Die Messe boot polarisiert seit vielen Jahren bei den Ausstellern der Tauchsportbranche, Hauptthema zu lang und zu teuer. Nun ist die boot 2024 Geschichte. Der Absicht, auf das gute Niveau vor der Pandemie im Tauchsportbereich zurückzukehren oder es gar zu übertreffen, war deutlich erkennbar. Die nun offiziellen Zahlen und unsere Präsenz vor Ort bestätigen einen gebremsten Run in die Hallen mit viel Platz.
Das Thema der für den Tauchsport zu langen Messe boot und deren Kosten ist noch lange nicht vom Tisch. Wie Gespräche vor Ort mit führenden Ausstellern zeigen, ist der Wunsch nach einer deutlichen Verkürzung auf 4,5 Tage für diesen Teilbereich des Wassersports nach wie vor kein Thema für den Veranstalter. Es passe nicht ins Gesamtkonzept der Messe boot, das ist durchaus nachvollziehbar. Trotzdem sollte hier konstruktiv nachgedacht werden.
Dieses Thema hatte der Veranstalter der Interdive bereits in der jüngeren Vergangenheit aufgegriffen, doch dessen alternative Messen parallel zum Zeitpunkt der boot mit verkürzter Laufzeit scheiterte beriets nach zwei Jahren. Eigentlich für alle Szeneinsider eine angesagte Totgeburt, erstaunlich aber, dass die meisten (wenigen), die auf diese Messe setzten, von ihrem positiven Echo keinen Millimeter abwichen. Klar, sie hätten ihre Fehleinschätzung eingestehen müssen, lieber hält man offiziell an einem gemachten Fehler fest. Die emotionalen Befürworter der mittlerweile nicht mehr als Konkurrenz zur boot angebotenen Interdive findet man nicht mehr als Aussteller in Düsseldorf, aber die professionell und sachlich agierenden sind erfreulicherweise wieder da.
Auf alle Fälle waren die wichtigsten Tauchsportlabels von Ausrüstern, Ausbildungsorganisationen und Reiseanbietern vor Ort und zeigten sich für jeden mit ihrer gut gestalteten Präsenz. Offene Stände, Verschlusssache für ausgewählte Interessenten sind nicht mehr zu finden. Aber es nimmt langsam über Hand, dass unter dem Dach eines anderen Labels für Untermieter kleine Präsenzflächen verkauft werden, die nur auf gezielte Suche lokalisiert werden können, versteckt und weggeräumt aber für den Anbieter gut bezahlt.
Kleine fremde „Messehallen“ in der eigentlichen Messehalle 12 der boot, in die man hineingehen muss, um kleinklein das zu finden, was vom Ausstellerverzeichnis anders erwartet wurde. Gut, der Messe kanns egal sein, Hauptsache das Geschäft wurde gemacht. So haben sich über die Jahre nun basarartige Stände entwickelt. Mit eigentlich selbstbewussten Anbietern von Reisezielen und Produkten.
Dafür gibt es die „alles muss raus“ Tauchshop – Basare nicht mehr und der tief verinnerlichte Schnäppchensamstag, der zweite Samstag der boot, hat keine Bedeutung mehr. Die wenigen Stände mit professionellen Händlern haben keinen Grund, die Nerven zu verlieren und alles zu verschleudern, weil sie viel zu Ware für den boot – Auftritt eingekauft hätten. Also ist der zweite Samstag kein Grund für stehenden Verkehr in den Gängen der Halle 12. Aber auch 2024 ging da vielfach nichts vorwärts. Gangkleber haben keine Warnwesten an, sie haben gemeingefährliche Rucksäcke auf dem Buckel und von der Umwelt abgekoppeltes Standvermögen. Mitten drin. Messe eben.
Nicht zu vergessen, es ist Messe. Eine Messe ist eine Veranstaltung, die aus ihrer Tradition Innovationen zeigt, die es noch nicht zu kaufen gibt, ganz neue Produkte, die irgendwie den Markt aufräumen, sensationell erscheinen. Zur boot 2024 blieb alles ruhig in der Taucherhalle. Zumindest versucht das eine oder andere Label nun in absehbarer Zeit deren fast schon veraltete Highlight Produkte erstmals auszuliefern, die schon 2022 angekündigt wurden. Kein Einzelschicksal.
Es gab 23.000 weniger Besucher als zur Messe 2023, der ersten nach der Pandemie. Rund 214.000 Eintritte wurden gezählt. Nach statistischer Ermittlung der boot hat sich nach dem Themenbereich Segel- und Motorboote das Tauchen auf Platz 3 präsentiert. So könnten 27% oder 57 .780 der Besucher zumindest die Halle 12 mit Interesse besucht haben. Das wären 6.420 Besucher täglich in der Taucherhalle 12 der boot.
Nach der boot 2024 ist vor der boot 2025. Hin oder her, ob die Messe für den Tauchsportbereich zu lang ist, die Tauchsportbranche ist hinsichtlich seines allgemein anhaltenden Sinkflugs gefordert, aufzuwachen, um diesen wunderbaren Sport wieder so attraktiv zu machen, wie in den 90er Jahren und die dann ausgebildeten Taucher zu halten. Hier ist verantwortliches Handeln gefordert. Keine Selbstverliebtheit in irgendeinem Verband.
Irgendwelche unklaren Pfründe zu verwalten und als Verantwortlicher dem Motto „nach mir die Sintflut“ auf die Rente zu warten, kann es nicht sein. Man feiert sich 9 Tage durch in Düsseldorf mit viel Freibier und anderen Messeannehmlichkeiten an Ständen nach 18:00 und anschließend in Restaurants. Dann fährt man mit dem großen Kater zurück, aber wird da auch die nötige Realität mitgenommen, was daraus gelernt? Oder heißt es 2025 wieder: Hurra, wir leben noch?
Was bleibt von der boot 2024?
Der Autor war nahezu 40 mal auf der boot als Aussteller und Journalist vor Ort.
Michael Goldschmidt
Ulrike Goldschmidt