Achim Schlöffel und ich begegneten uns nicht auf kurzem Weg, 15 Kilometer trennten unsere Wohnorte, es blieb der Messe boot in Düsseldorf vorbehalten, die Distanz zwischen uns auf ein Minimum zu verkürzen. Ich kann nicht sagen, dass er zu jener Zeit in der Szene jedermanns Freund war, aber wer kann das schon für sich selbst behaupten. Egal, er suchte das Extreme, das er letztlich – nicht zur Nachahmung empfohlen – überlebte.
Geboren 1971 hätte Achim Schlöffel von allen Segnungen der Tauchsportentwicklung in Deutschland profitieren können. Ja, hätte er sich so ab 16 Jahre dafür entschieden, eine entsprechende Ausbildung in den verschiedenen Aufbaulevels zu absolvieren, es hätte keine solche Vielzahl lebensbedrohlicher Situationen in seiner Vita als Taucher gegeben.
Aber die frühe Autobiographie eines gerade 50-jährigen lehrt die Leser, dass Achim Schlöffel bereits sehr früh ganz eigene Wege ging, um, sagen wir mal, seinem inneren Drang zu folgen, die ihn in die Unterwasserwelt zog. Koste es, was es wolle in Bezug aufs eigene Überleben.
Diverse Aktivitäten waren aber durchaus dahingehend ausgelegt, Dritte in Gefahr zu bringen, die ihrerseits bei einem wider besseres Wissen provozierten Tauchunfall eine Rettungs- oder Bergungsaktion hätten durchführen müssen. Hier seien exemplarisch Tauchgänge bis 100 Meter Tiefe mit Pressluft im Walchensee genannt. Dass das so nicht in Ordnung sein kann, muss nicht diskutiert werden.
Auch wenn die Einsicht nach etwa 1000, vielfach extremen Tauchgängen reifte, seine Aktivitäten mit den Brevets bestandener Ausbildungen offiziell lizensieren zu lassen, war er damit keinesfalls vom Saulus zum Paulus verwandelt worden.
Zumindest in Florida, dem Höhlentauchdorado in USA und dem Geburtsort des technischen Tauchens auch mit Mischgas, der Höhlentauchausbildung, der Wurzeln von GUE und DIR, nahm er zur Kenntnis, dass es wichtige Regeln gibt, um auch anderen gegenüber Verantwortung zu tragen.
Eine Weile war Achim Schlöffel dann dem Verband GUE verbunden, bis er seinen eigenen Verband ISE – Inner Space Explorers – gründete. Geflügeltes Wort in der Szene: Ist dir langweilig oder passt dir das Gesicht in einem anderen Verband nicht, gründe deinen eigenen.
Nun ist Achim R. Schlöffel seit 2008 der Kopf von ISE. Das R. kam jetzt hinzu, denn in der allein englischsprachigen Website steht das so geschrieben.
Sein größtes Husarenstück ist zweifelsohne das Durchtauchen des Ärmelkanals, 36 km unter Wasser mit Rebreather und einer Sonderausführung von zwei miteinander verbundenen Bonex – Scootern. Achim R. Schlöffel schaffte diese ihm selbst gestellte Herausforderung. Allerdings ging er mal wieder eher schlecht vorbereitet in dieses Abenteuer. Psychisch waren die über ihm den Kanal befahrenden Großschiffe mit deren durchdringenden Maschinengeräuschen deutlich belastend. Und es war eher eine Nacht und Nebelaktion. Kein Marketing. Keine wirklich PR-mäßig brauchbaren Bilder oder Videoszenen vom Abtauchen in England und Auftauchen in Frankreich.
Autobiografen haben die „Eigenart“, sich selbst deutlich zu betonen. So fällt auch diese Autobiografie nicht aus dem Rahmen. In der Gegenwart gibt es keine Tauchpioniere mehr wie Cousteau oder Hass. Die Zeiten sind lange vorbei. Und daran wird ein Schlöffel auch nichts ändern. Dieses Buch ist vielleicht ein Versuch, hier tauchgeschichtlich ordnend einzugreifen. Aber dazu gehört mehr als eine Aktion, die vielleicht im Guinnessbuch der Rekorde hätte hinterlegt werden können. Achim R. Schlöffel ist da mehr der Typ Eigenbrötler, dessen taucherischen Selbstversuche niemand anregen dürfen, das auch einmal selbst zu probieren.
Fazit
Inhaltlich nicht zur Nachahmung empfohlen und gut, dass der Ghostwriter selbst Taucher ist und so keine diesbezüglichen Defizite entstanden. Unterhaltungswert durchaus gegeben.
Details
208 Seiten
Klappenbroschur
13,5 x 21,0 cm
ISBN 9783841907349
18,95 € (D)
Erschienen am:
08.04.2021
https://www.edelbooks.com/book/der-tod-taucht-mit-5-klappenbroschur-978384197349/
Michael Goldschmidt