Scooter: Schaut man auf die ohnehin nicht sehr große Inlandstauchszene, zeichnet sich an den wenigen wirklich fürs Tauchen freigegebenen Seen ein „Problem“ mit dem Einsatz von Taucherantrieben ab. Was zum Teufel läuft da gerade aus dem Ruder? Welchen Anteil haben Neider und Poser dabei und letztendlich, wie sehr verzerrt wird die Realität gerade in Facebook abgebildet?
Obwohl elektrisch angetrieben, sind die DVP`s mittlerweile manchen ein Dorn im Auge. Und diese „Manche“ üben Druck auf die Verantwortlichen verschiedener Tauchgewässer im höheren Norden Deutschlands aus, die Scooter – Verwendung deutlich zu reglementieren oder gänzlich zu verbieten.
Reglements und Verbote sind ein kleinbürgerliches Hobby, das hierzulande quer durch alle Schichten das Leben schwer macht und in bestimmten Bereichen lediglich eine Kleinstgruppe befriedigt, die sich über einen Sieg freuen kann, weil sie sonst im Leben außer „Guten Tag“ nichts zu sagen hat. Dass das mittlerweile auch in der Tauchercommunity hip geworden zu sein scheint, befremdet mich total.
Wie läuft das so, wenn bei bestimmten seeverantwortlichen Ansprechpartnern ein paar Beschwerden abgeliefert werden, die aus Sicht der Beschwerdeführenden ein krasses Fehlverhalten ankreiden, die in ursächlichem Zusammenhang einen Scooter ins Spiel bringen? Den Mist will man sich vom Hals halten, wer mit einem Scooter taucht, bezahlt ohnehin nicht mehr für die Tauchgenehmigung, außerdem sind es eh nur wenige, die mit Fremdantrieb unterwegs sind – also Verbot oder realitätsferne Reglementierung.
Da gibt es keine Fallanalyse des Beschwerdehintergrunds, das würde zum einen Arbeit machen, zum anderen fehlt die Lust. So wurde schon in Bayern vor einer Reihe von Jahren dem Faulheitsprinzip von Entscheidungsträgern der zuständigen Verwaltungen großer Vorschub geleistet. Im Rahmen der vom Innenministerium veröffentlichten Allgemeinverfügung, die Eignung eines Oberflächengewässers für den Tauchsport zu prüfen, gab es nur bei wenigen Verwaltungen echtes Interesse. Das war auch keine Auflage, nur eine Empfehlung. Und wundert es da irgendwen, dass eine Prüfung vielerorts nie stattfand, sondern schlicht ein ungeprüftes Tauchverbot unerschütterlich in Kraft trat?
Ich bin ja nicht nur im kleinsten Umfeld in Südbayern taucherisch mit Scooter (!) unterwegs. Da verschlägts mich sogar auch mal nach Hemmoor. Unzweifelhaft ein Kleinod für Taucher jeder Ausrichtung – von Apnoe bis Tec. Im August war ich dort – als Freitaucher mit Buddy, wir beide elektrisch angetrieben. An diesem Wochenende, das zeitgleich mit einem großen Apnoe – Event zusammenfiel, waren unzählige Taucher vor Ort, in der Regel mit D12, wahlweise Stages dazu im See. Scooter? An drei Tagen sichteten wir nur unsere eigenen Scooter und die ohnehin, wie im Tecbereich üblich, mit den Initialen gelabelt.
Die Initialen sind aber nicht dazu gedacht, von irgendjemand, der sich irgendwie unter Wasser angepisst fühlt, dem Blockwart gemeldet zu werden, sondern um im bei Tectauchern üblich großen Materialpool, der am Schiff oder am Ufer liegt, eindeutig sein eigens Material zu identifizieren. Punkt.
Da gibt es ja mittlerweile „Helden“, die in FB die Kennzeichnungspflicht von Scootern zur Verfolgung von „Untaten“ ernsthaft ins Spiel bringen. Kann man so mal öffentlich sagen, beweist aber auch, dass da eine Wohnung im Tal der Ahnungslosen bewohnt wird. Im Neidtal.
Da wäre ich dann für eine generelle Kennzeichnungspflicht aller Taucher, da muss man sich dann ein Schild mit Startnummer um den Hals hängen, um Verfehlungen anzuzeigen. An erster Stelle wären umfassende Vernebelungsaktionen durch Tarierunfähigkeit und zu geringem Grundabstand anzuzeigen. Ob im üblen Seepferdchenstil (Tarierung über die Flossen, Flossendruck zum Seegrund…) oder in einigermaßen paralleler Tauchlage justiert, ich habe die große Menge insgesamt schlecht ausgebildeter Taucher*innen niemals einen Blick nach hinten werfen sehn (meine Taucherfahrung 32 Jahre), um den von ihnen produzierten Dreck mal wahrzunehmen. Nein, sie sind alle ganz super toll, gehören aber zum Klientel derer, die sich über andere total aufregen. Also, ich wäre dafür, alle zu kennzeichnen, Videobeweis kann ich immer beifügen und dann gibt es für die große Zahl von Spezialtauchern ein Tauchverbot. Funktioniert wohl nicht. Das würde ja die Einnahmen drastisch schmälern an der Basis…… bis hin zu nahezu NULL.
Die neuen Regeln für Taucher mit Scooter in Hemmoor könnte ich amüsant finden, hilflos oder nur ausdrückend, dass hier keiner, der mit Scooter taucht, auch ein Wort mitzureden hatte.
Grundabstand mindestens drei Meter. Ganz offen, das würde ich den flossengetriebenen Amateuren ganz dringend empfehlen, denn ein versierter Scooter – User hinterlässt auch 30 Zentimeter über Grund keine Spuren. Selbst ein relatives Greenhorn ist hinter sich sedimentfrei, das Gerät zieht ihn ohne giftigen Flossenschlag durchs Wasser. Scooter haben ihre Grundidee vom Höhlen- und Wracktauchen, das hat sie auf den Weg gebracht.
Scooter abschalten, wenn andere Taucher in der Nähe sind. Warum? Das kann ich nicht nachvollziehen. Für mich ist keine Gefahr erkennbar, die von einem Scooter ausgeht. Vielleicht kann man sich hier so im Interessensausgleich treffen, flossengetriebene Taucher legen bei Begegnung mit einem scootergezogenen Taucher die Flossen ab, der Scooter wird abgeschaltet, man treibt armbetrieben aneinander vorbei…… Satire aus.
Oh ja, da brennt noch was im Reglement, der Scooter darf nie (mit der Schraube – Anm. d. R.) gegen den Boden gerichtet werden (Sediment und so). OK, das ist schon eine sehr fachmännische Anweisung. In der Praxis eigentlich unmöglich, denn der Scooter ist über die Zugleine mit dem Taucher verbunden. Richtet der Taucher den Scooter mit aktivem Antrieb nach oben, erreicht der Schraubendruck nie den Boden, er wird am Körper des Users abgelenkt. Das kann man aber nur aus eigener Praxis wissen.
Und da bin ich mir nicht sicher, ob die Reglements von erfahrenen Scooter – Usern ausgearbeitet wurden.
Alle mit Scooter hadernden Basen können das Problem ganz leicht zu ihrem Vorteil ummünzen. Verhandelt mit Herstellern, lasst euch Demoscooter für die Ausbildung zur Verfügung stellen und für den Verleih an zertifizierte Scooter – User. Mit Ausbildung und Verleih, auch dem Verkauf ist gutes Geld verdient. Das nenne ich Problemlösung.
Dröge Reglements oder Verbote – das ist der Weg ins Abseits auf längere Sicht. Die Taucher werden weniger, daran führt kein Weg vorbei. Da ist jeder gefordert, sinnvoll dagegen zu steuern.
Ein Blick auf die Bildleiste, um nochmal das Thema Neid anzusprechen, zusammengerechnet haben die in den Bildern gezeigten Scooter einen Wert von über 50.000 €, durchschnittlich hat so jeder abgebildete User 6.000 € ausgegeben, um seinen Tauchgängen sportlich, technisch oder freitauchend einen erweiterten Spielraum zu geben. Allein mit dem Blick auf überlaufene Tauchplätze, die durch den Einstieg vieler (meist unvollkommen ausgebildeter) Taucher im weiten Umfeld mäßige bis schlechte Sicht bieten, ist man mit einem Scooter schon nach einer Minute in einem davon unberührtem Bereich. Kein Mehrwert? Klar, kann man neidisch sein, wenn es einmal so gesehen wird.
Wir haben uns zu dem Thema mal umgehört und Feedback eingefangen. Und da bleiben wir bei den Posern hängen, die sonst illegale Straßenrennen mit ihren aufgebohrten automobilen Altlasten zur Aufmerksamkeit benötigen. Davon ist sicher der eine oder andere Taucher auch nicht ausgenommen. „Schau mal, was ich habe, mir leisten kann“. Die Scooter – Poser haben aber den Scooter gar nicht im eigenen Besitz. Er wurde ihnen geliehen. „Hier, probier mal aus“. Und ab geht die spätpubertäre Phase unter Wasser, die uns nun so viel Ärger bereitet.
Und das soll nun wirklich den Scooter verdammen, die Taucher*innen mit Scooter stigmatisieren? Keinesfalls mit unserer Unterstützung.
Der * im Text soll klar machen, dass es auch sehr viele Taucherinnen gibt, die einen Scooter sinnvoll einsetzen.
Michael Goldschmidt
Mein besonderer Dank geht an Patrizia und Petra als Taucherin im Bild mit verschiedenen Scootern