Made in Austria: SCUBAJET

Ein Antrieb für viele Fälle

SCUBAJET

Kärnten hat wohl die meisten Seen in Österreich und dort zu tauchen wird auch recht liberal gehandhabt. Also kein Wunder, wenn die Wiege des SCUBAJET, ein verblüffendes Antriebsmittel für Taucher, in Klagenfurt am Wörthersee steht. Allerdings ist der SCUBAJET nicht allein für Taucher und Schnorchler konzipiert worden, man kann damit auch Schlauchboote, SUP`s, Kajaks und kleine Anglerschiffchen in Marsch setzen. Wir haben uns mit der im Design preisgekrönten Antriebszigarre durch verschiedene Seen seines Ursprungslands ziehen lassen.  

Viel Wirbel macht das Unternehmen bis jetzt nicht um sein Produkt und so stießen wir rein zufällig auf den neugierig machenden kleinen Antrieb für die unterschiedlichsten Aktivitäten auf dem und unter dem Wasser. Sollte es tatsächlich eine eierlegende Wollmilchsau geben, die sämtliche spezifischen Ansprüche der ihr zugemuteten wasserrelevanten Aktivitäten souverän bedient? Das hätte etwas von einem Perpetuum Mobile. Aber Harry Potter hat beim SCUBAJET keinen Zauberstab investiert und so mussten sich Ingenieure selbst den Kopf zerbrechen und adäquate Kompromisse im Finish des Scooters akzeptieren.

Worum wir uns in diesem Test nicht kümmern, sind die Verwendungsmöglichkeiten als Antrieb abseits des Schnorchelns, Freitauchens und Gerätetauchens. Hier sind natürlich Überschneidungen möglich, benutzt man einen schwimmenden Untersatz, um als Taucher einen bestimmten Spot im See, im Meer zu erreichen. Da kann der SCUBAJET durchaus eine weitere Trumpfkarte ausspielen. So viel sei gesagt, dass es verschiedene Adapter gibt, um den SCUBAJET an /unter Booten und SUP`s zu befestigen. Über eine Fernbedienung wird dann der Antrieb gesteuert von „an“ und „aus“ und zwischen den drei Geschwindigkeitsstufen.

Ein so kleiner Taucherantrieb wie der SCUBAJET ist eigentlich dafür wie geschaffen, seinen stolzen Besitzer als Buddy im Fluggepäck zu begleiten. Die drei Kilo Systemgewicht der flugtauglichen Version werden von vielen Jackets und Atemreglersets lässig übertroffen. Flugtauglich betrifft die Kapazität der Li-Ion Akkus. Hier sind schon vor einiger Zeit strenge Reglements in Kraft getreten, wie leistungsstark ein Li-Ion Akku maximal sein darf, um als normales Fluggepäck den Weg an Bord zu finden. Und hier versteht man – zumindest an europäischen und US-amerikanischen Flughäfen keinen Spaß. Wie wir selbst erleben mussten, erreichte ein kleiner Scooter eines anderen Herstellers nicht sein Testziel auf Zypern. Er wurde beim Sicherheitscheck in München vor dem Verladen ins Flugzeug aus dem Gepäck gefischt und durch einen Informationszettel ersetzt, wo man nach Rückkunft das gute Stück wieder in Empfang nehmen könnte.

Um die Flugtransportfähigkeit des SCUBAJET mit 200Wh Reiseakku gleich zu testen, sollte er mit nach Ägypten. Leider erreichte er uns zu spät, so dass wir hier keine Aussage dazu machen können. Der Akku in dieser Produktversion kann in zwei 100Wh Segmente geteilt werden und erfüllt damit die Sicherheitsanforderungen für den Flugtransport. Allerdings gibt es mittlerweile auch schon auf dem Landweg Probleme, ehrlich deklarierte Paketinhalte mit ordentlich angemeldeten und sicheren Li-Ion Akkus zu versenden. So blieb das für uns bestimmte Paket aus Österreich bei UPS erstmal in der Ecke liegen, das Thema war dem dafür Verantwortlichen zu heiß. Bis das kommunikativ abgekühlt worden war, dauerte es eine Weile.

Aber das Paket kam an, fast eher ein Päckchen. Und natürlich ist man auch als erfahrener Taucher und Tester nicht rundum vorurteilsfrei. Dieser Wicht soll Wucht haben? Setzen wir mal aufs Überraschungsmoment. Aufs persönliche Überraschungsmoment.
Der SCUBAJET unterscheidet sich in ein paar Details von dem, was in der Anleitung kommuniziert wird, jedenfalls kommt das Gefühl auf. Das wäre nicht ungewöhnlich, denn neu am Markt vorgestellte Systeme unterliegen einer der Perfektionierung dienenden Detailüberarbeitung. Unterm Strich kamen wir zurecht und das zählt.

Der SCUBAJET für unseren Test wurde in der Version für ein flugreisefähiges Akkupack mit 200Wh geliefert, mit Schnorchel / Tauchadapter und dem Ladegerät. Den Tauchadapter am Antriebsgehäuse anzubringen war etwas fummelig, mag aber Detailveränderungen geschuldet sein. Mit 43 Zentimeter Länge und 8 Zentimeter Durchmesser ist der SCUBAJET wahrlich ein David im Scooterkonzert. Hut ab.

Scubajet
Scubajet Scooter – Taucheradapter – Impeller

Und Hut ab, vor dem Jetantrieb. Da dreht sich von außen zugänglich nichts. Statt einem mit seinen Blättern Antriebskraft entwickelnden Propeller saugt ein rundum geschützter Impeller das Wasser kraftvoll an und presst es gerichtet unter erhöhtem Druck aus dem Düsengehäuse. Spürbar. Ein starrer Diffusor verhindert Verwirbelungen und bündelt so den Wasserstrahl. Da tut sich was im kleinen Jetantrieb. Bemerkenswert. Zum Schutz des Antriebs kann er nicht über Wasser aktiviert werden. Da sich für den User kein erreichbares Teil dreht, besteht keine Verletzungsgefahr, womit der SCUBAJET auch für Kinder geeignet ist.

Um den kleinen Scooter einsatzbereit zu machen, muss das geladene Akkupaket ins Rohr eingeschoben werden. Mit Hilfe eines kleinen Werkzeugs wird die Nase des JET etwas gedreht, bis die Bajonettriegel frei sind und die Spitze abgenommen werden kann. Der Testscooter hat eine leistungsstarke LED im Deckel, zwei unterschiedliche Varianten sind optional im Angebot. In der Standardausstattung flutet aus der Nase kein Licht. Ist das Akkupaket richtig platziert, sind  bestätigende Signaltöne zu hören.
Deckel wieder zu und den Tauchadapter anbringen. Das gestaltete sich etwas mühsam, denn die Grafik in der zum Testzeitpunkt veröffentlichten Anleitung war nur ansatzweise hilfreich. Irgendwann klappte es doch und der kugelförmige Handgriff mit dem Betriebsschalter komplettierte den SCUBAJET, der jetzt grundsätzlich einsatzbereit wäre. Als erfahrener Scooteruser sucht man vergebens nach einem Befestigungspunkt für eine Zugleine. Denn man lässt sich nicht am ausgestreckten Arm durchs Wasser ziehen, sondern mit einer Towline, die die Verbindung zwischen Taucher (mit Scootergurt oder D-Ring am Schrittgurt des Harness) und Antrieb herstellt. Die Hand am Gerät aktiviert lediglich den Fahrschalter und bestimmt die Richtung. Nach guter alter Tauchersitte kamen zwei Kabelbinder zum Einsatz, die eine starke Öse bildeten und das Anhängen einer Zugleine erlaubten. So erst kann der SCUBAJET auch vor Verlust geschützt am Equipment gesichert werden, denn mit einem Kilo Abtrieb hat der Antrieb eine deutliche Kraft, selbständig in der Tiefe zu verschwinden.

Für Schnorchler gab es zum Testzeitpunkt noch keine Lösung des Herstellers, den Scooter zu sichern. Wir haben das mit Sabrina Hannemann, Co-Founder & CMO des Unternehmens besprochen. Heraus kam ein Gurt mit Klettflächen, mit dessen Hilfe der SCUBAJET am Arm befestigt werden kann. Ob es noch weitere Überlegungen dazu geben wird, ist offen. Im Grunde wäre unserer Meinung nach auch für Schnorchler eine Lösung mit Bodygurt und Towline am sinnvollsten, auch weil der Jetantrieb richtig Power entwickelt.

Praxis

Dass man mit dem Winzling am Tauchplatz genauso auffällt, wie mit einem Big Brother der etablierten Premiumhersteller, dürfte jedem klar sein. In Zeiten der sehnsuchtsvollen Miniaturisierung von Taucherantrieben, die auch als Begleiter zu den tropischen Zielen im Flugzeug akzeptiert werden, fiel so manch begehrlicher Blick auf den so harmlos aussehenden Powerzwerg.
Zunächst hatte unsere Technikbuddy das Vergnügen, sich schnorchelnd durch den See ziehen zu lassen. Und da wurde in Geschwindigkeitsstufe 3 – entspricht 100 Meter pro Minute – der Arm ganz schön lang und die Hand am Kugelknauf musste immer wieder von links nach rechts und zurück getauscht werden. Auf Dauer gemütlicher und körperlich kraftsparender bewegt man sich mit Stufe 2 oder 1 durchs Wasser, wodurch natürlich auch die Betriebszeit deutlich verlängert wird. Die Wahl der Fahrstufen erfolgt über einen großzügig dimensionierten Schaltring.

Um den Komfort des Schnorchelns mit Antrieb zu optimieren, empfehlen wir in die Investition eines Scootergurts mit Towline, solches Zubehör gibt es in Tauchshops, die auch technische Taucher bedienen und kosten kein Vermögen.

Der Einsatz beim Gerätetauchen war von vorneherein so vorbereitet worden, dass die Testerin gezogen wurde, mit Towline. Das machte auch richtig Spaß und in Stufe 3 konnte gut mit einem mit 75% Leistung fahrenden Bonex Ecos+ mitgehalten werden. Zumindest vom Tempo, nicht bei der Betriebszeit. Der Akku des reisfreudigen SCUBAJET powert unter Volllast gut 20 Minuten, dann geht er in die Knie, eine halbe Stunde bei Stufe 2 und 50 Minuten bei Stufe 1.
Entscheiden Sie sich für die Akkuversion mit doppelter Leistung kommen Sie durchschnittlich auf diese Betriebszeiten: 48 / 60 / 100 Minuten.
Da der SCUBAJET von sich aus Abtrieb hat und an einer Zugleine nicht wie sonst üblich noch feintariert werden kann, muss man mit der Hand am Knauf aktiv dafür sorgen, dass der kraftvolle Wasserstrahl parallel zum Taucher geführt und nicht gegen den Untergrund gerichtet wird. Sonst ziehen je nach Bodenbeschaffenheit dicke Nebelschwaden hinter dem motorisierten Taucher her.

Da die Akkupakete unterschiedliche Längen haben, brauchen Sie je nach Grundmodell des SCUBAJETS Gehäuseadapter, um hier Anpassungen vorzunehmen. Und auch beim Gewicht tut sich was. Der 200 Wh Akku wiegt 1,2 kg, der 400 Wh Akku bringt 2,5 kg auf die Waage. Das wirkt sich so aufs Systemgewicht aus: 200 Wh Version 3 kg, 400 Wh Version 4,4 kg.

Fazit

Die Vielseitigkeit des SCUBAJET besticht zweifellos. Die Kraftentwicklung überzeugt und die geringe Größe des Systems gefällt. Um das Gerät als Schnorchler oder Gerätetaucher zu verwenden, raten wir zur Optimierung in eigener Regie mit einem Scootergurt und einer Zugleine. Wenn Sie immer nur in Stufe 3 den Unterwasserfun genießen wollen, behalten Sie besonders beim 200 Wh Modell die Uhr – sprich Betriebszeit – im Auge, sonst geht’s per Flossenantrieb zurück zum Einstieg und der kann nach 20 Minuten gut zwei Kilometer entfernt sein.

Fakten

SCUBAJET (unser Testmodell)
Akkuversion 200 Wh (Reiseakku)
Adapter: Tauchen / Schnorcheln
Antriebsart: Jetantrieb
Fahrstufen: 3
Betriebszeiten / Fahrstufe: 50 Min/1 – 30 Min /2 – 20 Min / 3
Schub: 20kg max
Geschwindigkeit: 100 Meter / Min max.
Ladezeit: 3h max.
Gewicht: 3kg
Abtrieb: 1 kg
Preis Tauch Package € 1580,- (inkl. 20% Umsatzsteuer)

https://www.scubajet.com/?lang=de

 

Michael Goldschmidt / Patrizia Ennemoser

 

Made in Austria: Scubajet