„Tauchen in Zukunft“ TIV-Studienupdate gibt einen umfangreichen Rückblick und Ausblick

Tauchsport, quo vadis?

TIV

Besonders während der Corona-Pandemie stellte sich allen Branchenakteuren schnell eine zentrale Frage: Tauchsport, quo vadis? Der Tauchsport-Industrieverband (TIV) hat sich daher in seinem aktuellen Studienupdate auch mit diesem Thema befasst, sodass die Studie einen umfassenden Überblick über die Entwicklungen im Tauchsport sowie die Auswirkungen derPandemie auf diesen Markt sowie die künftigen Trends gibt.

Die ursprüngliche Studie „Tauchen in Zukunft“ wurde 2010 erstmals veröffentlicht und lieferte erste wichtige Einblicke in die Trends und Bedürfnisse von Tauchern und Taucherinnen in Deutschland. 2014 folgte ein Update der Studie. Seitdem hat sich die Landschaft des Freizeitsports jedoch erheblich verändert, nicht zuletzt durch die Einflüsse der COVID-19-Pandemie. Die Studie beleuchtet insofern nicht nur die Entwicklungen des Marktes in den letzten Jahren, sondern zeigt auch die veränderten Bedürfnisse der Taucher in der Zeit nach der Pandemie auf.

In der aktuellen Studie 2023/2024 wurden zwei Untergruppen von Tauchern differenziert: Intensivtaucher (71%) und Technische Taucher (21%). Insgesamt zählt die deutsche Taucherschaft rund 460.000 aktive Taucher, wovon ca. 200.000 als Intensivtaucher und etwa 260.000 als Gelegenheitstaucher klassifiziert werden. Diese Zahlen belegen eine konstante Präsenz von Tauchern in der deutschen Bevölkerung im Bereich von 450.000 bis 500.000.

Die Branche hat sich in den letzten Jahren, auch durch die bereits erwähnte COVID-19-Pandemie, stark verändert. Während der Pandemie gab es zunächst einen signifikanten Rückgang bei den Tauchaktivitäten, da Reisebeschränkungen und Sicherheitsmaßnahmen viele Taucher davon abhielten, ihren Sport auszuüben, vor allem im Ausland. Dieser Rückgang führte in letzter Konsequenz sogar zu einem Rückzug einiger Anbieter und Tauchschulen. Denn gerade Reisen und Reisefreiheit sind ein essenzieller Bestandteil des Tauchsports, man könnte es als die Aorta des Tauchsports bezeichnen. Schließlich erfolgt ein Großteil der Einsteigerausbildung und die Gewinnung neuer Taucher in ausländischen Gewässern, unangefochten an der Spitze steht das „Rote Meer“.

Die Pandemie wirkte allerdings gerade da wie ein Einschnitt: Die zahlreichen Reisebeschränkungen, die sich über einen langen Zeitraum erstreckten, sowie die dadurch im Anschluss verursachten infrastrukturellen Schwierigkeiten an beliebten Reisezielen – von Restaurant – Schließungen über Renovierungs- und Modernisierungsstaus in Hotelanlagen bis hin zu personellen Engpässen in der Gastronomie und Hotellerie, aber auch Lieferengpässe und damit einhergehende Kostensteigerungen – führten auch zu einem Rückgang im Tauchmarkt.

Zusätzlich kommen heute die gestiegenen Preise, vor allem für Reisen und die verschiedenenpolitischen Unruhen auf der Welt hinzu, die den Tauchmarkt erneut und auch nach der Pandemie vor einer Reihe von neuen Herausforderungen stellen. Nicht zu vergessen, der moderne Zeitgeist, der das Verhalten gerade neuer, jüngerer Zielgruppen beeinflusst sowie die zunehmende Konkurrenz durch andere leicht erreichbare attraktive Freizeitmöglichkeiten. Ein herausforderndes Umfeld, hier könnte man glatt die Orientierung verlieren und sich im Dunkel dieser verlieren.

Aber genau solche Situation zu meistern stellt die Stärke eines Tauchers unter Beweis. Denn wer tief taucht, darf trotz weniger Umgebungslicht nicht die Orientierung verlieren oder gar in Panik geraten und wer auch sonst nicht nur im glasklaren Wasser unterwegs ist, muss es ebenfalls schaffen, sich im Trüben zurechtzufinden.

In solchen Momenten können Taucher auf ihre hohe Stressresistenz und die zahlreichen Fähigkeiten zurückgreifen, die sie durch den Tauchsport erworben haben, um jeden Tauchgang erfolgreich zu meistern. Genau hier setzte der TIV Ende 2023 an und begann daher zunächst mit der Markanalyse, um sich einen Überblick zu verschaffen, was sich in den letzten Jahren geändert hat, was die Kunden sich nunmehr wünschen, wie man den Tauchsport an die Anforderungen der Zeit anpassen kann und wie man es weiterhin schafft, all das, was diesen Sport so besonders macht, nach außen zu tragen, vielen Menschen zugänglich zu machen und dabei stets die Besonderheit dieser sehr naturnahen Freizeitaktivität, vor allem unter der Prämisse des Naturschutzes zu wahren.

Eine Entwicklung fiel in der Vergangenheit besonders auf; trotz der vielen Einschränkungen in den letzten Jahren, gab es eine große Gruppe ambitionierter Taucher, die sich zunehmend dem Kaltwassertauchen zuwandten und diesen Aspekt des Sports nun intensiver erlebten. Die hohe Anpassungsfähigkeit der Taucher wurde dabei deutlich: Anstatt sich vom Sport abzuwenden, fanden sie alternative Wege, ihn weiterhin auszuüben, und nutzten die Mittel, die ihnen zur Verfügung standen.

Kaltwassertauchen ist ein bedeutender Aspekt, jedoch nicht der einzige Bestandteil des facettenreichen Tauchsports, der für sehr viele Interessensgruppen eine passende Betätigung bietet. Tauchen vereint u. a. Sport, Stressabbau, Gesundheitsförderung und Konzentration. Je nach Art des Tauchgangs kann es äußerst intensiv sein und das Adrenalin merklich im Blutkreislauf zum Fließen bringen, während es zugleich auch sanfte und entspannende Erlebnisse bietet. Man kann körperliche Grenzen überschreiten oder aber durch das Tauchen alltägliche Belastungen ausgleichen und Körper sowie Geist zur Ruhe kommen lassen, einfach nur die Natur und Stille genießen. Letztlich ist Tauchen das, was jeder Einzelne daraus macht. Die Natur und die Branche bieten das Umfeld für individuelle Abenteuer, und die moderne Ausrüstung gewährleistet bestmöglichen Komfort und Sicherheit bei jedem Tauchgang. Zudem schafft sie auch die technischen Voraussetzungen für alle, die zusätzlich auf der Suche nach neuen sportlichen Herausforderungen und Nervenkitzel sind.

Trotz der durch die Corona-Pandemie verursachten Herausforderungen zeigt die Umfrage also positive Entwicklungen. Seit 2022 besteht wieder deutlich mehr Interesse an Schnupperkursen zum Tauchen (Introductory Dives) (+34% gegenüber 2021). Auch die Anzahl an Zertifizierungen von Erstausbildungen bei den Einsteigern entwickelt sich mit +26% gegenüber 2021 positiv. Bei den Zertifizierungen bei den Fortgeschrittenen kann zwar ein leichtes Plus von 8% gegenüber 2021 erzielt werden, allerdings liegen die Werte von 2023 noch weit hinter dem Vorpandemieniveau (-18% gegenüber 2019). Der Rückgang an Erstausbildungen in 2020/2021 ist nach wie vor spürbar und erklärt zum Teil die negative Entwicklung der Fortgeschrittenen Zertifizierungen 2019/2023.

Die Studienergebnisse belegen auch, dass die 50.000 jährlich ausgebildeten neuen Taucher gut vorbereitet werden. Dabei vertiefen Gelegenheitstaucher ihr Hobby hauptsächlich in wärmeren Regionen, während technische Taucher bevorzugt in deutschen Gewässern tauchen.

2/3 der Taucher haben ihre Erstausbildung zwischen dem 15. und dem 35. Lebensjahr absolviert. In 2014 waren es noch ¾ der Taucher, somit steigt das Durchschnittsalter von 28,2 Jahren in 2014 auf 30,2 Jahre in 2024.

Der finanzielle Aufwand für den Tauchsport hat sich vor allem bei den „Intensivtauchern“ seit 2014 erheblich verändert: Sowohl der Wert der eigenen Ausrüstung (2014: 3.000 €, 2023: 3.500 €) als auch die jährlichen Ausgaben für diese Ausrüstung (2014: 300 €/Jahr, 2023: 500 €/Jahr) sowie die Ausgaben für Kurse und Fortbildung (2014: 250 €/Jahr, 2023: 400 €/Jahr) haben sich verdoppelt.

Für die Hälfte der Taucher ist das Kaufverhalten nach der Pandemieerfahrung unverändert geblieben. Die Fortgeschrittenen und Technischen Taucher kaufen verstärkt ihr eigenes Equipment. Auch das lokale Tauchgeschäft hat eine hohe Bedeutung. Lediglich die Einsteiger präferieren Online-Shopping.

Die Umfrage verdeutlicht den Einfluss des Internets als Informationsquelle. Das Internet ist mit Abstand der am häufigsten genutzte Informationskanal, gefolgt vom Freundeskreis und den sozialen Medien.

Das Studienupdate liefert eine Reihe spannender Fakten, zur Entwicklung des Tauchsports und hilft die Eingangsfrage: Tauchsport, quo vadis? nun konkreter zu beantworten. Das Fazit ist, um wettbewerbsfähig und somit zukünftig attraktiv zu bleiben, muss sich der Tauchsport in mehreren Bereichen weiterentwickeln. Eingangs muss dieser jedoch seinen Kunden kennen(lernen). Hier bietet die TIV-Studie allen Branchenteilnehmern eine großartige Hilfe. Die Analyse der Kundenprofile ist tiefgreifend und beleuchtet sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede in den Bedürfnissen und Motiven. Dies ist wichtig für die Entwicklung zielgerichteter Marketingstrategien und Angebote.

Als eine strategische Empfehlung kann man sicherlich sagen, dass zukünftig vor allem die Fokussierung auf Personalisierung der Angebote und der Gemeinschaftsbildung, der Aufbau einer starken Community besonders wertvoll ist, um die Bindung der Kunden an den Tauchsport zu stärken. Gerade der Ansatz das Angebot zu diversifizieren und im jeweiligen Bereich zu spezialisieren, um unterschiedliche Interessengruppen anzusprechen, ist sinnvoll. Dies würde helfen, das Image des Tauchsports als vielseitige Freizeitbeschäftigung zu fördern.

Bei intensiver Durchsicht der Studie wird man feststellen, dass diese die aktuellen Herausforderungen sehr gut adressiert und somit für den Tauchsport viele Möglichkeiten zur Weiterentwicklung bietet.

Die Ergebnisse dieser Studie werden zukünftig nicht nur dem Tauchsport-Industrieverband (TIV) als Grundlage dienen, um die Branche besser zu unterstützen, sondern auch Tauchschulen, Ausrüstungsherstellern und anderen Akteuren im Tauchsportbereich helfen, ihre Angebote und Strategien an die aktuellen Bedürfnisse und Wünsche der Kunden anzupassen.

Die gesamte Studie ist allen Interessierten auf der Webseite des Tauchsport Industrieverbands (TIV) unter folgendem Link frei zugänglich: https://www.tauchsportindustrieverband.de/forschungsprojekte/

Der TIV freut sich auf einen lebhaften Austausch nicht nur mit anderen Branchenvertretern, sondern auch mit aktiven Tauchern über die neuen Erkenntnisse. Eine hervorragende Gelegenheit bietet die boot (www.boot.de), die vom 18. bis 26. Januar 2025 in Düsseldorf stattfinden wird und die

Tauchcommunity erneut in einer einzigartigen Atmosphäre zusammenbringt. Nutzen Sie die Möglichkeit, unsere Mitglieder auf der Messe in den Hallen 11 und 12 zu besuchen und sich über die Studienergebnisse sowie die zukünftige Entwicklung im Tauchsport auszutauschen. Eine Übersicht unserer Mitglieder finden Sie hier:

https://www.tauchsportindustrieverband.de/tiv-mitglieder/

 

Eva Michalski
Michael Goldschmidt UWW