Steinbruchsee Horka

Horka

Horka – Der See des Lichts – Erlebnis Blauwasser in der sorbischen Lausitz

Der Steinbruchsee von Horka besitzt die erhabene Landschaft eines Felssees, der auch natürlich entstanden sein könnte. Schroffe Felskämme, bizarre Granittürmchen und felsige Buchten umschließen ein Gewässer von beinahe unwirklichem Blau. Das märchenhafte Gewässer war schon Filmkulisse und ist – neben Löbejün und Hemmoor – immer mit dabei, wenn sich die Medien der Tauchszene erneut bemühen, Deutschlands 10 klarste Seen zu ermitteln. 

Die sorbische Lausitz ist eine gemütliche Hügellandschaft. Dass die niedrigen Bergketten von Granit- und Grauwackezügen* gebildet werden, tritt nur an wenigen Stellen augenscheinlich hervor. Wer diese Landschaft bereist, fährt durch stille, von Obstbäumen gesäumte Landstraßen und kann beinahe von Dorf zu Dorf sehen. Friedliche Weiler voller traditioneller Drei- und Vierseithöfe scharen sich in der grünen Landschaft zwischen Wald und Feld um die jeweils alles überragende Kirche.
Die Straßenschilder sind zweisprachig, in der Region wird deutsch und sorbisch gesprochen. Gerade in der Region um Horka, Crostwitz und Ostro liegt das Kernland der traditionell streng katholischen Sorben**. In den Dörfern, aber auch an Feldrainen und Weggabelungen stehen zahlreiche katholische Kruzifixe. Alle diese Heiligtümer werden gepflegt und in gutem Zustand gehalten. Manchmal sind sie nur klein, doch viele haben auch die Größe der guten alten Postmeilensäulen. Weithin blitzen die oftmals vergoldeten Kreuze in der Sonne.
Neben der Landwirtschaft war einst der Steinbruch – Bergbau eines der einträglichsten Gewerke der Region.
Rund um Horka soll seit etwa 1812 Werkstein gebrochen worden sein. Viele kleine Steinbrüche erinnern heute noch daran. Doch jener riesige Kesselbruch, aus dem der Tauchsee Horka hervorging, ist eine der jüngsten und größten Hohlformen des Granitbergbaus. Hier hat man mit modernen technischen Mitteln Stein abgebaut und der Abbau soll erst im Jahr 1974 geendet haben. Dann versank der Felskessel in Dornröschenschlaf, Pioniergehölze wuchsen in den Wänden und das Wasser kam.
Der Steinbruchsee von Horka war bereits in den letzten Jahren der DDR ein Geheimtipp unter Tauchern. Allerdings war das Gewässer nur schwer zugänglich. Seinerzeit erfolgten Abstiege heimlich mit Bergseilsicherung oder das Equipment wurde in Schlauchbooten über temporär errichtete Seilbahnen ans Wasser hinunter befördert.
Nach der Wende erkannte das Unternehmen Aquapur Bamberg das Potential des Gewässers und nutzte den See als Ausbildungsgewässer. Nach und nach wurde investiert, und in den alten Steinbruchgebäuden entstanden die Tauchbasis und eine Taucherpension. Doch die wichtigste und gewaltigste Neuerung war die berühmt – berüchtigte Treppe von Horka. Eine Treppe aus verzinktem Stahl, die auf Stelzen in den Felsen steht und einen vergleichsweise einfachen Zugang zum Wasser erlaubt. Von einer gewissen Anstrengung abgesehen.

Wir tauchen ab in die Wunderwelt des Sees zu Horka. Weithin können wir im blassblauen Wasser Geröllhalden und Felsterrassen überblicken. Auf einigen Felssimsen haben sich ein paar spärliche Wasserpflanzen, ein wenig Wasserhahnenfuß und Binsen angesiedelt. Mitunter hängen blühende Kräuter und Brombeer – Ranken übers Wasser.
Das Wasser des Steinbruchsees scheint noch immer im Steigen begriffen. Das wachsende Nass hat schon viele Bäume und Sträucher im klaren Blau versinken lassen. Je nach Jahreszeit sind die versunkenen Gehölze mit Barschlaichbändern, Grünalgen oder Schleimalgen geschmückt.
Wir tauchen vom Einstieg beim Schwimmponton links herum und schweben die beeindruckende Steilwand hinab. Schon bald erblicken wir ein kräftiges Stahlrohr, dem wir in die Tiefe folgen. Die Leitung führt hinab bis zur Ruine des alten Pumpenhauses. Das Dach ist längst eingefallen, doch die Türöffnung lässt sich noch durchtauchen. Im Umfeld des Pumpenhauses entdecken wir allerhand Stahlteile aus Bergbautagen und erreichen die tiefste Region des Sees mit derzeit etwa 32 Meter.
Im gerölligen Auf und Ab des Seegrundes sind noch Drahtseilreste der alten Seilbahnen, mächtige Verankerungsösen und Schäkel, Fahrgestelle von Loren sowie verschiedenste Stahlteile zu entdecken. Immer wieder sehen wir die dicken Rohrleitungen der ehemaligen Wasserhaltung sowie viel dünnere, von eigentümlich großen Flanschen zusammengehaltene Leitungen. Die dünneren Rohre mit den „Riesenflanschen“ bildeten im Bergbaubetrieb die an vielen Stellen des Steinbruchs vorhandene Ringleitung für Pressluft. Niederdruck – Kompressoren lieferten im Bergbau einst ungeheure Luftmengen, um allerhand Pressluftwerkzeuge zu betreiben.
Im hinteren Teil des Sees, etwa gegenüber vom Einstieg, kann es vorteilhaft sein, sich im 10 – Meter – Tiefenbereich zu bewegen. Hier stehen allerhand versunkene Bäume und Sträucher, patrouillieren Barsche durch die Althölzer, können wir auch mal dem Platzhecht des Sees begegnen. Angepflanzte Seerosen haben es schwer im Steinbruchsee, stehen zierlich und beinahe ätherisch im blassblauen Wasser. Mitunter sehen wir auch kleine schwarze Schleien, die unter den äußerst nährstoffarmen Bedingungen dieses Sees ebenso wie Karpfen nur unbedeutende Längen und eine sehr schlanke Gestalt erreichen.
Der märchenhafte See von Horka hat nur wenige Fischbeobachtungen zu bieten. Viel mehr beeindruckt die erhabene Unterwasserlandschaft, das Schweben vor den granitenen DropOffs, das eigenartige Licht im Blauwasser, die tief eindringenden, geradezu funkelnden Sonnenstrahlen.
Der Traumsee Horka bietet also keine atemberaubende Vielfalt von Tieren und Pflanzen. Horka ist der See des Lichts. Tauchen Sie hier bei Sonnenschein, und sie werden die vielfältigen Lichtspiele in den kleinen Kräuselwellen, in der Tiefe, die von Partikeln und Zooplankton nachgezeichneten Sonnenstrahlen im Freiwasser sowie die Licht- und Schattenspiele in der atemberaubenden Felslandschaft genießen.
Vom Einstieg aus gesehen „rechts hinten“ geht eine Bucht vom See ab. Tief zwischen hohen Felswänden eingeschnitten, zieht sie sich bis weit außer Sicht des Einstieges hin. Hier sind bei geeignetem Sonnenstand die Lichtspiele besonders intensiv. Hier erleben wir ganz außergewöhnliche Durchblicke zur Wasseroberfläche, über geflutete Althölzer hinweg sehen wir irgendwo weit oben den „Kraterrand“ des Felssees und die schnell dahin treibenden Wolken. Beim Umschwimmen großer Felsblöcke tun sich immer neue Ansichten und Fotomotive auf.
Trotz des relativen Mangels an Arten hat die mystische Stimmung des Traumsees von Horka viele Liebhaber. Sicher sieht ein jeder in Horka etwas anderes, aber zahlreiche Taucher kehren immer wieder an diesen See zurück. Die besondere Stimmung am See erkannten auch schon Drehbuchautoren, denn der erste abendfüllende Spielfilm über den guten sorbischen Zauberer KRABAT wurde unter anderem hier in der grandiosen Felslandschaft von Horka gedreht. Wer mit KRABAT*** nicht viel anfangen kann, darf sich diese Figur als den „Dr. Faust“ des sorbischen Volkes vorstellen.
Rechts vom Einstieg gibt es weitere schöne Felsbuchten und eine ausgeleinte Übungstrecke für Apnoisten. Natürlich dürfen in diesem blauen Wasser auch die Fun-Figuren angriffslustiger Haie nicht fehlen …Am Schwimmponton geht ein erlebnisreicher Tauchgang zu Ende. Wer (fast) alles sehen will, ist locker eine Stunde oder länger im Wasser. Doch zu guter Letzt folgt der Aufstieg zur Basis. Der harte Weg gegen die Schwerkraft, über die erwähnte, nunmehr endlos erscheinende Treppe. Die immer neuen landschaftlichen Ausblicke entschädigen (ein wenig) für die Anstrengung.
Im letzten Sommer hat sich das Team von Aquapur Bamberg um Klaus Andorfer vom Traumsee Horka verabschiedet. Die heutige Betreiberin Cosima Schiffauer ist weiterhin von der Anziehungskraft des außergewöhnlichen Sees überzeugt und hat in eine neue Füllstation, den neuen Kaffeeautomaten und eine gewisse Überarbeitung der Gebäude investiert. Seit dem 1. November 2009 ist die Tauchbasis Horka wieder in vollem Umfang empfangsbereit. Entsprechend der geographischen Lage gibt es sogar einen Tauchlehrer, der Schüler in Polnisch, Tschechisch und Deutsch betreuen kann.

Infos

Von der A4 Dresden – Görlitz kommend die Abfahrt 88 Uhyst am Taucher (heißt nach einem Berg mit Taucherwald so) abfahren und weiter in Richtung Kamenz. Ab dem Dorf Crostwitz der Beschilderung in Richtung Königswartha folgen. Etwa 3 km hinter dem Ortsausgang von Crostwitz führen rechts bergan zwei Straßen hinauf zum Tauchsee Horka.
Für alle, die länger bleiben wollen, gibt es direkt neben der Tauchbasis das Pensionsgebäude mit Einzel-, Doppel- und Dreibettzimmern. Die Zimmer sind komplett eingerichtet, Bettwäsche ist vorhanden. Im Winter ist die Basis geschlossen.

www.tauchsee-horka.de

* Grauwacke http://de.wikipedia.org/wiki/Grauwacke
** Sorben http://de.wikipedia.org/wiki/Sorben
*** KRABAT http://de.wikipedia.org/wiki/Krabat

Falk Wieland