ZMT: Korallensiedler auf 3D-Druck – neue Chancen für den Nachwuchs von Korallen

ZMT-Doktorandin Lisa Röpke erreicht Finale von Fotowettbewerb der renommierten Royal Photographic Society

Korallen

Mit einem futuristisch anmutenden Bild winziger Ansiedlungspunkte von Korallen schaffte es die Bremerin Lisa Röpke, Doktorandin am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT), ins Finale eines Fotowettbewerbs der britischen Royal Photographic Society (RPS). Die berühmte Gesellschaft für Fotografie wurde 1853 in London gegründet und zählt zu den ältesten Organisationen ihrer Art weltweit.

Das Besondere an Röpkes Bild: Sie machte die Aufnahme unter einem Mikroskop mit Negativ-Einstellung (invertierte Farben) und UV-Licht. Die jungen Korallen sitzen auf Plättchen aus Biokunststoff, die im 3D-Druckverfahren hergestellt wurden.

Ende vergangenen Jahres lobte die RPS zum ersten Mal einen Wettbewerb für Fotografinnen in der Wissenschaft („The Woman Science Photographer of the Year“) aus mit dem Ziel, außergewöhnliche Geschichten in der Forschung, eingefangen durch den fotografischen Blick von Frauen, zu würdigen.

Einsendungen für den Wettbewerb kamen aus den USA, Großbritannien, Kasachstan, Südafrika, Australien, Hongkong oder Argentinien. Jetzt gab die RPS die Siegerinnen und Finalistinnen bekannt, die von einer Jury aus Profi-Fotografinnen sowie der Vorsitzenden der RPS-Gruppe „Frauen in der Fotografie“ ausgewählt wurden.

Ins Finale des Wettbewerbs kamen zwei Teilnehmerinnen aus Deutschland – eine davon ist Lisa Röpke aus Bremen. Bis zum 30. März wird ihr Foto nun zusammen mit den preisgekrönten Beiträgen und weiteren Bildern der engeren Auswahl in einer digitalen Ausstellung in den Räumlichkeiten der Royal Photographic Society in Bristol zu sehen sein.

Versuchsreihe zur Reaktion von Korallenlarven auf Antifouling-Beschichtungen

Lisa Röpkes Foto zeigt Korallenlarven der Art Acropora tenuis, die sich vor der Aufnahme auf einem Kunststoffplättchen angesiedelt hatten. Die Plättchen wurden aus abbaubarem Biokunststoff im 3D-Druck hergestellt. Diese besonderen Kunststoffe aus Polymilchsäuren (Polylactid Acid) werden aus nachwachsenden und natürlichen Rohstoffen gewonnen – in diesem Fall fermentierter Pflanzenstärke – und können in der Natur abgebaut werden.

Das Foto entstand im Zuge einer Versuchsreihe, um Ansiedlung, Wachstum, Schwimmverhalten und letztendlich das Überleben von jungen Korallen auf neuartigen Antifouling-Beschichtungen zu untersuchen.

„Die lilafarbenen Punkte zeigen die Korallen mit ihren zentralen und zum Zeitpunkt des Fotos einzigen Primärpolypen. Ein paar Korallensiedler wachsen direkt nebeneinander“, erklärt Lisa Röpke. „Die Korallen sind mit bloßem Auge nur schwer zu erkennen, denn sie haben in diesem Entwicklungsstadium nur eine Größe von ca. 0,5 mm.“

Röpke machte das Foto im Jahr 2020 während eines viermonatigen Forschungsaufenthalts am Australian Institute of Marine Science (AIMS) in Townsville, mit dem sie für ihre Forschung kooperiert. Erste Ergebnisse ihrer Arbeiten veröffentlichte die junge Wissenschaftlerin kürzlich in den Fachzeitschriften Scientific Reports und Frontiers in Marine Science.

 

Andrea Daschner
Lisa Röpkes futuristisches Foto zeigt winzige Korallensiedler auf einem Plättchen, das im 3D-Druckverfahren aus Biokunststoff hergestellt wurde | Foto: Lisa Röpke, Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)