Derzeit findet das 20. Schiffsarchäologische Seminar der Gesellschaft für Schiffsarchäologie e.V. statt. 10 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet und Österreich nehmen an der durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur geförderten Veranstaltung teil.
Dabei erhalten sie Einblicke in archäologische und denkmalpflegerische Abläufe, lernen Bodendenkmale als schützenswerte, fragile aber auch aussagekräftige Zeitzeugen kennen. Dozent und Vereinsmitglied Henrik Pohl führt während informativer Vorlesungen durch Module wie Denkmalrecht, Methoden archäologischer Untersuchungen oder Forschungen zu historischen Hafenanlagen im Ostseeraum.
Wenn es um die Vermessungsmethoden unter Wasser und die Schiffbaugeschichte geht, wird es für die Teilnehmer besonders spannend. „ Unser Ziel ist es, die Teilnehmer zu befähigen ein Denkmal auch unter Wasser als solches zu erkennen, es mit größter Vorsicht zu behandeln und Daten abzulesen, die eine fachgerechte Meldung des Fundes an die zuständigen Behörden zulassen.“ Deshalb arbeiten die Veranstalter auch eng mit dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege (LAKD) zusammen, das Seminar ist durch das Amt als Weiterbildung für Ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger in Mecklenburg-Vorpommern anerkannt.
Die erlernten Kenntnisse werden an Bodendenkmalen in der Ostsee angewendet. Erste Messübungen absolvierten die Taucher an Befestigungsanlagen aus dem 16. Jahrhundert. Neu im Programm ist ein Schiffswrack nahe Kühlungsborn. Den bis dato unbekannten Fundplatz entdeckte der Verein bei Hubschrauberflügen in diesem Frühjahr.
Veranstalter und Teilnehmer sind begeistert. „Im Rahmen der Vereinsarbeit konnte das neue Wrack noch nicht intensiver untersucht werden“, so Martin Siegel, Vorsitzender der Gesellschaft für Schiffsarchäologie e.V. „Also erarbeiteten die Teilnehmer während der Praxisausbildung erste Erkenntnisse zu einem neuen maritimen Bodendenkmal. Die Auswertung der erhobenen Daten läuft und die Ergebnisse werden anschließend dem LAKD übergeben“.
Es müsse sich um ein Eisenschiff von sicher 40 m Länge gehandelt haben, Konstruktionsmerkmale wie genietete Bordwände sprechen für einen Bau vor etwa 100 Jahren. Für Ursache und Zeit der Havarie konnten keine Anhaltspunkte gefunden werden. Die Lage im Flachwasser östlich von Kühlungsborn spricht allerdings dafür, dass das Schiff auf Grund gelaufen oder gesetzt und zum Teil abgewrackt wurde.
Da das Wrack vor dem Zerfall aus dem Wasser geragt haben muss, erhoffen sich Pohl und Siegel, dass Zeitzeugen oder Archivalien nähere Informationen zum Schiff und seinen Untergang liefern können. „Für die Teilnehmer und uns wären weitere Hinweise zum Fundplatz ein krönender Abschluss für das 20. Seminarjubiläum. Die tolle, fröhliche aber auch akribische Teamarbeit fände so einen gelungenen Abschluss“, hofft Siegel und freut sich über Mithilfe aus der Bevölkerung.
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Das Schiffswrack bei Kühlungsborn ist nicht der einzige Neufund in diesem Jahr. Der Tauchsportclub Warnemünde hat den GfS e.V. kürzlich über ein Trümmerfeld in der Warnemünder Bucht informiert. Verein und LAKD freuen sich über dieses umsichtige Vorgehen. Vor Markgrafenheide wurde 2020 ein weiteres Trümmerfeld entdeckt und untersucht. Auch hierbei handelt es sich um ein Eisenschiff mit Maschinenantrieb. An Bord dokumentierte Fliesen scheinen ihren Urspung in Boizenburg zu haben. Mitarbeiter der noch bestehenden Fliesenwerke versuchen gerade zu unterstützen, indem sie über die Betriebsarchive Herstellungszeiträume und vielleicht sogar Informationen zu Empfängern beisteuern können.
Gesellschaft für Schiffsarchäologie e.V.
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Martin Siegel