Vor einigen Jahren machte ein riesiger Waller aus dem Bodensee in vielen süddeutschen Zeitungen Schlagzeilen. War es vielleicht der größte Wels aller Zeiten? Erstmals gelangten authentische UW-Aufnahmen des mächtigsten und größten Süßwasser-Raubfisches Europas an die Öffentlichkeit. Und allen Experten war wieder einmal bewusst, wie wenig man bisher über dieses unheimliche Lebewesen in Erfahrung gebracht hatte. Denn wo der Waller wohnt, können ihm die Menschen nicht folgen.
Seine Lebensweise ist so düster wie seine Umgebung. Dunkelheit und Schlamm, trübes Wasser und versunkene Bäume, mörderische Kälte und gefährliche Tiefen – die Welt des Wallers ist geheimnisvoll und rätselhaft. Sagenumwoben haust er zwischen Wurzelwerk, in Höhlen und im Schilf. Der Mythos, der diesen Fisch umgibt, lässt Geschichten, Märchen und Legenden ranken. Oftmals vermischen sich Dichtung und Wahrheit zu einem dichten Netz, in dessen Maschen sich die Fabeln wie Schwarmfische verfangen.
Silurus glanis, Wels oder Waller genannt, lebt zurückgezogen und verborgen. Gute Freiland-Aufnahmen von ihm sind so selten wie eine Sonnenfinsternis, denn der riesige Fisch ist überwiegend nachtaktiv, zieht sich deshalb am Tage in einen Schlupfwinkel zurück, nimmt häufig die Farbe des Untergrundes an, ist dann graubraun marmoriert, dunkelgrün gefleckt oder fast schwarz. Getarnt wie ein Guerillakämpfer vor seinem Einsatz. Wie soll man ihn unter diesen Umständen finden?
Oft liegen Waller aber auch an ungeschützten Stellen, wo sie kein Mensch vermuten würde. Dieses atypische Verhalten findet man aber nur in großen Seen. Vieles am Waller ist unbekannt, denn Verhaltensforscher, Fotografen und Biologen haben es schwer, dem gewaltigen Fleischberg bei seinen Wanderungen durch die Unterwasserwelt auf der Spur zu bleiben.
Unersättlicher Rachen
Von allen Süßwasserfischen besitzt der Wels das mit Abstand größte und breiteste Maul. In diesem Todesschlund verschwindet die Beute als hätte es sie nie gegeben. Wenn der Süßwasserkoloss in Fahrt gerät, gibt es für alle Lebewesen im See nur noch eins: Rette sich wer kann! Hechte, Karpfen, Aale, Krebse, Molche, keiner wird verschont. Wasservögel, Ratten, Wollhandkrabben, Schlangen, badende Hunde – nichts ist vor ihm sicher. Auch Kleinkinder soll er schon verschlungen haben. Bei Preßburg tauchten vor den Augen entsetzter Fischer beim Ausnehmen des Mageninhalts eines gigantischen Welses die Reste eines Knaben aus dem Innern auf.
Diese und ähnliche Geschichten nährten vielfach den Boden für Aberglauben und Furcht vor diesem Riesenfisch. Ein potentieller Menschenfresser ist der Wels trotz seiner Größe und seines Gewichtes nicht. Und es kann weiterhin ohne Angst in allen Seen und Flüssen gebadet und getaucht werden. Vermutlich stammen die in Welsmägen gefundenen Menschenteile alle von Ertrunkenen, die von den Wallern, deren Vorliebe für Aas bekannt ist, nach und nach verschlungen wurden. Daß hungrige Riesenwaller sich gelegentlich eine Ente, ein Bleßhuhn, einen Jungschwan oder eine halbwüchsige Gans von der Oberfläche holen, ist belegt. Entgegen aller Lehrbuchmeinungen sogar vorzugsweise am helllichten Tage. Auch kleine Hunde kann es treffen. Beim Apportieren von Holzstücken aus dem See ist schon mancher spurlos verschwunden. Kein Anglerlatein, sondern beklemmende Tatsache. Einen Wasserschwall und vielleicht ein kurzes Jaulen, mehr haben Beobachter nicht gesehen und gehört.
Lässt man Welse in Ruhe alt werden, entwickeln sich nach biologischen Hochrechnungen über 100-jährige Exemplare von 3 m Länge und 300 kg Lebendgewicht. Ein wahrhaft königlicher Fisch. Solche Giganten sind jedoch bei der heutigen systematischen Befischung wohl kaum mehr anzutreffen. Gefangen wurde mit diesen Maßen jedenfalls seit Jahrzehnten keiner mehr. Es könnte sie aber durchaus geben, wie Experten vermuten. Denn alte Fische lassen sich nur schwer zu einem Biss überlisten und noch schwerer zu fangen, wie Sportfischer bestätigen können. Ob Waller mit den Jahren schlauer werden?
Deutschlands Rekordwaller der Neuzeit wurde 1998 von Mario Caruso im Rhein bei Großrohrheim in der Nähe des Kraftwerkes Biblis gefangen. Er maß 2,37 m und wog 85 Kg. Der ehemalige Amateurboxer, 185 m groß und in zahlreichen Kämpfen erfolgreich, war am Ende seiner Kräfte, als er den „Riesen vom Rhein“ landete. Überlistet wurde der Gigant durch ein Stück Aal, nachweislich die Leibspeise großer Welse und deshalb einer der fängigsten Köder für diese Fischart.
In den Kärntner Seen, im Bodensee und in der Donau werden Welse mit ähnlichen Maßen vermutet, eventuell noch größer und schwerer. Ein 1946 gelandeter Riese aus dem Wörthersee war 2,3 m lang, wog aber eigenartigerweise nur 65 Kg. Österreichs Superwaller wurde laut historischer Unterlagen 1616 in der Drau bei Hollenburg überwältigt. Länge 2,5 m und 76 Kg schwer. In den Erbhuldigungen aus dem Jahre 1666 findet sich noch eine Eintragung über einen 2,4 m langen Waller, dessen Gewicht aber nicht eindeutig verbürgt ist. Kolossale Exemplare soll es in den Donauauen bei Wien geben. Gesichtet wurden Einzelexemplare mit gigantischen Körpermaßen, größer als die Taucher.
Unter Wallerexperten gilt insbesondere Norditalien als Hochburg der Giganten. Am 8. April 2002 ging der Österreicherin Edeltraud Pfeiffermann in einem Nebenarm des italienischen Fluß Po ein Waller mit 238 cm und 113 Kg an den Haken. Der gierige Fisch verschluckte einen ausgelegten Aal. Das Fischmonster geht in die Geschichte ein als einer der größten, jemals mit der Angel gefangenen Welses. Und definitiv als der gewaltigste Wels, der je von einer Frau gefangen wurde. Solche Fische werden von verantwortungsbewussten Petrijüngern aber nicht getötet. Auch Sportfischerin Pfeiffermann entließ den riesigen Fisch nach einigen Erinnerungsfotos wieder in die Freiheit.
Erstaunlicherweise sind die meisten gefangenen Riesenwaller gemessen an ihrer Größe recht schlank. Nur wenn sie sehr alt sind und sich das Längenwachstum verlangsamt, nimmt die Körperfülle entsprechend zu. Über 100 Kg wiegt ein Waller nur, wenn das Wasser warm und das Nahrungsangebot groß ist und er außerdem ein Alter von 50 Jahren deutlich überschritten hat.
Als größter und schwerster Riesenwels aller Zeiten gilt ein mit Netzen 1761 in der Oder gefangener Koloß. Der gewaltige Fisch wog ohne Eingeweide 375 Kg.
Geisterwesen
In stehenden Gewässern ruhen Welse anders als in Flüssen am Tage häufig in Ufernähe auf weiten, ungeschützten Sand- bzw. Schlammflächen. Manchmal kaum 4-6 m tief und in regelrechten Kolonien nur unweit der großen Strandbäder, stumm und starr wie Baumstämme. Kein Mensch würde sie dort vermuten, schon gar nicht die Badenden. Dieses abnorme Verhalten hängt allerdings von der Uferstruktur und der Größe des Fisches ab. Begünstigt wird es durch flache Uferzonen ohne Deckungsmöglichkeit. Auch machen das normalerweise nur Waller ab etwa 1,5 m Länge, die nichts mehr zu befürchten haben. Als Taucher kann man die Schlafkuhlen gut erkennen und auch anhand ihrer Tiefe und Länge die ungefähre Größe des darin gelegenen Wallers abschätzen.
Bis zur Dämmerung liegen die Riesenfische fast unbeweglich am Grund, dann aber kommt Bewegung in die schuppenlosen, schleimigen Körper. Die abgeplatteten Köpfe heben sich aus dem Mulm und die langen Afterflossen peitschen den Untergrund. Kleine, schwarze Knopfaugen schauen munter und gierig in die Runde. Es zwickt in den Eingeweiden. Eine todbringende Armada rüstet zum Feldzug. Gegner ist der Hunger. Und der kann nur mit Unmengen von Beutefischen gestillt werden. Einer nach dem anderen verlässt seine Schlafstätte. Wie Wesen aus einer anderen Welt streben sie der schwarzen Weite zu, Schlammfontänen hinter sich herziehend. Die langen Barteln tasten nach Beute, mit den kleinen Seeorganen suchen sie ruhelos die Umgebung ab. So durchstreifen sie kilometerlang Seen und Flüsse, alles verschlingend, dessen sie habhaft werden können. Gegen Morgen kehren sie zielsicher zu ihrem Schlafplatz zurück, egal wie weit sie geschwommen sind.
Welse sind also keine Nomaden, die ziellos rauben und sich jeden Tag eine neue Unterkunft suchen. Ortstreu finden sie sich immer an denselben Stellen ein. Wo diese liegen und wie tief, weiß man nur sehr ungenau, denn Welse unter Wasser zu finden gleicht einem Glücksspiel zu dem man außerdem noch viel Erfahrung mitbringen muss.
Als sicher kann gelten, dass die meisten Waller nicht wesentlich tiefer als 30 m rauben, denn nur unweit einer dem Autor bekannten Wallerwohnsiedlung lag in 45 m Tiefe 3 Jahre lang die Leiche eines Ertrunkenen, der von der Kälte konserviert keinerlei Fraßspuren aufwies. Was die walzenförmigen Riesenfische im Freiwasser treiben, entzieht sich allen Nachforschungen. Vermutlich folgen sie aber gelegentlich den großen Reinanken – Schwärmen, um sich einige Leckerbissen zu genehmigen.
Wird das Gewässer von Schwingrasen umsäumt, erwühlen sich Welse darunter regelrechte Höhlensysteme, in denen sie den Tag verbringen. In dieser unheimlichen und lichtlosen Welt begegnet man auch den sagenumwobenen Speisekammern der Waller. In ihnen werden dichte Schwärme von Rotaugen, Lauben und Karauschen quasi als Lebendfutter gehalten. Instinktiv schaffen die gierigen Räuber beim Wühlen mit ihren gewaltigen Körpern auch Raum für schutzsuchende Friedfische, die sich zu Tausenden in der Finsternis einfinden und den Wallern als pulsierender Vorrat dienen. Wie im Schlaraffenland müssen sie sich fühlen, wenn ihnen das Fressen sozusagen von alleine ins riesige Maul schwimmt.
Ein Mysterium bleibt, was Welse im Winter machen. Etwa ab Mitte Oktober verlassen sie ihre Schlafstätten und verschwinden im Niemandsland ihrer Gewässer. Nie gelang es einem Taucher oder UW-Fotografen diese Lebensperiode zu sehen bzw. zu fotografieren. Graben sie sich im Schlamm ein? Verstecken sie sich im Schilf? Liegen sie auf uferfernen Untiefen? Tarnen sie sich zwischen versunkenen Bäumen? Warum überhaupt verlassen sie ihre Sommer-Ruhestätten? Ein Rätsel, das noch seiner Auflösung bedarf.
Ebenfalls ungeklärt ist, wie gut oder wie schlecht der Wels sehen kann. Manche Wissenschaftler glauben, dass sein Sehvermögen schlecht sein muß, weil die Augen so klein sind und er sie ohnehin bei Nacht nicht benötigt. Andere Experten wiederum bescheinigen ihm gerade deshalb gute bis sehr gute Sehkräfte in der Dämmerung. Niemand kennt die Wahrheit. Ebenso ist unbekannt, ob der Waller Farben sehen kann oder nicht. Tatsache ist: Wenn der Waller nicht will, dass man ihn sieht, besteht keine Chance. Er registriert mit seinem empfindlichen Seitenlinienorgan die Nähe von Schwimmern, Schnorchlern und Tauchern lange bevor diese ahnen, daß unser größter Raubfisch in der Nähe liegt.
Finsterlinge
Sogenannte Monsterwelse tauchen in schöner Regelmäßigkeit alle Jahre in der Presse auf. Was an diesen Geschichten Wahrheit oder Dichtung ist, lässt sich nur schwer feststellen.
Als Ungeheurer vom Zwischenahner Meer, einem 565 Hektar großen deutschen Binnensee nahe der niedersächsischen Stadt Oldenburg, sorgte im Frühjahr 1979 ein angeblich 3,5 Meter langer und über 200 Kg schwerer Riesenwels für Schlagzeilen. Er fraß laut Angaben der örtlichen Sportfischer den halben Fischbestand und dezimierte das Vorkommen der Wasservögel. Ein Pudel und ein Dackel verschwanden auf Nimmerwiedersehen. Eltern verboten ihren Sprösslingen das Baden. Der dortige Angelverein setzte eine Fangprämie von 3000 Euro aus und blies zur Hatz auf den Leviathan, Taucher stiegen mit Harpunen und Kameras ins Wasser, Sensationsreporter aus Presse, Funk und Fernsehen nisteten sich in den umliegenden Gasthäusern ein. Zwei Gendarmen der örtlichen Wasserschutzpolizei, die den Monsterfisch beim Rauben an der Wasseroberfläche beobachteten, protokollierten im Logbuch, daß der Fischgigant nur unwesentlich kürzer als ihr 5 m langes Dienstboot gewesen sei.
Moby Dick, wie Touristen und Fischer das Monster tauften, wurde allerdings nie gefangen und später auch nie mehr gesichtet. Für einen Sommer lang wurde so das Zwischenahner Meer zum deutschen Loch Ness. Jahre später präsentierte der Hobbytaucher Hubertus Peus aus Papenburg ein UW-Foto, auf dem ein Wels zu sehen war, der den beschriebenen Riesenfisch darstellen sollte. Gemacht wurde das Bild unter dem Bootssteg eines Hotels. Bernd Ergert, der damalige Direktor des Deutschen Jagd- und Fischereimuseums taxierte das Gewicht des Wallers auf 150-200 Kg. Eine echte Sensation. Vielleicht gibt es ihn wirklich, den Big Boss vom Zwischenahner Meer.
Glück im Unglück hatte ein Berufstaucher in Ostdeutschland, der unter Wasser einen Brückenpfeiler auf seine Haltbarkeit untersuchen sollte und dabei einen Riesenwels bei der Siesta störte. Der kapitale Fisch, vermutlich über 2,5 m lang und geschätzte 150 Kg schwer, attackierte den Eindringling mit wilden Kopfstößen, so dass diesem mehrere Rippen gebrochen wurden und er letztendlich in der Strömung um sein Leben kämpfen musste. Selbst der Einsatz des Tauchermessers konnte den wild gewordenen Waller nicht bremsen. Letztendlich half nur noch die Flucht, wobei der Unhold den Taucher bis ans Ufer verfolgte. Kollegen zogen den Verletzten an Land, wo er im Krankenhaus versorgt werden musste. Silurus glanis hatte sein Revier erfolgreich verteidigt.
Über die Kraft und die Ausdauer von Welsen wurde schon viel geschrieben, vielleicht auch etwas übertrieben. Kein Märchen ist hingegen das Abenteuer zweier Bodenseefischer, die am Wochenende in einem Ruderboot zum Angeln fuhren. Kaum war die Rute mit einem Rotauge am Haken ausgelegt, bog sie sich fast kreisförmig in Richtung Wasser. Ein Wallergigant hatte angebissen. Doch die Freude über den unerwarteten Fang währte nicht lange. Aus den Jägern wurden alsbald Gejagte.
Der Riesenfisch zog das Boot mit Macht über den See. Die Höllenfahrt wollte kein Ende nehmen, der Wels schien keine Müdigkeit zu verspüren. Mehr als 11 Stunden wähnten sich die Sportfischer zwischen Himmel und Hölle, waren mittlerweile so groggy, dass sie in ihrer Verzweiflung die Schnur kappen wollten. Zwischenzeitlich galten die beiden Angler auf dem Bodensee als verschollen, die Familien hatten in Sorge um das Leben der Männer die Wasserschutzpolizei alarmiert. Als man sie fand war das Ruderboot noch in voller Fahrt. Erst mit Unterstützung weiterer Helfer konnte der Gigant beigeholt werden. Er war nach verlässlichen Angaben größer als das Boot. Doch dann verfing sich die Schnur in einer Ruderhalterung, der Fisch bäumte sich mit Urgewalt auf, riß sich den Haken aus dem Maul und verschwand wie ein Dämon in der Tiefe. Zurück blieben zwei erschöpfte Sportfischer, mehrere ratlose Helfer und eine Menge Fragen. War das einer der letzten Riesen im Bodensee?
Seltsames vom Waller
1. Weltweit gibt es mehr als 2000 verschiedenen Arten, von denen die meisten in Südamerika leben. Der kleinste Verwandte ist gleichzeitig auch der teuflischste. Nur zwei Zentimeter misst der Urinalwaller, dessen eigenartiger Name mit seinem Verhalten zusammenhängt. Geht man in den südamerikanischen Flüssen des Minisatans baden, dringt dieser mit blitzartiger Geschwindigkeit in den After oder den Penis hinein, und verkeilt sich dort mit hochgestellten Rückenstacheln. Er muss dann operativ entfernt werden, ansonsten droht der Tod des Badenden unter bestialischen Schmerzen. Die Eingeborenen baden dort wohlwissend nur mit sehr enger und zugebundener Kleidung.
2. Unser heimischer Wels ist der größte und schwerste, bereits mit 100 g Körpergewicht räubert er, was das Zeug hält. Große Waller benutzen ihre Barteln als Lockmittel für Fische. Sie imitieren damit Würmer und holen sich das Fressen buchstäblich vors Maul.
3. Untersuchungen haben ergeben, dass warmes Wasser die Waller explosionsartig wachsen läßt. In der Nähe von Kraftwerken mit Warmwasserausfluss bestehen gute Chancen auf kapitale Exemplare zu treffen. Ein Anglermärchen spielte sich beim Kraftwerk Groß-Krotzenburg ab. Auf dem eingeholten Schmutzrechen lag ein Waller von 90 Kg Lebendgewicht. Er wurde wie schon andere hier gefangene Riesenfische in den auf dem Kraftwerksgelände liegenden und der Öffentlichkeit nicht zugänglichen „Eden Lake“ eingesetzt.
4. In 5° C kaltem Wasser dauert es über 200 h bis der Wels eine ausgiebige Fischmahlzeit verdaut hat. Hat das Wasser hingegen 25° C benötigt der Verdauungsvorgang nur knapp 20 h. Wenn der Stoffwechsel auf vollen Touren läuft (20° C bis 28° C), lässt er sich am besten fangen. Dann auch in der Nacht und in größeren Tiefen. Fresspause ist in den Monaten Dezember und Januar. 90% aller gefangenen Waller hatten in dieser Zeit einen leeren Magen.
5. Wallermännchen bauen zur Fortpflanzung (normalerweise Juni-Juli, manchmal aber auch Mai-Juni) ein Nest. In dieser Zeit sollte man als verantwortlicher Naturfreund kein Wallerfischen durchführen. Große Wallerweibchen legen innerhalb von zwei Stunden über 1,2 Millionen Eier, die vom Männchen bis zum Schlüpfen der Brut bewacht werden. Taucher und UW-Fotografen sind gut beraten, während dieser Phase dem Milchner nicht zu nahe zu kommen. Die grantigen Gesellen greifen unvermittelt an. Rippen-und Armbrüche sind möglicherweise die Folge.
6. Sind Welse stumm? Mitnichten! Waller stridulieren, wie man die knarzenden und krächzenden Geräusche nennt, die der Fisch durch Reiben zweier Teile seines Skeletts (Knochenplättchen) oder der Flossenstrahlen erzeugt. Manche Waller sollen sehr geschwätzig sein. Ob sich Waller dadurch verständigen, ist ungeklärt. Aber irgendeinen Sinn muss es haben. Jedenfalls hören sie sehr gut. Über eine Knochenverbindung zum Kopf können sie sogar mit der Schwimmblase Töne aufnehmen.
7. Wallerexperten in Ungarn und Rußland locken neben aromatischen Ködern die Fische zusätzlich mit einem gebogenen Wallerholz, das von einem Boot aus rhythmisch auf die Wasseroberfläche geschlagen wird. Die Schallwellen ziehen hungrige Waller unwiderstehlich aus der Tiefe an die Oberfläche. Niemand weiß, warum Waller auf dieses Geräusch so bissig reagieren.
8. Haben Waller neben dem Menschen noch andere Feinde? In jungen Jahren sind es Zander und Hechte, hin und wieder eine Aalrutte, die sich schon mal an der Brut und dem halbstarken Nachwuchs vergehen. Der schlimmste Feind des Wallers ist aber mikroskopisch klein. Es sind Parasiten, die in Zuchtanlagen manchmal 80% des gesamten Wallerbestandes (Eier, Brutfische, Jungfische) vernichten.
Wirtschaftsfaktor
Auf Fischmärkten gehört der Wels zu den teuersten Speisefischen. Aus dem schmackhaften Fleisch zaubern Küchenkünstler wahre Gaumenfreuden. In der Hauptsache stammen die Angebote aus Zuchtteichen, wo er sich ökonomisch besser verwerten lässt als beim Fang mit Reusen, Schleppangeln oder Netzen. Viele der bei uns angebotenen Waller stammen aus Ungarn, wo sich große Zuchten etabliert haben.
Wirtschaftlich bedeutend sind auch Angelreisen zu Welsgewässern. Bekannt sind in dieser Hinsicht der Epro in Spanien, das Donaudelta, das Wolgadelta, der Putterersee in der Steiermark, die Donau mit ihren Nebenflüssen und alle bayerischen Seen. Hier wallert es gewaltig. Im Norden von Deutschland und im südlichen Schweden geht der Wels auch ins Brackwasser der Ostsee. Dort jagt er Dorsche, Köhler, Meerforellen, Steinbeißer und Krabben.
Aquarienhaltung
Weitgehend problemlos, denn der Wels verträgt auch warmes Wasser bis ca. 28 ° C. Auf Dauer sollten aber 24° nicht überschritten werden, weil sein Stoffwechsel sonst auf Hochtouren läuft.
Waller bevorzugen Lebendfutter. Mit Trockenflocken kann man sie auf Dauer nicht durchbringen. Wenn das Becken (mindestens dreifache Körperlänge) zu klein wird, muss man Silurus glanis aussetzen, sonst artet die Gefangenschaft in Tierquälerei aus. Gemeinschaftshaltung mit anderen Fischen ist schwierig, weil er alle frisst, die kleiner sind als er selbst.
Herbert Frei