Apnoe Passion Praxis: Wer braucht einen Freitauchcomputer?

Digital überwacht und mit Alarmen unterstützt kann ein Freitauchcomputer für mehr Sicherheit sorgen und das Training effizienter machen

Freitauchcomputer haben eine wesentlich kürzere Historie als jene für Gerätetaucher. Um 1990 kamen die ersten Tauchcomputer mit einfachen Funktionen und ohne Dekomodus in die Shops. Gegen 2010, als das Freitauchen vermehrt von der Tauchsportindustrie wahrgenommen worden war, kamen echte Freitauchcomputer auf den Markt. Heute verfügbare Modelle unterstützen das Training und machen den persönlichen Erfolg einfach messbar, werden die aufgezeichneten Daten ins digitale Logbuch auf dem PC, Tablet oder Smartphone übertragen.

Für mich selbst gesprochen, habe ich immer einen Freitauchcomputer am Arm, geht’s zum Training im Pool oder im See unter Wasser. Dabei sind 6 angezeigte Werte wichtig: Oberflächenpause, Tauchzeit, Tauchtiefe, Anzahl der Tauchgänge, größte erreichte Tiefe und auch die Wassertemperatur. Das soll der Freitauchcomputer an der Oberfläche im Display anzeigen. Unter Wasser genügen mir die aktuelle Tauchtiefe und Tauchzeit.

Im Pooltraining ist der Freitauchcomputer ein Buddy, der in erster Linie die Zeit beim Streckentauchen dokumentiert. Schaue ich nach einem Tauchgang auf die gespeicherte Tauchzeit und führe diese mit der getauchten Strecke zusammen, kann ich vieles daraus ableiten.

Der Freitauchcomputer ist unbestechlich, ab 50 Zentimeter Wassertiefe beginnt er seine Arbeit. Gut so. Wenn ein den Tauchgang überwachender Buddy vielleicht mal ein paar Sekunden mehr Tauchzeit gemessen haben will, ist der Freitauchcomputer dagegen unparteiisch und korrekt. Nur so kann ich feststellen, ob meine Tauchzeit im Verhältnis zur zurückgelegten Strecke von meinen Mittelwerten abweicht. War ich zu schnell, zu langsam?

Allein schon der Einsatz unterschiedlicher Flossen hat großen Einfluss auf die persönliche Leistung. Die Bauart der Flossen, die verwendeten Materialien und ergänzend die eigene Tagesform ergibt zusammen einen Mix von Faktoren, die nur ein Freitauchcomputer messtechnisch abbilden kann. Die Menge der generierten Daten steht zwar anschaulich erst nach dem Übertrag ins digitale Logbuch zur Verfügung, aber intensiv ausgewertet bilden sie die Grundlage für das nächste Training.

Die subjektive Empfindung von Tauchgängen ist also die eine Seite, die messtechnisch objektive die andere. Als Tipp: Jeder Trainingstag hat für mich andere Einflüsse im Hintergrund, die sich positiv oder negativ auf unter Wasser zu verbringende Zeit auswirken, auf Strecke, Tiefe oder Statik. Jedes digitale Logbuch zum eingesetzten Freitauchcomputer bietet eine Rubrik, in der Bemerkungen oder ähnliches eingetragen werden können. Hier hält man am besten fest, was einem am Trainingstag alles passierte, bis es ins Wasser ging. Ärger, Freude, wenig Schlaf, eine feuchtfröhliche Feier am Abend zuvor, eine nervige Autofahrt zum Trainingsort, Zeitdruck, Training am Vormittag oder erst am Abend….. Und dann versteht man auch, warum ohne irgendwelche Änderungen am Equipment die Leistungen vom Mittelwert abgewichen sind – nach oben wie nach unten.

Mit welcher Geschwindigkeit es beim Tieftauchen nach unten und wieder zurück ging, dokumentiert der Freitauchcomputer. Bei der Nachschau im digitalen Logbuch ist dann unzweifelhaft erkennbar, warum es technisch gut lief oder ein ansonsten kaum Probleme bereitender Druckausgleich zuschlug. Eine zu schnelle Abstiegsgeschwindigkeit ist nicht selten zu analysieren.

Freitauchcomputer sind mit unzähligen Möglichkeiten ausgestattet, Alarme zu setzen. Das ist durchaus sinnvoll, gerade beim Tieftauchen. Hier geht’s mit der Hand am Seil, auf den Druckausgleich achtend, dem persönlichen Ziel entgegen. Viele machen das mit geschlossenen Augen. Beim Tieftauchen schaut kaum einer auf das Display des Freitauchcomputers. Stattdessen können akustische Signale die Orientierung geben. Da gibt es viele Möglichkeiten. Überwiegend gibt es Tiefen – und Zeitalarme, die an die aktuellen persönlichen Möglichkeiten angepasst sind. Und so ist man doch nicht so ganz allein auf dem Weg zu den eigenen Grenzen, der Schritt für Schritt weiter werden kann. Begleitet durch sichernde Buddys.

Beim Thema Tieftauchen gibt es ein spezielles Problem, das aktuell nur die Cressi Freitauchcomputer NEPTO und KING berücksichtigen. Das Problem heißt Tarawana und tritt beim Unterschreiten von Erholungszeiten auf, die nicht an vorangegangene Tieftauchgänge angepasst werden. Also wäre das auch schon ein Kauftipp. Details dazu in unserem Testreport.

Am Schluss drehe ich das Thema mal etwas um: Wer taucht ohne Freitauchcomputer als Apnoesportler? Klar, in Kursen haben die Schüler noch keinen am Arm. Allerdings fehlen mir hier von Seiten der Verbände noch deutliche Initiativen, von Anfang an Freitauchcomputer im Umfeld der Ausbildung zu berücksichtigen. Da sehe ich großes Potential, eine Freitauchausbildung zu optimieren.

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Petra Ney