Testbericht – Scubapro Tauchcomputer Mantis 2

Scubapro Tauchcomputer MANTIS 2

Mit dem Uhrencomputer Mantis M2 hat Scubapro einen Uhrencomputer realisiert, dessen Leistungsumfang sonst in weit größeren und nicht alltagstauglichen Gerätedimensionen angeboten wird. Damit reklamiert der M2 am Markt eine Sonderstellung und im Zusammenspiel der einzigartigen Einbeziehung von Puls- und Hauttemperaturdaten in die Dekompressionsberechnung ist er ebenso außergewöhnlich wie sein „kleiner Bruder“ Mantis (M1). In vielem gleichen sich die beiden Modelle, neu sind die Luftintegration mit bis zu drei Sendern und die Kompassfunktion. Wir haben den Scubapro Tauchcomputer Mantis 2 genauer unter die Lupe genommen.

Der M2 schwimmt preislich mit Sender und Brustgurt im oberen Bereich der Angebote, die ambitionierte Sporttaucher und moderate Tektaucher bedienen. Ausgeliefert in einer stabilen Kunststoffbox hat man einen wertigen Eindruck. Da lediglich der Brustgurt in Tauchpausen ein geschütztes Plätzchen benötigt, der Uhrencomputer seiner Idee folgend ständig am Arm getragen wird und der Sender an der 1. Stufe montiert verbleibt, hat man das Innere der Box spartanisch kahl gehalten, ohne stoßabsorbierende Schaumstoffauskleidung.
Nicht ganz einfach gestaltete sich das Paaren von Sender und M2, da die beigelegte, äußerst klein gedruckte Kurzanleitung nicht zum Mantis 2 passt und in der auf CD mitgelieferten Langversion die Beschreibung, wie man zum Paarungsmodus gelangt, nicht eindeutig ist.
Das hat die Redaktion bereits mit dem Deutschlandvertrieb besprochen und wir gehen davon aus, dass hier entsprechende Korrekturen vorgenommen werden. Bei Scubapro verweist man auch auf die im Netz veröffentlichten YouTube Videos. Hier sehen Sie das Paaren von Computer und Sender bestens beschrieben: https://www.youtube.com/watch?v=pFZE_ajIqCU

Human Factor Diving™ ist das Schlüsselwort, mit dem man die einzigartige Einbeziehung der Hauttemperatur über den Herzfrequenzsensor in das Sättigungsprofil zum Ausdruck bringt. Je ausgekühlter der Körper, desto langsamer baut sich der Stickstoff ab. Bei Verwendung des Sensors wird unter Berücksichtigung der Belastungs- und Temperaturdaten ein persönliches Entsättigungsprofil berechnet, was den Verlauf eines Tauchgangs noch sicherer macht. Konsequenter kann das Risiko von Mikroblasen zurzeit nicht minimiert werden. Natürlich kann man den Mikroblasenindex manuell einstellen, dafür stehen 5 Stufen zur Wahl, den Stickstoffabbau konservativer zu berechnen. Werkseitig ist die Stufe drei voreingestellt.
Tiefenstopps werden – so das Feature aktiviert ist – dynamisch in Abhängigkeit vom Tauchprofil angezeigt. So ist der M2 mit seinen Berechnungen wirklich 1:1 in den tatsächlichen Verlauf eines Tauchgangs eingebunden.
Dass der kleine Kerl auch vor anspruchsvollen Tauchgängen nicht zurückschreckt, zeigt schon die Möglichkeit, drei unterschiedliche Nitroxmischungen bis100% Sauerstoff berechnen zu können. Bei Gemischen bis 79% Sauerstoffanteil kann der Partialdruck zwischen 1 und 1,6 bar eingestellt werden. Ab 80% Sauerstoffanteil rechnet die Software automatisch mit 1,6 bar Partialdruck. Die Sauerstoffsättigung wird angezeigt, beim Überschreiten gibt es eine Alarmmeldung.
Wird mit mehreren Gasen getaucht, werden Dekostufen und Zeit unter Annahme der korrekten Gaswechsel vorausberechnet. Wird ein Gaswechsel verspätet ausgeführt, also in einer geringeren Tiefe als eigentlich möglich, beziehungsweise ausgelassen, reagiert der Mantis sofort mit einer angepassten Berechnung.
Bis zu drei Sender können mit dem M2 zur Übertragung der Flaschendruckdaten gekoppelt werden. Neben der Anzeige des Flaschendrucks wird auch die verbleibende Grundzeit berechnet. Dabei fließt die Aufstiegszeit unter Berücksichtigung von Dekostopps in die Berechnung mit ein. Der voreingestellte Reservedruck bleibt natürlich unangetastet.
Für Taucher mit Kreislaufgeräten ist der M2 im Rebreathermodus verwendbar, bei denen fest eingestellte PPO2 dem Tauchgang zugrunde gelegt werden.
Bergseelevel berechnet der Mantis dank der dauerhaft aktiven Barometerfunktion automatisch. Dabei werden auch Zeiten zur Anpassung auf die Bergseehöhe im Rechenmodell berücksichtigt. Ist man noch nicht adaptiert, sprich es ist noch ein höherer Stickstoffanteil im Blut als auf dem Level normal wäre, wird ein Tauchgang als Wiederholungstauchgang berechnet. Safety first. Außerdem gibt es Warnungen, verändert man nach einem Tauchgang das Höhenlevel signifikant, was zu einer Dekompressionserkrankung führen könnte. Ab 4000 Meter wird keine Dekoberechnung angeboten, dann schaltet der M2 in den Gauge Modus und zeigt nur noch Tiefe und verstrichene Tauchzeit an.
Der Freitauchmodus bietet alle wichtigen Funktionen Aktivitäten zu organisieren und Daten aufzuzeichnen. Die Daten werden im Abstand von 0,25 Sekunden erfasst und in Schritten von 1 Sekunde im Logbuch gespeichert. Deshalb fasst das Apnoe Logbuch im M2 maximal 10 Stunden. Im Tauchmodus ist das Aufzeichnungsintervall 4 Sekunden, was entsprechend weniger Speicherplatz bedarf und daher mehr Aktivitäten im Logbuch festhält.
Interessant ist das Feature, einen Apnoetauchgang schon ab der Oberfläche durch Tastendruck manuell zu starten. Normalerweise aktiviert sich der Apnoerechner automatisch ab 80 Zentimeter Tiefe. Diese Funktion kommt bei statischer Apnoe zum Tragen, so kann man selbst den Messvorgang auslösen, ohne in die Uhrenfunktion wechseln zu müssen.
Je nach den Aktivitäten im Apnoemodus wird der M2 für anschließende Gerätetauchgänge gesperrt. Gingen die Tauchgänge bis maximal 5 Meter, muss man 12 Stunden warten, gingen sie tiefer, müssen 24 Stunden bis zum nächsten Gerätetauchgang verstreichen.
Eine automatische Sperre von 24 Stunden gibt es auch nach dem Einsatz im Gauge (Tiefenmesser-) Modus, möchte man den Mantis als Tauchgangrechner einsetzen.
Es gibt ein Hintertürchen, das man aber nicht für sich selber anwenden sollte, sind keine verlässlichen Restsättigungsdaten verfügbar. Der Sättigungsspeicher kann gelöscht werden, wodurch der Mantis anderen Tauchern zur Verfügung steht, das ist besonders für Tauchschulen interessant.
Neu ist im M2 auch die Kompassfunktion, die nicht nur unter Wasser die Orientierung erleichtert, sondern auch im Outdooreinsatz neben der Barometerfunktion (Höhenmesser) sinnvoll verwendbar ist.

Der Schwimmmodus ist durchaus interessant, kann aber nicht an die Perfektion von speziellen Sportcomputern anschließen. Es muss manuell eingestellt werden, wie weit der Arm mit dem M“ bewegt wird, damit dies als Schwimmzug erkannt wird und die Strecke, die man mit einem Schwimmzug zurücklegt. Das realitätsnah festzulegen ist nicht ganz einfach. Hat man schon einen speziellen Schwimmcomputer verwendet, kann man zumindest die durchschnittliche Strecke, die man unter normalen Umständen pro Armzug zurücklegt, dort auswerten und in den M2 übertragen.
Als Ergebnis bekommt man die zurückgelegte Strecke und Zeit angezeigt. Es werden also keine Bahnen gezählt. So kann man den M2 auch im Freiwasser als Schwimmcomputer verwenden.

Und für das tägliche Leben ist natürlich der Uhrmodus, der in allen Modi an erster Stelle steht, von Bedeutung. Es werden natürlich Datum und Uhrzeit angezeigt, eine Einbeziehung der UTC Zeit von Greenwich ist möglich, es steht ein Timer und eine Stoppuhr zur Verfügung, sie können sich wecken lassen, die Meereshöhe und die Temperatur anzeigen lassen.

Alle Logbuchdaten können über ein optionales Auslesegerät mit USB Anschluss auf einen PC oder MAC übertragen werden. Dafür bietet Scubapro die Software LogTRAK an, die kostenlos mit dem M2 ausgeliefert wird bzw. von der Website des Herstellers geladen werden kann. So können Sie ein umfangreiches Logbuch anlegen und sämtliche Daten, die im M2 aufgezeichnet wurden, in den entsprechenden Intervallschritten ansehen – grafisch und tabellarisch. Jeder Tauchgang bzw. jede Apnoesession ist mit einer Reihe von persönlichen Daten zu versehen und auch die Anzeige des Tauchplatzes in einer Karte ist möglich. Unter Windows funktioniert LogTRAK zum Testzeitpunkt bis Win 10.

Technik

Der eigentliche Computer ist in ein hochwertiges Edelstahlgehäuse mit gebürsteter Oberfläche verpackt. Vier Drucktasten steuern Magnetkontakte, so dass es keine abzudichtenden Bohrungen gibt. Das LC Display ist hoch aufgelöst und generiert einwandfrei ablesbare tauchgangrelevante Daten. Die zu den aktuell generierten Daten angezeigten Hinweise (Tiefe, Zeit usw.) sind allerdings so klein, dass sie kaum spontan erkennbar sind. Vor dem Display, Durchmesser 30 Millimeter, ist ein Mineralglas eingesetzt, das nicht gleich jeden Kratzer mit einer sichtbaren Narbe quittiert. Die maximale Einsatztiefe liegt bei 120 Metern. Die Batterie kann vom User ausgetauscht werden und hat einen Aktivitätszeitraum von 2 Jahren oder 300 Tauchgängen. Das Armband ist aus Kunststoff, eine Verlängerung für den Einsatz mit Trockentauchanzug liegt bei. Die maximale Einsatztiefe des Brustgurts zur Übertragung von Hauttemperatur und Herzfrequenz liegt bei 60 Meter.

Einsatz

Wie intuitiv kann ein Tauchcomputer für einen „klassischen“ Tauchgang vorbereitet werden? Die Probleme beim Procedere des Paarens mit dem Sender sind schon angesprochen und werden sicher behoben.
Nimmt man sich ein paar Minuten Zeit, hat man das Bedienkonzept und die Konfiguration für einen Tauchgang mit einem Gas (Luft) schnell im Griff. Auch die Datenanbindung des Brustgurts für Herzfrequenz und Hauttemperatur bereitet keine Rätsel.
Die Kommunikation der angezeigten Daten ist tadellos, die relevanten Daten sind gut ablesbar, auch bei geneigtem Display. Das ist für Computer im Uhrenformat nicht selbstverständlich.
Auch mit dicken Handschuhen sind die Drucktasten gut bedienbar und man hat den Mantis rundum gut im Griff.

Fazit

Der Mantis ist ein ausgeklügeltes Allroundinstrument mit zusätzlichen vielen Features, die sportliche Aktivitäten messbar machen, die nichts mit dem Tauchen zu tun haben. Auch wenn es sich um einen Computer im Uhrenformat handelt, man hat nie das Gefühl, mit einem allein auf Lifestyle ausgelegten Computer ausgestattet zu sein. Ganz im Gegenteil. Im Bundle mit dem Brustgurt und dem Auslesegerät der Logbuchdaten bedient der Mantis 2 highend anspruchsvolle Sporttaucher, advanced Nitroxtaucher und CCR User, dazu Schwimmsportler und Treckingfans.

 

Fakten

Modell: Mantis 2
Typ: Uhrencomputer mit drahtloser Druckdatenübertragung
Gehäuse: seewasserfestes 316L – Edelstahl, gebürstet
Monitorglas: Kratzfestes Saphirglas
Armband: Kunststoff
Modi: Uhrzeit, Chronometer, Wecker, Tauchen (Pressluft / 3 Nitrox Gemische, bis 100% Sauerstoff), Apnoe, Gauge, Kompass, Schwimmen
Dekoberechnung: ZH-L8 ADT MB Algorithmus, 8 Gewebe
Pulsmessung / Hauttemperaturmessung: Brustgurt mit Elektrode, drahtlos
Tiefenstopps: ja
Mikroblasenberechnung: ja – manuell 5 Stufen, mit Pulsmesser automatisch
Nitrox: bis 100%
Berechenbare Gase: 3, vorausplanenden Multigas-Algorithmus
Betriebshöhe: mit Dekoberechnung bis 4000 Meter
ohne Deko-Angaben: über ca. 4000 m autom. Gauge-Modus (unbegrenzt)
Max. angezeigte Tiefe: 120 m
Auflösung von 0,8 m bis 100 m Tiefe: 0,1 m, danach 1 m
Tiefenbereich Dekoberechnungen: 0,8 bis 120 m
Höhenmesser: Numerische Anzeige über Wasser
Logbuchspeicher: 30 Stunden Gerätetauchen, 10 Stunden Apnoelogbuch
Aufzeichnung Tauchgangdaten: 4 Sekunden – Intervalle, Apnoe 0,25 Sekunden
Uhr: Zeit, Datum, Thermometer, Höhenmesser, Wecker, Stoppuhr
Datenübertragung: Integrierte IR-Schnittstelle
Betriebstemperatur: -10° bis +50°C
Beleuchtung: ja, 4 – 60 Sekunden
Stromversorgung: CR2032 Lithium
Batterie Lebensdauer: 2 Jahre oder 300 Tauchgänge
Preis mit Brustgurt und einem Sender : ca. € 779,-
Interface uvb: € 79,90
www.scubapro.com

Beitrag erstellt 9.2016

Scubapro Tauchcomputer MANTIS 2