Bonex Scooter ECOS

Nicht nur für technisch ausgerichtete Taucher bieten Scooter eine interessante Erweiterung des Aktionsradius

Bonex Scooter ECOS

Nicht nur für technisch ausgerichtete Taucher bieten Scooter eine interessante Erweiterung des Aktionsradius. Als Sporttaucher erreicht man Tauchplätze, die vom Einstieg zu weit entfernt liegen, als dass sie mit Flossenkraft allein aufgesucht werden können. UW-Filmer und Fotografen bremst das voluminöse Equipment nicht mehr aus, Gegenströmungen werden bis zu einem gewissen Grad ganz entspannt gemeistert, der Luftverbrauch reduziert sich und Freitaucher finden auch ihren Gefallen daran. Wir haben den Bonex Ecos im Meer, in Seen und indoor ausführlich getestet.

Wenn wir in diesem Test von Scootern oder DPV`s (diver propulsion vehicle) sprechen, dann meinen wir Antriebe, die nicht wie aus einem Spielzeugladen geliefert aussehen und für eine Handvoll Euro zu bekommen sind. Wir meinen damit leistungsfähige Geräte, deren Spaßfaktor und Gebrauchsnutzen nicht schon nach ein paar Runden erschöpft ist.
Das Unternehmen Bonex mit Sitz in Südbayern widmete sich bei der Entwicklung seiner Hochleistungsscooter zunächst einer sehr anspruchsvollen Zielgruppe aus dem Umfeld des technischen Tauchens. Wrack- oder Höhlenexplorationen stellen höchste Anforderungen, die bedingungslos zu erfüllen im Mittelpunkt der Produktentwicklung stehen. Vielleicht das prominenteste Beispiel für den Einsatz von Bonex – Scootern ist die spektakuläre Durchquerung des Ärmelkanals, die Achim Schlöffel am 29. Juni 2012 bei seinem Weltrekordtauchgang gelang.

Erst mit dem Ecos, vorgestellt zur Messe boot 2012, richtet sich Bonex an eine Zielgruppe, die nicht allein extreme Tauchgänge im Focus hat, obwohl er mit seinen maximal 120 Metern Einsatztiefe und einem Radius von 6 Kilometern davor nicht zurückschreckt. So begleiteten beim großen Rebreather Event von ORCA Diveclubs in Safaga einige Ecos – Scooter die Tauchgänge von Kreislauftauchern, die bis 120 Meter hinab führten.
Mit einem Einsatzgewicht von 15 Kilogramm kann dieses DPV noch im Fluggepäck transportiert werden und da nicht schwerer als eine Stageflasche, springt man mit dem Ecos „unterm Arm“ von Bord. Ebenso einfach ist die Bergung.
Im aktuellen Marktvergleich führt der Ecos in seiner Größe und Preisklasse in allen Kategorien. Mit einer Länge von nur 600 Millimetern ist er der kürzeste Taucherantrieb und mit 15 Kilogramm zugleich der leichteste. Die Einsatzzeit pro Ladung variiert von 90 Minuten bei voller Power (Stufe 5) bzw. 150 Minuten bei normaler Fahrgeschwindigkeit. Der Schub wird mit 220 N (Newton) angegeben, die Geschwindigkeit mit 60 Metern pro Minute. Mit 6 Kilometern Einsatzradius ist er zudem ein echter Langläufer.
In der Grundausstattung kostet der Ecos inkl. Mehrwertsteuer etwa € 3987,-, wobei die Option zur späteren Aufrüstung auf ein stärkeres Modell der Bonex – Scooterpalette besteht. Akku- und Motortechnologie sowie Gerätequerschnitt sind bei allen Antrieben gleich. Die Leistungsanpassung des bürstenlosen Servomotors erfolgt über die verbaute Elektronik in Abhängigkeit der Akkuspannung.
Bei der Entwicklung des Antriebs wurde intensiv darauf hingearbeitet, dass neben der Erzielung hoher Schubkraft bei geringem Energieverbrauch die Geräuschemission nur minimal ausfällt. Rückblickend sieht man bei Bonex die Frage des Antriebsgeräusches als eine der diffizilsten Fragen, die es zu lösen galt.
Die Grundmodelle sind unter anderem mit vorderem Tragegriff, Navigationseinheit (Kompass, Uwatec Bottomtimer), Lampen- oder GoPro – Halterung zu ergänzen.

Technik

Der Ecos ist ein „Tow-Behind“ Gerät, das heißt, der Taucher wird gezogen (im Gegensatz zum Ride-On, auf dem der Taucher sitzt oder liegt). Um das so angenehm und ermüdungsfrei wie möglich zu gestalten, hängt man den Scooter an einen optionalen Schrittgurt oder ein einen mittig am Jacket , etwa in Höhe des Bauchgurts, angebrachten D-Ring. Die Zugleine ist längenverstellbar, so dass der Winkel genau angepasst werden kann und der Scooter weitgehend ohne steuernden Einfluss automatisch horizontal fährt.
Zur Richtungsänderung genügt beim Ecos eine Hand, mit ein wenig Übung sind sogar auf engem Raum Loopings möglich. Mit leichtem Druck auf den Powerschalter, der links- wie rechtshändig zu bedienen ist, läuft der Motor sanft zur ausgewählten Leistungsstufe hoch. Fünf Fahrstufen können vorgewählt oder im laufenden Betrieb geschaltet werden. Die Position 0 schaltet die Elektrik völlig ab. Das ist bei elektronisch geregelten, bürstenlosen Motoren nötig, um einen sonst im Hintergrund noch vorhandenen geringen Stromfluss zu unterbinden.
Der Motor ist in den Parametern Temperatur, Drehzahl, Leistung und Propellerblockade elektronisch überwacht, beim Überschreiten voreingestellter Grenzwerte wird herabgeregelt oder sofort abgeschaltet. Die Akkuzellen werden außerdem vom Tiefentladeschutz kontrolliert.
Zur Abdichtung der Wellendurchführung benutzt man bei Bonex Hochdruck – Gleitringdichtungen, da nur diese druckstabil und unempfindlich gegen Sand, Salz und Verschmutzung sind.
Beim Propeller, ebenfalls eine Eigenentwicklung, entschied man sich für starre Flügel. Diese haben einen deutlich höheren Wirksamkeitsgrad hat als verstellbare. In der Normalausführung ist der für Geschwindigkeit optimierte Propeller montiert, alternativ oder zusätzlich kann man eine auf Zugpower (Bewegung größerer Gewichte) optimierte Schraube aufsetzen.
Behindert während des Motorlaufs mechanisch etwas den Propeller, das kann auch eine versehentlich zu nah geratene Hand sein, stoppt die Schraube unverzüglich. Hat sich etwas im Propeller verfangen, kann er unter Wasser einfach abgenommen und das Hindernis entfernt werden.
Zur Energieversorgung sind Li Mn Akkus verbaut. Diese haben keinen Memoryeffekt, hohe Leistungsfähigkeit, geringe Selbstendladung und stabile Kapazität bei geringen Temperaturen.
Heck und Verschlussdeckel sind aus eloxiertem Aluminium, die mittlere Gehäuseröhre – die Tube – aus PVC. Das Schraubengehäuse, der Shroud, ist aus dem Hochleistungswerkstoff Carbon.
Um neutrales Abtriebsverhalten in den unterschiedlichsten Gewässern herzustellen, wird im Deckel und gegebenenfalls im Inneren, zwischen Motor und Akku, Trimmblei montiert.
Der Verschluss ist eine aufwändige Konstruktion mit einem Exzenter, der den Deckel fest über die beiden O-Ring – Dichtungen zieht, dabei das Gehäuse entlüftet und sicher fixiert.
Da Motor und Akku gekapselt sind, würde in den Scooter eindringendes Wasser keinen Einfluss auf den Betrieb nehmen und der Tauchgang kann sicher beendet werden.

Praxis

Erste Testeinsätze wurden im Roten Meer gefahren und die Begeisterung stellte sich spontan ein. Keine fünf Minuten Einweisung waren für das Handling unter Wasser nötig und ab ging die Post. Die leichte Führung des Ecos in alle Richtungen und sein Geradeauslauf gefallen gut. Freaks, die auf Power stehen, ziehen bei Fahrstufe 5 mit wehenden Haaren durchs Blau. Ein schöner Nebeneffekt dabei ist die Möglichkeit, auf Augenhöhe mit Meeresbewohnern dahinzuziehen, die sonst nach ein paar Sekunden Beobachtung schon außer Reichweite sind.
Pfeift eine mittelstarke Strömung um die Riffkante und stehen die Mittaucher mit vollem Flossenschlag ohne einen Meter vorwärts zu kommen im Wasser, bringt einen der Ecos für den User ohne jeden Kraftaufwand eine ganze Strecke weiter.
Im Mittelmeer schätzt man als Fotograf besonders die kraftsparende Überwindung von Distanzen in weitläufigen Tauchgebieten, wie non limit zu betauchenden Hausriffen. Um als Fotograf oder Filmer mit einem Scooter unterwegs zu sein, muss das Gerät genau austarieren, damit man es antriebslos aber mit der Tow Cord gesichert, neben sich lassen kann, die Hände frei für die Kamera. Der Ecos ist dafür fein abzustimmen.
Die nächsten Fahrten im recht untertemperierten Süßwasser, bis hin zu Gumpen von Gebirgsbächen, bestätigten die guten Eindrücke aus den Meeren. Niedrige Wassertemperaturen nehmen keinen Einfluss auf die Leistung und das Handling mit umfangreicher Ausrüstung und mit den Händen in Handschuhen verpackt ist ebenso angenehm. Den Abstieg zum Naturpool eines Gebirgsbachs über einen ungesicherten, steilen Abhang hätten wir mit einem anderen Gerät nie in Erwägung gezogen, die Systemgröße und das Gewicht des Ecos ließen das Unternehmen gerade noch zu.
Im Pool und auch im Freiwasser setzten wir den Scooter außerdem als Antrieb beim Freitauchen ein. Die Erweiterung des Aktionsradius mit nur einem Atemzug hat vielleicht den größten Eindruck hinterlassen, denn die für einen ausgebildeten Freitaucher mit dem Ecos zu realisierenden Strecken und Tiefen. Damit bekam das Thema Apnoetauchen für uns noch eine völlig neue Dimension, die wir weiterverfolgen werden.
Das Laden des Akkus erfolgt im geöffneten zustand, dafür werden der Verschlussdeckel und die Tube abgenommen. Im Gerät trennt man den wasserdichten Stecker, der den Akku mit dem Motor verbindet und schließt das Ladekabel an. Das ist etwas fummelig, aber nach ein paar Mal hat man das im Griff.

Fazit

Mit Scooter abzutauchen ist nicht nur eine Erweiterung des Aktionsradius und Erleichterung beim Mitführen umfangreicherer Ausrüstung, es geht auch eine Bewusstseins- oder Erlebniserweiterung einher. Muss man sich als Gerätetaucher, egal ob sportlich oder technisch ausgerichtet, auf einen Scooter zu 100 Prozent verlassen können, ist dieses Kriterium für Freitaucher noch ein wenig höher aufgehängt. Diese Erwartungen werden erfüllt.
Mit dem Ecos aus dem Hause Bonex verbinden sich Spaßfaktor und Nutzen ideal. Es werden mit diesem Scooter auf fertigungstechnisch höchstem Niveau Tauchunternehmungen möglich, die man allein mit Flossenkraft nicht bewältigen könnte. Die Möglichkeit den Ecos bei steigenden Ansprüchen modular auszubauen ist ein weiterer Pluspunkt. Und das alles „made in Germany“.

 

Fakten

Hersteller: Bonex Explorationssysteme
Typ: Ecos
Länge: 600 Millimeter
Gewicht: 15 Kilogramm
Antrieb: Bürstenloser Servomotor, gekapselt
Antriebssteuerung: elektronisch
Überwachung: Temperatur, Drehzahl, Leistung, Entladung, Propellerschutzabschaltung
Fahrstufen: 5 mit Softstart
Reichweite: 6 km
Tauchtiefe: 120 Meter max.
Einsatzzeit: 150 Min. Cruise, 90 Minuten full power
Schub: 220 N
Geschwindigkeit: 60 Meter / Minute
Akku: Li Mn, gekapselt
Propeller: Wechselbar – speed / kraft
Material: Alu, Carbon, Delrin
Preis: ca. € 3987,-
www.bonex-systeme.de

Zwischenzeitlich wurde die Angebotspalette der Bonex Ecos Modelle durch den ECOS+ und den ECOS S ergänzt. Details dazu auf der Webseite von Bonex.

Beitrag erstellt 1.2013