Franck Goddio – versunkenen Geheimnissen der Geschichte auf der Spur

Franck Goddio tauschte Nadelstreifen und Hemdsärmel gegen Neopren und Vollgesichtsmaske

Franck Goddio

Tauchen assoziiert selbst ein Nichttaucher spontan mit dem Roten Meer und Ägypten. Farbenfrohe Fische, Korallen in allen erdenklichen Formen und glasklares Wasser, so kennt jeder Ägypten unter der Wasseroberfläche. Manchmal aber verbirgt das Wasser beachtliche Fundstücke vergangener Epochen ohne unser Wissen. Wracks und Amphoren, durch Kriege oder schwere Wetter für immer vom Meer verschlungen, können vielerorts nur von Tauchern entdeckt werden oder gar mehr oder wenig fachmännisch geborgen. Ein wahrer Meister dieses Gebiets ist Franck Goddio, der ursprünglich nach seinem Mathematik und Statistik – Studium als Finanzberater der Vereinten Nationen tätig war, später aber Nadelstreifen und Hemdsärmel gegen Neopren und Vollgesichtsmaske eintauschte.

Franck GoddioFranck Goddio hat das Aufspüren von Relikten vergangener Kulturen zu seinem Steckenpferd und Beruf gemacht. Außerordentliche Funde, wie die einer mit feinstem Porzellan beladenen chinesischen Dschunke, krönten bereits seine Arbeit und machten seinen Namen nicht nur in Taucherkreisen weltbekannt.
Eines jedoch wird wohl lange nicht zu übertreffen sein: Die außerordentlichen Funde vor der heutigen Hafenstadt Alexandria, der “Perle des Mittelmeers”, sowie in der Bucht von Abukir. Dazu die sagenumwobene, längst verloren geglaubte Stadt Herakleon und der antike Hafen von Alexandria mit Teilen des Königsviertels, sowie Teile der Stadt Kanopus, die erstmals vom 13.5. bis 4.9.06 in Berlin ausgestellt wurden und später auf weltweite Ausstellungsreise gingen.

Die Besucher konnten 498 erstaunlich gut erhaltene Fundstücke des Alten Ägypten auf sich wirken lassen. Einige der Statuen sind so gewaltig, dass sie mittels Kran durch die Fenster in den Ausstellungsraum befördert werden mussten. Große Beluga-Transportflugzeuge waren vonnöten, um die gut 5 m hohen Statuen aus Rosenquarz zu transportieren. Angesichts solcher Dimensionen ist es umso verwunderlicher, welch kleine Goldmünzen, Ringe und Ohrschmuck, ja selbst die Tülle einer Babyflasche das Team um Franck Goddio barg.

Sogar anfänglich eher unscheinbare, gut fingergroße Objekte, später als steinerne Phalli für Götteropfer identifiziert, wurden entdeckt und zeugen von den delikaten Seiten jener Kulturepoche.
Die Bevölkerung Alexandrias war verwegen und unsentimental, Krüppel, Bettler und Huren zog die pulsierende Stadt mit etwa 600.000 Einwohnern ebenso an, wie reiche Handelsleute und Herrscher. Ein Wirtschaftsriese, jedoch ohne inneren Halt, der sinnlichen Raserei verfallen, die Metropole mutete morsch an und zugleich gleißend vital.

Im Königsbezirk mit Tempeln, Gärten, Marmorpalästen, Harems- und Büroräumen, verteilt über fast ein Viertel der gesamten Fläche der Stadt, lebte eine Dynastie von Gottkönigen, die einen bizarren und frevelhaften Lebensstil pflegten. Prunkvolle Bauten bewohnten diese, mit inzwischen zerborstenem Basaltpflaster, auf dem einst gespreizte Höflinge zu Banketten schritten und sich an erotischen Gesängen ergötzten.

Einige der Hausherren waren als Statuen in den Ausstellungen „Ägyptens versunkene Schätze“ zu bewundern. Sie lächeln nett, haben sanfte Gesichter. Jedoch der Schein trügt. Brutale Morde wurden regelrecht inszeniert; Giftbecher und Dolche kreisten in der aus leuchtendem Marmor errichteten Machtzentrale am Nildelta. Selbst Kleopatra, sündige, aber oft ein wenig verklärt positiv dargestellte Regentin, schreckte vor Mord nicht zurück. Sie ließ ihren Bruder beseitigen und gab sich in ihrem Boudoir der schwarzen Magie und Zauberei hin. Römische Historiker stellten sie wiederum als leichtlebiges Luxusflittchen dar.

Fazit

Hoffen Sie auf eine Neuauflage der Ausstellungstournee und verpassen Sie nicht deren Zeitpunkt. Ein spannender und aufschlussreicher „Tauchgang“ in die frühe Geschichte unserer Zivilisation, eindrucksvoll dokumentiert und dargelegt anhand von unzähligen Fundstücken, sorgsam aus dem Roten Meer geborgen, katalogisiert und zu einem beeindruckenden Gesamtbild zusammengefügt wartet dann auf Sie. Bedauerlicherweise ist der im Kosmos Verlag erschienene, wunderbare Bildband „Ägyptens versunkene Schätze“ nur noch antiquarisch erhältlich.

Die Ausstallungstournee in erster Auflage www.aegyptens-versunkene-schaetze.org

Besuchen Sie Franck Goddio www.franckgoddio.org

 

Michael Goldschmidt