Greenpeace entdeckt weitere artenreiche Steinstrukturen am Meeresgrund vor Borkum

Schützenswerter Lebensraum befindet sich in unmittelbarer Nähe zur von One Dyas für Gasprojekt geplanten Kabeltrasse

 Weitere artenreich bewachsene Steinformationen, sowie bedrohte Tiere und Pflanzen hat Greenpeace bei Tauchgängen in der Nordsee vor Borkum entdeckt. Die Fundstelle befindet sich weniger als 20 Meter entfernt von der geplanten Kabeltrasse, über die der niederländische Energiekonzern One Dyas seine Gasplattform mit Strom versorgen will. Die Steine zeigen einen rifftypischen Bewuchs mit Seenelken, weiteren Anemonen, Moostierchen und verschiedenen Krabbenarten. Auch Seehunde, in Deutschland auf der Roten Liste als gefährdet aufgeführt, wurden bei den Tauchgängen gesichtet.

Greenpeace Borkum“Klimaminister Robert Habeck hat es in der Hand, dieses zerstörerische Gasprojekt mitten in einem wertvollen Meeresgebiet zu stoppen. Deutschlands Energieversorgung braucht dieses Gas nicht, angesichts der dramatisch voranschreitenden Klimakrise können wir uns keine weitere fossile Ausbeutung mehr leisten”, sagt Greenpeace-Energieexpertin Anike Peters.

Keine Ausbeutung ohne Abkommen zwischen Deutschland und den Niederlanden

Mitte August hat das Gasprojekt die bergrechtliche Genehmigung vom Land Niedersachsen erhalten. Doch bevor die grenzübergreifende Gasförderung beginnen darf, müssen Deutschland und die Niederlande einen Einigungsvertrag (Unitisierungsabkommen) unterzeichnen. Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, keine neuen Öl- und Gasbohrungen in der Nordsee zuzulassen. Gleichzeitig schafft One Dyas in der Nordsee Fakten: Sowohl die Bohr- als auch die Förderplattform sind bereits vor Borkum positioniert. Der Bau der Pipeline zum niederländischen Festland soll noch im September beginnen. “One Dyas schafft Fakten und gefährdet einzigartige Oasen der Artenvielfalt. Bislang ist weder juristisch noch politisch final über das Gasbohrprojekt entschieden. Die Bundesregierung darf sich nicht von einem Konzern unter Druck setzen lassen und muss zu ihrem Koalitionsvertrag stehen”, so Peters.

Greenpeace hatte bereits im vergangenen Jahr mehrere schützenswerte Steinriffe in der Nähe entdeckt und wissenschaftlich dokumentiert. Steinriffe sind Oasen der Artenvielfalt, die Lebensraum, Nahrungsgebiet und Kinderstube für eine Vielzahl von Organismen bilden. Sie sind EU-weit gesetzlich geschützte Biotope. Durch den Bohrvorgang sowie die für die Kabeltrasse zur Stromversorgung der Plattform nötigen Ausbaggerungen am Meeresgrund wären diese stark gefährdet. Den Beginn der Bauarbeiten für das Seekabel hat ein Gericht kürzlich gestoppt. Das Hauptverfahren zur erneuten Überprüfung der Genehmigung steht nun aus.

 

Sonka Terfehr
© Jan Leya / Greenpeace