Das Thema Apnoetauchen war von Anfang an ein redaktioneller Bestandteil unseres Magazins UnterWasserWelt. Allerdings stand hier eine mehr oder weniger professionell ausgerichtete Szene im Mittelpunkt und dabei ging es um immer wieder neue Rekorde in den unterschiedlichen Apnoe Disziplinen. Das Tauchen mit angehaltenem Atem war zunächst Spezialisten vorbehalten, deren individuell erarbeiteten Trainingsmethoden erst Jahre später in die Grundlagen der heute angebotenen Freitauchausbildungen einflossen. Mittlerweile werden von unterschiedlichen Verbänden Freediving – Kurse angeboten und es gibt vom Ausrüster Subgear spezielle Anzüge und ABC – Ausrüstung für Freitaucher. Es wurde also Zeit unsere eigene Neugier auf das „richtige“ Freediving zu befriedigen. Der Ausbildungsverband SSI und das Label Subgear unterstützten unseren Wunsch und so gingen wir zu zweit, denn Freitauchen ist immer nur mit Buddy zu machen, auf atemlose Tauchstation.
Angefangen hatte unsere Idee eigentlich dort, wo viele mit angehaltenem Atem experimentieren. Wir kennen ja die Bilder von Kids oder auch Erwachsenen mit dicken Backen und zugehaltener Nase ein paar Zentimeter unter der Oberfläche, die schon nach kurzer Zeit prustend auftauchen und nach einigen Selbstversuchen die Aufnahmeprüfung ins Kader der Perlentaucher nicht weiter anstreben.
Für meinen Buddy und mich kam der Reiz des Freitauchens durch ein Fotoshooting unter Wasser im Außenbecken eines Freizeitbads. Dort wollte ich ungewöhnliche Modelaufnahmen machen im Ambiente von Edelstahl und teils farbigen LED – Strahlern. Ohne große Atemübungen gemacht zu haben, ohne dem Know How, das wir heute haben, wurden bei verschiedenen Shootings mehrere Tausend Fotos und etliche Blasenringe produziert. Dabei war bei den drei Models unabhängig zu beobachten, dass die Zeit, die sie mit angehaltenem Atem unter Wasser verbrachten, bald schon an der Grenze von 90 Sekunden und mehr kratzte. Natürlich war ich als Fotograf genau so lang mit angehaltenem Atem unter Wasser, so richtig an meine Grenzen gekommen zu sein, spürte ich jedoch kaum. Es kam sogar so weit, dass uns besorgte Badegäste vom Grund des Beckens hochziehen wollten, weil sie annahmen, wir lägen leblos auf dem Boden.
Aufbauend auf diese Apnoe – Fotoproduktionen stand fest, das Thema redaktionell zu bearbeiten und selbst zu erfahren, wie es sich anfühlt weiter, länger, tiefer ohne technische Hilfsmittel unter Wasser zu bleiben. Dabei standen uns unterstützend in erster Linie der Ausbildungsverband SSI und der Ausrüster Subgear zur Seite, Mares, Cressi und Oceanic / AERIS brachten noch Apnoecomputer, Flossen und Anzüge mit ein.
Erste Schritte
Eigentlich war es anfangs nicht sehr schwer, meiner Buddy, die eine Reihe unserer Produktionen begleitet hatte und gerne mal 60 Meter im Display ihres Galileo Tauchcomputers angezeigt sieht, das Thema schmackhaft zu machen. Kaum von Subgear mit Anzug und Apnoe – ABC ausgestattet ging es für erste atemlose Wasserkontakte ins Indoor – Tauchcenter, Beckentiefe 4 Meter. Da hatte ich im Verlauf meiner CMAS Tauchausbildung schon bodenlose 5 Meter unter mir gehabt, die im ausführlichen Schnorchelteil des Kurses bei einer Reihe von Übungen erreicht werden mussten. Und klar, beim Schnorcheln im See oder Meer versuchte ich immer wieder auszuloten, wie der Grund aus nächster Nähe aussieht.
Von da her war ich überrascht, dass meine Buddy, dekoriert mit diversen PADI Brevets und dem besonders wichtigen Solodiver – Brevet eines anderen Verbands, noch nie ohne Luft auf dem Rücken sich in abenteuerlichen 4 Metern Tiefe wiedergefunden haben sollte.
Mit Hilfe des bis zu diesem Zeitpunkt nur in englisch verfügbaren SSI Lehrbuchs war zunächst der mentale Punkt des Freitauchens deutlich gemacht worden, der Kopf steht im Weg. Der Kopf signalisiert, dass das, was man hier macht, bedrohlich sein könnte. Da hilft auch nicht das theoretische Wissen um den Tauchreflex, der die Herzfrequenz sauerstoffsparend herabsetzt und andere physiologische Hintergründe. Man muss sich einfach darauf einlassen, den „Kopf“ abschalten und locker werden, entspannt an etwas Schönes denken. Der falsche Weg ist ganz klar, alles über den Kopf abwickeln zu wollen. Meine Buddy ist eine IT – Frau, nur der Kopf zählt und sie geht in das erste Ausprobieren des Freitauchequipments mit ihrem Galileo Tauchcomputer inklusive Herzfrequenzsensor. Am Beckenrand ist vor dem Abtauchen ein Puls von über 100 angezeigt. Von Entspannung keine Spur. Der Puls geht auch nicht herunter, nur, weil es logisch gewollt wird.
Freediving hat viel mit positiver Emotion zu tun, nichts mit kühler Logik. Man muss sich auf das Element einlassen können und wollen, aus dem man evolutionär abstammt und in dem man die ersten 9 Monate seines Lebens verbrachte.
In einem frühen Stadium der Geschichte scheiden sich die Wege des ersten Apnoe – Buddyteams der Redaktion. Zwei weitere Poolsessions machen klar, dass die Begleiterin eine vom Lehrbuch deutlich abweichende Herangehensweise ohne Buddyteam durchsetzen will, ein “no go” beim Freitauchen.
Zweite Schritte
Mit Tamara wird ein neues Apnoeteam gebildet und hier bekommt die Story richtig Schwung, nachdem ich bei einem Event im Monte Mare in Rheinbach ein kleines Freediving – Einstiegsseminar mit Christian Redl, dem bekannten österreichischen Freitaucher, besucht hatte. “Jeder Mensch kann mindestens zwei Minuten die Luft anhalten und 15 Meter tief tauchen.” Mit diesem Satz bringt uns Christian in Stimmung.
An erster Stelle steht beim Freitauchen die richtige Atemtechnik, wobei auch Yogagrundlagen angewandt werden. Es ist erstaunlich und sofort deutlich spürbar, wie sich unter Anleitung von Christian die Lunge in drei Schritten maximal füllen lässt. Der kleine Kreis der Kursteilnehmer zeigt anschließend im Becken, dass die Fähigkeit die Luft anzuhalten um bis zu 100% gesteigert werden konnte. Ein wenig bin ich da außer Konkurrenz, denn ich hatte ja bereits in den Wochen zuvor geübt und so sind meine gut zwei Minuten fast ein bisschen unfair.
Richtig Laune macht dann das Tieftauchen. Im Monte Mare ist ein Becken mit 10 Meter Tiefe speziell für Taucher eingerichtet. Mit professionell gefüllter Lunge gehts zum Grund, vorbei an einigen Tauchschülern, die in 5 Metern ihre Kreise ziehen, noch etwas angstvoll den Regler mit der Hand festhalten und mit großen Augen verfolgen, was die Menschen mit den langen Flossen an den Füßen und ohne Flasche auf dem Rücken da ganz locker alles so treiben.
Der bekannte UW-Fotograf Gerald Nowak ist zufällig auch vor Ort und macht – natürlich freitauchend – die Erinnerungsfotos.
In einem Gespräch mit Christian kommt wieder eines unserer gemeinsamen Themen auf den Tisch, das Anliegen, den vielen Schnorchlern, die nach dem Kauf einer ABC – Ausrüstung ohne kompetente Anleitung allein gelassen werden, weiterzuhelfen. Wir wissen aus unzähligen eigenen Beobachtungen, was an den Stränden häufig abläuft. Viele Badegäste haben eine ABC – Ausrüstung dabei, die aber kaum zum Einsatz kommt, weil die Maske laufend beschlägt, die Flossen nicht richtig bewegt werden, das Abtauchen nicht beherrscht wird und die Luft viel zu schnell ausgeht. Jeder Schnorchler ist ein Apnoetaucher, dem sich nach ein, zwei Stunden Anleitung ein völlig neues Erlebnisspektrum entfalten würde. Dies ist uns bewusst, hier müsste ein Weg gefunden werden die Freitauchgrundlagen in der Breite zu vermitteln. Und ganz wichtig, wie Christian richtig sagt, man muss das Wort Apnoetauchen, das emotional für viele eher Berührungsängste denn positive Neugier weckt, mit Freediving oder Freitauchen ersetzen. Das klingt nicht so martialisch und damit kann sich ein Schnorchler eher identifizieren.
Mit dem Knowhow aus Christian Redls sehr gut gestaltetem kleinen Seminar kann ich ein paar Tage später mit Tamara die erste Apnoe – Poolsession machen.
Die Ausrüstung
Weil das Label Subgear als erstes auf das steigende Interesse am Freitauchen mit einer eigenen Ausrüstungslinie reagierte, ist es der ideale Partner für unsere Freediving – Reportage. Beim Hersteller legt man großen Wert auf eine Produktlinie, die Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen gut bedient.
Anzug Apnea 1
Besonders gelungen ist der Anzug Apnea 1, den es im Schnitt für Damen und Herren gibt. Dieser Freitauchoverall aus äußerst dehnfähigem Smooth Skin Neopren (5/4 Millimeter) hat einige Features, die die besonderen Ansprüche beim Apnoetauchen berücksichtigen. Damit Tauchsessions auch im kühlen Freiwasser länger Freude machen, muss ein Apnoeanzug eng am Körper anliegen, damit so gut wie kein Wasseraustausch stattfinden kann. Gleichzeitig soll das Material im Brustbereich weich und flexibel sein, damit die Atmung nicht erschwert wird. Auch im Armansatz ist erhöhte Bewegungsfreiheit gefragt. Um das An- und Ausziehen zu vereinfachen, hat man für den Apnea 1 im Gegensatz zu typischen Freitauchanzügen, wie sie etwa bei der Unterwasserjagd getragen werden, innen eine weiche Nylonkaschierung gewählt. So ist das Anziehen ein Kinderspiel. Andere Anzüge haben innen eine Glatthautoberfläche, wodurch der Anzug wie eine zweite Haut sitzt, aber ohne Hilfsmittel wie Seifenwasser oder spezieller Gleitmittel, wie sie bei Triathlon – Anzügen verwendet werden, hat man kaum eine Chance, so ein Teil anzuziehen.
Die Glatthaut hat der Apnea 1 außen. Das hat zwei Vorteile. Im und unter Wasser gleitet man besser und nach dem Tauchen ist der Anzug oberflächlich in wenigen Minuten trocken. Es entsteht keine Kältebrücke, wie bei nylonkaschiertem Material. In der Pause am Ufer oder auf einer Trainingsplattform kühlt man selbst bei Wind nicht aus und die Sonne kann rasch zur Erwärmung beitragen. Der schräg über den Rücken laufende Reißverschluss kann auch ohne fremde Hilfe zugezogen werden. Im Lendenbereich ist eine Nylonverstärkung eingearbeitet, damit an dieser Stelle der Bleigurt besser sitzt und die Glatthaut nicht verletzt werden kann. Stretch – Einsätze in den Achseln ermöglichen uneingeschränkte Bewegungsradien der Arme. Zur Ergänzung bietet Subgaer eine Glatthaut – Kopfhaube an, die mit einem langen Hals- und Schulteransatz beste Isolierung des bietet und am Kragen zuverlässig abdichtet. (Preis ca € 209,-)
Flossen STREAM / STREAM PRO
Apnoeflossen unterscheiden sich schon optisch von den Modellen, die beim Gerätetauchen oder Schnorcheln verwendet werden. Sie haben ein deutlich längeres Blatt, das in einem geschlossenen Fußteil endet, in dem man die Füße auch mit wärmenden Neoprensocken unterbringt. Die langen Flossenblätter erzeugen einen enormen Schub, der sich harmonisch zum langen Beinschlag aufbaut und den Freitaucher kraft – sprich luftsparend voranbringt. Der Wirkungsgrad ist höher, als bei den Geräteflossen, deren konstruktive Merkmale auf den Antrieb eines Tauchers mit zusätzlicher Ausrüstung abgestimmt sind. Das Flossenblatt ist meist aus Kunststoff, im höherwertigen Bereich auch aus Carbon gefertigt und in unterschiedlichen Härtegraden, Formen oder Längen zu ordern. Das ist aber etwas für Spezialisten. Wir stehen ja noch am Anfang.
Wie uns schon die Freitaucherin Anna von Boetticher im Interview bestätigte, sie war auch an der Konzeption des Subgear Apnoe – Equipments beteiligt, werden hier auch Frauen bzw. Sportler bedient, die nicht auf großem Fuß leben. Lange war das typische Freitauchen eher eine Männerdomaine, das hat sich aktuell gewandelt, nur hatten die Hersteller nicht zeitgleich mit dem Angebot kleinerer Fußteile reagiert.
Als Einsteigerflosse sieht man bei Subgear die STREAM, einer komplett aus Vollgummi gefertigte Flosse. Dem Einsteiger – Anspruch wird man mit einem nicht zu harten Blatt gerecht und das hohe Eigengewicht erleichtert das Abtauchen. Je nach Größe variiert die Länge des Flossenblatts von 44 bis 47 Zentimeter. (Preis ca. € 65,-)
Die STREAM PRO eignet sich natürlich auch für ambitionierte Einsteiger und gibt es in Größen von 38 bis 47. Das Kunststoffblatt (hochwertiger Mix aus PP und TPR) ist mittelhart und sorgt für einen effizienten Flossenschlag. Das 61 Zentimeter lange Flossenblatt sorgt für hohen Vortrieb. Beste Kraftübertragung garantiert die spezielle Verbindung des anatomisch geformten Fußteils mit dem Blatt. (Preis ca. € 65,-)
Um auch im kühlen Freiwasser keine kalten Füße zu bekommen, sind Neoprensocken unbedingt empfehlenswert, etwa die Comfort Soxx von Subgear.
Für Spezialisten vorbehalten bleiben die im Apnoe – Wettkampf oft gesehenen Monoflossen. Der Tragekomfort ist nicht vergleichbar mit einem Flossenpaar, die damit erzielbare Leistungssteigerung rechtfertigt aber für viele Blut, Schweiß und Tränen beim Einsatz. Es gibt diese Flossen “von der Stange” oder als Einzelanfertigung. Preislich sind die professionellen Varianten weit oberhalb klassischer Apnoeflossen angesiedelt.
Maske und Schnorchel
Masken für die Verwendung beim Freitauchen sollen ein möglichst geringes Volumen haben, um den Druckausgleich im Inneren schnell herstellen zu können. Ein dunkler Maskenkörper ist von Vorteil, dann ist die Sicht klarer weil frei von Reflexen. Der Nasenerker muss auch mit Handschuhen gut greifbar sein, damit in jeder Situation der Druckausgleich am Trommelfell durchführbar ist. Wir haben die farblich auf die Subgear – Apnoelinie abgestimmte Maske STEEL im Einsatz. Die Passform des schwarzen Silikonkörpers bedient viele Gesichtsformen. (Preis ca. € 59,-)
Der Schnorchel APNEA ist komplett aus Silikon, sehr flexibel und ohne jedes Ventil. Diese einfache jedoch zweckmäßige Bauweise genügt den Ansprüchen des Freitauchens voll und ganz. Ohne Schnorchel geht es nicht, denn nur so kann man auf dem Wasser liegend die Ruhepausen zwischen den Tauchgängen bequem verbringen, zum Tauchplatz schwimmen oder den Partner beim Strecken- bzw. Tieftauchen von oben beobachten. (Preis ca. € 12,90)
Apnoe – Boje
Die Boje erfüllt zwei Aufgaben, zum einen markiert sie den Tauchplatz und macht die Sportler sichtbar für Surfer oder Boote, zum anderen kann man sich an ihr während der Oberflächenpause entspannt festhalten. Die internationale Taucherflagge auf dem 85 Zentimeter langen Luftkörper dient als eindeutiges Signal. Ausgestattet mit 5 D-Ringen und drei Griffen kann sie auch zwei Taucher bedienen. Mittlerweile gibt es sogar eigene Reglements fürs das Freitauchen wie in Kroatien, dort muss jeder Apnoetaucher eine eigene Boje mitführen. (Preis ca. € 59,-)
Bleisysteme und Gurt
Noch hat Subgear keinen speziellen Bleigurt für Freitaucher im Sortiment. Diesen bekommt man in gut sortierten Tauchshops. Weit verbreitet sind Gürtel aus Gummi. Diese haben den Vorteil, dass sie auch auf Tiefe immer sitzen ohne zu verrutschen, wenn der Anzug komprimiert wird. Es gibt Versionen mit Klemmschnalle (Cressi) oder mit klassischer Gürtelschnalle.
Beim Blei steht im Vordergrund schnell einzelne Gewichtsstücke anbringen oder abnehmen zu können. Wie wir später lernen werden, wird für das Tieftauchen nur die Hälfte der Bleimenge aufgelegt, wie beim Streckentauchen. Weil man die Anpassung der Bleimenge oft im Wasser vornimmt und das Abnehmen des Gurts und Auffädeln klassischer Bleistücke doch etwas mühevoll ist, vor allem auch bei Gummigurten, gibt es Bleisysteme, die auf den Gurt gesteckt und mit einer Klammer oder Klemmvorrichtung arretiert werden. Hier verwenden wir das Klemmblei von Mares. (Preis ca. € 20,- pro Kilo)
Um beim Streckentauchen eine idelae Körperlage zu erreichen, benutzen Freitaucher Halsbleisysteme. Im Internet findet man unter diesem Stichwort einige Anleitungen zum Selberbau aus Fahrradschläuchen und Bleischrot, eleganter geht es mit fertigen Lösungen, bei denen Nylonschläuche mit Klettverschlüssen individuell mit bis zu 3 Kilo vernickelter Bleikügelchen befüllt werden. (Preis inkl. 1 kg Blei € 19,90 bei www.simones-hammerladen.de )
Tasche
Weil die Länge der Flossen die Taschengröße bestimmt, kommt man mit einer normalen Hülle, wie sie fürs Gerätetauchen reichen würde, nicht aus. Subgear hat dafür den WR Multi Bag im Angebot. Die Tasche ist 100% wasserdicht, hat ein Volumen von 144 Litern und eine verschließbare Öffnung, über die das angesammelte Wasser abgelassen werden kann. (Preis ca. € 79,-)
Apnoecomputer
Zur Zeit- und Tiefenmessung gibt es besondere Apnoecomputer. Da bei normalen Tauchcomputern die Messintervalle zu träge sind, um einen Apnoeabstieg zu dokumentieren, sind diese für das Freitauchen ungeeignet. Apnoecomputer zeichnen in Sekundenschritten auf und weisen jedem Strecken- oder Tieftauchgang einen eigenen Logbucheintrag zu. Es wird die Zeitdauer der Oberflächenphasen angezeigt und es können Zeit- und Tiefenalarme gesetzt werden. Wir haben drei gängige Geräte im Uhrenformat getestet und in einem eigenen Beitrag vorgestellt. Die Apnoefähigkeit des Galileo von Scubapro haben wir bereits zu Beginn dieser Reportage erwähnt. (Testreports zu Apnoecomputern im Bereich Ausrüstung dieses Magazins)
Training im Pool
Im Grunde verteilt sich das Training auf zwei Locations, für Streckentauchen und statische Apnoe (Zeittauchen) im Pool, für das Tieftauchen geht man ins Freiwasser. Oder man hat das Glück im Einzugsgebiet des Indoor – Tauchcenters Dive4Life in Siegburg zu wohnen, dann kann man alle Disziplinen im 20 Meter tiefen Becken trainieren. In den Genuss kamen wir später noch im Rahmen unserer SSI – Freediving Ausbildung.
Mit einer Menge Praxistipps von Christian Redl im Kopf ging es zusammen mit Tamara zu den ersten Pooleinheiten. Erst einmal wird die Atemtechnik erklärt, das in den Bauch atmen, dann in die Seiten und erst zuletzt in den oberen Lungenbereich. Im Grunde atmen wir alle falsch und nur in den oberen Bereich, lassen so einen Großteil der Lungenkapazität ungenutzt. Einige Dehnungsübungen kommen hinzu, um den Brustkorb elastischer zu machen. Dann geht’s ins Wasser. Wir beginnen mit dem Zeittauchen, der statischen Apnoe. Ich liege mit dem Gesicht nach oben im Wasser und atme wie gelernt in den Bauch. Man soll doppelt so lange ausatmen, wie einatmen, das entspannt und kommt dem Tauchreflex entgegen, der die Herzfrequenz herunterfährt, wenn das Gesicht ins Wasser eintaucht. Das funktioniert aber nicht, wenn man aufgeregt ist, daher entspannt atmen, zur Ruhe kommen. Tamara sichert mich, damit ich im Becken nicht davontreibe. Nach drei schnelleren, tiefen Atemzügen halte ich die Luft an und drehe mich mit dem Gesicht nach unten. Mein Buddy überwacht das Zeittauchen ständig. In unregelmäßigen Abständen tippt sie mich an und erwartet mein OK. Unregelmäßig soll die Kontrolle deshalb sein, dass man völlig losgelöst vom Zeitgefühl den Atem anhält und nicht schon in Halbminutenschritten mitzählt. Während ich die Luft anhalte, suche ich mir in Gedanken schöne Situationen, die mich entspannen. Und als der Atemreiz einsetzt, der lange bevor wirklich Sauerstoffmangel auftritt spürbar wird, denke ich an Christians Tipps. “Lass die Daumen um sich herumkreisen, berühre erst unter Wasser den Beckenrand und taste mit den Händen nach oben. Du wirst sehen, wieviel Zeit Du mit diesen Spielchen noch unter Wasser dazugewinnst.” Ich halte mich dran und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Etwas über zwei Minuten, quasi aus dem Stand. Und eigentlich hatte ich zu früh aufgegeben. Pro Übungseinheit machen wir abwechselnd drei statische Tauchgänge. Und die Ergebnisse können sich für Anfänger sehen lassen. Die Marke von zwei Minuten wird bald locker übersprungen, die drei Minuten kommen in Reichweite.
Beim Streckentauchen komme ich zuletzt auf 60 Meter, Tamara ist immer im ähnlichen Leistungsrahmen dabei und es macht richtig Spaß. Man hat das Gefühl wirklich Sport gemacht zu haben.
Erstes Freiwasser
Am 1. Mai wollen wir das neue Subgear – Equipment in einem glasklaren aber auch kalten See testen und Fotos machen. Dazu haben wir den Lechausee bei Reutte in Tirol ausgesucht. Die dafür nötige Tauchgenehmigung besorgen wir uns ein paar Kilometer weiter im Planseecamp.
Das Wetter ist genial, Sonne, blauer Himmel und bis auf ein paar Gerätetaucher ist niemand vor Ort. Wir können hier keine Tiefenrekorde aufstellen, der See ist maximal 6 Meter tief, aber die brillante Sicht von mehr als 40 Metern macht Laune. Mit meinem großen Fotosystem mit zwei Blitzgeräten bin ich für das Freediving nicht wirklich gut ausgerüstet. Aber es ist eine Herausforderung, die ich annehme. Tamara hat sichtlich Spaß und im knapp 15°C kühlen Wasser entwickelt sich eine richtig gute Fotosession. Fast eine Stunde sind wir im Wasser, bis wir die erste Pause einlegen. Die Anzüge wärmen phantastisch, das hätten wir uns gar nicht so vorgestellt. Während der Sonnenpause überlege ich mir ein Motiv, auf das ich Tamara einstimme. Sie soll in die auf der Wasseroberfläche sichtbare Sonne hinauftauchen. Um das Bild umzusetzen, muss ich aber auf ein Tauchgerät zurückgreifen. Damit der Subgear – Anzug, genauer dessen Glatthautoberfläche nicht mit Equipment zu strapazieren, für das er nicht konzipiert ist, ziehe ich einen Apnoe – Zweiteiler von Cressi an, den wir als Vergleichsmodell testen. Das Anziehen ist schon eine andere Hausnummer, weil die Glatthaut innen ist und ich kein Gleitmittel dabei habe. Einmal am Body, sitzt die zweite Haut aus Italien einwandfrei. Als Flossen wähle ich die Cressi Gara Modular, ein Apnoemodell ähnlich der STREAM PRO von Subgear.
Ein guter Freund aus der Tauchszene hatte mir vor einiger Zeit erzählt, dass er in einem zweiteiligen Apnoeanzug im winterlichen Mittelmeer beim Gerätetauchen wärmer unterwegs gewesen sei, als mit einem guten Halbtrockenen. Diese Erfahrung kann ich nun durchaus teilen.
Insgesamt sind wir an diesem Tag mit kurzen Pausen dazwischen über 2,5 Stunden im Wasser. Das Taucherlebnis war intensiver und sportlicher als mit Gerät. Richtig zufrieden geht es am Spätnachmittag zurück in die Redaktion.
Zweites Freiwasser
Für ein Training am späten Nachmittag fahren wir ein paar Tage später an unseren Haussee bei Kufstein. Eigentlich hatten wir keinen richtigen Plan und zunächst entscheiden wir uns für das Streckentauchen. Im menschenleeren Freibadareal ist keine Kollisionen mit anderen Gästen im Wasser zu befürchten, also ideale Bedingungen. Bald schon rücke ich vom ursprünglichen Plan ab und tauchte in die Tiefe. Ich erreiche mir bestens bekannte Punkte, die ich seit vielen Jahren nur aus der Sicht eines Gerätetauchers kannte. Das fasziniert mich. Und das erste Mal spüre ich, wie mir das Freediving als Gerätetaucher auch Sicherheit vermittelt. Es ist emotional keine große Sache mehr im Falle eines Falles auch ohne eigene Luftversorgung aus der Tiefe aufzusteigen oder zum Buddy zu schwimmen, der nicht in unmittelbarer Nähe ist.
Aus einer Laune heraus schnorcheln wir zu einem Badefloß. Und da gibt es eine straff gespannte Kette, die senkrecht in die Tiefe führt. Ein Ariadnefaden für Freitaucher sozusagen. Zwei Apnoetaucher, ein Gedanke. Hier wollen wir ausloten, wie weit es uns in die Tiefe führt.
Wie aus dem Lehrbuch von SSI schon herausgelesen, sichert der an der Oberfläche verbliebene Taucher den in der Tiefe verschwindenden Buddy….
Dass die Sicht eher eingeschränkt ist und das Wasser nach wenigen Tiefenmetern richtig kalt wird, stört uns nicht. Bis 12 Meter tauchen wir ab und genießen jedes Mal den Aufstieg entlang der Kette im Grün des Sees, hinauf in die strahlende Sonne. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Spätestens jetzt sind wir von der Freitauchidee absolut infiziert.
Das Label Subgear wurde 2015 aufgelöst und im Label Scubapro integriert. Die SSI Ausbildungsunterlagen gibt es mittlerweile nur noch online, nicht mehr in Buchform.
Beitrag erstellt 8.2012