MARABU – nein danke und bitte niemals wieder – Editorial Juli 2023

Es gibt Erfahrungen, die man nicht machen muss und die mit der Chaos Airline MARABU 2023 in Deutschland den Luftverkehr auf das Niveau eines unterirdischen Entwicklungslandes herabstufen

Marabu

Liebe Leserinnen und Leser,
an sich ist ein Marabu, ein storchähnlicher Vogel in Afrika beheimatet, ein durchaus geschätzter Zeitgenosse, dem aber seit Mitte April mit Erscheinen der „Airline“ MARABU arg das Gefieder gerupft wird. Ich habe mir in über 40 Jahren als beruflicher Vielflieger weltweit keine vergleichbare Chaos Airline wie MARABU auf die Haut kommen lassen müssen. Deren operatives Geschäft hat die vielfachen Medienveröffentlichungen analysierend einkalkuliert, dass nur ein geringer Teil der Flüge auch nur einigermaßen pünktlich abgewickelt wird und darüber hinaus mit der Ausrede einer überbuchten Maschine Gäste nicht transportiert werden können.

Ganz klar, es wird Sitzplatzkontingent für eine bereits absehbar nicht zur Verfügung stehende größere Maschine verkauft und das dann irgendwann fürs Boarding bereitstehende Fluggerät hat weniger Sitzplätze. So einfach ist das.

Wer steckt hinter MARABU? Es ist derselbe englische Investor, der auch die CONDOR übernommen hatte. Um sich sein Bankkonto noch weiter aufzublasen, wurde mit eigentlich nichts, einer einzigen Maschine – Airbus A320 – in Estland registriert die neue „Airline“ gegründet. Estland ist für den Luftverkehr das, was Panama für die Seeschifffahrt ist. Dumpinglöhne, in vielen Bereichen von internationalen Vorschriften abgekoppelt usw. Kein vertrauenerweckender Hintergrund. Ein tiefrotes Tuch für alle international korrekt agierenden Fluggesellschaften.

Nur, das weiß kein Ferienfluggast, er hat bei seiner Pauschalreise auch keinen Einfluss auf die Airline, die ihn ans Ziel bringen soll, nicht einmal mehr die Reisebüros oder Reisevermittler im Tauchshop. Sie buchen für den Kunden CONDOR und landen bei MARABU. Und hier sind Frust und Wut bereits auf höchstem Niveau, wie meine Recherchen mittlerweile zeigen.

Hier meine ganz persönliche MARABU – Erlebniswelt

Ich war frühzeitig zum Checkin im Airport und dieser lief (überraschend) zügig. In der Warteschlange lernte ich eine Gruppe von Passagieren kennen, die im zweiten Anlauf für einen MARABU Flug nach Ägypten waren. Vier Personen mit etwa dreijähriger Tochter. Am Tag zuvor (Samstag) wurden sie mit dem Hinweis auf DIE überbuchte Maschine wieder weggeschickt, mussten im Hotel übernachten. Nun waren sie hoffnungsfroh, dass alles klappen würde. Dann kamen sie und alle anderen auf MARABU gebuchten Gäste wieder in diese unsägliche Situation.

Was mich stutzig machte und eine wenig rosige Ahnung in mir aufsteigen ließ, war die geänderte Sitzreihe für meinen vorab gebuchten und selbst bezahlten Priority – Sitzplatz. Aus Reihe 12 wurde 11. Das war schon der erste Hinweis darauf, dass was aus dem Ruder laufen könnte, weil ein anderes Flugzeug eingesetzt werden würde als jenes, für das die Sitzplätze (stellvertretend) verkauft wurden. Also ist zu erwarten, dass wieder das Märchen der Überbuchung erzählt werden würde.

Im Gegensatz zu 99% der anderen auf diesen Flug gebuchten Gäste stand nicht mein Urlaub auf dem Spiel, ich war beruflich als Journalist unterwegs. Deshalb nahm ich die Sache gelassen, auch vor dem Hintergrund, dass ich als Mitarbeiter eines ARD Fernsehsenders  zusammengerechnet mehr als 1 Jahr in Flugzeugen verbracht hatte, weltweit.

Als ich – rückblickend – in meinen Reiseunterlagen las, dass ich mit einer völlig unbekannten Gesellschaft – MARABU – fliegen sollte, kam mir sofort in den Sinn: Wer fliegt das Teil dann, sitzen Dagobert und Donald Duck im Cockpit? Dann habe ich mich schlau gemacht, zum Buchungszeitraum war MARABAU noch gar nicht aktiv. Ob das gut geht, ab diesem Zeitpunkt war ich mir da – zu  Recht -nicht sicher.

Auf welchem Weg auch immer lanciert wird, dass MARABU mittlerweile 5 eigene Maschinen in der Flotte hätte, ist rätselhaft und nährt zusammen mit dem  gesamten Umfeld der Geschäftsführung und Geschäftsabwicklung wohl eher den Verdacht, dass zumindest betrugsähnlich gehandelt wird.

Zum angegebenen Termin des Boarding hielt ich mich neben einigen anderen Reisenden in der Nähe des Schalters auf. Ein Mitarbeiter der von MARABU beauftragten Agentur, die die Kundenkontakte abwickelt, hatte eine wenig positive Stimmung verbreitende Ausstrahlung bei seiner Ankunft am Counter. Mir war sofort klar, dass 12:10 Uhr Abflug in München ein Termin aus dem Reich der MARABU Märchen war. Weil ein paar Gäste aus Innsbruck neben mir standen, mit denen ich schon beim Einchecken Spaß hatte, sagte ich ihnen, dass sie sich jetzt darauf vorbereiten sollten, dass es mit dem Flug Probleme geben wird und wenn sie Glück haben, irgendwann ihr Traum vom Urlaub wahr werden würde…. Zwischendurch keifte der Mitarbeiter am Boardingschalter, dass man sich hinsetzen solle, hier rumzustehen mache keinen Sinn.

Die Reaktion der umstehenden Reisenden auf meine Prophezeiung war so, als hätte ich in einem Atemzug Mohrenkopf und Zigeunerschnitzel gesagt. Dann die Durchsage: Der Abflug von MBU6022 verschiebt sich wegen „technischer Probleme“ auf unbestimmte Zeit.

Punkt.

Da denken die Urlauber in der Schlange, da muss nur noch mit dem Hammer aufs Triebwerk geklopft werden, das wird schon. Kann nicht lange dauern, eine Stunde vielleicht. Kennt man ja. Nur, das Flugzeug, das sie befördern soll, gibt es noch gar nicht.

So schnell kann man also auch rehabilitiert sein.

Unbestimmte Zeit – das geht gar nicht. Das ist unprofessionell und würde bei Geschäftsreisenden nicht akzeptiert werden. Mit dummen Urlaubsgästen, die einmal im Jahr ihr großes Flugerlebnis haben, da kann man es ja machen. Fiese Masche von MARABU.

Unbestimmte Zeit, da müsste die Airline alle Hebel in Bewegung setzen, um weit möglichst ihre Gäste umzubuchen, um sie mit anderen Airlines auf den Weg zu bringen. Nur ist Hurghada eine Urlaubsdestination und alle Flugzeuge sind voll.

OK, ich lasse mir Zeit, die Fakten vor Ort und mein Hintergrundwissen zu ordnen, treffe dabei andere Reisende, die mit MARABU nach Kos / Griechenland wollten, aber auch da gibt’s Probleme. Vor allem müssen sie in ein anderes Terminal, sie sind falsch geschickt worden…

Dann entscheide ich mich nach einer Stunde, dem MARABU Spektakel ein Ende zu setzen und erwische gerade noch den Mitarbeiter am Boarding Counter, der seine Habseligkeiten zusammensammelt, um das sinkende Schiff mit unbestimmter Verspätung zu verlassen. Ich denke mal, er hatte keine Lust, von einem sich langsam aufbauenden Mob tätlich angegangen zu werden.

Ich frage ihn nach der Prognose für den Zeitpunkt des Abflugs. Es sei alles unbestimmt, dazu könne er nichts sagen. OK, dann trete ich von diesem MARABU Flug zurück. Es überrascht ihn nicht, denn er spult jetzt routiniert sein Erklärungsprogramm ab, welchen Weg ich gehen müsse, um aus dem Abfertigungsbereich wieder herauszukommen, in welchen Terminalbereich ich zu gehen hätte, an welchem Schalter ich mich melden sollte. Das hat er nicht das erste Mal gemacht….

Am Schalter der für MARABU die Abfertigung abwickelnden Agentur ist es noch ruhig, auch nur eine Mitarbeiterin im Dienst am Counter. Sie nimmt meine Anliegen entgegen – Rückgabe des Flugs und Aushändigung meines aufgegebenen Gepäcks. Zumindest an diesem Schalter läuft alles professionell. Dass es eine Weile dauern würde, mein Gepäck herauszusuchen, war mir klar, ich rechnete mit einer Stunde, das wurde auch angekündigt und stimmte letztlich auch.

Gegen 15:00 Uhr wurde ich dann wieder am Airport abgeholt und ich staunte nur noch, wie grün es in Ägypten geworden ist in den letzten 4 Jahren…

Epilog

Die Gäste von MARABU wurden weiter auskunftslos, perspektivlos hingehalten, bis ein fiktiver Start für 20:00 ins System gemeldet wurde. Auch gelogen, denn es musste ein neuer Check in gemacht werden, dem ein Boarding folgte und um 21:36 Uhr statt 12:10 Uhr hob dann eine 737 der Tuifly ab. Hochgerechnet mit Zeitverschiebung und allem waren dann die Gäste um 5:30 in Hurghada vor dem Flughafengebäude und noch lange nicht am Ziel. Gäste mit kleinen Kindern, jung und alt. Kein guter Einstieg in den Urlaub. „Nur“ über 9 Stunden später und es konnten bei der kleineren Maschine auch nicht alle gebuchten Gäste an Bord. MARABU machts möglich.

Nicht zu vergessen, alle Anfragen an MARABU über deren Kontaktformular….. blieben unbeantwortet.

Ich wünsche Ihnen allen, von MARABU – Erlebnissen verschont zu bleiben,

Ihr

Michael Goldschmidt

 

Für alle, die frei nach den Märchen der Gebrüder Grimm ausziehen wollen, um das Fürchten zu lernen, googeln Sie einfach MARABU…
oder sehen Sie sich dieses Reel an: https://www.instagram.com/reel/CuJ907gpZzk/?igshid=MzRlODBiNWFlZA==