Kinostart 7. Dezember 2023: The Dive

Ein Unterwasserdrama um zwei Schwestern im Meer vor Malta

The Dive

The Dive: Tauchen ist ihr Leben – oder war es zumindest in der Kindheit der beiden Schwestern Drew und May (Sophie Lowe, Louisa Krause. Jetzt, als junge Frauen, verabreden sie sich immer noch einmal im Jahr zu einem gemeinsamen Tauchgang. Doch längst ist das Band zwischen ihnen nicht mehr so eng, ihre Welten sind auseinandergedriftet. Es liegt viel Ungesagtes in der Luft, als sie in einer malerischen, entlegenen Bucht im Mittelmeer ihren Tauchgang vorbereiten.

Während sie die Unterwasserwelt vor der Küste erkunden, werden sie von einem Felssturz überrascht. Mays Bein wird eingeklemmt. Sie hängt fest in 28 Metern Tiefe und Drew ist auf sich allein The divegestellt, ihre Schwester zu retten. Keine Seele weit und breit, Handy und Autoschlüssel wurden durch den Erdrutsch begraben. Drew versucht unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte das Unmögliche und taucht mehrmals ab, um ihre Schwester mit Luft zu versorgen.

Unterdessen laufen vor Mays inneren Auge immer wieder Bilder der gemeinsamen Vergangenheit ab. In einem verzweifelten Wettlauf gegen die Zeit muss Drew entscheiden, ob sie ihr eigenes Leben retten will oder das ihrer Schwester …

Der Genre-erprobte Maximilian Erlenwein (STEREO, SKYLINES) überzeugt mit einem Survival-Thriller der besonderen Art: THE DIVE ist ein atemloser, atemberaubender Wettlauf gegen die Zeit, ein Überlebenskampf zweier Frauen voller Mut und Wahrhaftigkeit, immer on the edge. Im Kampf auf Leben und Tod, den zwei Schwestern auf sich allein gestellt ausfechten, liefern Louisa Krause und Sophie Lowe eine schauspielerische Mega-Performance ab.
Das Remake eines schwedischen Thrillers nach der Originalgeschichte von Joachim Hedén ist sowohl Psycho-Duell im Ringen mit eigenen Ängsten, als auch packendes, hochspannendes Überlebens-Abenteuer. Ein Kampf mit der eigenen Psyche in einer aussichtslos erscheinenden Situation, denn jede Panik, jeder Fehler könnte das Ende bedeuten. Eine Ode ans Nichtaufgeben, den Glauben an die eigene Kraft und an einen Zusammenhalt, der buchstäblich Steine aus dem Weg räumen kann.
Die Bildgestaltung übernahm der renommierte Kameramann Frank Griebe (LARA, 25 KM/H, CLOUD ATLAS). Gedreht u.a. an der malerischen Küste Maltas, fängt Griebe die Schönheit und Bedrohlichkeit der Unterwasserwelt in sensationellen Bildern von Fremdheit und berauschender Sinnlichkeit ein, erzeugt den geheimnisvollen Sog der Unterwasserwelt.
Beim Filmfest München feierte THE DIVE seine Premiere in der Reihe Neues Deutsches Kino und war für den Förderpreis Neues Deutsches Kino nominiert (Kategorie Drehbuch). THE DIVE ist eine Produktion von augenschein Filmproduktion in Koproduktion mit Falkun Films und ZDF. Er wurde gefördert von Film- und Medienstiftung NRW, HessenFilm und Medien, MFG Baden-Württemberg, MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, Creative Europe Media und Malta FilmCommission.

Der Kameramann und Regisseur Frank Griebe wurde 1964 in Hamburg geboren. Er stand für namhafte Regisseure hinter der Kamera und prägte mit seinen Bildern zahlreiche erfolgreiche deutsche Filme. Vor allem machte er sich durch seine Arbeit für Tom Tykwer einen Namen. Für ihn filmte er DIE TÖDLICHE MARIA (1993), WINTERSCHLÄFER (1997), LOLA RENNT (1998), DER KRIEGER UND DIE KAISERIN (2000), HEAVEN (2002), DAS PARFUM – DIE GESCHICHTE EINES MÖRDERS (2006), THE INTERNATIONAL (2009), DREI (2010), CLOUD ATLAS (2012, Regie gemeinsam mit den Wachowskis, ebenso wie bei der Fernsehserie „Sense8“, 2015), EIN HOLOGRAMM FÜR DEN KÖNIG (2015) sowie mehrere Episoden der Fernsehserie „Babylon Berlin“ (2017). Für Sebastian Schipper fotografierte er dessen The Divepreisgekrönte ABSOLUTE GIGANTEN (1999), für Leander Haußmann HERR LEHMANN (2003) und NVA (2005), für Sönke Wortmann DEUTSCHLAND. EIN SOMMERMÄRCHEN (2006) und für Markus Goller 25 KM/H (2018). Für Jan-Ole Gerster drehte er LARA (2019), für Franka Potente HOME (2020) sowie zuletzt die Miniserie FUNERAL FOR A DOG (2023).
Griebe wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet. Viermal erhielt er den Deutschen Filmpreis (für die Tykwer-Produktionen WINTERSCHLÄFER, LOLA RENNT, DAS PARFUM – DIE GESCHICHTE EINES MÖRDERS und CLOUD ATLAS). 2013 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Deutschen Kamerapreis ausgezeichnet, 2018 mit dem Deutschen Fernsehpreis für „Babylon Berlin“.

Maximilian Erlenwein im Interview

Gleich mal die essenzielle Frage vorab: Sind Sie Taucher?
Ja, allerdings bin ich vor dem Dreh jahrelang nicht getaucht. Früher aber mit großer Leidenschaft. Dann hatte ich einen letzten Tauchgang, mit einer Manta-Familie, der einfach unglaublich war – da dachte ich, ich habe alles gesehen. Durch den Film habe ich das Tauchen neu entdeckt.
Wie sind Sie auf den Stoff gestoßen?
Es gibt ein schwedisches Original, „Breaking Surface“ von Joachim Hedén. Die Produktionsfirma Augenschein hat mir das Originaldrehbuch zum Lesen gegeben, da kannte ich den Film noch nicht. Ich fand das Skript superspannend, habe mich aber gefragt, ob ich ein Remake drehen möchte. Wozu braucht die Welt Remakes? Ich hab dann ein paar Tage nachgedacht und angefangen, Ideen aufzuschreiben. Aber eigentlich war mir von Anfang an klar, dass ich das Projekt machen muss. Ausschlaggebend war das Tauchen und die Arbeit in der Natur, da konnte ich nicht widerstehen. So etwas kriegt man nicht alle Tage angeboten.
Bei Ihnen ist es ein psychologischer Thriller in einer geschlossenen Welt, dem Meer, der in die Tiefe der Figuren eintaucht. Was ist für Sie die Quintessenz des Stoffes?
Für mich stellt der Ozean eine tiefgreifende Metapher für das Unterbewusstsein dar, eine Möglichkeit, in die eigenen Tiefen hinabzutauchen. Ich wollte auf keinen Fall einen Film machen, der Angst vor dem Meer schürt. Das Tauchen an sich birgt eine immense Schönheit und eine transformative Kraft, ähnlich der Meditation. Tauchen ist wie Schweben auf einem fremden Planeten. Ich dachte, wenn ich es schaffe, dieses Abtauchen in das eigene Selbst zu visualisieren und in der Geschichte abzubilden, dann ist das ein guter Ansatzpunkt.
Diese Flashbacks in die Kindheit mit Vater und Schwester haben Sie neu hinzugefügt, die gibt es nicht im Original?
Aus dem Original habe ich Plot-Elemente übernommen, aber das Ende und die Figuren neu aufgesetzt. Der Fokus liegt im Original hauptsächlich auf der Schwester, die die Rettungsaktionen durchführt und Action bietet. Ich wollte auch die Perspektive der feststeckenden Schwester in der Tiefe erkunden, in ihren Gedankenfluss eintauchen und damit dem Film eine psychedelische Ebene geben.
Sie widerstehen der Versuchung, die Unterwasserwelt in allzu bunten Farben zu zeigen. Wie ist das visuelle Konzept?
Der Anfang der kreativen Reise war, die Zuschauer zu entführen in diese Tauchwelt, in die Dreidimensionalität, die Bewegung im Raum – schlicht in eine andere Welt. Diese bunte karibische „Findet Nemo“-Welt ist ja auch ein viel gesehenes Tauch-Klischee, das wollte ich vermeiden.

Gedreht wurde dann auf Malta, on location …

Ja. Wir haben dort große beeindruckende Landschaften unter Wasser gesucht und gefunden. Mir ging es ja um diese Metapher, das Abtauchen ins eigene Unterbewusstsein, das passt in weite kühle Unterwasserwelten. Aber auch für die Drehorte an Land war Malta perfekt für uns.
THE DIVE hat auch etwas von einem Umweltfilm, mit dem Erdrutsch wird die Umweltthematik angesprochen.
Der Wunsch, den Film zu machen, kam bei mir aus der Liebe zum Meer. Obwohl es für die Figuren eine schreckliche Überlebenssituation ist, liegt in ihr auch eine große Schönheit. Auch bei May, die in der Tiefe scheinbar aussichtslos feststeckt, irgendwann ihren eigenen Tod akzeptiert und dabei ihre Liebe zum Ozean wiederentdeckt, die sie als Profitaucherin verloren hatte.
Filme wie „The Big Blue“ oder „127 Stunden“ fallen einem ein, was waren Ihre filmischen Referenzen?
Ich habe Survival-Filme immer gemocht. Aber um sicher zu gehen, ob dem immer noch so ist, habe ich mir zur Sicherheit nochmal einen Haufen Filme angeguckt, die ich lose mit dem Genre in Verbindung bringe. Diese puren Kämpfe ums Überleben in der Wildnis haben eine urtümliche Anziehungskraft im Kino. In diesen krassen physischen und mentalen Ausnahmezuständen kommt der wahre Charakter der Figuren schnell und unerbittlich zum Vorschein. Und das hat mich immer fasziniert.
Sehen Sie sich als Genre-Regisseur?
Nein. Ich möchte mich da nicht einschränken. Ich mag intelligente Genre-Filme, die den Zuschauern in andere Welten entführen. Aber es geht mir nicht um das Genre an sich, sondern immer um die Geschichten, die im Rahmen des Genres erzählt werden. Zudem entwickeln und verändern sich meine Interessen im Laufe der Zeit.
Gedreht wurde außer auf Malta auch in Deutschland.
Einen Teil der Unterwasseraufnahmen sind in einem Tank im Düsseldorfer Freibad entstanden, genauer gesagt in Hilden. Das war ein sicherer Hafen, im Gegensatz zum Dreh im Meer, wo es auch Tage gab, wo nichts funktioniert hat. Man ist ja im offenen Meer völlig abhängig vom Wetter. Das ist wie bei einer Natur Doku, nichts lässt sich erzwingen. Um ein wenig Planungssicherheit zu haben, haben wir also auch in einem Tank gedreht. Am liebsten hätte ich aber alles im Meer gedreht.
Hatten Sie Unterstützung von Profi-Tauchern?
Ja, eine sensationelle Gruppe maltesischer Taucher, die auch in Deutschland dabei waren. Die leben im Meer, und vom Meer, sind praktisch zur einen Hälfte Mensch, zu anderen Hälfte Fisch. Vor allem Abigail Borg, die Supervisorin unter Wasser, hat mich fasziniert mit ihrer Führungskraft und Erfahrung.
Wie kam der Cast zustande?
Wir haben zunächst Schauspielerinnen gesucht, die tauchen können – erfolglos, es gibt zu wenige. Das Problem beim Tauchen ist, dass viele das psychologisch nicht hinkriegen – auch wenn sie es wollen. Wenn man dann als Schauspieler Angst und Panik spielen soll, ist das nah dran an echter Angst und Panik. Und das ist unter Wasser in jeder Hinsicht ungünstig. Wir hatten das Riesenglück, Louisa und Sophie zu finden, die zwar beide in ihrem Leben vorher noch nie getaucht sind, sich aber als Naturtalente entpuppt haben. Sie haben ein paar Monate vor dem Dreh mit dem Tauch Training angefangen und dann eine echte Leidenschaft entwickelt. Und was sie dann bei den Dreharbeiten geleistet haben, ist wirklich herausragend.
Was war für Sie als Regisseur die besondere Herausforderung?
Filme mache ist ja an sich schon eine recht komplexe und schwierige Angelegenheit, aber unter Wasser steigert sich das noch mal ums 10fache. Ich glaube, das größte Problem war die Kommunikation unter Wasser. Ich habe über Lautsprecher Befehle ins Nichts gebrüllt. Wir haben uns oft nur per Handzeichen verständigt, Sophie und Louisa mussten sich teilweise die Dialoge von Lippen abgelesen. Wir haben schon ganz schön Federn gelassen, sind dabei als Team aber zusammengewachsen mit den maltesischen Tauchern. Es gab keinen „normalen“ Drehtag. Auch im Studio galt: maximal 45 Minuten drehen, dann wieder hoch, ausruhen, den Stickstoffgehalt aus dem Blut rauskriegen und wieder runter. Das aber nur dreimal im Tag. Die effektive Drehzeit war entsprechend kurz. Aber diese 45 Minuten waren maximal intensiv.
Mit Frank Griebe haben Sie einen renommierten Kameramann gewonnen. Hat er auch unter Wasser gefilmt?
Nein, aber er hat das visuelle Konzept gestaltet. Bei Motivtouren ist er obendrüber geschnorchelt, war immer an meiner Seite, hat Farbigkeit, Quadrage, die Auswahl der Motive etc. bestimmt. Das war eine tolle Zusammenarbeit.
Mit wie vielen Kameras wurde unter Wasser gearbeitet?
Meist mit einer, manchmal im Meer auch mit zwei. Die Idee war, dass ich am Monitor alles im Blick habe und über Funk kommuniziere. Wir haben aber dann das Team immer weiter reduziert. Am Anfang waren wir in einem riesigen Tauchboot unterwegs, und am Ende mit dem Schlauchboot direkt über dem Set. Wir hatten Apnoe-Taucher, die Informationen und Props schnell rauf und runterbringen konnten. Mit denen konnte ich sofort reden. Das Team immer kleiner zu machen hat gut funktioniert, auch dank des maltesischen Tauchteams.

 

Marga Böhle
©Wild Bunch Germany, 2023