GRD: Legendärer Abenteurer, dreifacher Weltumsegler, engagierter Delfinschützer – zum 100. Geburtstag von Rollo Gebhard

Rollo Gebhard: Segellegende, Dokumentarfilmer und Delfinschützer in Personalunion

Fotocredit: ©Angelika Gebhard

Am 7. Juli 2021 wäre Rollo Gebhard 100 Jahre alt geworden. Der erste Deutsche, der zweimal einhand in einem nur 7,30 Meter langen Segelboot die Welt umrundete, zählte zu den letzten ganz großen Abenteurern und gilt als Pionier im Delfinschutz. Bis zu seinem Tod vor acht Jahren in seiner Wahlheimat am Tegernsee engagierte sich der Träger des Bundesverdienstkreuzes für bessere Lebensbedingungen der Meeressäuger und gründete 1991 die Gesellschaft zur Rettung der Delphine, GRD, die er bis zu seinem Tod 2013 leitete.

„Ich will Erfahrungen sammeln. Ich fange erst richtig zu leben an, wenn ich Schiffsplanken unter meinen Füßen fühle und wenn ich auf eigenem Kiel in die Ferne hinausfahre“, sagte Rollo Gebhard einst in einem Interview. Diese Leidenschaft gepaart mit einer hohen Risikobereitschaft machte ihn bereits zu Lebzeiten zu einer Legende. So erhielt Rollo Gebhard im Jahr 1963 nach der Überquerung des Atlantiks in einem gerade einmal 5,6 Meter großen Boot nationale wie internationale Bekanntheit. In den folgenden Jahren verstand es der Abenteurer mit seinen Fernseh-, Filmdokumentationen sowie mit seinen Büchern über seine drei Weltumsegelungen und den anschließenden Erstbefahrungen über die russischen Wasserwege Millionen von Fans in seinen Bann zu ziehen. Auch heute sind seine Bücher aufgrund ihres ebenso lebendigen wie authentischen Schreibstils noch sehr gefragt. Eine Auswahl findet sich auf der Website www.delfin-laden.de.

1991 – nach der Rückkehr von der dritten Weltumsegelung, die er zusammen mit seiner späteren Frau Angelika in einer sechsmonatigen Non-Stop-Fahrt von Australien nach Emden beendete – gründete das Paar die gemeinnützige Organisation „Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V.“ Ausschlaggebend für das intensive und langjährige Engagement für den Schutz der Ozeane waren persönliche Erfahrungen sowie das Wissen um die mafiöse, zerstörerische Hochseefischerei, mit der eine unselektive Fangmethode für Thunfisch einhergeht. Jedes Jahr kommen auf diese Weise Hunderttausende Delfine, Wale, Robben, Haie, Schildkröten und Seevögel grausam und sinnlos ums Leben. Getreu seinem Motto „Kein Weg ist zu weit, kein Ziel zu fern” brachte Rollo Gebhard in der Folge die Thunfischindustrie in Deutschland durch einen spektakulären Boykott-Aufruf an den Verhandlungstisch. Seither verpflichteten sich über 95 Prozent der deutschen Thunfisch-Importeure, keinen mit Treibnetzen oder durch Umkreisen von Delfinen mit Ringwadennetzen gefangenen Thunfisch anzubieten.

Der 100. Geburtstag von Rollo Gebhard fällt zusammen mit dem 30-jährigen Bestehen seiner Meeresschutzorganisation. Die Gesellschaft zur Rettung der Delphine ist heute weltweit tätig und hat ihre Projekte zum Schutz der Meeressäuger und ihrer Lebensräume erweitert. Neben dem zunächst recht eng formulierten Ziel – die Rettung der Delfine durch ein Verbot der Treibnetzfischerei – hat es sich der Verein seit einigen Jahren allgemein zur Aufgabe gemacht, einerseits gegen die ökologische Zerstörung der Weltmeere vorzugehen und sich andererseits für den Schutz wild lebender Delfinpopulationen einzusetzen. Als gemeinnütziger und unabhängiger Verein finanziert sich das Herzensprojekt von Rollo Gebhard durch Förderbeiträge und Spenden. Weitere Informationen unter www.delphinschutz.org

Vom Wind getrieben: Stationen im Leben des Rollo Gebhard

Die Vita von Rollo Gebhard ist geprägt von Schicksalsschlägen, Fernweh, Abenteuerlust und einer tiefen Verbundenheit zu den Delfinen: Weil er sich weigerte, die Offizierslaufbahn unter dem Regime der Nationalsozialisten einzuschlagen, erlebte der gebürtige Salzburger den Zweiten Weltkrieg als einfacher Soldat an der Ostfront. Anschließend folgten Jahre der Armut, zudem verstarb seine erste Frau in jungen Jahren und nach kurzer Ehe unerwartet an einem Gehirntumor. Dieser schmerzhafte Verlust veranlasste Rollo Gebhard zu einer völligen Wende seines Lebensplans. Im Alter von 45 Jahren beschließt er, alle Brücken hinter sich abzubrechen und das Geld fortan in Segelboote zu investieren. Das Ziel: andere Erdteile und fremde Völker kennenzulernen – und all das ausschließlich von der Kraft des Windes getrieben.

Nach den ersten zwei Alleinfahrten in kleinen Segelbooten von nur etwas mehr als fünf Metern Länge und ohne Motor wagte Rollo Gebhard 1963 eine Atlantiküberquerung von Italien nach New York, wo er von der amerikanischen Presse wie ein Held gefeiert wurde. Fortan gehört Rollo Gebhard zu den bekanntesten Abenteurern Europas, der seine weiteren Fahrten in einem nun sieben Meter langen Boot in Angriff nimmt. Von 1967 bis 1970 und 1975 bis 1979 segelte Rollo nur mit einem Sextanten als Navigationsmittel, zweimal allein um die Welt. Damit wurde sein Schiff, die „Solveig III“, zum ersten Boot, das gleich zweimal die Welt umrundete und daher seinen festen Platz im Schifffahrtsmuseum von Bremerhaven gefunden hat. 1983 startete Gebhard mit seiner späteren Ehefrau Angelika eine dritte, achtjährige Weltumseglung inklusive einer sechsmonatigen Fahrt am Stück von Australien nach Ostfriesland.

Um unabhängig zu bleiben, finanzierte Rollo Gebhard sämtliche Expeditionen mit Büchern und Filmdokumentationen selbst. Dabei war er unserer Zeit oftmals weit voraus und verschaffte sich in der Öffentlichkeit durch teils unbequeme Meinungen viel Gehör. In diesen Kontext passt seine Aussage zum Engagement für die Tiere und die Meere: “Um Hilfe können Delfine nicht rufen, aber wir können dafür sorgen, dass ihre Not nicht unbemerkt bleibt und dort Hilfe leisten, wo sie dringend gebraucht wird.”

GRD