Apnoe Passion Praxis: Tauchen mit Fluid Goggles von Octopus Freediving

Sicht aufs Tieftauchseil und die Grundplatte ohne Druckausgleich in einer Maske – ein Tool aus der Entwicklungswerkstatt des Apnoemeisters Pascal Berger

Fluid Goggles von Octopus Freediving

Warum sind eigentlich Fluid Goggles beim Apnoe Tieftauchen nicht schon Standard geworden, eine Frage, die ich mir nach den Erfahrungen mit dem Produkt von Octopus Freediving öfters stelle.  Das Thema Druckausgleich ist für Freitaucher führend und bezieht sich nicht allein auf die Ohren und Nebenhöhlen. Auch in der Tauchmaske muss bei zunehmender Tauchtiefe der Druckausgleich gemacht werden. Fluid Goggles im Zusammenspiel mit einer Nasenklammer eröffnen völlig neue Tauchdimensionen. Aber auch Gewöhnungs- und Trainingsbedarf.

Zugegeben, ich interessierte mich schon länger für Fluid Goggles, die von einigen wenigen Herstellern im Internet angeboten werden. Es sind Nischenprodukte, deren aufgerufenen Preise allerdings nicht zum spontanen Kauf animierten. Meine Investitionsfreude hat auch Grenzen, Goggles von Octopus Freedivingvernünftige Grenzen. Bei € 95,00 wird der Kaufreflex jedoch aktiv und wenn Octopus Freediving aus der Schweiz als Hersteller dahinter steht, dann wird das Geschäft gemacht. Hochwertige Freitauchmasken schaffen es auch bis in dieses Preislevel, also kann ein eventueller Fehler in meinem Beschaffungsmanagement nicht allzu groß sein.

Die Fluid Goggles von Octopus Freediving kommen in einer Kunststoffbox verpackt plus Netztasche, mit 4 unterschiedlich breiten Nasenstegen und einer genauen Anleitung zur Anpassung der Freitauchbrille. Drei Varianten bietet das Label für die Goggles an: Klar, grau oder blau. Das bezieht sich natürlich nicht auf die innen eingesetzte Linse, das Kernmerkmal der Freitauchbrille, sondern nur auf deren transparenten Body. Klar und blau habe ich nun im Pool meiner Freitauchausrüstung und ich kann jetzt schon sagen, dass der blau eingefärbte Body keinerlei negative Eindrücke hinterlässt.

Ich sehe immer wieder Kinder und Erwachsene, die eine normalen Schwimmbrille tragen und so ausgerüstet in tiefen Becken eines Schwimmbads Tauchversuche unternehmen. Selbst wenn der Grund „nur“ 4-5 Meter entfernt ist, können die Augen verletzt werden, denn es findet in diesem Bereich kein Druckausgleich statt. Auch die Fluid Goggles von Octopus Freediving sind genau genommen dem Prinzip von hochwertigen Wettkampf – Schwimmbrillen angelehnt. Aber nur angelehnt, da gibt es entscheidende Unterschiede.

Zwei Hürden müssen Fluid Goggles überwinden: Den Druckausgleich überflüssig machen und der optischen Brechkraft des Wassers am Auge mit 273 Dioptrie gegenzusteuern.

In den Goggles ist eine lupenartige Linse eingesetzt, die die enorme optische Brechkraft des Wassers ausgleicht. Und jetzt kommts, dafür muss das Innere der Goggles vor jedem Auge vollständig mit Wasser befüllt werden, um die Linse des Auges direkt mit dem optisch dichten Medium Wasser zu konfrontieren. Die eingesetzte Linse in den Goggles ist dann ebenfalls von Wasser umgeben.

Mit diesem Trick werden zwei Probleme auf einen Schlag gelöst, einmal das Sehen unter Wasser und durch die vollständige Befüllung der Goggles wird ein Druckausgleich überflüssig. Wasser in der Goggle kann durch den äußeren Druck nicht komprimiert werden.

Praxis

Fluid Goggles müssen zur Vermeidung größerer Abbildungsfehler, hier liegt dem Produkt eine genaue Anleitung bei, vom User vorbereitet werden. Um die Augenabstände möglichst gut anzupassen, liegen den Goggles 4 austauschbare Nasenstege bei. Die Linsen sollen mittig vor den Augen positioniert sein, damit das Seherlebnis zufriedenstellend ausfällt.

Das erste Kennenlernen der Fluid Goggles von Octopus Freediving findet im Badezimmer statt, am Waschbecken mit einem Spiegel vor sich. Nach Anpassung der Kopfbänder sitzen die Goggles vor den Augen und es muss geübt werden, sie vollständig zu befüllen. Man könnte dafür das Wasser aus einem Schwimmbecken, dem See oder Meer verwenden, ich nehme dazu ausnahmslos Kochsalzlösung, wie sie in Drogeriemärkten zum Spülen von Kontaktlinsen angeboten wird. Damit vermeide ich eventuelle Augenreizungen und bin auf der sicheren Seite, dass meine Kontaktlinsen, die ich zur Korrektur einer Fehlsichtigkeit trage, nicht beschädigt werden.

Gewöhnungsbedürftig ist die Verwendung der Fluid Goggles auf jeden Fall. Die ersten Tauchsessions, vorzugsweise im Pool, sind ein echtes Training mit der neuen Ausrüstung, denn das Sehen durch die Goggles fordert auch das Sehzentrum im Gehirn. Es versucht im Hintergrund mit den Bildern der Augen zu Recht zu kommen und mit seiner Programmierung in Einklang zu bringen. Das machte sich ganz zu Anfang bei mir selbst und weiteren Testern mit einem leichten Schwindelgefühl bemerkbar. Bei der zweiten Session und weiterer Optimierung der Goggles mit dem final richtigen Nasensteg ging es schon bedeutend besser.

Zeitung lesen kann man mit den Fluid Goggles nicht, das Ablesen des Tauchcomputers hängt von der Größe der Zahlen ab. Auf alle Fälle ist man optisch über wie unter Wasser sehr gut orientiert und man hat die Umgebung voll im Blick. Es wird also mehr geboten, als unter Wasser nur das Tieftauchseil zu sehen und den Teller am tiefsten Punkt, an dem bei Wettbewerben Tags befestigt sind, die sicher erkannt und gegriffen werden können zum Oberflächenbeweis der erreichten Tiefe.

Ganz nebenbei verhilft die Verwendung der Fluid Goggles von Octopus Freediving dank der Tatsache, dass in der Brille kein Druckausgleich gemacht werden muss, Schritt für Schritt zu größeren Tauchtiefen.

Eins muss ich im Gesamtzusammenhang erwähnen: Für viele, die sich mit einer Fluid Goggle ausstatten, ist die gleichzeitige Verwendung einer Nasenklammer neu und ebenso ungewohnt. Auch das spielt in der Eingewöhnungsphase eine Rolle, denn beim Auftauchen möchte die wieder expandierende Luft im Mund und den Nebenhöhlen irgendwo hin. Abatmen wäre kein guter Weg. Wer die Frenzel Methode des Druckausgleichs beherrscht, hat da keine Probleme, die Luft zurück in die Lunge zu führen. Taucher, die die Valsalva Technik anwenden sind hier an einem Punkt angekommen, den Frenzel Druckausgleich zu erlernen.

Und letztlich, wie tragen sich die Goggles? Angenehm wie eine hochwertige Schwimmbrille.

Fazit

Mit den Fluid Goggles von Octopus Freediving werden für das Freitauchen am Tiefenseil neue Dimensionen eröffnet. Aber auch das Freizeittauchen im See oder Meer ohne Druckausgleich in einer Maske machen zu müssen, macht Spaß. Und den kann man sich wirklich leisten, für € 95,- ist man dabei. Ausprobiert, ob die klare oder blaue Version der  Fluid Goggles von Octopus Freediving getragen wird, vom Erlebnis her ist kein Unterschied feststellbar.

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Petra Ney

Petra Ney (2), Jürgen Lieb (1), OCTOPUS FREEDIVING (2), UWW (4)