Apnoe Passion Praxis: Mobil einen See, eine Uferregion im Meer erkunden mit einer Rollboje

Wer sagt denn, dass Apnoetauchen in die Tiefe des Freiwassers nur mit einer stationären Trainingsboje aus gemacht werden kann?

Rollboje Apnoe Passion

Ja, ich gebe es zu, ich habe die Rollboje in meinem umfangreichen Equipmentpool lange links liegen lassen. Und als Tauchlehrerin komme ich offen gestanden eher selten in den Genuss von Aktivitäten im See, die nicht unmittelbar mit der Ausbildung von Schülern zu tun haben. Dafür gibt es die große Instructorboje mit Haltepunkten für bis zu 6 Taucher und natürlich das lange Grundseil mit 10 kg Gewicht an dessen Ende. Dass meine Rollboje von ihrer ewig trockenen Lagerstätte im Garagenregal jetzt schon mehrfach mit meinem Buddy und mir das Wasser genießen konnte, ist eine echt neue Perspektive.

Apnoe Passion RollbojeDas kann es ja nicht sein, den See, in dem die meisten Freiwasserausbildungsteile fürs Tieftauchen von Apnoe Passion durchgeführt werden, nur vage von den ausgesuchten Positionen selbst in Augenschein genommen zu haben, weil eben hier das Echolot die erforderliche Zieltiefe bestätigt. Abgetaucht zeigt sich dann kurz die Unterwasserwelt des Sees an genau dieser Stelle, ein Rundumblick, der vielleicht 20 Quadratmeter optisch preisgibt. OK, die Ausbildung von Schülern ist keine Erkundungstour. Aber dass dann eine Rollboje privat genau das ermöglicht, das ist ein echter Gewinn für unsere Freitauchaktivitäten.

Es fing ganz harmlos an. Ich wollte mit meinem Buddy ohne Einsatz unserer Scooter freitauchend die Uferregion des Ausbildungssees betauchen und dabei auch sicher sein, dass wir nicht von Standuppaddlern, forsch für einen Triathlon trainierenden Schwimmern oder Badebootkapitänen beim Auftauchen „abgeschossen“ werden. Das war die Geburtsstunde, die Rollboje in Einsatz zu bringen, denn deren grell orange Farbe mit der Tauchflagge oben auf, verlangt Aufmerksamkeit.

Ein erstes warum ist also schon geklärt. Aber schaue ich auf die Sichtweiten in unseren Seen im Sommerhalbjahr, dann sind sie wirklich eher mau. Badegäste, Regengüsse und Wassertemperaturen sind regelmäßig vernebelnde Faktoren, die für uns Freitaucher eigentlich keinen Spaß machen, by the way tiefer abzutauchen, als noch ein vager Sichtkontakt zum Grund wahrnehmbar ist. Auch ist es schwer, den Buddy rein beobachtend zu sichern. Da muss eine Grundseil zum Einsatz kommen mit einer unkompliziert variablen Plattform, die Rollboje kommt ins Spiel.

Die Tauchgangvorbereitung an der Oberfläche unterstützt die Rollboje vergleichbar zu einer Instructorboje, das ist auch ein wichtiges Detail.

Auch wenn eine zigarrenförmige Rollboje, so benannt, weil man das an ihr befestigte Seil aufgrund ihrer Form unkompliziert auf- und abwickelt (rollt), durchaus für anspruchsvollere Tieftauchgänge auszustatten wäre, beschränke ich mich auf 10 Meter Seil und ein Grundgewicht von 2 kg. Wir wollen ja den Uferstreifen des Sees betauchen, hier und da einen Einblick in die Struktur des Seegrunds, dessen Bewuchs und der angetroffenen Fische bekommen.

Das in die Tiefe führende Seil der Rollboje ist ein wichtiger Orientierungspunkt für das Abtauchen selbst. Hier ist klar definiert, dass Körperhaltung und Bewegungsrichtung in die Tiefe korrekt sind. Einfach nur ins Graugrün des Sees zu verschwinden, ohne optische Informationen über die eigene Position, ist nicht wirklich zielführend und auch gefährlich. Eine Sicherung kann von der Oberfläche so nicht wirksam durchgeführt werden.

Ist die Sicht schon kurz unter der Oberfläche stark eingeschränkt, kann das Lanyard eingesetzt werden, das den Taucher am Grundseil führt. Das geht mit der Rollboje auch. Dann ist die Sicherung des Apnoetauchers unter diesen Bedingungen weiter optimiert. Meist ist unterhalb einiger Meter Wassertiefe die Sicht weit besser als nahe der Oberfläche, das ergibt nun den Sinn des Freitauchens, um ein Gewässer kennen zu lernen. Es anzuschauen. Auf sicherer Seite.

Auch wenn große Freitauchidole sich nicht unbedingt dem Credo öffnen, dass man als Apnoetaucher auch die einen umgebende Unterwasserwelt kennenlernen möchte und es nicht nur eine Reise in sich selbst sei, mag ich hier unterscheiden. Die Rollboje mit Taucherflagge, 10 Meter Seil, Grundgewicht 2 kg, meinem obligatorischen Echolot dabei, hat wundervolle Qualitäten, die Freude bereiten und nach mehr solcher Erlebnisse verlangen.

Noch ein Wort zum Setup einer Rollboje. Die im Bild gezeigte Boje vom Label Subgear gibt es nicht mehr, die Boje schon, das Label nicht. An ihr können sich bis zu 4 Taucher an Schlaufen festhalten, besser sind nur zwei im Buddyteam. Ein Bleigewicht richtet die Boje ohne weitere Eingriffe automatisch nach oben aus, die Taucherflagge steht dann senkrecht über Wasser. Das Grundseil wird dem Thema Rollboje geschuldet auf dem Auftriebskörper aufgerollt. Einfacher geht’s nicht. Das Grundgewicht wird mit einem Karabiner an der Rollboje gesichert, geht es auf den Weg zum nächsten Tauchplatz, um da mal nachzuschauen, wie der See dort am Grund aussieht.

So kann gemäßigtes Tieftauchen und die Neugier auf das, was in der unsichtbaren Welt unter den Flossen versteckt ist, zum sportlichen Erkundungstauchen werden. Und, nicht zu vergessen, dort, wo das Gerätetauchen explizit verboten ist, haben Freitaucher weiterhin Zugang zum See.

 

Petra Ney
UWW