„Wird die Internationale Walfangkommission erwachsen“, „wird der Status Quo einzementiert“ oder schreitet das Gremium „zwei Schritte zurück in die Zukunft?“. So fasst Nicolas Entrup, Delegationsleiter der Meeresschutzorganisation OceanCare, die Herausforderung der am 10. September in Florianópolis, Brasilien, beginnenden 67. Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) zusammen, jener Institution, die für die kommenden Jahre über die weltweiten Walfangaktivitäten entscheidet. OceanCare ist als IWC-Beobachterin mit drei Experten vor Ort und berichtet regelmässig über die Konferenz.
Die japanische Regierung, seit jeher Befürworterin des Walfangs, hat der IWC einen umfassenden Reformvorschlag vorgelegt. Danach soll die Vergabe von Walfangquoten für kommerzielle Zwecke in Zukunft möglich sein. Einziges Kriterium: Die Fangquoten sollen „nachhaltig“ sein. Solche Beschlüsse sollen nicht mehr eine Dreiviertelmehrheit erfordern, sondern bereits mit einfacher Mehrheit umgesetzt werden. Das seit 1986 geltende weltweite Walfangverbot würde damit gekippt.
„Kommerzieller Walfang ist nicht nachhaltig und wird es nie sein. Im Gegenteil. Die alleine im 20. Jahrhundert geschätzten 3 Millionen getöteten Wale und die kommerzielle Ausrottung zahlreicher Populationen sind Zeugnis einer fatalen Praxis, der sich langsam fortpflanzende Meeressäuger nicht standhalten“, sagt Nicolas Entrup von OceanCare.
Gastgeberland Brasilien, hält diesen Begehrlichkeiten die „Florianópolis-Deklaration“ entgegen. Die Deklaration sieht in der Walbeobachtung die einzige im 21. Jahrhundert gerechtfertigte kommerzielle Nutzung der Walbestände. Ziel der Deklaration ist die Transformation der IWC von einer Wal-FANG-Kommission in ein modernes Wal-SCHUTZgremium mit der Absicht, sämtliche Walbestände wieder auf jenes Niveau zu bringen, das vor der industriellen Bejagung in den Weltmeeren herrschte.
Hintergrundinformationen
Die Konvention zur Regulierung des Walfangs (ICRW) wurde im Jahr 1946 von 15 Staaten verhandelt und trat 1948 in Kraft. Heute zählt die das Abkommen verwaltende Internationale Walfangkommission (IWC) 88 Mitgliedsstaaten. Im Jahr 1982, nach Jahrzehnten der intensiven industriellen Bejagung weltweiter Walbestände, entschied die IWC, den kommerziellen Walfang zu verbieten. Das sogenannte Moratorium, die vielleicht grösste Errungenschaft im internationalen Artenschutz, trat 1986 in Kraft, rettete seither Hunderttausenden Walen das Leben, wird jedoch seitens Norwegens, Islands und Russlands nicht anerkannt.
OceanCare ist mit Nicolas Entrup, Thomas Schweiger und Fabienne McLellan an der IWC-Tagung in Florianópolis vertreten und berichtet regelmässig in einem Online-Blog über ihre Erfahrungen: www.oceancare.org/blog
Weiterführende Links und Informationen
IWC-Dokumente: https://iwc.int/iwc67
Florianópolis, Brasilien, 11. September 2018. Der Antrag durch Brasilien, Argentinien, Uruguay, Gabon und Südafrika, im Südatlantik ein Walschutzgebiet einzurichten, erreichte heute, am zweiten Tag der IWC-Konferenz, nicht die notwendige Dreiviertelmehrheit.
39 Mitgliedsstaaten, darunter die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und die Schweiz unterstützten das Walschutzgebiet, 3 Staaten enthielten sich der Abstimmung und 25 Länder, allen voran Island, Japan und Norwegen, lehnten die Einrichtung ab.
Der Antrag wurde im Jahr 1998 erstmals an der IWC-Tagung eingebracht und fand seither jedoch keine notwendige Mehrheit. Das Gebiet im Südatlantik wäre nach jenem im Indischen Ozean und in der Antarktis das dritte Walschutzgebiet gewesen, das von der IWC eingerichtet wird.
„Wir hoffen, dass sich die Antragsteller von dem destruktiven Abstimmverhalten einiger Staaten innerhalb der IWC nicht entmutigen lassen und mit die Umsetzung des Aktionsplanes auf regionaler Ebene beginnen“ sagt Nicolas Entrup, Sprecher der internationalen Meeresschutzorganisation OceanCare.
Im vergangenen Jahr hatte die brasilianische Regierung im Rahmen des UN-Abkommens zur Erhaltung wandernder Tierarten einen Aktionsplan eingereicht, der einstimmig angenommen wurde.
OceanCare hatte im Vorfeld in einer gemeinsamen Stellungnahme, zusammen mit zahlreichen Partnerorganisationen, die Einrichtung des Schutzgebietes unterstützt.
Nicolas Entrup