Näher an Afrika als an Europa gelegen und in Flugstunden so weit entfernt wie Ägyptens südliche Tauchplätze am Roten Meer, das ist die Atlantikinsel Madeira, die politisch zu Portugal gehört. Erstaunt hat uns einerseits die touristische Infrastruktur vor Ort, die andererseits bei weitem nicht die verfügbare Menge der Hotelzimmer, Appartements und Ferienhäuser füllt. Von dies verantwortenden Marketingdefiziten profitieren die Urlauber, die nirgendwo mit großen Menschenmassen in Berührung kommen. Wir haben uns die Insel Madeira in ausgesuchten Hotels, deren Restaurants und der Recherche der Tauchmöglichkeiten – auf die Haut kommen lassen.
In aller Regel reist man mit dem Flugzeug nach Madeira. Wer Linie fliegen möchte, bucht bei der TAP, der portugiesischen Fluglinie, die in der „Star Alliance“ organisiert ist, einem operativen Zusammenschluss von 27 Fluggesellschaften, die allerdings recht unterschiedliche Standards aufweisen, auch wenn es in der Website der „Star Alliance“ anders steht. Die Abfertigung der TAP – Flüge hat in Deutschland die Lufthansa übernommen. Von München aus, erreicht man die Insel nur mit einem Zwischenstopp in Lissabon.
Für Reisende mit Tauchgepäck sind nach wie vor Ferienfluggesellschaften wie Condor (ab Frankfurt, Hannover, München, Hamburg, Paderborn) oder Air Berlin (ab München, Leipzig, Düsseldorf, Berlin, Dresden) die günstigere Wahl.
Die Lage des Flughafens auf Madeira erfordert eine spezielle Einweisung der Piloten, da das letzte Stück des Anflugs nahe der dicht besiedelten Hänge entlang führt und oft kräftige Seitenwinde im Spiel sind. Stellen Sie sich – dennoch ganz entspannt – auf eine kleine Schaukelpartie während der letzten Flugminuten ein. Das ist ganz normales Tagesgeschäft.
Angekommen auf dem Airport Funchal, der eigentlich in der Gemeinde Santa Cruz liegt und 15 Kilometer von der Hauptstadt entfernt ist, erahnen Sie bereits, dass in nächster Zeit das Wort Hektik und Gedränge aus Ihrem Wortschatz getilgt sein wird.
Im Gänsemarsch geht es von der Maschine direkt in die Ankunftshalle. Auf kurzem Weg erreichen Sie das Gepäckterminal und wenige Minuten später hat man schon die erstaunlich wenig bevölkerten Hallen verlassen. Vor dem Terminal setzt sich die gelassene Ruhe weiter fort, kaum ein Auto, kaum ein Bus, keine hektischen Menschen, die Ankommende schnellstmöglich und in höchster Betriebsamkeit weiterbringen wollen.
Der Fahrer, der uns in unser erstes Hotel in Ponta do Sol bringt, erklärt, was an unseren Augen vorbeizieht. Schier endlos weitet sich die Hauptstadt Funchal auf den Hängen und Hügeln aus. Etwa 120.000 Einwohner zählt die Inselmetropole, die nach dem ursprünglich dort in großen Mengen wild wachsendem Fenchel benannt wurde.
Das Erstaunlichste ist allerdings die autobahnähnlichen Strada selbst, auf des es flott vorangeht.In jede Fahrtrichtung zweispurig ausgebaut führt sie durch unzählige kurze und lange Tunnelröhren und über zahllose Brücken. Dieses gewaltige Straßenprojekt war von der EU finanziert worden und erschloss die Insel auf einzigartige Weise. Bis zur Fertigstellung der Strada konnte man nur auf engen, kurvenreichen und steil bergauf und bergab führenden Straßen verkehren, ein zeitraubendes und nicht ungefährliches Unterfangen. Die als eine Art Ringautobahn konzipierte Straße erschließt mit einigen Stichstraßen auch etwas abseits gelegene wichtige Orte und das alles zum Nulltarif.
Zwei Dinge seien an dieser Stelle bereits eingeflochten. Wer mit der Idee nach Madeira reist, dort den Tag am Strand zu verbringen und im Meer zu baden, muss sich umorientieren. Auf Madeira selbst gibt es aufgrund der Steilküsten kaum Strände. Weitet sich ein Tal zum Meer hin doch ein wenig, dann findet man dort einen Kiesstrand und keinen schmeichelnden Sand. Um ein Baden im Meer ohne der manchmal heftigen Brandung zu ermöglichen, haben verschiedene Kommunen dem Meer durch Verbauungen mit Wellenbrechern eine Art Naturpool abgerungen. Manche Hotels behelfen sich mit an die Steilwand betonierten Pools, die ausschließlich von Meerwasser gespeist und über Treppen erreicht werden.
Und – um unabhängig mobil zu sein und die Insel in all ihren Facetten kennen zu lernen, ist ein Mietwagen erforderlich.
Auf der „Blumeninsel“, wie Madeira traditionell auch gerne genannt wird, kann man eine Reihe von Sportarten ausüben. Wandern, Mountainbiking, Gleitschirmfliegen oder Tauchen seien hier stellvertretend genannt. Uns interessiert natürlich das Tauchen und so besuchten wir die Basis Manta Diving von Stefan Maier in Canico de Baixo.
Doch zunächst widmen wir uns der beiden Hotels, die vom Veranstalter unserer Reise ausgesucht worden waren.
Quinta da Rochinha
Quinta bezeichnet auf Madeira ein Herrenhaus. Wohlhabende aus früheren Tagen bauten ihre stattlichen Wohnhäuser an besonders schönen Punkten der Insel, hoch auf steilen Klippen oder direkt am Meer. An den Standorten dieser Quintas wurden in den letzten Jahren kleine Hotels errichtet, zum Teil unter Einbeziehung der alten Bausubstanz. Wenn auch jedes Haus seinen eigenen stilvollen Charakter hat, gleich ist die ganz besondere Lage und das hohe Niveau der Küche im stets dazugehörigen Restaurant.
Die “Quinta da Rochinha” liegt hoch über dem kleinen Ort Ponta do Sol etwa mittig im Süden der Insel, natürlich mit Blick auf den Atlantik. Allerdings ist das Haus besser bekannt unter dem Namen „Estalagem do Ponta do Sol“. Es wurde 2001 eröffnet, das ursprüngliche Herrenhaus bietet Raum für den Empfang, die Bibliothek und bildet den Zugang zum Restaurant und dem nördlichen Garten mit weitläufig verteilten Tischen und Stühlen.
Um zur Rezeption zu gelangen, gibt es zwei Möglichkeiten. Entscheidet man sich für den Fußmarsch, geht es eine kurze, steile Straße hinauf. Schneller und kräftesparender bringt ein Lift Gäste und Gepäck gut 20 Meter nach oben. Der Aufzug fährt in einer dem Felsplateau vorgebauten quadratischen Betonröhre, wie wir die nächsten Tage noch viele sehen werden und lernen schnell, dass diese Technik die geschickteste Lösung ist, hier die ständigen großen Höhenunterschiede zu egalisieren. Lifte, Treppen, steile Wege stehen als Synonym für die Topografie der südlichen Hälfte Madeiras.
Erster Eindruck: Mit dem Blick nach Westen, über die Dächer des winzigen Ortes im tief eingeschnittenen Tal, das sich einen Steinwurf weiter zum Meer hin öffnet, genießt man zum Sonnenuntergang vom Garten aus ein Glas Wein oder einen vorzüglich gemischten Cocktail.
Die Südfront des vom Architekt Carvalho Araujo (Innenarchitektur Carvalho Araujo) auf einem atemberaubenden hohen Felsvorsprung gebauten Hotels schließt mit den Steilwänden der Küste nahtlos ab, die Aussicht aus diesen Zimmern bietet Atlantik pur bis zum Horizont. Die westlich ausgerichteten Zimmer schauen über das kleine Tal, Berghänge mit Bananenplantagen und natürlich das nahe Meer. Alle Zimmer haben Balkons, Klimaanlage, Kabel –TV, W-LAN, Kühlschrank, Wasserkocher und Safe, im Bad ist ein Haarföhn vorbereitet.
Die Innen- und Außenarchitektur mag Ansätze im Bauhausstil erkennen lassen. Klare Linien und glatte Flächen in Verbindung mit Natursteinmauern treten in beruhigende Konkurrenz zur unendlichen Vielfalt der natürlichen Flora und Felsstrukturen.
Mit Einbruch der Dunkelheit verzaubern virtuos integrierte Leuchten den Außenbereich und geben der Anlage ein zweites, ein nächtliches Gesicht, das die Gäste der 54 Zimmer auf den unterschiedlichen Ebenen der Außenanlage gerne genießen. Beleuchte Designobjekte entfalten dort ein traumhaftes Ambiente, das nach dem Abendessen im ausgezeichneten Restaurant mit Blick über den Atlantik und Ponta do Sol zum entspannt genussvollen Ausklang eines eindrucksvollen Urlaubstages einlädt. Die Angebote der Bar lassen dazu keine Wünsche offen.
Zum Frühstück wird ein reichhaltiges Büffet geboten, das sämtlichen Erwartungen der Gäste gerecht wird. Darüber hinaus gehende Wünsche werden sofort erfüllt, der gelungene Start in einen Urlaubstag ist gesichert.
In der Quinta da Rochinha kann das süße Nichtstun zur Gewohnheit werden. Am Pool mit Blick über den Atlantik lässt sich der Tag verdösen, alternativ bietet der Wellness – und Spabereich unter der Leitung von Marina Moss alle Möglichkeiten sich und seinem Körper Gutes zu tun. In der Bibliothek gibt es neben internationaler Literatur auch viele Spiele zur Benutzung durch die Gäste.
In gewissem Umfeld mobil bleiben die Gäste mit dem Shuttlebus zu Levada – Wanderungen bzw. zum Flugplatz.
Die “Quinta da Rochinha” strahlt innen wie außen ein unaufdringliches Maß an Ruhe aus, genau richtig auch für Aussteiger aus der Workoholic – Szene. Das Gros der Gäste kommt bewusst immer wieder hierher und trennt sich von der Hektik des Alltags. Entspannung pur im stylischen Ambiente, begleitet von ausgesuchten Gaumenfreuden steht als Motto über einem Aufenthalt in dieser Quinta.
Die Wurzeln des winzigen Küstendörfchen Ponta do Sol unterhalb des Hotels reichen etwa 500 Jahre zurück. Touristen verirren sich kaum hierher und so erfreut man sich bei einem Spaziergang ganz bewusst ob des Fehlens schreiender Neoreklamen und sonst üblicher Einrichtungen, von denen angenommen wird, sie wären für Urlauber von existenzieller Wichtigkeit.
Nach der eintägig genossenen Abgeschiedenheit in Ponta do Sol geht es nun mit dem Leihwagen zurück in den belebteren Osten der Insel, nach Santa Cruz.
Beach & Yacht Club Albatroz
Weil uns nähere Hinweise auf die genaue Lage des Hotels fehlten, entschieden wir uns von der Strada abzufahren, um direkt in Santa Cruz den Hinweisen auf die verschiedenen Hotels zu folgen. Doch Fehlanzeige, der Name Albatroz taucht nirgends auf. Dann greifen wir zum Klassiker, um Einheimische zu befragen. Erfreulicherweise sprechen viele auch Englisch, zumindest so viel, um einen Weg zu erklären. Und der erste, den wir nach dem Weg fragen ist bereits ein Volltreffer. Nicht nur, dass er den Weg vortrefflich beschreiben kann, wir haben „zielsicher“ den Bruder des Hoteldirektors Gonçalo Lemos Nunes getroffen, was jetzt und später beim Abendessen mit dem Direktor für große Heiterkeit sorgt.
Der Beach & Yacht Club Albatroz hat eine eigene Ausfahrt von der Strada, die auf wenigen Metern direkt auf den Hotelparkplatz führt. Wir sind in unmittelbarer Nähe des Flugplatzes, dessen Rollbahn keine 100 Meter parallel zur Hotelanlage verläuft. Doch man nimmt den Flugverkehr nicht wahr, so gut sind die Lärmschutzmaßnahmen am Airport ausgeführt worden. Dafür kann man den Anflug der Maschinen über dem Meer, der in einer 180° Wende nach rechts, entlang der Steilküste abschließt, aus einiger Distanz beobachten.
Die eigentliche Quinta Dr.Américo Durão ist nicht in den Hotelneubau einbezogen und schließt an den Parkplatz auf der Westseite des Geländes an. Den Südostteil grenzt eine Anlage mit Palmen und bunt blühenden Büschen und Stauden ab. Danach öffnet sich der kleine Dschungel und gibt den Blick auf den langgestreckten, zweigeschossigen Hotelbau und die parallel geführte, gepflegte Rasenfläche frei. Sämtliche Räume sind mit großen Glasfronten nach Südosten, zum Atlantik hin, ausgerichtet. Das Areal erstreckt sich 400 Meter entlang der Küste.
Weitläufig und ruhig erscheint das Albatroz, das mit durchgestylter maritimer Inneneinrichtung, vom Restaurant bis zur Rezeption, der Bibliothek bis zu den 20 Zimmern (davon eine Executive- und eine De Luxe Suite) das Yacht – Ambiente unterstreicht.
Das Hotel hat allerdings keine Marina, wie man vermuten könnte, dafür hat man die natürliche Linienführung der Steilküste genutzt, mittig vor den Gästezimmern eine Art Bug zu simulieren. Die vom Namen abzuleitende Erwartung auf einen Strand muss ebenfalls relativiert werden, hier gibt es zwei betonierte Meerwasserpools, die über Treppen erreichbar wären. Allerdings machen die Becken nicht den Eindruck, als würden sie häufig benutzt und der Zugang zum größeren Pool war versperrt, hier wartet man wohl eine Renovierung ab.
Dennoch bleiben Wasserlebnisse nicht verwehrt, dafür sorgt die großzügige und beheizte Beckenanlage mit Süßwasser im Anschluss an des Gästehaus. Mit Palmen und Pinien beschattete Liegeflächen bieten weit mehr Gästen Platz, als das Hotel beherbergen könnte. Anschließend an den Pool wartet ein gepflegter Tennisplatz auf Spieler.
Gerne gebucht wird das Albatroz auch von Golfern, Profis wie Amateuren. Nur 10 Minuten entfernt liegt einer der spektakulärsten Golfplätze Europas „Santo da Serra“, auf dem unter anderem die Madeira Island Open ausgetragen werden.
Und von hier aus ist es auch nicht weit zu den schönsten Tauchgründen der Insel, doch davon später.
Die Architektur des Albatroz mutet amerikanisch, motelartig an, zweckmäßig, weitläufig, schnörkellos. Allerdings bricht das maritime Interieur und die Verwendung heller, lackierter Hölzer in allen Räumen die Kühle der Außenansicht. Die Zimmer sind großzügig dimensioniert und haben alle einen nicht einsehbaren Balkon zum Meer hin. Die Fensterfront nimmt die ganze Zimmerbreite ein.
Kabelfernsehen, Minibar, Safe, Tee / Kaffekocher und kostenloses W-LAN sind obligatorisch, das Bad mit vollständiger Marmorverblendung bietet jeden Luxus inklusive Bademantel und Föhn.
Hier kann man sich ohne weiteres eine Weile niederlassen und so ganz nebenbei der Seele baumeln lassen.
Das Restaurant wartet mit Spitzenleistungen der internationalen Küche auf. Wir haben dies mehrfach getestet, ohne irgend eine Beanstandung. Der Service ist freundlich und bestens geschult. Einzig würden wir uns mehr Mut zu Angeboten lokaler Spezialitäten wünschen, die wir bereits im zuvor besuchten Haus auf der Karte vermissten. Dem stimmte Direktor Gonçalo Lemos Nunes zu, was aber mit den Betreibern abgestimmt werden müsste.
Bleiben wir noch kurz beim Essen, das Frühstück wird nach Auswahl aus der Karte stilvoll am Tisch serviert, was aus der weit verbreiteten Selfservice – Kultur angenehm heraussticht. Sollten Sie etwas nicht auf der Karte finden, jede Variation und Ergänzung wird gerne realisiert.
Beide Quintas, die wir im Rahmen unseres Besuchsprogramms kennen lernten, können wir vorbehaltlos weiterempfehlen, auf Madeira in stilvollem und entspannten Ambiente zu wohnen und sich den dort gebotenen Gaumenfreuden hinzugeben.
Tauchen
Madeira zeichnet sich als Ganzjahresziel aus, wobei die Wintermonate aufgrund des Golfstroms Wassertemperaturen von 18°C aufweisen und die Sommermonate 24°C, das ohne Sprungschichten.
Die Tauchgebiete findet man entlang der Ost- und Südküste. Hier ist es geographisch auch am „leichtesten“, auf der von Steilküsten gekennzeichneten Insel Zugang zum Meer zu finden.
Ein echtes Highlight bietet die deutsche Basis Manta Diving, die seit 1997 von dem gebürtigen Augsburger Stefan Maier betrieben wird. Manta Diving firmiert seit 1982 generell als erste Tauchbasis der Insel. Die Anlage unterhalb des Hotels Galomar in Canico de Baixo wurde bereits mehrfach mit dem Award eines Tauchsportmagazins als beste Atlantikbasis ausgezeichnet.
Heute wissen wir warum.
Ein Lift führt vom Hotel einige Etagen hinab zum Meer und der Basis. Hier hatte man sich einiges einfallen lassen, unter Einbeziehung natürlicher Gesteinsformationen und mit Hilfe betonierter Flächen verschiedene Ebenen anzulegen, auf denen Badegäste genügend Platz finden, Sonne, Meer oder den integrierten Pool zu genießen und den Tauchern Zugang zum beispiellosen Hausriff zu ermöglichen. Wie ein Schwalbennest kleben die Basisgebäude an der steilen Felswand: Rezeption mit Shop, Schulungsraum, Technik- und Kompressorraum, zwei Trockenräume. Alles ist pico bello und hinterlässt schon beim ersten Hinsehen einen positiven Eindruck. Und weil wir uns zu diesem Besuch erst sehr kurzfristig angemeldet hatten, wäre auch keine Zeit geblieben, hier plötzlich eine Show abzuziehen, wie wir es mancherorts schon erlebt hatten.
Stefan Maier strahlt sein freundliches Lächeln, das wir schon seit Jahren als Standnachbar von der Messe boot in Düsseldorf kennen. Er nimmt sich spontan Zeit, uns in die Basis einzuführen und wir spüren die gute Stimmung, die bei den Gästen, wie auch im Team herrscht.
Nicht ohne Stolz erzählt Stefan von seinem Hausriff, das 4 völlig unterschiedliche Tauchprofile bietet. Zwischen 5 und 35 Metern ist alles drin: Ein Höhlentunnel mit Luftblase, eine Steilwand, der Lavafinger oder die Arena mit ihren großen Fischschwärmen. Alle 4 Spots vor der Haustüre sind einzigartig und nicht nur Teile eines einzigen Tauchgangs. Und weil das Hausriff am Beginn eines großen UW-Naturschutzparks liegt, sind die Garantien gegeben, hier von den Klassikern der Fauna umgeben zu sein, die stark an die Artenvielfalt tropischer Meere erinnert. Papageienfische, Drücker, Kugelfische, Barrakudas, Rochen und Zackenbarsche geben sich ein Stelldichein. Und wie es Stefan beschreibt, mit etwas Glück kann man auch Mantas und Mönchsrobben begegnen.
Unter Wasser kann die Insel ihren vulkanischen Ursprung nicht verbergen. Die Felsen sind dunkel und verschlucken einiges vom Tageslicht. Eine Lampe gehört bei den Tauchgängen zur Standardausrüstung. So ausgestattet werden Fauna und Flora aus der Tarnung geholt und vielerorts entwickelt sich unter dem künstlichen Licht die wahre Pracht der marinen Lebensformen. Weil wir schon die Lampe in der Hand haben, Nachttauchgänge sind im Hausriff je nach Wetterlage möglich.
Viele Gäste der Basis sind „Wiederholungstäter“, die den Service und das Hausriff vor Ort schätzen. Und so trifft man auf Taucher, die ihre ersten Flossenschläge mit Pressluftflasche auf dem Rücken vor mehr als 30 Jahren machten, immer noch Spaß an ihrem Sport haben und ganz bewusst Madeira bevorzugen, obwohl viele andere europäische Destinationen oder jene am Roten Meer schon besucht worden waren.
Natürlich gibt es auch Tauchausfahrten an Bord eines schicken Tauch-Schnellboots mit einem Kiel aus Luftkammern und Alu – Aufbauten. Die längste Anfahrt dauert 20, die kürzeste 5 Minuten. Dabei befindet man sich immer noch im UW-Naturschutzpark. Die 5-Minuten Ausfahrt hat es in sich, am Cap Garajau warten in 18 – 30 Meter Tiefe kapitale, handzahme Zackenbarsche auf die Taucher. Die bis zu 1,5 Meter langen Exemplare posieren gelassen vor den Kameras und man muss lange nachdenken, ob und wo man vielleicht so etwas schon erlebt hat. Auf Anhieb fiel mir da nur das wesentlich weiter entfernte Kuba in den der Küste vorgelagerten „Gärten der Königin“ ein.
In 20 Bootsminuten erreicht man das Wrack der Pronto, die im 1. Weltkrieg vor dem Hafen von Funchal torpediert worden war. Bei guter Sicht kommt man zu eindrucksvollen Weitwinkelfotos. Doch Sicht und Strömung sind nicht immer ideal, so dass dieser Tauchplatz mit Tiefen bis 33 Meter erfahreneren Tauchern vorbehalten bleibt.
Fast wäre zu erwähnen vergessen worden, dass hier auch schon UW-Fotowettbewerbe des VDST ausgetragen wurden, kein Zufall bei diesem Hausriff und den externen Spots.
Die Luft- und Nitroxversorgung übernehmen zwei L&W Kompressoren. Es stehen 10l und 12l Stahlflaschen zur Verfügung und Leihequpment für 20 Taucher. Darüber hinaus hat man Flaschen und Anzüge für den taucherischen Nachwuchs vorbereitet.
Die aktive Sicherheit wird durch das auf der Basis verfügbare Sauerstoff – System unterstützt, die nächste Druckkammer ist 15 Autominuten entfernt.
Aus- und weitergebildet wird nach den Standards der CMAS, SSI und PADI. Es werden neben den Sporttauch – Brevets auch Instructorlehrgänge sowie die Assistentenausbildung angeboten. Einzige Basis mit ISO – Zertifizierung im Atlantik und einzige Basis der Insel mit angeschlossenem Hotel.
Man kann bei Manta Diving fast das ganze Jahr über abtauchen, bis auf ein paar Wochen im Januar bis Mitte Februar. Dann ist „Heimaturlaub“ angesagt und die Messe boot in Düsseldorf.
Tauchfrei? Wandern ist angesagt
Die Insel mit ihren unterschiedlichen Vegetationsräumen ist 57 Kilometer lang, 22 Kilometer breit und erhebt sich bis auf 1862 Meter. Zitat Manta Diving: Diese Insel hat es in sich! Vom steppenartigen Osten über subtropische Mango-, Papaya-, Bananen- und Feigenplantagen im Süden, Terrassenfelder mit den berühmten Levada – Bewässerungskanälen, Hänge voll von Weinfeldern, Eukalyptuswäldern, eine “schottische” Hochebene und dann das hochalpine Zentralmassiv umgeben von Jahrhunderte alten Lorbeerwäldern….. Besser hätten wir es nicht formulieren können.
Wenigstens am tauchfreien letzten Tag vor dem Rückflug sollte man die Gelegenheit nutzen und zu Fuß die Insel von oben zu erleben. Wer sich hierbei von einem versierten deutschsprachigen Führer begleiten lassen möchte, ist bei Andre Fischer in besten Händen. Er lebt seit vielen Jahren auf der Insel beheimatet und zeigt Gästen auf unzähligen Wanderwegen, was es hier an gewaltigen Panoramen, üppig bewaldeter Höhenzüge, karger Hochplateau – Landschaften und Biotope entlang der Levadas zu entdecken gibt. Festes Schuhwerk, eine Jacke, die vor Wind und Regen schützt, einen kleinen Rucksack und eine Kamera sollte man unbedingt dabei haben. Dann erschließt man sich die Natur der Insel in unvergesslichen Momenten.
Flair
Wir haben uns lange gefragt, was uns etwas fehlte auf einer Insel, in einem Land, das auch durch die Musik, den melancholischen Fado, auf sich aufmerksam macht. In Italien oder Spanien kommt man mit der Musik, der Lebensweise, der Kultur, der Küche schnell in Berührung. Anders auf Madeira. Man gibt sich recht international, traditionelle Musik oder den Fado bekommt man selbst im Autoradio kaum zu hören. Die Restaurants setzen auf globalisierte Küche. Dabei gibt es gibt ausgezeichnete Weine und den berühmten Madeira Likörwein mit 19% Alkoholanteil, Fisch und Krustentiere und noch viel mehr…
Man hat den Euro in der Tasche und spräche man nicht portugiesisch, hätte man stellenweise richtige Standortprobleme.
Man ist Afrika näher als Europa und so erstaunt es nicht, dass für viele Madeiraner der schwarze Kontinent näher ist, als Europa.
Mehr Selbstbewusstsein seiner eigenen Kultur, Geschichte und nicht zuletzt auch Küche und Musik gegenüber, dürfen sich die Insulaner auf jeden Fall gönnen. Dann muss man nicht erst im Souvenirshop des Flughafens ein paar CD`s kaufen und kurz vor dem Abflug auf dem Laptop das zu Gehör bringen, was man draußen vermisste.
Fazit
Madeira hat was. Die Idee der Quintas gefällt uns, diese kleinen und außergewöhnlichen Verwöhnhotels muss man sich merken. Besser noch: Weiterempfehlen. Was auch noch nach Wochen positiv in Erinnerung bleibt ist die entspannte Grundstimmung, die allenthalben zu spüren war. Hektik zählt nicht zum Vokabular und gibt es etwas zu korrigieren, dann kommt kein spanisches „morgen“, man ist sofort an einer Problemlösung interessiert.
Für hochwertiges Tauchambiente sorgt Manta Diving mit Stefan Maier, ein Tipp, den wir bedenkenlos veröffentlichen können. Und wer am liebsten über der Basis Quartier macht, ist im sportlich orientierten und aktuell renovierten Hotel Galomar, von dem es im Lift 30 Meter nach unten zur Tauchbasis geht, bestens untergebracht.
Ach ja, für Madeira braucht man sicher mehrere Aufenthalte, um die Insel insgesamt zu – sagen wir – verstehen. Uns hat Madeira beeindruckt, vielleicht auch, weil es so anders ist….
Informationen
Alle Madeira – Infos auf Wikipedia: http://de.wikipedia.org/
Hotels
Quinta da Rochinha bzw. Estalagem do Ponta do Sol: www.pontadosol.com
Hotel Albatroz: www.albatrozhotel.com
Reiseführer
www.madeira-web.com/PagesD/index.html
Webcam
www.madeira-web.com/camera/cam-01.html
Tauchen
Manta Diving: www.mantadiving.com
Veranstalter (u.a.)
Aqua Active Agency
http://aquaactive.de/tauchreisen/tauchart/reisen/detail/region/madeira.html
Michael Goldschmidt