Aqualung, gegründet 1946 von Jacques-Yves Cousteau und Émile Gagnan hat Kurs auf eine ungewisse Zukunft genommen

Aqualung war nicht mehr in der Lage, seine Schulden zu begleichen, Investor entzog Barmittel

Aqualung

Das 1946 vom Tauchpionier Jacques-Yves Cousteau und seinem Mitarbeiter Émile Gagnan gegründete Unternehmen Aqualung hat mehr als nur Tauchgeschichte geschrieben. Solange sich die Firma im Besitz von Air Liquide befand, also ab 1946, lief alles bestens. Dann 2016 der Verkauf an den englischen Investor  Montagu Private Equity. Dass Investoren kein wirkliches Interesse an einem erworbenen Unternehmen haben, sondern möglichst viel Kapital abziehen möchten, ein Unternehmen quasi ausbluten, das ist nicht neu. Seit Karstadt wissen wir in Deutschland, wie es läuft und wohin der Weg geht.

Keine Frage, der Tauchsportmarkt hat sich international noch nicht von der Pandemie erholt, er wuchs aber im Jahr 2022 wieder, allgemein um 7,5%, doch daran hatten nicht alle Labels einen  Anteil. Aqualung, in der Hand eines Investors, wurden wichtige Marketingmaßnahmen verboten, dazu gehörte auch die Teilnahme an Messen. Frei nach dem Motto von Rothschild, der auf die Frage, wie er so reich werden konnte, antwortete: Durch das Geld, was ich nicht ausgegeben habe….

Dass 2021 und 2022 keine wichtigen Tauchsportmessen weltweit veranstaltet werden konnten, verschleierte zunächst den Rückzug von Aqualung von allen öffentlichen Auftritten. Die eigene Website wurde auf einen Onlineshop umgebaut, wollte man zu Aqualung Produkten recherchieren, mussten einige Umwege in deren Webauftritt gefunden werden.

Pressemeldungen, direkte Infos zu neuen Produkten. Fehlanzeige. Die Kontakte in Deutschland brachen nach der Auflösung des Vertriebslagers am Bodensee ab. Erreichte man zufällig jemand, der den Telefonhörer abnahm, dann war kein kompetenter Gesprächspartner erreichbar.

Das alles sind ausreichend Fakten, die die aktuelle Situation von Aqualung nicht als überraschend einstufen lassen. Eher, es hat länger gedauert, als gedacht.

Und nun steht nach den in Frankreich erforderlichen Schritten, die Aqualung zu erfüllen hatte, der nächste Investor in den Startlöchern,  Barings aus den USA. Es wird erwartet, dass im Herbst 2023 Barings der neue Eigentümer von Aqualung sein wird. Montagu kann dann  seine Investition mit Gewinn einbuchen und Barings dürfte seinerseits schon nach einem Interessenten Ausschau halten, solange Aqualung noch einen Wert hat.

Es gibt aber eine weitere Möglichkeit, wie Barings mit Aqualung verfahren könnte. Das Unternehmen wird zerschlagen und in einzelne Firmen aufgeteilt. Dazu böten sich die unter dem Dach Aqualung agierenden Marken Apex, Aqualung America, Aqualung La Spirotechnique I.C. Technisub, Aqualung Gmbh, Aqualung Canada und Aqualung Japan Ltd. an. Denkbar ist auch, dass die Tauchcomputersparte eigenständig werden könnte und die militärische Sparte ohnehin.

Man wird sehen, wie sich Ende 2023 Aqualung präsentieren kann. Grundsätzlich ist es wirklich bedauerlich, dass dieses absolut an den Anfängen des Tauchsports beteiligte Unternehmen in den Sog von Finanzhaien geriet und dessen Zukunft ungewiss ist. Jacques-Yves Cousteau würde sich im Grab umdrehen.

Michael Goldschmidt
Screenshot Website Aqualung, UWW bearbeitet