Liebe Leserinnen und Leser,
es gibt für viele immer wieder Situationen, in denen die Möglichkeit das Rad der Zeit zurückzudrehen, als umfassende Problemlösung angesehen wird. „Zurück auf Anfang“, wie es bei Film – Dreharbeiten angesagt wird, um eine Szene zu wiederholen, die dem Regisseur nicht gefiel oder ein Darsteller den Text nicht sauber rüberbrachte, das gibt es im wirklichen Leben nicht.
Das Zeitglücksrad mal eben zurückdrehen, alles auf Anfang, oder besser noch ein Stück weiter zurück bis zu dem Punkt, an dem man eigenverantwortlich etwas verkackte, was nachfolgend den Wunsch begründete, das Rad zurückzudrehen, das läuft nicht. Auch nicht für jene, die Einsteins Relativitätstheorie verstanden zu haben glauben.
Zu viele philosophische Gedanken in einem Editorial eines Tauchsportmagazins? Fragen Sie sich, was ich geraucht habe? Ob ich noch meine Flossen auf dem Boden habe?
Nun, ich mache mir Gedanken. Was vielen anderen auch gut tun würde. Einfach mal das überdenken, was man tut, darüber nachdenken, was man tat. Impulsive Handlungen grundsätzlich ausschließen, Nachlässigkeit für sich persönlich bekämpfen, sich auf den persönlichen Anfang zurückzufahren, das wäre ein Weg zurück.
Das nennt man auch Disziplin.
Worauf will ich hinaus?
Viele Tauchunfälle hätte es gar nicht erst gegeben, wäre man den in der Ausbildung vermittelten Grundsätzen treu geblieben. Hatte man sich nur kurzfristig daran gehalten, um die Plastikkarte mit dem Brevetnachweis zu bekommen? War man schon während der Ausbildung ein ignoranter Revoluzzer?
Schaue ich mich im geographischen Umkreis der Redaktion um, hat es in den letzten 12 Monaten an sich bestens ausgebildete technische Taucher wirklich eiskalt erwischt. Der menschliche Faktor zeigte Priorität.
Mit zunehmender Erfahrung sinkt das Verständnis oder auch die Bereitschaft, sich an Grundlagen, Regeln zu halten. Es ging ja schon mal gut. Mehrfach sogar. Also. Ich bin schlauer. Der Rest passte dann in eine Urne mit den sich daraus ergebenden unendlich berührenden Folgen für die Familien und Freunde.
Dieses Editorial ist dem Monat November gewidmet. Ein emotional eher zurückhaltender Monat im Jahresverlauf.
Und ich möchte nicht, dass Sie sich über das hinwegsetzen, was für Piloten vor dem Start, während des Flugs und vor der Landung von den immer gleichen Checklisten vorgelesen und im technischen Zustand des Flugzeugs bestätigt werden muss. Ich habe das Tauchen immer mit dem Fliegen verglichen, da gibt es so viele Parallelen….
Heben Sie bitte nicht ab, herzliche Grüße
Ihr
Michael Goldschmidt
