und entlang dieses Küstenstreifens reihen sich teils übergangslos die 4 Orte Jadranovo, Dramalj, Crikvenica und Selce.
Zuerst führt der Weg in die Matkino 24 zur Pension Beata. Das Zimmer war von Maggy Car schon reserviert worden. Es befindet sich im frisch ausgebauten Dachgeschoß und riecht noch wie neu. Vom Balkon aus zeigt sich mit wunderschönem Blick die Insel Krk und man hat einen Logenplatz, den Sonnenuntergang von dort aus anzusehen. Flachbildschirm, Kühlschrank, Klimaanlage mit Fernbedienung gehören zur Zimmerausstattung. Ein reichhaltiges Frühstück wird im Speiseraum serviert.
Von der Pension sind es etwa 7 Minuten zu Fuß bis zur Tauchbasis, mit dem Auto benötigt man etwas mehr Zeit, weil die Stadtverwaltung wohl ein Sonderangebot von Einbahnstraßenschildern gekauft und aufgestellt hat. So muss man auf 4 Rädern einen weiten Bogen machen, der fast schon aus Selce hinausführt, bis man dann, orientiert am Verlauf des Ufers, nahe der Basis von Mihuric Anker werfen kann. An der Stelle sei erwähnt, dass es in der Hochsaison kaum eine Chance gibt, das Fahrzeug tagsüber nahe der Basis zu parken, dafür gibt es viel zu wenig Raum. Equipment kann man zum Be- und Entladen immer an der Basis vorfahren, dann muss aber ein Parkplatz in der Umgebung gesucht werden.
Das Mihuric Diving Center, betrieben von Maggy und Hinko Car, hat unbestreitbar eine traumhafte Lage an der befestigten Uferpromenade. Im Sommerhalbjahr ist ein Restaurant unmittelbar neben der Basis bewirtschaftet, so dass man den ganzen Tag inklusive Nachttauchgang bestversorgt auf dem Gelände verbringen kann. Für die Gäste von Mihuric stehen Duschen und Toiletten zur Verfügung, in Schließfächern wird das Equipment aufbewahrt. Auf dem Tisch vor dem Counter, beliebter Treffpunkt zum Logbuchschreiben und Gedankenaustausch, steht immer eine Thermoskanne mit Kaffee.
Als PADI five star IDC Gold Palm Resort bietet Mihuric Diving vom Anfänger bis zum qualifizierten Tauchlehrer alle Kurse an. Auch Freitauchen steht auf dem Programm.
Die Basis ist mit mares – Equipment für Verkauf und Verleih ausgestattet. Zwei leistungsstarke Bauer – Kompressoren für Luft zuzüglich Speicherflaschen haben genügend Kapazität, auch bei großem Andrang alle Tanks in kurzer Zeit zu befüllen. Nitrox for free ist in allen gewünschten Mischungen zu bekommen. Mit Equipment können 50 Taucher ausgestattet werden, 100 Stahlflaschen sind für den Verleih vorbereitet.
Tauchen
Das Hausriff unmittelbar vor der Basis ist nicht nur für Tauchschulaktivitäten bestens geeignet, es bietet auch für erfahrene Taucher viel Abwechslung in Tiefen von 2 bis 35 Meter. Neben versunkenen Tretbooten im Dreierpack, einem großen Anker, dem Wrack eines kleinen Kutters und zwei futuristisch anmutenden Unterwasserhügeln aus Stahlnetzen, die den kleinen Hafen zuletzt aus militärischer Sicht schützten, findet man die für das Mittelmeer typische Fauna und Flora. Große Exemplare von Schraubensabellen, die mit ihren filigranen, federartigen Schirmen das Wasser filtern, sind weit verbreitet und erstaunlich geduldige Fotomotive. Tintenfische verstecken sich in Felsspalten und auf dem Sandgrund entdecken wir ein Seepferdchen. Allgegenwärtig sind die frechen Meerjunker und Schriftbarsche lauern auf ihr Lebendfutter. Immer wieder umkreisen uns sogar im Flachwasser große Fischschwärme.
Mit dem Scooter wird der Aktionsradius spielend bis zum tieferen Bereich des Hausriffs ausgedehnt. Ab etwa 30 Meter bilden einige Felsformationen parallel zum Ufer einen Saum im Sandgrund, hinter dem es bis auf gut 35 Meter hinunter geht.
Um das Riff in allen Richtungen zu erkunden sind mehrere Tauchgänge nötig und es lohnt sich allemal, auch nach Einbruch der Dunkelheit einen Blick unter die Wasseroberfläche zu riskieren.
Weiter entfernt gelegene Tauchspots werden mit dem geräumigen Tauchschiff der Basis angefahren. Je nach Bedarf gibt es Ausfahrten am Vormittag mit zwei Tauchgängen und einen am Nachmittag mit einer Tauchgelegenheit. Auch Ganztagesfahrten stehen auf dem Programm. Zu eng kann es auf den Bootstrips nie werden, wenn nötig wird ein weiteres Tauchboot auf den Weg gebracht.
Von den 20 verschiedenen Bootstauchplätzen haben wir zwei besucht.
Für Wrackfans ist der 60 Meter lange Frachter Peltastis ein Highlight – solange dort nicht eine andere Gruppe durch den Stahlrumpf pflügte…. Es hat sich seit dem Untergang am 8. Januar 1968 viel Sediment aus dem nähstoffreichen Wasser abgesetzt, das durch unvorsichtige Flossenschläge oder von der Ausatemluft beim Durchtauchen der Innenräume aufgewirbelt wird. Die Spitze des mittleren Masts reicht bis etwa 8 Meter hinauf, die Schraube hat sich bei gut 31 Metern in den von Schlick überzogenen Sandboden gebohrt. Das aufrecht auf dem Kiel liegende Wrack kann auch innen gefahrlos betaucht werden. Frühere Generationen von Souvenirjägern haben alles abgeschraubt, was irgendwie von Wert war oder als Erinnerungsstück dienen konnte.
Strömung und Sichtweiten können an der Peltastis recht unterschiedlich sein. Sollen akzeptable Foto- oder Videoaufnahmen realisiert werden, wären generell mehrere Ausfahrten an unterschiedlichen Tagen einzuplanen.
Den zweiten Bootstauchgang machten wir bei Plic Tenki. Direkt unterhalb des Ankerplatz beginnt bei 3 Meter Tiefe ein kleiner Tunnel, dessen Ausgang bei 10 Metern auf einem kleinen Felsplateau liegt, Von hier aus geht es tiefer bis auf 20 Meter, bis zu einer Sandfläche, die einen Absatz bildet. Quert man die Sandfläche, erreicht man eine Kante, die von einer Steilwand gebildet wird, und auf gut 40 Meter zum Grund hin abfällt. Hier wachsen große rote Gorgonien. Da die Lederkorallen nur an der Ostseite ihre Fächer gebildet haben, muss man nach dem Abtauchen rasch auf Tiefe gehen, sonst verpasst man sie. Möchte man sich länger auf der Tiefe aufhalten, ist eine Stage mit Dekogas mitzuführen, nicht verkehrt.
Die Boote fahren nur außerhalb der Sommersaison direkt vor der Basis ab. Solange Schwimmer und Luftmatratzenkapitäne das Wasser bevölkern, wäre das An- und Ablegen zu gefährlich. Dann geht’s vom nahen Hafen aufs Meer hinaus, der Transfer dorthin ist gesichert.
Außerhalb der Saison macht es Spaß in Selce den Sommer zu verlängern. Das Meer ist immer noch angenehm temperiert, im Minimum waren es Anfang Oktober 24°C. Ein Halbtrockenanzug genügt für wirklich ausgedehnte Tauchexkursionen.
Eigentlich kann man sagen, dass Mihuric Diving ein Ganzjahresziel wäre. Ab November wird der tägliche Betrieb reduziert, haben sich Tauchgruppen angemeldet, was auch kurzfristig erfolgen kann, steht man nicht vor verschlossenen Türen. Da viele Restaurants und Pensionen ab Anfang Oktober schließen, wird die Auswahl hier etwas ausgedünnt. Ab Ostern fährt man dann die Geschäfte langsam wieder nach oben.
Nicht nur am und im Wasser gefällt uns die Region recht gut, es gibt noch genügend Zeugnisse der ursprünglichen Herren der Region, der alten Römer, die hier über Jahrhunderte siedelten. Pfeift den einen oder anderen Tag die Bora heftig übers Meer und schlagen hohe Wellen an die Promenade vor der Basis, ist ein Ausflug in die Vergangenheit eine gute Alternative, die von einem Lokalbesuch zu kulinarischen Studien abgerundet werden kann.
Fazit
Bei Mihuric Diving wird man von Maggy und Hinko Car sowie Tamara Kalanj bestens betreut. Alle sprechen Deutsch und so gibt es keine Sprachprobleme. Man fühlt sich schon nach wenigen Stunden, als sei man ein Stammgast. Sie und alle Mitarbeiter sind außerordentlich freundlich, hilfsbereit, erfahren und lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Die Basis ist bestens ausgestattet und wird professionell betrieben.
…. ach ja, Mihuric heißt auf Deutsch: Luftbläschen…..
Diving Center Mihuric
51266 Selce
PO Box 33
Tel/Fax : Office +385 51 241038 Diving Center Tel.: +385 51 765462
eMail: info@mihuric.hr
http://www.mihuric.hr/
Aktuelle Preise: Siehe Website
Pension Beata
http://www.selce-beata.com/?lang=de-DE
Michael Goldschmidt