Liebe Leserinnen und Leser,
für einige Tage tat sich nichts in unserem Magazin, das war so nicht gewollt. Doch der Druck von Microsoft zum Wechsel auf das neue Betriebssystem Windows 11 wurde schließlich zu groß, so dass ich handeln musste. Der einfachste Weg dafür war schlauerweise von Bill Gates Softwareentwicklern gründlich verbaut worden, das Update einfach zu installieren und gut is.
Nun, ich hatte bei der Hardwareausstattung unserer Redaktion nie gespart und auf keine Geräte „von der Stange“ zurückgegriffen, nein, ich ließ sie stets mit Komponenten für höchste und zukunftsorientierte Ansprüche konfigurieren, was tatsächlich zu einer überdurchschnittlich langen und problemlosen Einsatzzeit führte. Denn billig gekauft ist teuer gekauft und der Umzug auf neue zentrale Hardware frisst unendlich Zeit und kostet richtig Nerven.
Am deutlichsten spüre ich den Druck zum Umstieg bei der anspruchsvollen Grafiksoftware „Photoshop“, bei der von einem Tag auf den anderen verschiedene Funktionen nicht mehr ausgeführt werden konnten. Sie verlangte völlig unerwartet mit Hinweis auf nicht verfügbare Hardware nach Windows 11 Komponenten, um die Videobearbeitungswerkzeuge überhaupt zu starten.
Ein Update von Win 10 auf Win 11 scheiterte mit dem lapidaren Hinweis, dass es auf diesen Rechnern nicht durchgeführt werden könne. Aus, Schluss, Basta, Amen.
Begleitet vom IT Spezialisten wurden neue Rechner mit zukunftsweisenden Komponenten, besten Grafikkarten, Höchstleistungs – CPU usw. zusammengestellt und in Auftrag gegeben. Nach knapp einer Woche sind die Geräte beim beauftragten Unternehmen abholbereit und wurden noch vor Weihnachten in Empfang genommen.
Auch die neuen 4K Monitore waren bereits eingetroffen, dem Softwareumzug ins neue digitale Heim sollte also nichts mehr im Weg stehen. Nun, Gott schuf einst Himmel und Hölle, später als deren Unterabteilung Microsoft, Bill Gates und deren Software – Mitläufer.
Zwischen Weihnachten und Neujahr war auch in unserer Redaktion Pause. Die CvD beobachtete natürlich die Nachrichtenkanäle und eMail – Konten, es blieb aber ausgesprochen ruhig und so gab es keine Notwendigkeit für neue Veröffentlichungen. Dann begann die heiße Phase für die neue IT – Ausstattung 4.0 der Redaktion UnterWasserWelt.
Sie startet mit einer unerwarteten Bedarfsmeldung: Der Canon – Fotodrucker meldet Reparaturbedarf. Diverse googlegesteuerte Tutorials, die den Fehlercode 200D beheben könnten, machen aber wenig Hoffnung, das Problem tatsächlich lebensverlängernd beheben zu können. OK, auch gegoogelt, die Durchschnittliche Lebenserwartung für einen Drucker liegt bei 3-5 Jahren. Muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Und hier sind noch teure Druckerpatronen für einen Bedarf von einem Jahr bevorratet. Es gibt natürlich kein aktuelles Modell, dass diese Tinten noch akzeptieren würde….
Also zeitintensive Recherche für ein neues, auf hochwertigen Fotodruck ausgelegtes Gerät. In Sachen „Drucker“ schmilzt das Stundenmanagement für den ersten Tag des „Umzugs“ wie Butter unter der Tropensonne. Ungeplant lehrreich ist die aufgezwungene Beschäftigung mit dem Thema allemal, hätte aber nicht zu diesem Zeitpunkt sein müssen. Reparatur oder Neuanschaffung reservieren alles in allem den anders geplanten Tagesablauf, Gewinner ist letztlich ein hochwertiger EPSON Drucker, der zwei Tage später geliefert wird.
Neuer Tag, neues Glück. Endlich sollen die neuen Herzstücke der IT ans Netz gehen. Zuvor muss aber noch ein großer Beutel der Transportsicherung aus dem Gehäuse entnommen werden, der deutlich durch die Glasscheibe der Seitenfront zu sehen ist. Um den Seitendeckel des Geräts zu öffnen, müssten lediglich zwei Rändelschrauben gelöst werden, so steht es auf einem großen Hinweisschild auf dem Karton, in dem der Rechner ruht und auf Tageslicht wartet.
Einem Geburtsvorgang nicht unähnlich wird das gute Stück aus der Pappummantelung und dem Styroporkäfig befreit, ganz vorsichtig, teils Millimeter um Millimeter, um keine elektrostatische Aufladung zu bewirken, bis es die neugierigen Blicke auf sich zieht. Es beginnt die Suche nach den Rändelschrauben. Es gibt kein eindeutiges Suchergebnis, was zur intensiven Studie der begleitenden Unterlagen weiterleitet, um die offene Frage beantwortet zu bekommen.
Nach einer Stunde sehe ich mich in der Lage, den Rechner anhand der umfangreich gestalteten Beschreibung fehlerfrei nachzubauen. Die Schrauben finden jedoch keine Erwähnung. Also noch einmal das Gehäuse intensiv betrachten und zu einem Schluss kommen: Es gibt keine entsprechenden Schrauben, die Seitenteile sind magnetisch gesichert. Ausprobiert, es funktioniert. Ist halt ein High End Gerät …. Zeitverlust über eine Stunde….
Je zwei neue 4k Monitore warten frisch aufgebaut schon sehnsüchtig auf die Verbindung mit ihrer Grafikkarte. Der erste ist mit dem HDMI Kabel schnell verbunden, das zweite Kabel scheitert an der Steckerbuchs. Auch an der zweiten und der dritten. Stirnrunzeln und Fragezeichen. Habe ich was verpasst? Ja, habe ich. Den für mich als Weisheit letzter Schluss eingeführte HDMI Standard hat durch den Displayport bereits ein Upgrade und eine andere Steckerform erhalten.
OK, das HDMI Kabel war den Monitoren beigefügt, sie können aber mit einem optionalen Displayport – Kabel angeschlossen werden. Unerwartete Weiterbildung kostet wieder Zeit und Geld (für neue Kabel). So wird der neue Rechner zunächst nur einäugig zum Leben erweckt und die wichtigsten Fragen zur Erstinstallation abgearbeitet. Bei Apple wäre das ein Biss in den Apfel, am Esstisch von Bill Gates erinnert es eher an das Dinner for One mit der Frage: The same procedure as last year Mrs. Sophie? Ich fühle mich wie Butler James nachdem er das Hauptgericht serviert hat und wiederholt über den Tigerkopf stolperte…
Tag drei beschert zunächst einen Ausflug zum nächsten IT Unternehmen, um Displayport – Kabel zu kaufen. Irgendwie tut das gut, mal wieder 10 Kilometer durch Deutschlands größten zusammenhängen Wald zu fahren und kein Büro, keine Bildschirme vor Augen zu haben. Und dann der Kontakt zu entspannten jungen Menschen, die ausstrahlen, als schliefen sie leidenschaftlich auf Grafikkarten und CPU`s.
Nach ein paar Stunden genieße ich dann die volle Bildbreite auf meinem Schreibtisch. Jetzt kann es nur noch bergauf gehen. Die gekauften Softwareprodukte waren mit Zugangsdaten und Produktschlüsseln gesichert, kopiert auf einen Transferspeicher, also mal zurücklehnen. Ist ja nicht der erste Umzug. Jetzt nur noch Schritt für Schritt alles installieren. Ein Office – Paket war bereits gekauft auf der vorherigen IT im Einsatz, das will ich übernehmen, alle Daten zum erneuten Download sind parat.
Mit dem vor knapp einem Jahr erworbenen Office Paket habe ich wohl nur einen Lunch von Bill Gates bezahlt, an den Kauf und den Produktschlüssel will sich niemand bei Microsoft erinnern. Ist auch irgendwie scholzig. Ich darf da mal an die Erinnerungsqualitäten des EX – Katastrophen – Kanzlers wortschöpfend erinnern…. Dass ich in meinem Office mit dem Microsoft Office schließlich in die Röhre schaue, stellt sich aber erst nach 2,5 Stunden heraus, so lange dauerte der Download für nichts. Ganz klar, da konnte auch parallel keine weitere Software heruntergeladen werden.
Also ein neues Officepaket kaufen. Der Download ist unwesentlich schneller. Bis alle Apps zur Verfügung stehen, hat sich der Mond bereits auf den Weg über den Nachthimmel gemacht. Nur schnell noch die Apps einzeln öffnen und grob auf Funktion testen. Alles läuft, bis auf Outlook. Da habe ich schlechte Aussichten. Es öffnen sich nur Fenster mit nicht nachvollziehbaren kurzen Statements, warum das Mailprogramm die Dienstaufnahme verweigert. Bill will wohl, dass ich auch noch seine Bill fürs Abendessen übernehme. Nicht mit mir. Schluss für heute, morgen ist auch noch ein Tag für neue Katastrophen…
Tag 4 gehe ich etwas lockerer an. Den Versuch Outlook nach einer Besinnungspause doch noch zu beleben, wird mit den selben bildschirmfüllenden Nachrichten widersprochen. Gut, dann das nächste Projekt angehen, die professionelle Schnittsoftware herunterladen, Zugangsdaten und Produktkey sind korrekt gespeichert. Und siehe da, der nächste Satz mit X. Der Produktkey ist unbekannt. Punkt. Ich gehe in meinen angemeldeten Account des Anbieters, da bin ich registriert, aber kein einziges gekauftes Produkt. Große Leere, aus der ich grad keine Lehre ziehen kann. Scholzig ist wohl das Thema schlechthin im Zusammenhang online gekaufter und heruntergeladener Software.
Also dieser Apfel ist erneut sauer, neue Software kaufen, herunterladen (1 Stunde) und für den Einstieg einrichten. Letzte Hoffnung Photoshop. Das Konto bei Adobe empfängt mich freundlich und begleitet auf kurzem Weg zum Download aller im Abonnement enthaltenen Komponenten. Auf den jetzt anstehenden Zeitaufwand für das Herunterladen bin ich vorbereitet, überlasse den Rechner sich selbst und gehe einkaufen. Es ist Samstag und zwei Feiertage stehen an (in Bayern).
Als im Supermarkt der Fahrer des Autos mit dem Kennzeichen…. ausgerufen wird, ist mir nach den ersten drei Buchstaben bereits klar, dass ich den Rest kenne. Klar ist auch, dass es wohl nicht darum geht, mir mein Auto abzukaufen. Nein, es wurde lediglich am Parkplatz angefahren. Das passt irgendwie zu den letzten Tagen. Der 86-jährige „Unfallverursacher“ ist völlig aufgelöst, ein herzlich engagierter Zeuge sehr zuvorkommend. Vielleicht sind sie verunsichert oder auch nur erstaunt, dass ich die Sache eher von der heiteren Seite nehme. Aber was soll mich aktuell noch überraschend aus der Ruhe bringen? Vielleicht ein Anruf von Donald Trump? Doch davor bin ich sicher, seine Nummer ist in meiner Fritzbox gesperrt.
Wieder in der Redaktion angekommen, ist Adobe erwartungsgemäß mit der Datenübermittlung noch zugange. Guter Zeitpunkt zumindest den neuen Fotodrucker auszupacken und das Manual zu studieren. Und der Scanner wartet auch auf den Anschluss am Rechner. Den Drucker mal auf die Haut kommen lassen ist schnell erledigt, der Scanner findet aber keinen Anschluss im System. Es gibt keinen Win11 Treiber… Der letzte Treiber war von Canon für Win7 veröffentlicht worden. Für Win11 ist da Schluss mit lustig.
Das Spiel geht also weiter. Nach einem neuen Scanner recherchieren und eine Kaufentscheidung treffen. Es gehen damit gut zwei Stunden aufs Zeitkonto, Adobe ist mittlerweile fertig. Letzte Handlungen des interessanten Tages: Scanner bestellt und Photoshop mit seinen Komponenten herzlich als funktionierende Mitarbeiter begrüßt.
Tag 5, Sonntag. Nachdem ich Bill Gates gefühlt schon so oft durchgefüttert habe, überlege ich kurz, ihn mal offiziell zum Mittagessen einzuladen, mit ihm über all das zu reden, was echt nicht läuft. Ich verwerfe es in dem Moment, als ich WinZip mit meinen Zugangsdaten installieren möchte. Es war eine von Anfang an kostenlose Software, für die jetzt jährlich rund € 50,00 berappt werden soll. Davon nehme ich großen Abstand, zumal ich lediglich ZipDateien entpacken muss und nichts anderes. Mit Hilfe von Google wird eine kostenfreie Zip Software lokalisiert, die beste Bewertungen aufzuweisen hat. Download und fertig. Der Rest des Tages dient der ersten Feinabstimmung der einzelnen Apps und der Terminabsprache mit einem benachbarten IT – Studenten, um Outlook auch einmal eine Aussicht zu geben.
Tag 6 erhellt das Bühnenbild des PC Umzug Dramas. Outlook wird zum Leben erweckt, der Fehler lag – bei Bill und seinen Programmierern. Weiß der Teufel, warum Outlook im Installationsprozess auf die Idee kam, in ein bestehendes Firmennetzwerk integriert zu werden. Dafür gab es keine Anhaltspunkte und noch weniger ein solches Netzwerk. Unsere Arbeitsplätze sind nicht so organisiert. Wie dem auch sei, langsam nimmt das Umzugsergebnis Formen an, die an gewohnte und langjährig erfolgreiche Praxis anknüpfen können.
Nicht umsonst ist schon seit der Einführung von Computern der bis heute gültige Merksatz entstanden: Never change a running system! Geboren aus den schon früh erkannten Schwächen von Microsoft. Apple kennt diesen Spruch nicht. Das ist neidlos bewundernswert.
Wir haben den Umzug überlebt, fühlt sich aber an, wie dreimal abgebrannt. Jetzt sind wir wieder fit für Sie und schon am Start zur boot 2025.
Herzliche Grüße, Ihr
Michael Goldschmidt