Was geht ab bei einem IAC Lehrgang zum Freitauchlehrer? Was kommt auf die Teilnehmer zu? Heute ist der erste Tag mit Theorie und Praxis im dive4life für unsere Apnoe Redakteurin Petra. Sie schildert aus ihrer Sicht hautnah den Verlauf des Lehrgangs.
Erste Etappe / Tag 1
Treffpunkt um 14:00 Uhr im dive4life in Siegburg. Werner hatte die Sessions so gelegt, dass möglichst stressfreie Anfahrten möglich waren. Mit rund 600 Kilometer waren wir von München kommend am weitesten angereist. Ankommen und gleich in die erste Theorieeinheit einzusteigen, wäre nicht empfehlenswert, wenn die Kilometer selbst fahrend abgespult werden. Als Mitfahrerin bin ich zwar nicht tiefentspannt in den Ring gestiegen, zumindest aber ohne mentale Vorbelastung. Das ist gut so, denn der Tag wird noch lang, das Wasser im 20 Meter tiefen Pool wartet auch noch mit diversen Übungen.
Die Themen warteten auf uns, bevor es ins Wasser ging:
- Bleimenge bestimmen anhand der Dicke des Anzugs; darum hatte ich mich bisher noch nie selbst so richtig gekümmert, weil ja immer ein Instructor mit Rat und Tat zur Seite war. Aber das soll ich ja zukünftig selbst sein.
- FIM (Free Immersion) am einfachsten für Anfänger (aus eigener Erfahrung zu bestätigen) weil feste Referenz (Seil), und langsameres Abtauchen.
- Bloodshift & Tauchreflex –
- Neue Maximaltiefe in ersten 30 Minuten des Trainings erreichen, danach Ermüdung;
- Duckdive = extrem wichtig, die Chance 5 m Tiefe sofort zu erreichen, entspricht 25% des gesamten Tauchgangs auf 20 m, leichtes Abtauchen erlernen –
- CWT (Constant Weight) –
- Freitauchboje:
- Wie das Seil befestigen;
- Grundgewicht –
- Boje bergen, Seil einholen;
- Seilqualität –
- Markierungen im Seil;
- Knoten –
- Schüler Ansprache (Namen oder 1,2,3….) und Schüleranzahl 1:6 max (indoor) an der Boje;
Das alles ist im Einzelnen schon viel Wissen, das verinnerlicht werden muss.
Aber jetzt, so vor meinen „Kollegen“ und unserem Instructor-Trainer als zukünftiger Freitauch-Lehrer alles richtig zu erklären und zu demonstrieren, war für mich eine große Herausforderung an meine mentale Stärke.
Sesssiondauer max. 60 Min, dann Pause, Flüssigkeit aufnehmen;
Atemtechnik – tief einatmen und doppelt so lang ausatmen, Vagus Nerv wird angesprochen – wirkt beruhigend, Schlafenszeit;
Bauchatmung vor jedem Tauchgangstyp – Methoden zur Entspannung;
Tipp zur Atmung vor TG A – O Atmung – letzte Ausatmung AA durch die Nase, dann A – O Atmung;
Werner macht den Unterricht wirklich interessant und kurzweilig. Aber wie soll ich mir das jetzt so schnell noch abends nach dem praktischen Teil einprägen können?
Doch jetzt geht es erst mal ins Wasser, smile!
Wasserzeit 3h
Prakt. Übungen für DD (Duckdive), Lehrprobe (Auswahl FIM, Constant Weight Flossentechnik, max 1 m/s, Rettung aus 7 Meter – dabei Technik zeigen oder DD)
Wir sollen es unseren Testschülern (die anderen Instructor-Anwärter) auch mal falsch zeigen, damit wir merken, dass die Schüler im besten Fall alles so nachmachen, wie der Lehrer das zeigt. Vor lauter Aufregung klappt die erste Demonstration bei mir wirklich nicht.
Die Rettung aus 7 m erschien mir zunächst einfach. Aber auch da war einiges zu beachten.
Schwierig ist das genaue Demonstrieren der einzelnen Schritte. Im dive4fife, bei idealen Wassertemperaturen und Sichtverhältnissen, ist es recht einfach, dass die Schüler alles sehen können. Das wird zukünftig in unseren Seen schwieriger, denn so einen schönen, tiefen Pool haben wir im Raum München leider nicht.
Trotz guter Sicht und angenehmer Wassertemperatur will das richtige Demonstrieren auch gelernt sein.
Praktische Übungen Tieftauchen FIM, Constant Weight CWT, DD
Tieftauchen FIM klappt aus meiner Sicht, aber klar da gibt es auch noch ein paar Dinge zu beachten.
FIM- free immersion, am Seil nur mit Armzügen nach unten und wieder hochziehen. Das ist vergleichsweise einfach für mich. Vielleicht auch deshalb, weil ich das im Sommer 2017 während der Einzelstunden in Sharm el Sheikh bei Andrea Zuccari (Freediving World) recht schnell zu für mich unerwarteten 20 m Tiefe geführt hat. Da war ich mir schon sicherer und hatte hier „nur“ auf den Druckausgleich zu achten.
CWT, das bedeutet mit Hilfe des eigenen Flossenschlags, in die Tiefe und auch wieder zurück zu tauchen. Mit der richtigen Flossentechnik, Körper- und Kopfhaltung geht das am effektivsten, klar, aber ich erwische mich noch zu oft dabei, dass ich den Kopf mit Blick zum Boden / Grund habe. Das verkrampft die Hals- und oberen Schultermuskeln und führt zu mehr Sauerstoffverbrauch und einer veränderten Körperposition im Wasser. Beides behindert das gerade Abtauchen und Erreichen größerer Tiefen. Besser ist es den Kopf immer in normaler Position zu halten, als ob man z.B. Spazieren oder Joggen geht. Das weiß ich prinzipiell, aber da sind ja noch Gerätetaucher im Wasser und 2 m vor dem Grund im D4L ist ja noch der Säulenring, mit dem man ja nicht unsanft Bekanntschaft machen möchte und meine Nervosität…. Die ist meistens da, behindert unterbewusst die gute Vorbereitung, Atmung und mentale Entspannung. Es klappt anfänglich nicht, ich erreiche nur ca. 10 -15 m. Ich ärgere mich ein bisschen über mich, möchte ungeduldig auf der Stelle hüpfen, so wie „Baby“ in Dirty Dancing, als sie ihre Schrittfolge nicht fehlerfrei hin bekommt. Das geht aber im Wasser nicht.
Also versuche ich es mit den Tipps aus den Workshops von Umberto Pelizzari und Werner. Den bevorstehenden Tauchgang zu Visualisieren und die einzelnen Tauchphasen im Kopf durchzuspielen. Das hilft beim echten Tauchgang. Ich wiederhole quasi damit einen perfekten Tauchgang, mache die nötigen Druckausgleiche zum richtigen Zeitpunkt und konzentriere mich auf eine gute Körperposition mit gelegentlichen kleinen (oder größeren) Korrekturen. So geht es mit jedem Versuch etwas besser.
Bei meinen ersten Versuchen bin ich durch den Druckausgleich limitiert. Aber jeder übernahm immer auch die Lehrerrolle und musste den Schüler überwachen. Es macht viel Spaß und ist eine neue Erfahrung für mich.
www.dive4life.de Indoor Tauchzentrum in Siegburg
http://freedive-academy.rocks/about-us/ Freitauchausbildung bis zum Tauchlehrer
https://www.diveiac.de/ Tauchverband
Petra Ney