Euro-Divers: Utopia Beachclub

Hausrifftauchen wurde hier wegbereitend als innovatives Angebot in den Mittelpunkt der Wassersportangebote gestellt

Utopia Beachclub

Etwa 150 Kilometer südlich von Hurghada, in der Bucht Ras Allasad, wurde Ende der 90er Jahre der Grundstein für das Utopia Beachclub Resort gelegt. Hausrifftauchen wurde hier wegbereitend als innovatives Angebot in den Mittelpunkt der Wassersportangebote gestellt. Nach vielen Jahren wechselte der Betreiber der Tauchbasis, seit 2015 ist das Divecenter unter der Regie von Euro-Divers. Grund genug für unsere Redaktion dem Utopia wieder einen Besuch abzustatten.

Was hat sich verändert seit unserem ersten Aufenthalt 2003 und dem letzten 2010? Ursprünglich war das Utopia eine im arabischen Baustil liebevoll in die Hügel der Bucht eingebettete Anlage, ein von einer Familie geführtes Familienresort mit “all inklusive“ Angebot, wie bei Club Resorts üblich. Der „Club“ blieb, doch erweiterte sich die Anlage durch zwei Hotelneubauten. Die Rezeption mit Lobby und das Hauptrestaurant wurden in das neue Utopia umgezogen, das nach Osten hin das Areal begrenzt. Dahinter steht nur noch eine zu gleicher Zeit erbaute Moschee und dann beginnt die Wüste.

Wer im nördlichen Trakt des neuen Utopia ein Zimmer hat, wird um 4:00 früh durch das mit kräftigen Lautsprechern ausgesandte, umfangreiche Morgengebet vom Traum in die Wirklichkeit befördert. Gott ist hier nicht nur groß sondern auch recht laut.

Urlaub im Utopia, das erfrischend kinderfreundlich ist, können sich auch Eltern und Urlauber mit schmalerem Budget leisten. Der günstige „all inklusive“ Preis hat natürlich Auswirkungen in unterschiedliche Bereiche, von der Substanzerhaltung bis hin zur Küche. Schon 2003 zeichnete sich Renovierungsbedarf in den Zimmern ab. Es dauerte aber 13 Jahre, bis darauf reagiert wurde. Aktuell werden die Zimmer im alten Haupthaus grundlegend saniert, nachdem bereits die Bungalows entkernt und völlig neu hergerichtet wurden. Es tut sich also was. Und wie es aussieht, ist nun, Allah sei Dank, die touristische Eiszeit vorbei. Langsam erreichen wieder mehr Gäste die Urlaubsgebiete am Roten Meer. Aber noch schneit es in den Zimmern des Utopia, das Bild auf den altertümlichen Röhren-TV Geräten entführt „nostalgisch“ in Zeiten terrestrischen Empfangs mit Zimmerantenne. Es werden internationale Programme, so auch diverse deutsche eingefangen, auf welchem Weg auch immer. Nicht über die Sattelitenschüsseln auf dem Hoteldach, denen fehlt ein wichtiges Bauteil…
Ein wenig ausgehöhlt ist „all inklusive“ beim Thema WLAN. Das gibt es und uhrzeitabhängig flott und flächendeckend. Es kostet aber extra. Für drei Tage legt man gut 20 Euro auf den Tisch.
Die Zimmerausstattung ist angenehm. Ein Fön im Badezimmer, Seifenspender, Vergrößerungsspiegel, gut abstimmbare Klimaanlage, kleiner Kühlschrank, Safe, ausreichend Steckdosen nach europäischem Vorbild.

Trotzdem ist man auch in den neueren Zimmern nicht vor Überraschungen sicher, da kann schon mal die Mischbatterie der Dusche (Badewanne) auf den Fuß fallen. Der Stopper der Badezimmertür ist so positioniert, dass man die Szene mit dem über den Tigerkopf stolpernden Butler aus „Dinner for One“ täglich life nachspielen kann.
Für wen es wichtig ist, aus den Panoramafenstern der Zimmer, sie haben auch alle einen Balkon, hat man den berühmten Meerblick.

Im Hauptrestaurant, hier werden Frühstück und Abendessen am Büfett angeboten, hängt ein Kasten: Tips Kitchen – Trinkgeld für die Küche. Hier werfe ich handschriftliche Tipps ein, kein bunt bedrucktes Papier mit Zahlen drauf. Die Strecke, auf denen die Speisen angeboten werden ist länger als 20 Meter. Wie so oft, weniger wäre viel mehr. Einerseits ist die Länge der Tresen verständlich, ist die Anlage ausgebucht, gibt es an den einzelnen Speisepositionen keine langen Schlangen. Auf Biegen und Brechen eine so große Auswahl zu offerieren, die nur in Teilbereichen einen gelungenen Output der Köche widerspiegeln kann, ist kein idealer Weg. Wir kommunizieren das noch als Feedback mit dem Management, mal sehen, was draus wird.
Eine große Lanze ist für alle Mitarbeiter zu brechen, viele sind uns seit dem ersten Aufenthalt bekannt und sie haben in den vergangenen zwei Jahren besonders schwere Zeiten durchlebt. Alle Mitarbeiter, mit denen die Gäste in Kontakt kommen, sind außerordentlich freundlich, liebenswürdig, hilfsbereit und bieten einen überdurchschnittlichen Service. Zögern Sie nicht, ihnen ein würdiges Trinkgeld zukommen zu lassen. Ganz ehrlich, wie allerorts in Ägypten sind die Beschäftigten angesichts von Minilöhnen und ständig steigender Preise wirklich darauf angewiesen.

Natürlich sprechen wir die tauchenden Leser an, doch nicht alle Pärchen und Familienmitglieder sind dem Tauchen zugetan. Für sie gibt es einen wunderschönen Sandstrand mit Sonnen- und Windschutzinseln, Liegen dazu und Lifeguard. Dieser achtet auch darauf, dass die den Strand einrahmenden Riffdächer nicht betreten werden. Naturschutz wird erfreulich groß geschrieben.
Genügt Ihnen schlicht die Nähe des Meeres und ziehen Sie es vor, lieber in einem Pool abzukühlen, keine Bange, es hat mehrere Pools, Wasserrutschen und natürlich auch eine Poolbar. Wasserratten jeden Alters und Couleur kommen voll auf ihre Kosten.
Die für Hotelanlagen üblichen Geschäfte decken den kleinen Reisebadarf, die Sehnsucht nach Souvenirs, Henna – Tattoos oder Goldschmuck. Es gibt einen Medicalservice und einen Spa mit integriertem Gymn. Der Spa bekommt von Insidern gute Noten, das Gymn. weniger. Etwa versteckt auf dem weitläufigen Areal ist der Friseur. Auch er erhält von Insidern gute Bewertungen.

Tauchen mit den Euro-Divers

Seit 2015 ist die Tauchbasis unter neuer Leitung, unter einem neuen Label. Von Anbeginn hatte das Münchner Unternehmen Sub Aqua den Standort unter Vertrag und einen hohen Standard geschaffen, der unzähligen Gästen das Tauchen näher brachte und das Hausriff mit großer Umsicht und Naturverantwortung präsentierte. Hierauf baut nun Euro-Divers mit Bernhard Lang als Basisleiter auf, im Team mit seiner Frau Marion. Beide sind seit 2005 professionell im Tauchsport tätig und schon einige Jahre für Euro-Divers in Verantwortung. Zur neuen europäischen Crew zählt noch TL Alexander aus Norwegen. Alle anderen einheimischen Mitarbeiter, vom Kompressorboy bis zum Tauchlehrer, sind schon langjährig an der Basis tätig und den vielen Stammgästen bestens bekannt.

Da ist auch schon das Stichwort „Stammgäste“ gefallen. Bernhard Lang beziffert den Anteil der mehrfach das Utopia als Tauchziel wählenden Gäste auf etwa 70%. Neben den bereits langjährig treuen Gästen gibt es auch noch einen Teil, der Marion und Bernhard von ihrer in Hurghada betreuten Basis ins Utopia folgten und blieben. Man sieht deutlich, dass nicht das Tauchgebiet allein für den Erfolg einer Destination verantwortlich ist, es sind auch die Persönlichkeiten vor Ort, die dem Ganzen ihre Prägung geben.
An den bewährten Räumlichkeiten hat sich seit unserem letzten Besuch 2010 nicht viel geändert. Die Becken zum Spülen der Ausrüstung vor dem gut belüfteten Raum des Gästeeuipments wurden vergrößert und beschattet.

Taucherisch hat sich einiges verändert, was auch den Entwicklungen der letzten Jahre gezollt ist. Sidemount ist ein großes Thema. Es wird ausgebildet bzw. können Taucher mit entsprechender Ausbildung Sidemountsysteme einsetzen.  Das Thema Sidemount wird, wie Bernhard betont, immer interessanter, da sich das Durchschnittsalter der Gäste doch nach oben bewegt und die Entlastung des Rückens mehr und mehr gefragt ist.

Wer als technischer Taucher entsprechende Flaschenpakete und Stages benötigt, wird natürlich bedient, Dekogase und Helium sind nach Vororder erhältlich. Nach Anmeldung wird für Rebreathertaucher Atemkalk bereitgehalten. Bernhard lang setzt privat einen Dolphin RB ein und ist zugleich der verantwortliche Ausbilder für das PADI Tekprogramm.
Immer mehr Bedeutung hat mittlerweile auch die Solo – Tauchausbildung, die an der Basis angeboten wird.

Freitauchern bietet man im Hausriff ganz aktuell zwei Bojen mit Grundseil zum Training. Sie sind bei 15 bzw. 25 Metern verankert. TL Alexander wird zudem für die PADI Freitauchausbildung zuständig sein, die neu ins Programm aufgenommen wurde.

Das Angebot von Nachttauchgängen, im Hausriff und mit dem Tagesboot machbar, ist nicht neu. Aber Fluo – Nightdives sind neu. Das ist eine der Spezialitäten von Marion, die wie Alexander winzige Angehörige der Fauna und Flora ganz groß sieht. Das fluoreszierende UV Licht der dafür verwendeten UW – Lampen von Bersub macht Unsichtbares auf ganz eigene, spektakuläre Art sichtbar, wie die Beispielfotos zeigen.

Zweitägige UW – Fotoworkshops sind ein weiteres Angebotsspecial von Marion, die eine begeisterte und gute UW – Fotografin ist. Im Rahmen der Workshops bekommt man einen umfassenden Überblick zu den relevanten Themen in Theorie und Praxis inklusive Grundlagen der Bildbearbeitung am Computer vermittelt.
Darf es mal eine neue Erfahrung sein mit Suchtfaktor? Dann nehmen Sie einen Scooter mit zum Tauchgang. Dafür stehen zwei Modelle von SUEX zur Verfügung. Bernhard und Marion sehen den Scootereinsatz pragmatisch, es wird kein Brevet dafür verlangt, wie vielerorts mittlerweile üblich. Es gibt eine gründliche Einweisung und für 10 € geht’s ab zu den mit Flossenkraft allein nicht erreichbaren Punkten eines Tauchplatzes.

Das hatten Marion und ich auch so geplant, mit den Scootern am Hausriff weit nach Süden. Doch daraus wurde nichts. Schon am Strand erreicht uns die Meldung, dass Delfine nah am Riff seien. Erst trafen wir auf den kapitalen Leopardstechrochen, der sich seit einigen Monaten am Rand des nördlichen Hausriffs niedergelassen hat. Aber die nächste Stunde gehörte einer unglaublich großartigen Spielstunde mit drei Delfinen, die von den leisen Motorgeräuschen der Scooter richtig angezogen wurden. Wir mussten uns mit Blick auf den Restdruck in den Flaschen lange vor dem Moment, an dem die Tiere weiterzogen, an Land zurückziehen.

Ein weiterer Tauchgang, begleitet von Alexander, führte ins nördliche Hausriff. Dabei lebte er seine Leidenschaft für die ganz kleinen Dinge voll aus. Ich bin ja nun mehr der Typ für Alteisen (Wracks) und das große Ganze. Aber er schaffte es tatsächlich, mir eine Reihe von Winzigkeiten schmackhaft zu machen, die hart an der Auflösungskraft meiner Netzhaut kratzten. Winzige Gespensterkrabben, Putzergarnelen, Würmer und bestens getarnte Plattfische forderten mich heraus, zur Versöhnung gabs dann aber auch Fledermaus- und Krokodilfische, Blaupunktrochen, Muränen, Kofferfische, Barakudaschwärme, Doktor- und Papageienfische und, und, und. Ein Highlight der besonderen Art bietet der aus Stahl gebaute Steg, der unter Wasser durchaus ein Wrackgefühl aufkommen lässt. Der Fischreichtum ist besonders groß und die kleinen weißen Muränen, die aus Eisenrohren frech herausschauen, sind wirklich niedlich.
Weil wir schon beim Steg sind, er wird nur noch von den Crews der Tagesboote Utopia 4 und 5 begangen, da er schon länger reparaturbedürftig ist. Die Gäste werden mit dem Zodiac an Bord gebracht, was sehr gut funktioniert.
Zum Abschluss des Tauchgangs gab es noch Höhlentauchfeeling rund um die Lagune des Südriffs. Es geht durch verwinkelte, schmale Gänge, bei denen man den Ausgang nicht immer gleich sieht. Das machte noch einmal voll Spaß und nach 90 Minuten war der Überblick zur einen Hälfte des Hausriffs hergestellt.

Ein dritter Tauchgang, begleitet von Bernhard ging mit dem Zodiac zum Südplateau, wie immer mit Nitrox als Atemgas. Erstes Ziel war eine große schwarze Koralle in 40 Meter Tiefe. Dort warteten bereits die versprochenen drei Langnasen – Büschelbarsche. Programmpunkt eins also souverän abgearbeitet. Doch was kommt da auf uns zu und zieht auf Armeslänge an uns vorbei? Ein kapitaler Stechrochen, wie er sonst nur gelegentlich auf den Malediven gesichtet wird. In der Basis wird er als Kuhnasen – Stechrochen identifiziert, ein ungeplantes und beeindruckendes Highlight. Das Südriff zeigte mit seinen Hart- und Weichkorallen, Schwämmen, Fahnenbarschen und, und, und voll intaktes Rotes Meer von seiner besten Seite. Und weil keine Strömung den Rückweg an den Strand beeinflusste, musste das Zodiac nicht bemüht werden, uns wieder einzusammeln.

Viele der Gäste schätzen das Tauchen im Hausriff, weil sie Probleme mit Seekrankheit haben und / oder aufgrund der freien Zeiteinteilung. Man muss keinen Terminplan beachten, ist man selbständig unterwegs. Early Morning und Nachttauchen ist nach Anmeldung immer möglich, hat man sein Equipment, zu dem immer ein zweiter Tank dazugegeben wird, während der Öffnungszeit der Basis hergerichtet.

Mit den Tagesbooten oder dem Bus werden 12 entferntere Tauchziele angefahren, unter anderem auch Abu Dabab, bekannt für den dort lebenden Dugong. Elphinstone oder das Wrack der Salem Express sind ebenfalls im Angebot. Dies wird mit Partnertauchbasen gemacht, die mit einem Bustransfer erreicht werden.

Tauchen mit Freunden spiegelt sich auch in wiederkehrenden Aktivitäten an der Basis wieder. Am Freitag trifft man sich nach Feierabend in der Shishabar zum Aprestauchen. Hier bekommen beim gemütlichen get together Kursabsolventen ihre Urkunden, werden aktuelle UW Videos der vergangenen Woche gezeigt und Erfahrungen ausgetauscht. Einmal wöchentlich, meist am Samstag ist dann Grillparty. Würstchen, Spareribs, Schweinesteaks werden laufend von Gästen mitgebracht, frische Salate machen Marion und Freunde dazu. Gemütlicher kann’s nicht sein, Grillmeister Bernhard hat das alles hervorragend organisiert bis hin zur Hintergrundmusik.

Aufgrund der kurzen Verweildauer, verzichtete ich auf die Mitnahme des umfangreichen eigenen Tauchequipments. Die von der Basis zur Verfügung gestellte Ausrüstung, Atemregler von AquaLung, Jacket von Zeagle (separater Bleigurt) war völlig ausreichend und in gutem Zustand. Die weitläufigen Räume zur Unterbringung des Gästeequipments sind beispielhaft, wie auch die großzügig bemessenen Becken zum Spülen der Ausrüstung.

Und noch etwas liegt mir am Herzen, darüber zu berichten und die Aktivitäten der Euro-Divers im Utopia noch von einer anderen Seite zu schildern. Alle Gäste kennen die herrenlosen Katzen, wie sie auch in diesem Resort angetroffen werden. Um diese Tiere kümmert sich Marion liebe- und verantwortungsvoll. Um ihnen einerseits das Überleben zu erleichtern, hat sie auf dem Gelände drei Futterstationen eingerichtet. Doch damit nicht genug. Alle Tiere werden einer tierärztlichen Versorgung zugeführt und kastriert. Nach einer behördlich einzuhaltenden Frist und ausgestattet mit allen erforderlichen Papiere werden die meisten Tiere von Gästen adoptiert und mit nach Hause genommen. Auch das ist ein Aspekt der Firmenphilosophie: Tauchen mit Freunden.

Fazit

Das Tauchen mit dem Team von Euro-Divers im Utopiabeachclub steht für rundum gelungenen Urlaub. Jeder Gast kommt voll auf seine Kosten und dass ein schon lange bekanntes Hausriff immer wieder für überraschende Erlebnisse gut ist, hat sich in den allein drei Tauchgängen unserer Reportage mehr als bewahrheitet. Das Resort selbst steht noch vor großen Aufgaben, denen man sich bereits gestellt hat

Tauchplätze

www.eurodivers.com

Michael Goldschmidt  unter Wasser Marion Lang