Liebe Leserinnen und Leser,
das Titelbild zu diesem Editorial kann Ihnen Mut machen, soll Ihnen auch Mut machen. Nachdem alle politischen Ebenen genau das Gegenteil machten, Angst in breiter Front verbreiteten, sind es eher kleine Initiativen, die als Mutmacher in schweren Zeiten wie ein Strohhalm wirken, an dem man sich ein wenig festhalten kann.
Wie Sie sicher feststellen konnten, haben wir uns durchgängig aus allen virusbedingten medialen Strömen herausgehalten. Wir haben keine irrwitzige und klinisch nicht haltbare Meldung vervielfacht, die den Supergau für Tauchsportler bedeutete und ein unverantwortliches Angstszenario aufbaute. Leider wurde das jedoch von anderen Tauchsportmedien bis hin zum VDST und der GTÜM unhinterfragt kraftvoll verbreitet. Und das ist schlicht verantwortungslos.
An dieser Stelle frage ich mich, wo hat der kritische Menschenverstand aufgehört zu hinterfragen, was in erster Linie über soziale Medien kolportiert wird? Hat die übergeordnete Angstmache der Regierung eigenes kritisches Denken völlig lahmgelegt? Ist mit Sicht auf die Medien die Pflicht der verantwortungsvollen Recherche vor Veröffentlichung eines Beitrags außer Kraft gesetzt worden?
Angst schafft Quote – steigert die Auflage.
Diesem wirtschaftlichen Prinzip wurde viel geopfert. Zu viel. Viel zu viel. Als Ergebnis leidet die Tauchsportbranche in allen Bereichen, vom Vertrieb, über Hersteller, Reiseveranstalter, Tauchbasenbetreiber, Tauchschulen und Vereine.
Die Schwimmbäder sind geschlossen ohne Perspektive, wann sie wieder geöffnet werden, die Vereine sitzen mit ihren Trainingsmöglichkeiten weiter auf dem Trockenen. Auskünfte, wann sie wieder aufmachen: Fragen Sie Ihre Kristallkugel. Aber Biergärten dürfen in Bayern wieder geöffnet werden…
Ich mache Ihnen aber gerne Mut, auch wenn ich es nur auf Bayern eingegrenzt tun kann. Wir waren tatsächlich vor ein paar Tagen unter Wasser im Walchensee. Verboten war das nie, nur die Parkplätze waren abgesperrt….
Wir drei im Tauchteam fühlten uns wunderbar befreit, wir hatten nichts verlernt, es kam Testequipment zum Einsatz. Die Sicht war schlecht, doch das war egal. Und dann am Parkplatz, die vielen netten Kontakte mit anderen, die dort anhielten, um einen Spaziergang zu machen, Familien mit Kindern und das immer wieder staunende: Papa, da sind Taucher 🙂
Vielleicht sind wir Taucher die Nachfolger der Schäffler, der Fassmacher in Bayern. Nach dem Ende der letzten Pestseuche waren es die Schäffler, die in München mit einem extra einstudiertem Tanz mit Musik und einem Narren auf die Straßen gingen, um die Menschen aus ihren verbarrikadierten Häusern zu locken. Und einem Gelöbnis nach, wird das alle 7 Jahre wiederholt. Im Turm des neuen Münchner Rathaus ist im Glockenspiel der Schäfflertanz jeden Tag um 11:00 Uhr zu sehen und wohl milliardenfach von Touristen fotografiert und weltweit verbreitet worden.
Wie wärs? Taucher als die gerade heute so dringend nötigen Schäffler?
Herzliche Grüße
Michael Goldschmidt