Editorial April 2020

Liebe Leserinnen und Leser,

in weiten Teilen Europas herrscht Ausnahmezustand, weil ein mikroskopisch kleiner Virus einer in größter Freizügigkeit lebenden Gesellschaft den Stinkefinger gezeigt hat. Es hätte angesichts der außer Kontrolle geratenen Infektionen in China sofort der Reiseverkehr von dort kommend ausgesetzt werden müssen und auch kontrolliert, ob auf unverdächtigen Wegen ins Land kommende Reisende sich vorher nicht in China aufgehalten hatten. Taiwan hat das vorbildlich geschafft.

Doch hinsichtlich der Globalisierung hat man von Anfang an ausgeschlossen, dass einmal ein weltweiter Notstand auftreten kann. Dass China zunächst die Sache schon aus wirtschaftlichem Interesse herunterspielte, ist kein Wunder. Schlimmer noch, kompetente Ärzte vor Ort, die auf die Gefährlichkeit hinwiesen, wurden staatlich mundtot gemacht, ihr Wortführer hat das alles nicht überlebt.

Und ich muss außerdem hinzufügen, dass in China ein Menschenleben nicht vergleichbar viel gilt wie etwa in Europa. Ein reales Beispiel. Auf einer Malediveninsel sind Gäste aus China zum Tauchen. Nicht unähnlich zu Russen, sind die Chinesen häufig von eigenen Theorien der Tauchphysik und Dekompression beseelt. Entsprechende Tauchunfälle sind weltweit gut bekannt. Also, beim Tauchen im Hausriff erleidet ein chinesischer Gast einen tödlichen Tauchunfall. Während die Leiche im Kühlraum auf den Rücktransport im Flugzeug wartet, mit dem auch seine Frau und Kinder nach weiteren Tagen auf der Insel nachhause fliegen werden, gehen diese ausgelassen ihrem Urlaub nach. Von Trauer keine Spur. Der irritierte Basisleiter wollte wissen, was da ab geht. Und die Antwort von Frau und Kindern zeigt die große Kluft bei kulturellen, ethischen und moralischen Werten, die zwischen China und westlich orientierter Länder bestehen. So sagt die frisch gebackene Witwe, dass es in China so viele Menschen gäbe, da käme es auf einen einzelnen nicht an. Das muss man erstmal verdauen, dürfte aber den Strategen im Innenministerium und beim Gesundheitsminister bekannt gewesen sein.

Grenzen dicht, das Tauchen in den nahen Seen Tirols und Oberösterreich kann erst einmal zu den Akten gelegt werden. Die Osterferien stehen vor der Tür, die jetzt in den eigenen 4 Wänden verbracht werden können. Unsere erste Meldung zu neuen Einreisebestimmungen mit Gesundheitsselbstauskunft in Ägypten, ließ angesichts der Menge der Seitenaufrufe fast den Server bersten.

Weitere virusbedingten Reisebestimmungen über jene hinaus, die bereits im Magazin veröffentlicht sind, werden wir uns sparen. Das Thema wird ja mittlerweile in allen Medien publiziert.

Thema Medien, egal ob TV oder Print, hier werden angstschürende Zahlen veröffentlicht. Es wird immer nur von Infizierten gesprochen. Weltweit. Dass mittlerweile über die Hälfte wieder gesund ist, sagt kein Mensch. Die Sterblichkeit ist ähnlich zur zähneknirschend akzeptierten Virusgrippe. Und es sind nicht kerngesunde, junge Menschen, den das Virus im Visier hat.

Auch mich trifft es unübersehbar. Testtauchgänge mit Neuprodukten in den Seen in Österreich fallen aus, die Grenze ist dicht. Alternativ im nahen Indoor Tauchzentrum: Negativ. Schwimmbäder und ähnliche Einrichtungen sind geschlossen. Das Tauchtraining in zwei Clubs mit anschließendem Stammtisch entfällt bis auf weiteres. Und sollte dann in Bayern / Deutschland noch eine Ausgangssperre verhängt werden, führt schon jeder Gedanke an Tauchgänge im Walchensee, Starnbergersee oder Chiemsee eine Sackgasse. Ich kann mir ja wenigstens die Flaschen selber füllen, aber wer auf einen Tauchshop angewiesen ist, steht da auch vor staatlich zugesperrter Tür.

Bleiben Sie gesund, wünschen wir uns, dass der Spuk in überschaubarer Zeit vorbei ist,

bis bald, Ihr

Michael Goldschmidt