Der neue Cressi Bolide: GARA TURBO CARBON Freitauchflossen

Ein Antrieb der Königsklasse, ihr Zuhause ist das Freiwasser

Cressi Turbo Carbon

Viele Freitaucher bekommen bei der Erwähnung des Materials Carbon im Zusammenhang mit Flossen so ein Leuchten in den Augen, wie ein bürgerlicher Roadsterfahrer bei der Erwähnung des  Namens Porsche. Und irgendwie spielen Carbonflossen für Freitaucher emotional in einer ähnlichen Liga. Cressi schickt mit der GARA TURBO CARBON nun einen neuen Apnoeboliden ins Streckentauchrennen.

Bis die GARA TURBO CARBON aus der Cressi – Box tatsächlich von uns auf die Teststrecke geschickt werden konnte, mussten erst einmal diverse kommunikative Probleme aufgelöst werden. Da gab es ein paar Verwirrungen, wie das Produkt nun tatsächlich korrekt heißt und zu welchem Fußteil das Flossenblatt passt.

Da ging irgendwie unter, dass ein völlig neues Fußteil „GARA TURBO“ mit kurzen Führungsstegen entwickelt worden war, was aber bei der Beschriftung der Flossenblätter zunächst nicht ankam. Die kurzen Führungsstege lassen dem Blatt die volle Bandbreite zur Entfaltung seiner Eigenschaften.  Und so haben wir eine vielleicht einmal besonders wertvolle Sammleredition mit der Aufschrift GARA MODULAR in der Redaktion. Zu dumm nur, dass sie aufgrund ihrer Länge von insgesamt 92,5 cm nicht ins Bankschließfach passt.

Cressi Gara Turbo CarbonCARBON ist in ehrgeizigen Freitauchkreisen fast schon ein Zauberwort, allerdings kam es nie aus dem Mund von Harry Potter. CARBON ist nüchtern betrachtet ein industriell gefertigter Kohlefaserstoff, der von Spezialisten aufwändig bearbeitet in eine Form gebracht wird, die besonders auch hohem Druck (Hülle von hochwertigen Scootern) oder mechanischen Belastungen (Flugzeugbau) widersteht. Das sind aber Eigenschaften, die keinesfalls den Anforderungen von Flossen jedweder Art entsprechen.

Das Rohmaterial für die GARA TURBO CARBON bezieht Cressi von Mitsubishi aus Japan (der Riesenkonzern baut nicht nur Autos…..), dann wird es in Italien in die Rohform gebracht und in einem Spezialverfahren die aushärtenden Klebstoffe entfernt, um das Flossenblatt hochflexibel zu machen. Bei Cressi in Genua wird dann das Blatt in seine Form gebracht und mit dem Fußteil ausgestattet.

Ich habe hier etwas weiter ausgeholt um erkennbar zu machen, welche Produktionsschritte nötig sind, eine GARA TURBO CARBON an Freitauchers  Fuß zu bringen. Es ist anzunehmen, dass die Herstellung eines Zauberstabs, wie ihn Harry Potter benutzt, ähnlich viele Zwischenschritte erfordert. Aber so ein Zauberstab, so eine CARBON Flosse kann keine erhoffte Wirkung erzeugen, wenn die Kenntnis der erforderlichen Zaubersprüche, des intensiven Trainings im Vorfeld lückenhaft ist.

Je ausgefeilter die Flossentechnologie ist, desto intensiver muss das Kennenlernen des neuen Antriebs angesetzt werden. Die GARA TURBO CARBON fühlt sich anders an, als die im Vergleich dazu von mir eingesetzte Gara Modular Impulse, ein Verkaufsschlager von Cressi schlechthin.

Ganz klar, jede Flosse, speziell jede Freitauchflosse hat ihren Charakter. Die eine verzeiht bei oberflächlicher Wahrnehmung schlampige Beinarbeit, die andere fordert klar ein exaktes Bewegungsprotokoll ohne deutlich abgewinkelte Kniegelenke. Wer für sich schlampige Beinarbeit unreflektiert akzeptiert, wo kein Coach, da kein Weg als normal und gegeben ansieht, dem hilft das Wundermaterial CARBON auch nicht leistungssteigernd weiter.

CARBON will, wie man es in einer guten Tauchausbildung gelernt hat, den Bewegungsansatz von der Hüfte aus, mit einem weitgehend gestreckten Bein. Dann ist auch eine GARA TURBO CARBON willig, ihre Trumpfkarten auszuspielen. Ordentlich dosierte Beinarbeit wird mit Vortrieb und wunderbaren Gleitphasen quittiert. Und ich sags klar, ein Coach, ein/e Freitauch TL wäre angesichts der Investition in einen CARBON – Antrieb ein guter Wegbegleiter, um den Apnoeboliden richtig einzusetzen.

Um die GARA TURBO CARBON in einem Ambiente kennenzulernen, in dem fast wie im Labor objektive wie subjektive Eindrücke und Leistungsergebnisse ermittelt und gegenüber gestellt werden können, musste sie in verschiedenen Pools eine ganze Reihe von Tauchgängen antreiben.

Aber: Eine CARBON Flosse ist nicht für Streckentauchgänge im Pool konzipiert, das Blatt ist bruchempfindlich und kann bei unglücklich ausgeführten Wenden oder ähnlichen Aktionen bei hartem Kontakt mit der Beckenwand brechen. Die GARA TURBO CARBON ist im Freiwasser zuhause, wie alle CARBON Flossen.

Praxis

Die GARA TURBO CARBON sind nicht die ersten Flossen dieser Technologie an meinen Füßen, aber die ersten von Cressi. Das geschlossene Fußteil ist bequem und umschließt den Fuß in Neoprensocken (empfiehlt Cressi zu tragen) optimal. Im Vergleich zu anderen CARBON Flossen fühlt sich der neue Antrieb von Cressi subjektiv hart an. Erster Eindruck eben.

Ein TL, der bereits andere Cressi CARBON Flossen kennt und diese als durchaus hart am Blatt einstuft, revidiert mein erstes Urteil, die GARA TURBO CARBON sei deutlich weicher.

Also Reset und beim nächsten Testeinsatz voll und ganz auf die GARA TURBO CARBON einlassen, mit allen Kleinigkeiten, die so ein Antrieb vom User verlangt. Und ja, das Bild ändert sich. Es sind oft nur kleine Details im Bewegungsablauf des Flossenschlags und das Feedback ordnet sich neu. Jetzt sind wir Freunde. Die Streckenresultate bestätigen das, die zumindest bereits geleistete Bestleistungen reproduzierten.

Fazit

Cressi hat mit der GARA TURBO CARBON eine „Consumer“ Carbon Flosse vorgestellt, mit einem Blatt mittlerer Härte. Das Unternehmen aus Genua will sich keinesfalls für den Wettbewerb mit Speziallabels aufstellen, die für richtig viel Geld individualisierte CARBON Antriebe in unterschiedlichen Härtegraden anbieten. Die GARA TURBO CARBON kann man sich leisten fürs Apnoetauchen im Freiwasser und fürs Tieftauchen. Das macht dann Spaß. Die Flossen sind verfügbar in  Größen von 36 bis 47 und werden mit anpassbaren Einlegesohlen geliefert.

Mittlerer Marktpreis € 399,-

CRESSI GARA TURBO CARBON

 

 

Michael Goldschmidt
UWW / Cressi