Apnoe-Passion Praxis: Der Natur abgeschaut – das Tauchen mit Monoflosse

Delfine als Vorbild – bei der Körperbewegung und dem Flossenschlag

Auch wenn abseits von Wettbewerben Freitaucher mit Monoflosse eher selten gesichtet werden, hat sich diese höchst wirkungsvolle Antriebsart ab den 1970er Jahren nach und nach in der engagierten Apnoeszene einen hohen Stellenwert erkämpft. Dass im Verhältnis zum geringeren Kraftaufwand als  mit Bifins eine Monoflosse fast schon Unterwasserflügel verleiht, damit verbunden nachweislich leistungssteigernd wirkt, ist tausendfach bewiesen. Neugierig geworden, welche Monoflosse zu mir passt? Petra Ney gibt einen Einblick in das recht spezielle Thema Monoflosse zum Einstieg.

Warum im Tauchsport ohne Gerät erst verhältnismäßig spät die Monoflosse als Höhepunkt der Fortbewegung im und unter Wasser erkannt wurde, hat viele Gründe. Sie ist doch recht speziell. Daran gewohnt mit beiden Beinen unabhängig unter und im Wasser agieren zu können, ist die fußfesselartige Einschränkung der aquatischen Mobilität zunächst sehr gewöhnungsbedürftig. Nicht wenige, die erstmals eine Monoflosse probiert haben, beließen es bei einem einmaligen Erlebnis – das ist nichts für mich. Eigentlich schade.

Schwimmen und Tauchen mit Monoflosse ist ein komplexes Thema. Die Art der Fortbewegung fordert „etwas“ Disziplin und das Beherrschen des Delfinschwimmstils. Deshalb belegte ich zwei intensive Workshops bei Mike Maric, um die entsprechenden Techniken zu trainieren. Ich kann diese Workshops wärmstens weiterempfehlen, denn nur mit Trainingshintergrund kann eine Monoflosse Spaß machen und die erhofften Leistungssteigerungen bringen. Literatur dazu: MONOFLOSSE – Schwimmen und Tauchen wie ein Delfin im Verlag Delius Klasing. In diesem Beitrag geht es ausschließlich sehr anschaulich um das Thema Monoflosse und nicht um die Anwendungstechniken, wie auch in der englischen Originalfassung „Learn the Monofin“  . Mike Maric empfiehlt hier Anfängern für das Tauchen mit Monofin oder auch den Anfängern im Finswimming für die ersten 1-2 Jahre die kleine gelbe FINIS Foil.

Finanziell taste ich mich meist aus einem Mix aus Kosten und Anwenderfeedbacks an das Objekt der Begierde heran. Was wäre eine Einsteiger Monoflosse für mich? Da landete ich bei dem bekannten Hersteller von Ausrüstung für Schwimmsportler, dem Label FINIS. In leuchtendem Gelb gibt es dort die kurze Vollgummi – Monoflosse „FOIL“ (mittlerer Preis € 67,-). Um dann richtig mit Monoflosse zu schwimmen gings ins Training im Tauchclub. Begleitet von mitleidigen Blicken ab ins Becken und dann waren die mitleidigen Blicke auf meiner Seite. Die Sprinthengste mit Bifins wurden locker abgehängt. Fast eine kleine Revolution im Club. Die giftige Effizienz der kurzen Monoflosse wurde dennoch nicht anerkannt und fand keine Verbreitung bei anderen noch aktiv am Training teilnehmenden Clubmitgliedern. Für mich ist sie der Schlüssel zum Training in allen Hallen- und Freibädern, denn deren Größe erregt noch nicht die ablehnende Aufmerksamkeit der aufsichtführenden Schwimmmeister.

Mein Apnoebuddy orderte auch die FINIS Foil und fühlte sich in das Thema Monoflosse ein. Klares Feedback, es ist gewöhnungs- und trainingsbedürftig. Die messbaren Trainingserfolge sprechen für sich, auch ohne ein Hochleistungsmodell, nur durch die Veränderung der Körperlage, des Bewegungsablaufs und der Konzentration auf ein einziges Flossenblatt.

Bleiben wir bei FINIS, auch wenn es gelb ist, es ist nicht alles Gold, was da so glänzt. Es gibt bei diesem Label eine weitere Monoflosse, die WAVE, mit größerem Flossenblatt aus relativ hartem Kunststoff und anpassbar für Fußgrößen. Mein Buddy hat in Testlaune die WAVE geordert (mittlerer Preis € 65.-) und wurde im Vergleich zur FINIS „Foil“ enttäuscht. Schlechte Performance, zu hart. Die Unterschenkel werden beim Training zu sehr beansprucht, spontane Richtungsänderung unter Wasser ist eher schwierig, aufgrund der hohen Beinbelastung ist die Trainingszeit begrenzt (Muskelkrampf im Unterschenkel  bedingt), wenn man nicht 100% durchtrainiert ist.

Mit im Einsatz habe ich im Team die Monoflosse „So Dive Hydra“. Um als Einsteiger mit einer großflächigen Monoflosse Bekanntschaft zu machen, ist dieses Produkt mit etwa € 60,- wesentlich besser aufgestellt, als die FINIS WAVE. Bei der „So Dive Hydra“, die mit den Fersenbändern verschiedene Fußgrößen bedient, ist auch im Ausbildungsbereich gut zu arbeiten. Beim Tauchen ist das Feedback an die Beine ausgewogen, nicht zu hart, die Mobilität ist auch für nicht trainierte Monoflossentaucher annehmbar. Für Damen kann die Monoflosse in Pink geordert werden, ansonsten in Blau oder Weiß.

Auch Salvimar hat eine Einsteiger-Monoflosse, die „Salvimar Fluyd Mermaid“, mittlerer Preis um € 100,-. Sie hat geschlossene Fußtaschen ähnlich wie bei BiFins. Das Flossenblatt ist jedoch aus Kunststoff, damit etwas steifer als die FINIS „Foil“ und es ist auch ein gutes Stück grösser. Ich konnte eine während des  Monofin-Workshops mit Mike Maric bei Werner Giove / Freedive-Academy.Rocks, Büttelborn im Pool selbst testen, wie auch bei den Apnea-College-Experience-Days im Kreidesee Hemmoor.

Im Sommer 2020 entdeckte ich im Internet eine Monoflosse aus Australien, die „Mahina Merfin“  https://www.mahinamermaid.com/.  Sie wird aus Gummi  alter Autoreifen hergestellt und hat ein weiches Flossenblatt. Sie ist angenehm an den Füssen und man kann sich schnell und wendig im Wasser bewegen. Und sie sieht – meiner Meinung nach – super aus! Ich liebe diese Flosse. Ob sie allerdings für Wettkampfambitionen reicht, bezweifle ich. Design und verfügbare Größen zielen eher auf Apnoetaucherinnen bei einem Preis von etwa € 119,-.

Für Wettkämpfe gibt es natürlich spezielle Monoflossen mit Flossenblättern aus Kunststoff, Fiber Glass oder Carbon, alles in verschiedenen Härtegraden. Die Fußtaschen werden von spezialisierten Herstellern als Maßanfertigung ausgeführt.

Carbon – Flossenblätter sind  für Profis das Maß aller Dinge beim Einsatz im Freiwasser. Sie sind sehr flexibel und unterstützen den Freitaucher, um sich so effizient wie möglich vorwärts oder in die Tiefe  zu bewegen. Aber sie sind auch empfindlich und verzeihen wenig bis keinen unsanften Kontakt mit harten Gegenständen und Flächen etwa am Beckenrand. Es ist daher ratsam, sie nur im Pool einzusetzen, wenn die Technik der Wende sehr gut beherrscht wird.

Die Fußtaschen werden auf Maß der Freitaucherin/des Freitauchers angepasst. Sie sitzt normaler weise so eng, dass man nur mit Hilfe von etwas Vaseline anziehen kann. Es gibt auch Neopren-Kappen, die man nur über die Zehen bis zum Mittelfuß zieht. Diesen Platz muss man natürlich bei der Maß Anfertigung mit einrechnen. Die meisten Hersteller dieser Monoflossen sind im Osteuropäischen Raum (Ukraine, Russland und auch Estland) ansässig, einige auch in den USA, China oder auch in Italien. Als Beispiel diese Anbieter: molchanovs  und Leaderfins. Die Auswahl ist vielfältig und es kann richtig kräftig investiert werden. Der Einstiegspreis bei einer guten Carbon Monoflosse von der Stange liegt bei etwa € 500,-, auf Maß muss einiges noch draufgelegt werden.

Fazit

Im normalen Userlevel wird eine hochpreisige Monoflosse auch zukünftig kein gängiges Produkt sein. Ständig wird an den Mischungen für das Flossenblatt experimentiert, die 1:1 Anpassung an die Füße ist herausfordernd. All das ist teuer. So trägt heute manche/er Freitaucher/in im Verhältnis zu Straßenboliden einen Ferrari der Formel 1 am Fuß. Aber wie in der Realität des Rennsports, der Motor allein entscheidet nicht, da zählt der Fahrer oder bei uns der/die Freitaucher/in mit klarem Kopf und gutem Training im Hintergrund.

 

Petra Ney

www.apnoe-passion.de