Editorial März 2020

Wie bezahlbar sind die Malediven für normale Taucher?

Liebe Leserinnen und Leser,

es gehört schon eine Portion Schräglage dazu, um mich zu irritieren. Ja, ich muss zugeben, ich bin irritiert und zugleich irgendwie auch fassungslos. Was geht ab auf den Malediven, nicht politisch – da ist es ohnehin nicht stabil – was geht da ab, um sich den Nimbus des nahezu Unbezahlbaren zu geben?

Ohne Frage, die Malediven sind kein Tauchziel mehr, das sich Hinz und Kunz leisten können. Hinz und Kunz haben die Malediven zwar in der Vergangenheit zu einem herausragenden Tauchziel gemacht, doch sie wurden schon lange abgewürgt. Die wenigen Inselresorts, die noch „bezahlbare“ Tauchaktivitäten anbieten, kann man mittlerweile fast an einer Hand abzählen.

Heute bekomme ich den Newsletter „Neuigkeiten von den Malediven“ in den virtuellen Briefkasten. Den Absender kenne ich persönlich, Kaus Communications Limited. Vor zwei Jahren hatte ich mit der Agentur im Verlauf der Messe boot ein intensives Gespräch für eine Reportage über alternative Möglichkeiten – auf einer Einheimischen Insel – die Malediven kennen zu lernen. Eine Kooperation sollte sich ergeben.

Ein Satz mit X, war wohl nix. Mit Kaus Communications kam es zu – nichts. Nicht überraschend. Das war wohl Augenwischerei, zu niedrig angesiedelt, wenn man den Aufenthalt für eine Woche in einem Resort von Kaus als PR Vertreter der Malediven mit wenigstens 10.000 Euro akzeptiert.

Darfs ein wenig mehr sein? Dann packen sie mal eine Million aus, um für eine Woche bis zu 70 Gäste rundum verwöhnt auf einer absoluten Privatinsel mit Butler, und Privatpool und, und, und, für Ihre Geschäfte gefügig zu machen.

Wenn ich den Newsletter „Neuigkeiten von den Malediven“ im Postfach finde, stellen sich mir schon die Haare auf.

Was hat sich verändert? Für Sporttaucher gab es noch vor einer Handvoll von Jahren die Malediven als zwar teureres Ziel als das Rote Meer, aber der Wunsch, dort abzutauchen, war noch bezahlbar.

Dann wurden die Malediven von russischen und chinesischen Gästen stark frequentiert. Ähnlich wie in Ägypten war das Anlass für Gäste aus Europa, hier Zurückhaltung zu üben.

Und jetzt, aus den einstigen Premiumgästen, die als Taucher anreisten, sind jetzt, ja, was sind sie eigentlich? Sie machen Arbeit und lassen nicht die große Kohle da.

Nein, ich werde keine Privatinsel für meine Freunde buchen, ich werde auch keine Seavilla mit privatem Pool und Schlafzimmer unter der Wasseroberfläche wählen. Das ist was für Warmduscher mit dringendem Bedarf an Penisverlängerung. Aber ob ich unter diesen Umständen ernsthaft die Malediven in unserem Magazin breit feature, da bin ich mir nicht so sicher. Da die Hoffnung zuletzt stirbt, setze ich auf eine avisierte Möglichkeit, mir selbst ein aktuelles Bild zu machen, dort, wo noch Taucher mit normalem Gehalt willkommen sind.

Beste Grüße, Ihr

Michael Goldschmidt