Apnoe Passion Praxis: Videoeinsatz zur Verbesserung des eigenen Stils beim Streckentauchen

Die Kameras sind unbestechlich und offenbaren auch jene Fehler, die dem Auge des Tauchgangbeobachters entgehen

Nobody is perfect und auch eine Apnoe – Tauchlehrerin und ihr Buddy müssen ständig daran arbeiten, dass die Körperlage, die Körperspannung, der Bewegungsablauf beim Streckentauchen dem Optimum möglichst nahe kommen. Dabei helfen uns beim Training bis zu drei Actioncams, die unbestechlich jeden kraftzehrenden Fehler aufdecken. Erst wenn die Fehler erkannt sind, kann man an den Korrekturen arbeiten.

Auch wenn es sich im ersten Moment so anfühlt, als würde mit drei Kameras eine Materialschlacht rund ums Streckentauchen geschlagen, es ist alles halb so wild. Der Output hat uns selbst überrascht und neue persönliche Bestleistungen generiert, die erstaunlich sind und  immer wieder gezeigt werden können. Da geht es nicht um 1, 2 Meter, da geht es um bis zu 15 Meter mehr Strecke und da ist noch Luft nach oben.

Schaue ich mir die wieder gesteigerten Rekorde im Streckentauchen bei der diesjährigen Pool Apnoe WM in Belgrad an, dann ist jeder Tauchgang der Spitzenathleten ein Traum. Da steht kompromissloses Training dahinter, da stimmt alles bei Körperhaltung, Körperspannung, Timing der Gleitphasen und der Kopf spielt auch mit.

Wohin mit dem Kopf, das wird noch ein eigenes Thema der Apnoe Passion Praxis, fangen wir erst einmal beim Body an und was da im wahrsten Sinne des Wortes schief läuft. Und das zeigen die Kameras beim Streckentauchen ungeschönt.

Drei Actioncams sind heute vom Preis her erschwinglich. Wir setzen die DJI OSMO Actioncam ein, für die wir uns erstmals 2020 entschieden hatten, weil sie 2 Bildschirme hat (vorne und hinten) und ohne Zusatzgehäuse bis 11 Meter wasserdicht ist. Mittlerweile ist dieses Modell nicht mehr am Markt. Kein Problem, es gibt für weniger Geld Alternativen, wie die Rollei Action-Cam 9s Plus I, mit 2 Bildschirmen, Zeitlupe und wasserdicht bis 10 Meter   um die € 149,- Da geht doch niemand mehr in die Knie, kostet ein Neoprenanzug fürs Pooltraining bei Molchanov schon mehr.

Warum sind drei Kameras bei der Beobachtung eines Tauchers von Vorteil? Er kann so aus drei Blickwinkeln gesehen werden. Wenn schon mal wenigstens eine mobile Kamera zum Einsatz kommt, dann schaut sie nur von oben auf den Sportler. Das ist gut, um die Gleitphasen zu analysieren und den Ablauf der Wende. Unter Umständen kann auch erkannt werden, ob beim Armzug nach der ersten Gleitphase im Anschluss an die Wende alles richtig läuft und die Finger der Hand leicht geöffnet sind (effizienter als geschlossene Hand).

Zwei weitere Kameras, montiert auf einem 1-Kilo Bleistück werden am besten auf der Stehkante im Becken positioniert, eine frontal zur Tauchrichtung, die weitere diagonal (am besten in der Ecke am anderen Ende des Beckens). Aus relativer Seitenansicht oder knapp darüber, werden alle weiteren Fehler in der Körperhaltung und im Bewegungsablauf sichtbar.

Und dann….. Das Streckentauchen macht richtig Spaß, von innen heraus erscheint alles klar und im grünen Bereich. Und dann die Videoklatsche am PC Monitor. In Echtzeit und in Zeitlupe, da gibt es nichts zu beschönigen. Und das ist auch gut so, denn der Buddy, der coacht, hat schon in der Draufsicht verbesserungswürdige Details erkannt und kommuniziert. Die Szenen entlasten ihn, zum Nörgler abgestempelt zu werden.

Die mehr seitlich positionierten Kameras zeigen deutlich, dass die Körperhaltung nicht horizontal ist. Kopf und Schultern zu tief, Hintern zu hoch. Warum wurde auf das Halsblei verzichtet, das für teures Geld angeschafft sein Leben am Beckenrand chillt?

Und die Beine verlängern nicht in einer Linie den Körper, die sind im Knie leicht nach oben abgewinkelt. Das bremst in der Gleitphase ja überhaupt nicht….

Hey, der Beinschlag, wir tauchen nicht plötzlich wieder ganz schlampig Rad….

Und die Flossen überkreuzen sich, weil die Füße, wer weiß warum, nach innen gedreht sind.

Und das sieht man kaum von oben. Auf die Perspektive kommt es an. Wie im richtigen Leben auch.

Und dann??? Steht Techniktraining an. Sonst bleibt das tatsächlich mögliche Ziel beim Streckentauchen weit hinter dem zurück, was grad so abgeliefert wird.

Dass das Techniktraining in seinen einzelnen Phasen ebenso von Kameras überwacht wird, ist dann schon selbstverständlich. Im Endeffekt belohnt man sich dann mit neuen Bestleistungen, deren Ursprung von den strengen Kameraaugen generiert wurde.

Wer engagiert seinem Freitauchhobby folgt, hat sicher schon den einen oder anderen Workshop bei namhaften Referenten der Apnoeszene absolviert, wie ich auch. Die dort vermittelten Grundlagen müssen aber immer wieder ins Bewusstsein zurückgeholt werden und dafür gibt es keinen besseren Weg, sich selbst zu kontrollieren, als mit Videoaufzeichnungen.

 

www.apnoe-passion.de

 

Petra Ney
UWW