Rollei Dia- und Filmstreifenscanner DF-S 310 SE

Tief im Archiv vergrabene analoge Bildschätze werden wieder sicht- und verwendbar

Der renommierte deutsche Kamerahersteller Rollei hat sich vor nicht allzu langer Zeit völlig neu erfunden. Der Spezialist für mechanische Spiegelreflexkameras, die auf sogenannten Rollfilm quadratische Bilder im Format 6x6cm aufnahmen, verpasste den Schritt ins digitale Zeitalter. Die meisten Unterwasserfotos aus den Anfängen des Tauchens wurden mit einer Rolleiflex gemacht, die zwei Objektive übereinander angeordnet hatte, das untere für die Fotoaufnahme, das obere für den Sucher. Natürlich verwendete auch Hans Hass in speziell für ihn gefertigten Gehäusen so eine doppeläugige Rollei. Jetzt ist das Unternehmen in weiten Bereichen seines Angebots digitalisiert, unter anderem von Actioncams mit Unterwassergehäusen und Fotoscannern.

Ich fürchte, um sich für dieses besondere Thema zu interessieren, dürfte der Geburtsjahrgang der Leserschaft vor 1975 anzusetzen sein. Nachdem die digitale Fotografie ab 1998 mit zwar teuren aber für diese Zeit leidlich brauchbaren Produkten Schritt für Schritt den Markt eroberte, verlor die Analogfotografie den Boden unter den Stativbeinen. Es gab zwar gerade bei Unterwasserfotografen eine große Gemeinschaft, die noch einige Zeit vehement den Diafilm in der mechanischen Kamera bis aufs Messer verteidigte, doch zu dieser Gruppe möchte sich heute keiner mehr dazuzählen lassen.

Wir haben in der Redaktion einen professionellen Diascanner von Nikon, für teures Geld angeschafft, aber wenn damit mal 100 Dias digitalisiert worden sind, ist das viel. Rechne ich das nach, dann kostete ein Scan stolze 7 Euro. Und Nikon ließ die User des Geräts im Regen stehen, nachdem es kein Treiberupdate gab über Windows 7 hinaus. Es gibt Softwareschmieden, die für rund 100 Euro einen Treiber anbieten, doch da kam der Dagobert Duck in mir zum Vorschein, da spiele ich nicht mit. Und als im Rollei Newsletter der Dia- und Filmstreifenscanner DF-S 310 SE im Preis auch noch herabgesetzt für schlappe 99 Euro angeboten wurde, zitterte der Zeigefinger nicht lange über der Maustaste, um den Deal im Rollei Onlineshop perfekt zu machen. Nur 36 Stunden später war das Paket geliefert worden. Hut ab, schneller geht’s wirklich nicht zu völlig normalen Versandbedingungen.

Frisch ans Werk und den Rollei Scanner ausprobieren. Da gibt’s ja der Beschreibung nach nichts auf dem Rechner zu installieren, alles easy. Ich gehe ins Analogarchiv, das einen Teil des Fotostudios einnimmt. Seit dem Umzug vor 12 Jahren hatte ich keinen Negativordner, keinen Stapelbehälter mit Dias in Magazinen für den Projektor in der Hand, nur die viele Jahre diesbezüglich gepflegte Idee im Hinterkopf, wenn ich mal Zeit habe, wird das alles digitalisiert. Wenn ich mal, realsprachlich übersetzt: Werde ich nie haben. Und das wird mir gerade kristallklar, diese analoge Menge von allein 30.000 Dias plus werde ich niemals auf ein digitales Speichermedium übertragen. Jetzt steht nur noch Sichtung an, sich von bildlichem Schrott trennen und mechanisch entsorgen und nur die Highlights scannen. Das ist zwar auch nicht an einem Tag erledigt, aber eine ehrlichere Perspektive.

Meine Wahl für den ersten Test des Rollei Scanners ist fast bösartig. Mir fallen Farbnegative im so genannten Pocketfilmformat 110 in die Hände, aufgenommen 1980 mit einer quietschgelben Minolta Weathermatic Unterwasserkamera, druckfest bis 5 Meter, im Außenbecken des Alpamare Spaßbads in Bad Tölz mit einer Zweitagesflamme als Model. Alle drei gibt’s nicht mehr, nur noch die schmalen Filmstreifen.

Warum ich als bereits zu dieser Zeit ausgebildeter Berufsfotograf eine Kamera des absoluten Amateurangebots anschaffte, ist schnell erklärt. Es war 1980 der preiswerteste Einstieg in die Unterwasserfotografie und für einige Zeit zudem ein wetterfester Begleiter für Erinnerungsfotos bei TV Produktionen rund um den Globus.

Das Schwierigste für den Filmstreifenscan ist die etwas dürftige Anleitung im weltsprachlich entsprechend dicken Manual, wie der Filmstreifenhalter auseinanderzuklappen ist, ohne gleich einen Totalschaden zu verursachen. Da ging der Spaß an der Sache fast flöten, doch die vorsichtige Neugier siegte und letztlich auch das Fingergeschick.

Erster Scan einer wirklich schwierigen Farbnegativvorlage (siehe Bildschirm im Titelbild). Es sind Farb- und Belichtungskorrekturen am Rollei Dia- und Filmstreifenscanner DF-S 310 SE vor dem Abspeichern in überschaubaren Grenzen möglich, auch das digitale Drehen und Spiegeln der Vorlage. Knopfdruck und innerhalb kürzester Zeit wandert die Digitaldatei in den 128 MB kleinen  internen Speicher. Für mehr Kapazität kann im vorbereiteten Slot eine SD Karte mit bis zu 32 GB eingeschoben werden.

Schon am Kontrolldisplay war zu erkennen, dass das Negativbild nicht ganz formatgenau gescannt wird, sondern noch Bereiche rundum einbezogen sind. Also ist hier zum Beschneiden eine eigene Grafiksoftware am Rechner erforderlich.

Ein Wort nebenbei zum Display des Rollei Scanners. Die korrekte Vorschau auf den Bildschirm ist nicht gegeben, steht das Gerät ganz normal auf dem Tisch. Als User schaut man deutlich von oben auf den schräg eingesetzten Bildschirm. Das  – bei dem Preis erklärliche – einfache Display zeigt jedoch vom Betrachtungswinkel bedingt ein zu helles Bild. Erst wenn der Scanner in die Hand genommen und nach oben geneigt wird, erkennt man die in Farbe und Helligkeit korrekte Vorschau. Bei einwandfrei belichteten Vorlagen ist das kein Problem, da kann man ohne hin und her die Digitalisierung durchführen, bei unterbelichteten Originalen, nimmt man den Scanner besser in die Hand, um schon vor der Digitalisierung ein paar Korrekturen vorzunehmen.

 

Nach den ersten Anlaufschwierigkeiten gelingen die  Scans vom „uralten“ Pocketfilm, doch Wunder darf man sich insgesamt nicht erwarten. Das liegt schlicht an den Vorlagen. Was heute Pixel sind, war analog die Körnung des Films. Und für User des Pocketformats hatte die Fotoindustrie nie größere Formate als 13x18cm propagiert. Auf modernen Computerbildschirmen wird eine entsprechende Bilddatei bereits größer dargestellt. Mit ein paar Tricks und mit Hilfe der Software Neat Image kann das Bildrauschen reduziert werden, Kanten sind in Filtern zu schärfen und war das analoge Original richtig belichtet, strahlt tatsächlich nach Jahrzehnten ein besseres Ergebnis auf dem Computermonitor, als die  Papiervergrößerung seinerzeit aus dem Fotoladen für gutes Geld abgeholt zeigen konnte.

Die Übung mit den fiesen Negativvorlagen brachte einige Erfahrung in den Scanablauf. Der Zeitaufwand dafür hielt sich echt in Grenzen. Jetzt geht es an Diascans mit dem Rollei Dia- und Filmstreifenscanner DF-S 310 SE. Der entsprechende Diaansatz fasst etwa 20 gerahmte Kleinbilddias, abhängig von der Rähmchendicke. Die kann am Diaansatz in drei Stufen eingestellt werden. Mit einem integrierten Schieber werden manuell die vorbereiteten  Diavorlagen dem Scannerfenster zugeführt.

Ein ordentlich gerahmtes Dia füllt den Scanbereich sauber aus und es ist später kein Beschnitt des digitalisierten Fotos nötig. Am besten wird ein einwandfrei belichtetes Dia ohne irgendwelche Korrekturen abgespeichert. Die Optimierung erfolgt dann mit der Grafiksoftware auf dem PC.

Wo sollte, kann noch ein gescanntes Bild verbessert werden? Auf alle Fälle in den Lichtern und in den Schatten. Auch an der Kantenschärfe kann zumeist etwas nachgearbeitet werden. Und auch hier wieder der Hinweis auf die Software Neat Image, um sichtbar gewordenes Bildrauschen zu glätten.

Die Grundauflösung der digitalen Aufnahme liegt bei 14.0 Megapixel, interpoliert sogar bei 22.0 (3600 dpi). Ausprobiert bietet die 22.0 Megapixel Auflösung ein gutes Ergebnis. Die erzeugte Grafikdatei hat dann ein ordentliches Volumen, so dass die 128 MB interner Speicher rasch belegt werden. Wer unabhängig von einem PC und dessen Speicherressourcen scannen möchte, erweitert den Speicher mit einer SD Karte bis maximal 32 GB. Das Übertragen der Daten auf den Rechner ist total einfach. Das mitgelieferte USB Kabel anschließen (würde auch das Netzteil Ersetzen), am Scanner USB Verbindung wählen und schon erscheint der Scannerspeicher als neues Laufwerk. Dann hat man Zugriff auf alle Dateien, die auf einem beliebigen Laufwerk in ein dafür eingerichtetes Verzeichnis kopiert oder verschoben werden können.

Fazit

Ich habe meine über viele Jahre mitgeschleppte Idee begraben, eines Tages alle Dias und Negativstreifen zu digitalisieren. Nachdem ich mich für den Test des Rollei Dia- und Filmstreifenscanner DF-S 310 SE meinem Archiv hautnah näherte, war mir klar geworden, dass nur noch bewusste Selektion den Rest der Idee retten kann. Und hier ist dieser Scanner eine verblüffend leistungsfähige und preiswerte Lösung. Selbst die Kodak Photo-CD, auf der man vor 20 Jahren über den Umweg des Fotoladens Dias digitalisieren lassen konnte – für ordentliches Geld, brachte unterm Strich keine besseren Ergebnisse. Analoge Bildvorlagen in die digitale Gegenwart zu übertragen hat das Rollei – Produkt kostengünstig und qualitativ ansehnlich möglich gemacht.

 

Infos

Bildsensor:  14 Megapixel Sensor

Auflösung: 14 Megapixel | 22 Megapixel (interpoliert)

Objektiv: Präzisionsobjektiv aus mehreren Elementen

LC-Display: 2.4″ Farb-TFT-LCD

Speicher | Speicherkartenslot: 128 MB interner Speicher | SD- / SDHC-Karten bis zu 32 GB

Fokusbereich:   Fixfokus

Belichtungsregelung:    Automatisch, manuell (-2.0 EV bis +2.0 EV)

Farbabgleich:    Automatisch, manuell

Scanqualität:     3.600 dpi

Datenumsetzung:   10 Bits pro Farbkanal

Scanmethode:  Singlepass

Lichtquelle:        Durchlicht (3 weiße LEDs)

Schnittstelle:     USB 2.0 | TV-Ausgang (Video 3,5 mm Klinkenstecker)

Betriebssysteme:  Windows 7 / 8 / 10 | Mac: OS 10.4 und höher

Netzstrom:  5V Adapter | USB-Netzstrom

Maße:  91 x 104 x 105 mm

Gewicht:  276 g

Preis am 3.2.21: € 99,-

https://www.rollei.de/collections/dia-scanner/products/df-s-310-se-dia-film-scanner#info

 

Michael Goldschmidt