Ich könnte es mir leicht machen und einfach ignorieren, welche Bedeutung die Messe f.re.e in München für den Tauchsport noch hat. Da steckt zu viel Herzblut drin, nach der Ablösung der drögen Messe CBR – Caravan, Boot und Reisemarkt – , die zur f.re.e. wurde. Zur CBR hatten sich zuletzt der bayerische Landestauchsportverband und die wenigen thematisch noch passenden Aussteller knietief in den Sumpf der Bedeutungslosigkeit versenkt. An den verwaisten Ständen konnte man Flyer und Broschüren abgreifen. Das war die „Marketingstrategie“, denn Tauchsport verkauft sich ja von selbst. Mittlerweile werden die Früchte dieser flächendeckend vertretenen Strategie geerntet, sie sind vielfach faul und motivieren nicht zu deren Konsum.
Etwas übertrieben könnte ich zu Fuß zur Messe München spazieren, um mir die f.re.e als Journalist auf die Haut kommen zu lassen. Die viele frische Luft auf dem Weg dort hin wäre vielleicht sogar ein milde stimmender Faktor. Aber will ich letztlich überhaupt milde gestimmt sein, wenn ich sehe, wie bedeutungslos sich mittlerweile etwas, was sich mühevoll mit dem Oberbegriff Tauchsport definiert fast mikrokosmisch präsentiert?
Nach dem Neustart der Freizeit – Messeidee, weg von der überholten CBR hin zur f.re.e hatte die Tauchsportszene nahezu eine ganze Halle mit hochwertigen Ausstellern, Angeboten, Bühnenprogrammen und dem Schnuppertauchen gefüllt. Was hier geboten wurde, hatte innovativen Charakter auf der ganzen Linie und die Messebesucher waren begeistert, nicht nur tauchsportverbundene Insider sondern auch jene, die sich erstmals informieren wollten, um dann den nächsten Schritt zu machen, um Sporttaucher zu werden.
UnterWasserWelt war mittendrin und dabei. Zusammen mit dem seinerzeit von der Messe beauftragten Organisator des Tauchsportbereichs wurden viele innovative Ideen realisiert, Aussteller angeworben, eine positive Aufbruchstimmung weitergegeben. Die f.re.e hatte einen Phönix aus der Asche geboren, die Taucher hatten im Bereich Wassersport den Führungsstab der Staffel in der Hand.
Und heute? Wenn ich von den rucksacktragenden, im Ruhestand befindlichen Messebesuchern m/w/d nicht durch deren rücksichtslos raumgreifende Körperdrehungen aus der Spur katapultiert werde, schaffe ich es auf der f.re.e , ja wohin eigentlich? Da gibt es auf kleinstem Raum 10 Aussteller, die die Messe als tauchsportrelevant auf ihrer Website listet. Aber längst nicht alle sind als tauchsportrelevant erkennbar. Da erwarte ich mir schon mehr, als zwei „Messetauchshops“, Brillen – Antibeschlagmittel, Schnorchel – Vollgesichtsmasken aus China, die bei Amazon die höchsten Verkaufszahlen erzielt haben sollen, einen eher bedeutungslosen Tauchsportverband und eine Umweltorganisation. Da wäre noch Schnuppertauchen. Macht viel Arbeit, ein Spaß für Kids, die grad noch Faschingsferien haben.
Soll das so bleiben? Ist damit die Tauchsportszene in Bayern tatsächlich zufrieden? Ist damit die Tauchsportszene insgesamt zufrieden oder hat sie schon die weiße Flagge gehisst? Sollte hier die Messe f.re.e. nicht mehr Engagement zeigen, den Tauchsport als anziehenden Faktor wieder wirklich, kompetent und stark zu unterstützen? Lastenfahrräder werden die Zukunft der f.re.e. nicht sichern, da hat sich der Wind je schon gedreht.
Michael Goldschmidt
UWW