Schon länger ist Bewegung in den Markt der Actioncams gekommen und GoPro ist schon längst nicht mehr der alleinige Platzhirsch in diesem Foto/Videosegment. Es geht auch gut und günstiger beweist Rollei mit der AC 530. Wir haben dem universellen Kamerazwerg optisch harte Nüsse zu knacken gegeben. Er hat sich nicht die Zähne daran ausgebissen.
Leider erreichte uns das Paket mit der taufrischen Testkamera erst nachdem wir im Roten Meer auf Safari waren. Einesteils schade drum, so musste die in die Jahre gekommene GoPro Hero nochmals antreten, Apnoetauchgänge mit Delfinen zu begleiten. Das Ergebnis mit der „Mutter aller Actioncams“ ist aus heutiger Sicht einfach nur ernüchternd. Aber so haben wir 1:1 die Möglichkeit festzustellen, wie rasch und tiefgreifend sich die Videotechnik auch auf diesem Markt weiterentwickelte. Die ultradetailreiche 4K Bildaufzeichnung ist selbst bei den kleinen Hosentaschenkameras zum Standard geworden. Natürlich kann in einem System wie Rollei`s AC 530, die mit UW-Gehäuse (druckfest 40 Meter) und umfangreichen Zubehör im Mittel € 149,- kostet, kein Aufnahmechip stecken, der in höherwertigen Digitalkameras verbaut wird, aber es gibt genug Tricks, um bei der Auflösung und Schärfe digital nachzuhelfen.
Auf den ersten Blick stößt die AC 530 an keine optischen Grenzen. Vielmehr muss, um den 4K Genuss auch wirklich ausleben zu können, der Bildschirm dafür geeignet sein und geht’s um Videos, hat die Schnittsoftware auch mitzuspielen. Es sind ja doch fette Datenpakete zu bewegen und zu bearbeiten. Wir setzen dafür die neueste Software von Pinnacle ein, Studio 21. Das in diesem Beitrag zur Verfügung gestellte Demovideo unserer Foto- und Videoshoots, wurde von 4K auf HD reduziert. Das von YouTube durch eigene Routinen komprimierte Video zeigt leider in einigen Szenen mit flächigem Untergrund (grüne Wiese), dass die Kompression nicht so gut funktionierte. Hier müssen wohl die Softwareentwickler nachbessern, damit 4K Videos auch in HD durchgängig gut aussehen. Im Original treten diese Fehler nicht auf.
Auf jeden Fall brauchen Sie eine schnelle microSDHC-Karte der Klasse 10. Bis zu 128 GB darf die Karte als Speicher haben, damit die AC 530 damit arbeiten kann. Im Lieferumfang ist keine Speicherkarte enthalten und die Kamera hat auch keinen internen Speicher.
Der Einstieg in die Geheimnisse der AC 530 ist denkbar einfach. Die Anleitung ist kurz und bündig, da gibt es keine komplexen Menüs zu durchforsten, alles ist geradlinig und einfach. Außerdem kann man über die Anzeige im Kamerabildschirm ganz einfach die gewünschten Punkte ansteuern und auswählen. Und bevor Fotografen und Filmer nach der Möglichkeit der Belichtungskorrektur fragen, genau die ist auch übers Menü ganz schnell erreichbar, plus bzw. minus zwei Blenden. Ebenso kann die automatische Empfindlichkeitseinstellung alternativ manuell erledigt werden zwischen 100 und 1600 ISO.
Wer nicht in 4K produzieren möchte, kann auch andere Videoformate wählen, so auch 2,7 K, Full HD und HD 720. Umfangreiche Fotomodi erweitern das Spektrum der Standbildaufnahme, vom Selbstauslöser bis zur abgestimmten Serienaufnahme. Mit 7 Szenemodi kann die AC 530 schon auf die unterschiedlichsten Bedingungen abgestimmt werden. Natürlich gibt es außerdem einen UW-Modus.
Ganz klar sei gesagt, mit nur einem Akku kommen Sie nicht durch einen etwas ausführlicheren Foto/Videotag mit der AC 530. Für 40 Minuten steht Dauerpower zur Verfügung. Da mussten wir schon bei unserem ersten Outdoorshooting am Chiemsee geizig sein, mit einer allzeit bereiten Kamera.
Verspielt haben wir uns dann natürlich auch noch mit der Fernbedienung und der Steuerung über WLAN App, die das Monitorbild aufs Smartphone überträgt und elegant alle Kamerafunktionen zu bedienen erlaubt.
Praxis
Die Rollei AC 530 erfordert für klassische Fotografen und Filmer ein optisches Umdenken. Das Superweitwinkel, fast schon Fisheye mit 170° Bildwinkel über Wasser, verlangt nach einer neuen Sichtweise der Motive. Das, was man mit bloßem Auge eigentlich schon fast mit den Händen greifen kann, ist für das Superweitwinkel der AC 530 ganz weit weg. Also gilt hier noch einmal mehr der alte Fotografenspruch: Ran ans Motiv. Bei Landschaftsaufnahmen kann man etwa die wunderschönen Berge im Hintergrund nicht einfach herzaubern, da muss man sich mit anderen gestalterischen Mitteln helfen. Schade, dass die Fotodateien nicht auch im 16:9 Format aufgezeichnet werden, dann wären sie zur Einbindung in ein Video unauffälliger, jetzt gibt es da schwarze Ausgleichsflächen an den Seiten in einem geschnittenen Video.
Klar interessieren sich bei Actionscams die User mehr für die Videofunktionen. YouTube lässt grüßen, oder FB. Mit dem aktivierten Verwackelungsschutz machen wir Schwenks und drehen beim Gehen. Das Ergebnis ist mehr als zufriedenstellend. Auch die Blendenautomatik zieht gut mit und bei den Gegenlichtmotiven, mit der wir sie stressen, bleibt sie cool.
Nur in einem Punkt müssen wir uns selbst neu formatieren, der Szenenlänge. Das Superweitwinkel verlangt ein paar Sekunden mehr in einer Szene, damit im – hoffentlich nachfolgenden Schnitt – nicht nur clipartig montiert werden kann. Und diese Brennweite liebt es , mit den Motiven im Nahbereich zu spielen, Motto bewegte Kamera.
Für Foto- und Videoaufnahmen über Wasser gilt, dass der Monitor hell und kontrastreich die Beurteilung und Einrichtung der Motive zulässt.
Und unter Wasser? Eins fix drei ist die AC 530 in ihrem Unterwassergehäuse aufgeräumt. Mit Hinblick auf das zu erwartende kalte Wasser im Attersee, wird ein schmaler Filzstreifen aus dem GoPro Programm im Gehäuse eingelegt, unter der Kamera. Das ist nicht ganz einfach, weil das Gehäuse dafür eigentlich zu eng um die Kamera konstruiert wurde.
Wir setzen die AC 530 unter schwierigen Lichtverhältnissen und einer minimalen Lichtanlage bis 23 Meter Tiefe ein. Angesichts der vorgefundenen Situation werden dennoch annehmbare Szenen aufgezeichnet. Trotz der Vorbereitungen gegen Kondenswasserbildung zeigt sich vor dem Monitor am Gehäuse ein Wasserniederschlag gegen Ende des 53 minütigen Tauchgangs. Hier muss bei Kaltwassereinsatz über neue Strategien nachgedacht werden.
Dass sich der extreme Weitwinkelbereich über Wasser um 1/3 reduziert, weil ein Planglas vor dem Objektiv dessen Eigenschaften beschneidet, sei auch erwähnt. Doch im Endeffekt stört es nicht.
Die 4 Drucktasten am Gehäuse sind auch mit dicken Handschuhen gut bedienbar.
Wer weiß, ob da GoPro patentrechtlich nicht nachlässig war in seiner Anfangszeit, aber der Zubehöradapter am Gehäuse der AC 530 passt zu allen GoPro Zubehörteilen und umgekehrt. Und das ist wirklich super.
Fazit
Starkes Ding. Ausstattung und Lieferumfang zu diesem Preis unschlagbar. Begeisterung in der Redaktion. Zusätzliche Akkus mit einem Ladegerät werden empfohlen.
Rollei Actioncam 530 Schwarz
WiFi Action-Camcorder mit 4k Video Auflösung mit 30 fps
170° Super-Weitwinkel-Objektiv
Bildstabilisierung mit Gyro-Sensor
Integriertes WiFi mit ca. 10 Meter Reichweite
Inkl. 1050 mAh Lithium-Ionen Akku
Inkl. Unterwasserschutzgehäuse für Tauchtiefen bis zu 40 Meter
Bluetooth®-Fernbedienung zur kabellosen
Steuerung der Aufnahmen bis zu 10 Meter Entfernung
Akkulaufzeit bis zu 40 Minuten (ohne WiFi)
Mittlerer Preis € 149,-
Testvideo – Originalaufnahmen Magazin UnterWasserWelt
Im Video sichtbare unsaubere Farbflächen wurden von der üblichen Kompressionstechnik von YouTube verursacht und sind im Originalmaterial nicht vorhanden.
Michael Goldschmidt