
Die Bilder der lichterloh brennenden Seven7Seas im Hafen von Port Ghalib haben mich wirklich erschüttert. Diese moderne und komfortable Safariyacht begründete die moderne Ära der Tauchsafaris in Ägypten. Sie setzte Maßstäbe und ließ danach eine Reihe von Safarianbietern ihr nacheifern, den gesetzten hohen Standard auf neu gebauten Schiffen zu kopieren. In den Morgenstunden des 13. März 2025 brach auf der Seven7Seas ein Feuer aus, dessen Ausmaß rasch alle Löschversuche überforderte. Die vor einem Jahr zum Teil der Flotte von EMPEROR DIVERS gewordene Seven7Seas brannte über 9 Stunden, bis sie am Nachmittag versank. Gäste und Besatzung waren am Morgen sicher evakuiert worden.

Sie hätte dieses Jahr ihren 20.Geburtstag feiern können, die elegante Lady Seven7Seas. Warum auch nicht, denn die Safariyacht war zu 100% unter deutscher Regie auf höchstem Niveau in Alexandria gebaut worden. Nur die besten Komponenten wurden verwendet, Bis zum Verkauf vor einem Jahr war von den Eignern sicher gestellt, dass alle Ansprüche an Betriebssicherheit, Komfort und technischer Wartung absolut erfüllt wurden. Wolfgang May als Miteigner und Vertreter der drei weiteren deutschen Beteiligten, war regelmäßig selbst auf der Seven7Seas anwesend und begleitete in kurzen Abständen die Safaris, um den hohen Standard der gesamten Crew, den Service im Restaurant und die Qualität der Küche, im technischen Betrieb und der Tauchaktivitäten garantieren zu können.
Wie war das 2005, als das Projekt Seven7Seas seinen Anfang nahm? Ein Rückblick.
Welche Idee führte dazu die Seven7Seas zu bauen? Es begann mit einer Zeichnung im Sand. Mit einem Holzstock zog Wolfgang May die Linien und skizzierte die Größe, die eine Kabine haben müsste. „Unmöglich“ war die Antwort des Werftingenieurs. Und 9 Monate später, eine Zeitspanne, in der Wolfgang May nahezu täglich vor Ort in der Werft in Alexandria den Fortgang der Arbeiteten überwachte, war das Schiff sogar fast 4 Meter länger als ursprünglich berechnet. Mit 41 Metern Länge und 8,5 Metern Breite schlägt die Seven7Seas alles, was Safariboote im Roten Meer, entlang der Küste Ägyptens, an Größe und Bewegungsfreiheit zu bieten haben.
Allein drei „Etagen“, Tauchdeck; BBC Lounge und Sonnendeck bieten individuelle Möglichkeiten die Tauchpausen „open air“ zu verbringen. Der Salon mit Bar misst etwa 100 m², mit 60 m² ist das Restaurant besonders großzügig ausgelegt. Der Clou, den Gästen bleibt der Raumvorteil in allen Innen- und Außenbereichen der Seven7Seas erhalten, denn es werden höchstens 22 Urlauber an Bord genommen, so viel, wie bei den kleineren Booten auch!
Die Bose – Anlage im Salon, die auch die Decks mit Musik versorgen kann, der große Plasmaschirm für DVD – Unterhaltung und Ansicht der digitalen Fotoshoots des Tages oder der Videoaufnahmen, der Laptop zum Brennen der Bilddaten von Chipkarten auf CD, alles ist perfekt auf die Bedürfnisse von Tauchgästen ausgelegt, die Tauchen und Lifestyle genießen möchten und nicht nur dem Verzicht frönen um im tropischen Meer untertauchen zu dürfen.
Ein Raum zum Träumen ist zweifelsfrei die Kabine. Auf Safaris allgemein meidet man diesen Raum tagsüber, da er lediglich zur “verkehrsberuhigten”, horizontalen Ausrichtung des ermüdeten Körpers dient. Auf der Seven7Seas ist die Kabine Wohn- und Schlafzimmer zugleich. Die Gäste erwarten Bademäntel, Handtücher, ein Obstkorb ist angerichtet und eine Minibar hält Getränke bereit. Im Safe mit Elektronikschloss kann man seine Wertsachen verwahren. Inklusive Badezimmer, ein Raum, der diese Bezeichnung nun wirklich verdient, stehen dem Gast gut 14 m² zum Aufenthalt zur Verfügung. Helle Möbel und Holztäfelung, Teppichboden, Schränke, Stauräume, eine Klimaanlage, die keinen Luftzug auf die Gäste in den Betten ziehen lässt, angenehme Raumbeleuchtung und Leselichter, ein DVD-Player mit LCD-Schirm an der Kabinenwand, das ist der Zimmerstandard eines 5-Sterne Hotels an Land. Schwarzer Granit verkleidet Boden und Wände des Badezimmers, ein Design-Waschbecken schmeichelt dem Auge, die Dusche hat eine Kabine aus Glas und selbst die Toilette funktioniert wie an Land.
Das entspannte Gespräch an der Bar – nach den Tauchgängen des Tages etwa von einem Cocktail begleitet oder am Abend, wenn Gäste ihre aktuellen Bilder und Szenen auf dem Plasmaschirm zeigen – ist ideal für den Erfahrungsaustausch und das Kennenlernen der anderen Gäste. Erst jetzt fällt auf, wie ruhig es auf der Seven7Seas ist, man hört keinen Generator, keinen Kompressor oder etwa die Meerwasser – Entsalzungsanlage. An den abendlichen Ankerplätzen im Meer liefern dafür die anderen Safariboote diese Geräuschkulisse ungewollt zu.
Dafür treiben die 2x 1000 PS der MAN Turbodiesel nicht überhörbar die Jacht durchs Meer, doch das geschieht Nachts einmalig nur dann, wenn vom Starthafen bis zu den Tauchgebieten eine große Strecke zurückgelegt werden muss. Das schafft die hochseetaugliche Seven 7Seas natürlich schneller als die kleineren Boote, was tagsüber auch Vorteile hat, da man Tauchplätze erreichen kann, die für andere Boote im gegebenen Zeitrahmen nicht erreichbar sind. So schafft man es tatsächlich wieder an den ausgesuchten Divespots allein zu sein. Das gefällt und erinnert an die Anfangszeit der Safaris im Roten Meer, als nur wenige Schiffe den Süden oder Norden befuhren und ihre Gäste zu Riffen und Wracks brachten, die bei Tagesausfahrten kaum oder gar nicht erreichbar waren.
Tauchen
Beim Thema Sicherheit geht Wolfgang May sogar noch einen Schritt weiter als das, was man mittlerweile bei Tauchgängen im Roten Meer als Standard – Signalmittel mitführen muss: Boje und Spiegel. Auf der Seven7Seas gehört das Ortungssystem ENOS zur Ausstattung und jedem Taucher wird ein Notfallsender für die Zeit seines Aufenthalts übergeben. Wird man abgetrieben, aktiviert man den Sender, der die Position des Tauchers über GPS ermittelt und die Daten zum Empfänger an Bord der Seven7Seas oder zu einem mobilen Empfänger im Schlauchboot sendet. Innerhalb kürzester Zeit wird ein abgetriebener Taucher, auch bei Wellengang, zielsicher lokalisiert und mit dem Schlauchboot abgeholt. Dieses Sicherheitsplus bietet Seven7Seas als erster und zurzeit auch einziger Anbieter in Ägypten!
Das Raumangebot auf dem Tauchdeck ist schlicht genial. Jeder Gast hat mehr als genügend Platz um sich anzuziehen, das Gerät, 12 oder 15 l Aluflaschen mit Din/Int – Ventil, mit dem Atemregler zu komplettieren, Foto- und Videoausrüstung vorzubereiten. Die geladenen Tauchlampen holt man sich auf kurzem Weg aus einem entsprechend mit Ladeanschlüssen ausgestatteten Schrank unmittelbar am Tauchdeck. Ein paar Stufen hinab zur Plattform, Flossen an und ab geht’s.
Die meisten Tauchgänge können bei der Seven7Seas direkt vom Schiff aus gemacht werden, nur selten wird man mit einem der beiden Schlauchboote, ausgestattet mit 55 PS – Motoren, zu einem anderen Einstieg gebracht. Die Gäste sollen es so angenehm wie möglich haben und wer zuerst an einem Divespot ankommt, der kann natürlich diesen Vorteil wahrnehmen. Öfter lassen sich die Gäste am Ende des Tauchgangs abholen, dann haben sie die Möglichkeiten des Tauchspots optimal ausgenutzt.
Soviel zum Rückblick unserer Reportage von 2006, während der ersten Begegnung mit der Seven7Seas.
Schauen wir auf heute, den Tag des Brandes auf der Seven7Seas und deren Untergang. Feuer auf einem Schiff ist immer ein absolutes Worst Case Szenario. Da ist der Umstand, dass das Feuer im Hafen ausbricht in so einer Katastrophe zumindest ein Stück weit „rettend“. Aber selbst im Hafen sind Schiffsbrände sehr ernste Ereignisse, die auch immer wieder Opfer forderten.
Vor einem Jahr wurde die Seven7Seas an EMPEROR DIVERS, Sitz der Gesellschaft in Singapur, verkauft. Was änderte sich damit? Außer dem Besitzverhältnis? Nun, ab diesem Zeitpunkt war Wolfgang May nicht mehr in wöchentlichen Abständen auf der Seven7Seas an Bord, um die schon oben erwähnten Standards zu überprüfen und gegebenenfalls auch Korrekturen in allen Bereichen durchzusetzen. Genau diese persönliche Anwesenheit von Wolfgang May stellte sicher, dass die rundum hohen Ansprüche über 19 Jahre gehalten werden konnten.
Und es gibt mittlerweile enttäuschte Stimmen von Gästen, die die Seven7Seas schon öfter vor dem Verkauf gebucht hatten. Die Katze ist von Bord, jetzt tanzen die Mäuse (altes Sprichwort, trifft aber in Ägypten auch zu). Der Standard war deutlich gesunken, es gab technische Ausfälle, die u.a. die Klimaanlage betrafen. Es gab auch schon einmal einen kleine Brand, der soll von der Reparatur eines Trinkwasserspenders hergerührt haben – elektrisches Problem…
Dass die Seven7Seas den Eigentümer gewechselt hatte, wurde von den bis dato verantwortlichen Eignern nicht gesondert veröffentlicht. Das ist zu verstehen, denn man möchte den neuen Betreibern hier keine Steine in den Weg legen. Nun, die Steine sind nun abgebrannt. Da bleiben aber viele Fragen offen. Ich kenne die Seven7Seas von eigenen Aufenthalten. Sie ist aufgrund der verwendeten Materialen und Sicherheitsstandards – auch Feuer gegenüber – beispielhaft.
Was ich an Videos in der Redaktion sehe, brennt wie Seven7Seas wie ein unlöschbares E-Mobil. Was ging da vor? Was beschleunigte den Brand mit was?
Es bleiben viele Fragen.
Stellen wir uns darauf ein, dass wir wie stets zu diesen Fragen aus Ägypten keine Antworten bekommen werden.
Nachtrag
Ab 17.3.25 sind in FB keine Bilder und Videos der brennenden Seven7Seas mehr einsehbar. Entfernt, gesperrt.
Michael Goldschmidt
UWW Michael Goldschmidt