Liebe Leserinnen und Leser,
ich hoffe, dass Ihnen die Messe boot in Düsseldorf zumindest ein Begriff ist, besser noch, Sie waren schon selbst vor Ort, um sich rund um alle tauchsportrelevanten Angebote zu informieren. Die boot ist die weltweit größte Wassersportmesse, bei der natürlich das Thema Tauchen auch ein Publikumsmagnet ist.
Im Vorfeld der 51. boot war bei manchen konservativen Ausstellern ein gewisser Unmut aufgekommen, weil die jahrelang als Heimat des Tauchsports angesehene Halle 3 inhaltlich umgewidmet wurde und dieses Jahr erstmals die Hallen 11, 12 und 13 Herstellern der Tauchbranche, Reiseanbietern und Verkaufsständen zur Verfügung standen.
Als Reaktion darauf blieben einige langjährige Aussteller fern und feierten verkürzt zum selben Zeitpunkt eine eher private Veranstaltung in Frankfurt.
Ich war mehr als 30 Mal in verschiedenen Funktionen auf der boot. Da schleicht sich mit der Zeit eine grundlegende Müdigkeit ein, gut 700 Kilometer auf der Autobahn abzuspulen, dann ein Leben zwischen der künstlichen Welt der Messehalle, einem Restaurant und einem Hotelzimmer zu führen. Alles künstlich, nichts hat mit dem zu tun, was man um sich aufbaute, um einfach nur gut und entspannt zu leben.
In Halle 3, da fällt mir ein, die Domain könnte ich jetzt verkaufen, sie hat ja nichts mehr mit dem Tauchen zu tun, also in Halle 3 war gefühlt ewig alles gleich. Die Stände immer an derselben Positionen, blind fand man sich zurecht. Nach einem Jahr Abstand wuchs immer stärker das Gefühl, man sei nie weg gewesen. Und ewig grüßt das Murmeltier.
Was sich in Halle 3 veränderte, waren verbreiterte Gänge mangels Ausstellerbuchungen, hier und da nicht verkaufte Standflächen.
Ja, es gab auch schlechte Zeiten in der Tauchbranche, nachdem in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts (klingt richtig staatstragend…) der Tauchhype dafür sorgte, dass ohne viel Gerede Equipment und Ausbildungen verkauft werden konnte. Darauf vertraute man, legte die Hände in den Schoß und wachte verstört ein paar Jahre später wieder auf, weil sich die Welle zurückgezogen hatte.
Ist die 51. boot mit den neuen Hallen auch eine Art Neuanfang für den Tauchsport? Schon nach den ersten Metern in Halle 12 ist der frische Wind zu spüren. Die Karten wurden neu gemischt, Produktgruppen weitgehend möglich zusammengefasst. Die Orientierung fängt bei 0 an und es zeigt sich jetzt, wem das Brevet Orientierungstauchen geschenkt wurde.
Und dann fühlt sich der erste Samstag wie der zweite Messesamstag an, wenn die Schnäppchenjäger für stehenden Verkehr in den Gängen sorgen. Unglaublich. Die von Halle drei bekannten breiten Gänge sind Vergangenheit. Jeder Millimeter ist genutzt.
Aber da gibt es auch verärgerte Stimmen von Ausstellern, die letztlich nicht die ursprünglich angemeldete Fläche bekamen und sich mit weniger bescheiden mussten. Oder auch die Variante, es wurde die Fläche zwar zur Verfügung gestellt, aber im falschen Seitenverhältnis. Das kam nicht so gut an, denn die Kosten sind ja nicht von Pappe. Hier besteht wirklich sensibler Handlungsbedarf, auch in der Kommunikation zwischen Kunden und der Messe. Nicht erreichbare Ansprechpartner für die Standbuchung war häufig als Kritik an mich herangetragen worden.
Doch das sind Dinge, die im Hintergrund ablaufen. Die den Messebesucher nicht berühren. Was mich über die Jahre immer stärker genervt hatte, waren die völlig leeren Gespräche, die mir aufgezwungen wurden. Gelaber. Absichtserklärungen ohne Absicht dahinter. Wichtigtuerei. Dummschwätzerei, die häufig auch noch seriöse Reaktionen erforderten und in der Messenacharbeit zu erledigen waren. Ohne ein Ergebnis natürlich. In der Summe unerfreulich.
2020? Nur gute Gespräche. Wunderbare Kontakte. Alles neu, Alles frisch. Alles neu aufgestellt. Wer nicht dabei war, kanns kaum glauben. Auch die Feedbacks der Aussteller decken sich mit meinen Beobachtungen: Die Gespräche waren auf einem nie gekannt hohem Niveau.
Sogar die sonst unter der Woche spürbare Flaute bei den Messebesuchern im Tauchbereich blieb aus. Natürlich kommen weniger Besucher, dafür sind die Kontakte hochwertig. Das zählt letztlich.
Und mein altes Thema wurde bei vielen Herstellern deutlich aufgegriffen: Farbe im Tauchequipment. Deutliche Lebenslust, deutliche Positionierung in allen Tauchlevels doch auch Spaß zu haben. Ganz wunderbar.
Fragen Sie nicht, natürlich habe ich im frischen neuen Umfeld auch etwas gekauft, oder etwas mehr. Einen Freedive – Anzug von Excel sowie einen auf Maß gefertigten Trockentauchanzug von diLo mit Heizweste. diLo? Kennen trocken tauchende Leser vielleicht von den Handschuhsystemen. Was lag für das Unternehmen diLo vor zwei Jahren näher, eigene Trockentauchanzüge anzubieten. Und auf den Anzug freue ich mich, endlich wieder trocken. Und meine Buddy ist dann von Marion Tauchanzüge nach Maß angezogen.
Herzliche Grüße, Ihr
Michael Goldschmidt